von froggy

Lebenslauf Kapitel 23

24. März 2010 in Weblogs

Kapitel 23

Mitte Dezember stand der Verwaltungsgerichtsprozess an.
Ich dachte mir, ein guter Zeitpunkt, so kurz vor Weihnachten
wird es wohl nicht so schlimm werden. Auch waren es bis zu
meiner Pensionierung nur noch 11 Monate Wartezeit.
Und so war es auch, der Vorsitzende sagte zwar: in ihrem Fall
gab es eigentlich nur rausschmeißen, aber wir haben uns
nicht dafür entschieden, sondern nur zur Dienstgradherabsetzung.
So verlor ich zwei Sterne behielt aber das große Ganze, meine
Pension, wenn auch um eine erhebliche Summe gekürzt.
Mein kleiner Einwand zu meinem Anwalt, man, wenn ich noch so
20 Jahre lebe zahle ich ja eine ordentliche Strafe gegenüber der Summe
die ich entwendet habe. Na, war nur eine Nebenbemerkung.
Jetzt war ich schon gut 2 ½ Jahre nüchtern und bemühte mich
um eine Krankenversicherung. Ich habe fast alle Versicherungen
in der Bundesrepublik angeschrieben, von einigen bekomme ich
noch heute das Freikuvert zurück, von überall nur Absagen,
das Versicherungsrisiko sei zu groß. In meiner Verzweiflung habe
ich sogar an das Bundesamt für das Versicherungswesen geschrieben.
Rückantwort: Pech, keine Versicherung ist verpflichtet jemand zu versichern.
Wie nun weiter, 70 % Beihilfe ist vorhanden, die restlichen 30 % bei einer
Arztrechnung muss ich alleine tragen, woher das Geld nehmen?
Mit der Versicherung Kontakt aufgenommen bei der ich früher war,
auch noch meine Pflegeversicherung hatte.
Der Vertreter kam vorbei und gab mir ein Antragsformular und sagte: nun lesen sie
sich das ganz in Ruhe durch und füllen es aus.
Und siehe da, bei der Frage: leiden sie an chronischen Erkrankungen? konnte ich
beruhigt „nein“ schreiben. Alkoholismus ist keine chronische Erkrankung.
Der Antrag wurde angenommen, auch brauchte ich keine Nachzahlungen leisten,
Endlich war ich wieder versichert. Krankheiten ihr könnt kommen.
Zwei Monate vor meiner Pensionierung wurde ich wirklich krank.
Ich bekam eine Schilddrüsenentzündung und ging mit dieser Krankheit
in die Pension. Bis zur Pension hatte ich noch Substanz im Bauch für
einen Neuanfang meiner Ehe. Aber es war von Seiten meiner Frau aus und
vorbei. Wenn ich in dieser ganzen „ Hoffnungszeit“ schon für eine neue
Beziehung bereit gewesen wäre, hätte ich mich über die verlorene Zeit
geärgert, für eine neue Beziehung war ich nicht in der Lage.
Noch nicht.

