Wie das Leben so spielt
Wie das Leben so spielt (IHausH)
Bärbel war im Prinzip eine Frohnatur. Zeit ihres Lebens wusste sie Hindernisse, die sich ihr in den Weg stellten, geschickt zu umfahren. Und sollte sie hin und wieder einen Zusammenprall mit Widrigkeiten erleiden, warf sie das nicht aus der Bahn. Sie akzeptierte das als einen Teil des Lebens und ihre positive Einstellung und ihr Humor ließen sie bald wieder mit neuem Mut in die Zukunft blicken.
So vergingen die Jahre. Bärbel machte die Erfahrung, dass jeder Lebensabschnitt seine Vor- und Nachteile hatte. Als sie zum Beispiel aus dem Berufsleben schied, sah sie sich nach weiteren Möglichkeiten um sich zu betätigen.
Sie fand verschiedene Angebote, die sie nach und nach ausprobierte und an denen sie ihre Freude hatte. Das Reisen hatte ihr immer Spaß gemacht - so verreiste sie. Sportliche Betätigungen, die sie zeitlebens ignoriert hatte, fanden jetzt Gnade vor ihren Augenk, auch eine Fremdsprache wurde von ihr wieder entdeckt. Sie lernte neue Bekannte kennen und konnte erfreuliche Dinge mit ihnen unternehmen. Sie war, kurz gesagt, mehr als Zufrieden mit ihrem Dasein.
Bis...ja bis...das Schicksal in die Speichen griff und sie unsanft aus ihrer Zufriedenheit herausgeschleudert wurde.
Es hatte sich vor einem Jahr angekündigt. Sie, die immer gern spazieren ging und auch wanderte, wurde plötzlich unsicher auf den Beinen. Sie nahm das Hinfallen auf der Straße oder in der Wohnung zur Kenntnis, schob das aber auf das Nichtaufpassen beim Gehen. Doch nach etlichen, teilweise schweren Stürzen, wurde es ihr dann doch unheimlich, sie suchte Orthopäden auf, der Erste verschrieb ihr einen Spazierstock, der auch nicht half, der Zweite meinte, orthopädische Schuhe könnten helfen, doch beide Experten hatten sich geirrt - leider.
Und dann kam etwas, an das Bärbel nie im Traum gedacht hätte. Eine Neurologin stellte nach gründlicher Untersuchung fest, das sie an einer Kleinhirn-Atrophie leidet. Mit dieser Diagnose konnte Bärbel zunächst nicht viel anfangen. Doch die darauf folgenden Wochen machten ihr schmerzhaft klar, was es damit eine Bewandnis hat. Ihr Gleichgewicht- und Bewegungskoordination war gestört - so einfach wurde ihr das von der Spezialistin erklärt.
Sie war von nun an auf einen Rollator angewiesen, mit dem sie draußen "wandern" konnte. In der Wohnung war sie auf diese Hilfe noch nicht angewiesen...aber - sie konnte keine Ausflüge mehr machen, Theater oder Konzertbesuche fielen fast immer flach...und das Schlimmste - sie konnte sich nicht in die Straßenbahn wagen, da sie beim Ein- und Aussteigen zu unsicher war, das Fahren mit dem Bus war wegen der hohen Stufen fast unmöglich.
Da ich Bärbel seit Jahren gut kenne, versuchte ich, ihr Mut zuzusprechen und dass sie die Unsicherheit überwinden wird - und muss. Auch dass sie die Hilfsbereitschaft der Menschen nicht unterschätzen sollte und sie die Hemmung überwinden muss, sie um Hilfe zu bitten, falls nötig.
Inzwischen ist einge Zeit vergangen. Bärbel gewinnt langsam ihre positive Einstellung zurück. auch ihr Humor lugt wieder um die Ecke. Und so ist sie denn hoffentlch auf dem Weg ihre Frohnatur langsam wieder zu gewinnen.
Ein Text von: IHausH
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