von froggy

Lebenslauf Kapitel 14

23. März 2010 in Weblogs

Kapitel 14

Bei aller Euphorie hatte ich meinen Magen vergessen.
Ich habe mit ihm erhebliche Probleme
wenn ich schaukelnden
Bewegungen ausgesetzt bin.
Meine Mutter hatte mir erzählt, wenn
sie früher mit mir im Omnibus gefahren ist,
wir öfters aussteigen mussten weil mir schlecht
wurde. Zu spät. Zur Sicherheit Tabletten gegen
die Seekrankheit gekauft, damit wird es gehen.
Auf dem Schiff erst einmal ordentlich was
gegessen, die Nacht und der Alkohol machten
Hunger, ich glaube sogar es gab Eisbein, bin mir
aber nicht sicher. Gegessen und die Tablette genommen.
Solange wir noch nicht auf „hoher See“ waren, ging alles gut.
Aber dann, wir hatten auch Windstärke 6, wurde mir schlecht,
schlechter, am Schlechtesten. Erbrechen war nicht möglich,
die Tablette verhinderte es. Von der Seefahrt habe ich nichts
mitbekommen, ich lag nur mit meinem Kopf auf der Tischplatte.
Die Gäste, die dort vor meinen Augen noch tanzten und lustig
waren, hätte ich erschlagen können.
Erst als wir vor Helgoland Anker warfen, konnte ich.
Alles kam raus, nur ich hatte vergessen vorher aus dem Speibecken
den Stöpsel zu ziehen, es war eine große Sauerei.
Ein Spaziergang über die Insel. Zollfreien Einkauf getätigt und
wieder rauf auf ein Schiff, ab nach Hörnum. Diese Überfahrt
habe ich, nun mit leeren Magen, gut überstanden.
In Hörnum angekommen war aber Ende mit der Seefahrt.
Das Schiff fuhr an diesem Tag nicht weiter nach Amrum.
Was nun, wir hatten uns im Datum geirrt. Auch eine Schulklasse
so 15 Schüler, saßen nun fest. Nach langem Palaver mit einen
Bootsbesitzer und für 150 DM, war er bereit uns nach Amrum
zu bringen. Die Summe wurde geteilt und die Reise konnte losgehen.
Vom Bootseigner wurde uns gesagt, er kann uns nicht bis zum Hafen
bringen, er würde uns an einem Vogelschutzgebiet anlanden, dort
ausbooten und wir finden dort eine Vogelwarte mit Telefon vor.
Gesagt getan. Ausgebootet, von den beiden Seeleuten wurden wir
die letzten Meter durch das Wasser getragen und nun zur Vogelwarte.
Natürlich verschlossen. Uns blieb nichts weiter übrig, eine Fensterscheibe
eingeschlagen, eingestiegen und mit dem Telefon Hilfe geholt.
Sehr spät am Abend, erschöpft endlich im schönen Ort Nebel bei
unserer Pension angekommen. In dieser Nacht wie Tote geschlafen.
Da war nix mehr so wie Verlobungsnacht oder so –lach.
Die folgenden 14 Tage verlebten wir einen traumhaften Urlaub.
1959 war auch ein traumhafter Sommer.
Eine Lehre für mich für die Zukunft : christliche Seefahrt Ahoi.
Langsam schaukelnde Schiffe werden von mir nicht mehr betreten.
Zurück in Berlin begann der Alltag und die Suche nach einer Wohnung.
Anfang der 60iger Jahre wurde viel gebaut, und wir wollten auch eine
Neubauwohnung mit Zentralheizung und Aufzug. Endlich raus aus den
Altbauten mit Ofenheizung, die wir bei unseren Eltern bewohnten.

von froggy

Lebenslauf Kapitel 15

23. März 2010 in Weblogs

Kapitel 15

Die Wohnungssuche war nicht einfach.
Da wir beide in Lohn und Brot standen,
war auch unser Einkommen zu hoch um
für eine preiswerte Neubauwohnung zu optieren.
Harte Sitten und Gebräuche. Mist.
Überall wo wir sogar Mieterdarlehen angeboten
haben landete wir auf Wartelisten.
Zusätzlich fehlte uns die wichtigste Voraussetzung,
wir waren nicht verheiratet und bekamen somit
nicht die Bescheinigung für den Bezug
einer Neubauwohnung. Es war schon am Verzweifeln.
Wir bemühten uns weiter, und setzten für unsere
Hochzeit den Oktober 1961 fest.
Als Ehepaar, die nicht zusammen lebten, sondern
noch bei den Eltern, hofften wir mehr Druck ausüben
zu können. Wir sparten unser Geld, leisteten uns jedoch
Urlaub.1960 fuhren wir mit der Bahn nach Spanien, an
die Costa Brava –Castelldefels -. Eine tolle Reise.
Mit dem Zug von Berlin nach Hannover, umsteigen und
nach Frankfurt, dort in einen Zug mit Schlafwagen bis nach Genf,
und dann in den französischen Zug „ Mistral“ bis Port Bou,
umsteigen und nach Barcelona. Dort wurden wir abgeholt.
Der Mistral (Rapide/TEE) war lange Zeit wegen der hohen Reisegeschwindigkeit von 127,7 km/h der schnellste Zug Europas.
den haben wir uns geleistet.
Auch dieser Urlaub war ein voller Erfolg.
Vor unserer Hochzeit wurden kleinere Brötchen gebacken. Mein
Bruder hatte sich einen VW gekauft, mit meinem
heutigen „Nicknamen-Auto“ wären wir keine Berge
hochgekommen- Quatsch -lach, aber ich wollte ihn ja auch verkaufen wegen dem Wohnungsgeld,
und so fuhren wir 1961 gemeinsam mit meinem Bruder und seiner Frau nach Kärnten,
an den Presseggersee. Seit dieser Zeit liebe ich auch nicht mehr
die Berge. Ansehen von unten ja, aber nichts mehr, ansonsten
versperren sie mir die Aussicht. Meine Ablehnung gegen Berge wuchs als
mich mein Bruder auf den Berg Polinik bei Obervellach im Mölltal
schleppte, weil er dort mal mit der „Kinderlandverschleppung“
1940/41 verschickt war. Der ist schließlich so 2800 Meter hoch, und ich da als Flachlandtiroler rauf. Nie wieder, Louis Trenker ade.
Ein Woche vor dem Bau der Mauer waren wir wieder in Berlin und
die Vorbereitungen für die zweite Fessel begannen.
Standesamtlich sowieso, aber auch kirchlich haben wir unseren Bund
besiegelt. Ein Ehepaar ohne eigene Wohnung, getrennt wohnend.

von froggy

Lebenslauf Kapitel 16

23. März 2010 in Weblogs

Kapitel 16

Im Oktober 1961 wurde geheiratet.
Zur gleichen Zeit bekamen wir eine
positive Nachricht für eine Wohnung,
unmittelbar in einer Nebenstraße.
Sogar 2 ½ Zimmer, Neubau, usw.
Wie also an die heran kommen?
Wir nahmen die jüngere Schwester meiner
nun Ehefrau –lach in den Antrag für das
Wohnungsamt als Mitbewohnerin auf, hatten Glück,
bekamen die Genehmigung.
Jetzt wurde die gesamte Einrichtung gekauft,
und als Einzugstermin der 1.1.1962 festgelegt.
Der ganz normale Ehealltag begann.
Kinder waren geplant, aber da mein Schwiegervater
sein Geschäft erst 1964 verkaufen wollte, übten wir
uns im Warten.
So nutzten wir auch diese Wartezeit und leisteten
uns noch eine größere Reise. Wieder mit meinem
Bruder und seiner Frau. 1963 starteten wir im VW-Käfer,
eine Rundreise. Von Berlin über Paris durch Frankreich,
Nordspanien nach Lissabon, Algarve nach Malaga.
Dort 14 Tage Pause. Zurück über die Ostküste von Spanien,
Frankreich, Schweiz und wieder Berlin.
Es kamen so rund 3500 KM zusammen.
Und alles mit vier Personen und Gepäck im Käfer!
Wie wir das bewerkstellig hatten, ist uns noch heute
ein Rätsel – lach.
1964 mietete ich mir einen Käfer und unser Urlaub
sollte an der Nordseeküste –Neuharlingersiel -stattfinden.
Leider war in unserer Urlaubszeit das Wetter nicht
seemäßig geeignet, Regen, Regen, Regen.
Viel im Auto gefahren, das „platte Land“ besichtigt. Dann hatten wir
die Faxen dicke und führen nach Bonn, dort wohnte
eine Cousine von mir, dort einige Tage gelebt und weiter
in die Eifel. Aber es war nicht unser Sommer, Urlaub ade
und nach Hause. Schwiegervater verkaufte sein Geschäft.
1965 machten wir gemeinsam mit Schwiegereltern eine
Reise zu Verwandten. Heidelberg nach Hessen, Großalmerode,
dem Geburtsort meines Schwiegervaters.
1966 kam dann unsere erste Tochter zur Welt.
Ich wäre sehr gerne bei der Geburt dabei gewesen,
aber damals gab es das noch nicht. Auch bei dem Namen,
egal ob Junge oder Mädchen, waren wir uns nicht einig,
ich ließ mich überraschen. Mein geheimer Wunsch war ein
Mädchen und er wurde erfüllt.
Nun waren wir eine kleine Familie mit all den normalen
Schwierigkeiten und Freuden.

von froggy

Lebenslauf Kapitel 17

23. März 2010 in Weblogs

Kapitel 17

Kurz vor der Hochzeit war auch meine Dienstzeit beim
Einsatzkommando beendet und ich wurde zu einem Polizeirevier
versetzt .Damit verbunden war auch ein neuer Dienstgrad.
Jetzt war ich Hauptwachtmeister und auch das Gehalt kam uns
zu Gute. Mein Revier hatte einen Spitzenmäßigen-Amtsbereich, es lag am
Kurfüstendamm, bequem zu Fuß von zu Hause aus zu erreichen.
Herz was wollte ich mehr.
Nun schön die Dienstzeit absitzen, vielleicht kann ich später im
gesetzten Lebensalter Wachthabender werden, mehr war damals
nicht möglich.
Meine Ehefrau blieb zu Hause, arbeiten war nicht möglich
Einen Kindergartenplatz suchten wir als unsere Tochter so zwei drei Jahre alt war,
den gab es aber nur für Kinder aus Familien
wo beide Elternteile arbeiteten. Toll. „ Normalos“ hatten keine Chancen.
Hier noch eine Anmerkung: die Anmeldung wurde entgegengenommen
und als unsere Tochter 6 Jahre alt war bekamen wir die Nachricht, jetzt
wäre ein Platz frei. Noch fragen? Nein, nur lachen.
1969 unsere 1.Flugreise, nun mit Kind, wir flogen nach Mameia/
Rumänien. Preiswert war angesagt.
Von Berlin durfte ich nicht abfliegen, also nach Hannover und von dort mit
dem Trecker der Lüfte, einer „Iljuschin 18“, aber wir sind angekommen
und auch damit zurück. Vor Ort, na ja, aber es hatte uns doch gefallen.
In der Zwischenzeit wurde geübt ein zweites Kind zu bekommen.
1970 hatte meine Frau eine Fehlgeburt, das heißt der Embryo war im
6 Monat abgestorben und es wurde eine Curretage gemacht.
Wir waren sehr traurig.
10 Tage später hatte meine Frau einen Abgang mit dem halben
Brustkorb des Embryos. Wir waren entsetzt, 10 Tage später, was haben die
im Krankenhaus gemacht? Was geschieht wenn sie ein neues Kind austrägt?
Ist dieses vielleicht behindert aufgrund des möglichen Fäulnisprozesses
in der Gebärmutter? Fragen über Fragen. Beschwichtigung machte unser
Hausarzt, aber wir blieben verunsichert.
1971 machten wir einen Urlaub in Tunesien, es war uns aber viel zu heiß dort.
Einmal und nie wieder, jedenfalls nicht 3 Wochen lang.
1972 war es dann soweit unsere zweite Tochter, auch wieder mein geheimer
Wunsch, kam gesund zu Welt. Das mit dem Namen wiederholte sich -lach.
Wir waren komplett. Ein späterer Wohnungswechsel ist nicht nötig, da zwei
Mädchen und sie hatten das halbe Zimmer.
Beruflich änderten sich die Beamtenlaufbahnen, neue Dienstgrade wurden
erfunden( geheime Gehaltserhöhungen) Ab 1967 gab es nun den Polizeimeister,
den Obermeister und den Hauptmeister.
Mit einer kleinen Verzögerung wurde ich Meister, sehr schnell 1969
Obermeister, und da ich so langsam aber sicher Karriere machte, 1972 Hauptmeister.
Der Aufstieg in den gehobenen Dienst stand an. Eine Auswahl und Prüfung für
den höheren Dienst hatte ich versemmelt, ich war nicht ganz bei der Sache und Hilden
im Münsterland lag mir wohl nicht-lach.
1974 erfolgte in Berlin die Polizeireform, die Reviere wurden abgeschafft und dafür Abschnitte gebildet. Für uns „ Altgediente“ entwickelte sich diese Reform als
Schuss in den Ofen, diese neue Form des Dienstes war nicht mehr „unsere Polizei“.
Ich blieb in Charlottenburg. Die Bahnhofswache Zoo wurde meine Dienststelle.
Ein Brennpunkt, in jeder Hinsicht.

von froggy

Lebenslauf Kapitel 13

23. März 2010 in Weblogs

Kapitel 13

Langsam näherte sich das Ende des Lehrganges,
ich hatte bestanden und auch meine
zukünftige Dienststelle wurde bekannt gegeben.
Ich kam zum Einsatzkommando Charlottenburg.
Genau, in das Kommando wo als Gruppenführer
der bekannte, spätere Kriminalbeamte und Todesschütze von
( Benno Ohnesorg) Kurras Dienst tat.
Ich kam aber in den 1. Zug, Kurras war Gruppenführer im 3. Zug,
wir sahen uns nur zu den Ablösungen.
Mir lag er von Anfang an nicht, ein sturer, zackiger
preußischer Kommisstyp.
Ich lernte den richtigen Polizeialltag kennen, ich war
ja nun auch einer - lach, und gewöhnte mich an den
24 Stunden Dienst, immer von Mittag zu Mittag, jeden
3. Tag. Das Einsatzkommando bestand aus drei Zügen,
so ergab sich die Dreischichtenregel.
Es wurde auch Zeit meine Freundin nun endlich meinen
Eltern vorzustellen. Meine Eltern wusste von ihr, hatten
ja auch ihre Telefonnummer. Aber ich wurde nicht gedrängelt
sie vorzustellen.
Am Geburtstag meiner Mutter kam ich vom Dienst und was musste
ich sehen, die komplette Familie saß am Kaffeetisch und mittendrin
meine Freundin. Ich war geplättet, stotterte meine Frage wie
sie denn hierher käme raus, worauf mein Bruder sagte, er habe
sie per Telefon eingeladen und sie ist gekommen, alles lachte.
Nun konnte ich nicht mehr zurück, wollte es ja auch nicht mehr.
Sie war die Frau mit der ich mein Leben verbringen wollte.
Auch meine Eltern waren von ihr begeistert, und auch meine Freundin
von meinen Eltern. Da war nichts, nicht jetzt und auch nie später,
böse Schwiegermütter kannten wir beide nicht.
Beide Elternteile lernten sich kennen, na und die erste Fessel- lach,
sollte angelegt werden, unsere Verlobung.
Als Termin wurde der 2. Mai 1959 festgesetzt. Damals war es ja noch
eine größere Aktion, so mit Einladungskarten drucken:
Hiermit geben wir die Verlobung unserer Tochter mit Herrn
……bekannt.
Wir schlossen unseren 1. Sparvertrag ab, wir brauchten ja Geld
für die 1. Wohnungseinrichtung, wenn wir dann eine Wohnung
bekommen würden.
Aber erstmal führen wir in unseren 1. gemeinsamen Urlaub.
Wir hatten uns die Insel Amrum ausgeguckt, wir beide lieben
ja das Wasser. Das Jahr 1959 bescherte uns auch ein super Wetter.
ein Jahrhundertsommerwetter
Mit der Bahn nach Hamburg, dort wohnte eine Cousine von
meiner, nun Verlobten, da wollten wir übernachten um am nächsten
Morgen mit einem Schiff „ Wappen von Hamburg“ nach Helgoland
schippern, von dort mit einem anderen Schiff über Sylt/ Hörnum nach
Wittdün /Amrum. So war es geplant.
Die Begrüßung bei der Cousine toll, und wir saßen mit
alkoholischen Getränken so bis 03.00 Uhr zusammen und
es wurde gequatscht, gequatscht, und ich goss mir ordentlich
was auf die Lampe.
Der Schlaf war kurz, das Schiff legte ja um 07.00 Uhr ab.
Rauf auf den Kahn und eine Seefahrt die ist lustig!
Nur nicht für mich.

von froggy

Lebenslauf Kapitel 19

23. März 2010 in Weblogs

Kapitel 19

Ich entwickelte mich vom Alkoholiker
Delta –Typ zum Gamma-Typ.
Ich brauchte das Zeug, ohne ging nichts mehr.
Meinen Dienst habe ich mit Hilfe meiner
Kollegen gut hinbekommen, weil ich
so ein „dufter“ Typ und sehr guter Vorgesetzter
war deckten sie mich. Leider. Sie betrieben
„Kameraderie“
Nach dem Bahnhof Zoo bekam ich eine
andere Dienststelle, abgesetzt vom „Mutterhaus“,
nun konnte ich erst Recht Schalten und Walten.
Auch meine Frau wurde immer
hilfloser und sie entwickelte sich zu einer
Co-Alkoholikerin par exellenz.
Ich steuerte auf meinen Zusammenbruch hin.
Jeden Tag Feierabend um 15 Uhr, auf dem
Heimweg schnell zu Hoffman rein und Wein
gekauft, Schnaps vertrug ich nicht mehr.
Der Wein, das Billigste was es gab, Hauptsache viel,
sogar aus dem Tetrapack.
Vermutlich waren auch Weinähnliche Getränke
dabei. Nach Hause und gleich ein Glas
mit kalter Selters gemischt, und getrunken,
später habe ich auf die kalte Selters verzichtet
und den Wein, so war wie er war in mich rein-
geschüttet. Wichtig war, der Kick musste kommen.
Durch den ständig benötigten Alkohol bekam
ich natürlich Geldschwierigkeiten.
Ich log und betrog, wurde ein Weltmeister
im Verdrängen. Jeder „nasse“ Alkoholiker
ist ein perfekter Schauspieler ohne Ausbildung.
Es kam wie es kommen musste. Ich griff in die Kasse
meiner Dienststelle. Ich wollte mir Geld ja nur bis
zum Gehaltstag „ ausborgen“ Soweit hatte ich meinen
Verstand schon versoffen, dass ich nicht mehr zwischen Recht
und Unrecht unterscheiden konnte.
Meine Tat wurde entdeckt, ich wurde sofort suspendiert.
Meine berufliche Zukunft sah nicht gut aus.
Diebstahl = Entlassung.
Die Sozialbetreuung der Polizei nahm sich meiner an.
Meine Frau, meine Familie fiel aus allen Wolken.
Der Höhepunkt und das Ende meiner Ehe war, als ich und
meine Tat später auf der Titelseite einer Berliner Zeitung
zu lesen war.
Die Sozialbetreuung wollte mich zu einer Langzeittherapie
verschicken, nun stellte sich heraus, es gab außer der Beihilfe
keinen Kostenträger, ich hatte seit Jahren keine
Versicherungsbeiträge mehr für meine Private Krankenkasse
bezahlt und war gekündigt.
Was nun?
Ein Abstinenzverein in Berlin hatte eine ambulante Tagestherapie
über 6 Wochen für 42 DM Verpflegungsgeld in der Woche.
Diese Therapie war meine Lösung und im Nachhinein meine
Lebensrettung.
Von morgens 07.30 Uhr bis abends nach einer Gruppe gegen
22 .00 Uhr erst wieder zu Hause.
Todmüde und kaputt ins Bett und am nächsten Tag das gleiche
Prozedere, 6 Wochen lang einschließlich Samstag/Sonntag.
Bett ist gut, seit meinem Tiefpunkt schlief ich im Wohnzimmer
auf der Couch. Auch herrschte, verständlich, ein Klima so eisig
wie die Arktis und Antarktis zusammen.
Aber ich wollte nüchtern werden, ich wollte leben.

von froggy

Lebenslauf Kapitel 21

23. März 2010 in Weblogs

Kapitel 21.

Die Wohngemeinschaft war in einem Bezirk,
mit dem ich früher nie etwas zu tun haben wollte.
"Kreuzberg". Leute die dort wohnten waren nicht
meine Welt, so ein „ goldener Reiter“ war ich.
Völlig bekloppt und abgehoben was Menschenkenntnis betraf.
Nun wurde ich selbst Bewohner eines solchen Bezirks.
Das Haus, von außen als wäre der letzte Bombenangriff
von 1945 gerade gestern gewesen. Zwei Hinterhöfe.
Eine Wohnung: 1 Zimmer, eine Küche, ein Flur.
Ofenheizung, Einfachfenster. Der Blick aus den Fenstern
direkt auf einen Friedhof. Der Blick auf den Haushof, ein Zillemilieu, es fehle nur noch der Leierkastenmann. Diese Wohnung teilte ich mir mit noch
einem Alkoholiker. Meine Frage an ihn, wo ist denn die Toilette?
beantwortete er mit: eine halbe Treppe tiefer und sie wird
auch von den Nachbarn genutzt.
Wo war ich hier bloß hingeraten, jetzt war ich wirklich am Ende.
16 WG Bewohner waren wir, im Lebensalter von 20 bis zu mir.
Ich hatte nur das Privileg, ich war der „Alterspräsident“.
Ich musste mich nun täglich im Verein aufhalten und auch bei bei meiner
Sozialbetreuung. Ich konnte für meine Zukunft noch keine Pläne
machen, beruflich war alles unklar. Mein Gehalt wurde gekürzt,
na prima, meine Frau forderte Unterhalt, rosige Zeiten.
Da ich finanziell nicht klar kam, verdingte ich mich als
Leiharbeiter ( Sklave). Da ich aber, außer Beamter, nichts gelernt
hatte, war es nicht ganz so einfach einen Job für mich zu finden.
Ich wurde eingesetzt als Fließbandarbeiter bei der Fa. Herlitz,
einsortieren von Bleistiften, Kugelschreiber.
Dann wurde ich in einer Zigarettenfabrik beschäftigt, einer Papierfabrik
und zum Schluss, in einer Fleischwaren Fabrik im Rauch.
Ich kann es nicht empfehlen im Rauch zu arbeiten, kalter Rauch
stinkt grauenvoll, und ist auch kaum aus der Haut zu bekommen,
trotz duschen, duschen, duschen.
Ich verdiente zwar gutes Geld, durfte aber nur die Differenz meines
gekürzten Gehalten behalten. Stundenlohn so 4 DM. Aber die brauchte
ich. So habe ich als Beamter auch das Arbeiterleben kennen gelernt.
Die ganze Zeit über hatte ich noch mein Auto behalten und so war
es mir ein Leichtes die verschiedenen Arbeitsstellen zu erreichen.
Ach so ja, den Käfer hatte meine große Tochter leider zu Schrott
gefahren, ihr ist Gott sei Dank nichts geschehen, aber der Käfer war
nicht mehr zu retten. Ich kaufte mir damals wieder einen kleinen Engländer,
gebraucht, und der begleitete mich seit meiner Bahnhofszeit.
Dann musste ich die Nebenbeschäftigung aufgeben, mein Gerichtstermin
stand an. Ich hatte Glück, nur 6 Monate Haft auf 3 Jahre Bewährung.
Nun kam noch das Verwaltungsgericht, das konnte mir die
Beine wegziehen. Ich war zwar Beamter auf Lebenszeit, aber das
Delikt ?????
Die Sozialbetreuung bemühte sich für mich wieder eine Dienststelle
zu finden, auch davon hing mein Verbleiben bei der Polizei ab.
Ein ganzes Jahr wohnte ich nun schon in der WG. Im Stillen hatte ich die
irrationale Hoffnung, irgendwann kommt ein Anruf mit den Worten:
„komm nach Hause“, Dieser Anruf kam nie.

von froggy

Lebenslauf Kapitel 22

23. März 2010 in Weblogs

Kapitel 22

Eine neue Dienststelle wurde gefunden,
dieser Direktionsleiter hatte Ahnung vom
Alkoholismus und er konnte mich gebrauchen.
Im Mai durfte ich wieder anfangen.
Ich bekam auch wieder mein volles Gehalt und
konnte mir eine Wohnung suchen.
Da ich jedoch kein Geld für eine Wohnungseinrichtung
hatte, kam für mich nur ein Apartment in Frage.
Ich fand ein schönes Apartment in Süden von Berlin,
ich hatte schon immer ein Faible für die südlichen Bezirke
von Berlin, und im Juni zog ich dort ein.
Da ich durch die Bereitschaftspolizei sehr autark und
autonom für das alltägliche Leben war, na ja bis auf
Knöpfe annähen ohne eine Verletzung zu erleiden,
fiel mir das Single-Leben nicht schwer.
Meine Töchter hatten auch wieder zu mir gefunden,
ich habe um Verzeihung gebeten, mehr konnte ich nicht
tun, und sie haben mir verziehen. Ich wurde wieder Papa
und Vater. Mit meiner Frau blieb der Zustand unverändert kühl.
Wir hatten uns geeinigt, Scheidung wäre aufgrund unseres
Lebensalters Unsinn, sollte sich jedoch einer von uns
verheiraten wollen, ist eine Scheidung kein Problem.
und Vorteile haben wir beide. Gehe ich vor ihr, bin ja
drei Jahre älter, ist die Witwenrente höher als der von mir
freiwillig gezahlte Versorgungsausgleich.
Vater Staat wird nichts geschenkt. Geht sie vor mir, nehme ich
das Geld aus der einen Tasche und stecke es in die andere Tasche.
Mit zunehmendem Alter, im Fall eines Falles sind ja doch die Kinder
und Enkelkinder die Nutznießer –lach.
Ich hatte sowieso auf alles verzichtet, eine Teilung
des Hausrats usw. kam nicht in Frage. Auch auf Erbansprüche
hatte ich zu Gunsten der Töchter verzichtet.

von froggy

Lebenslauf Kapitel 20

23. März 2010 in Weblogs

Kapitel 20

Die 6 Wochen vergingen, ich
besuchte weiter den Verein und auch
die Sozialbetreuung, denn ein Gerichtsprozess
stand mir ja noch bevor.
Meine Frau trat eine Kur an, die hatte aber nichts
mit mir zu tun, sie hatte sie schon vorher
beantragt. Nun war sie für 4 Wochen weg, verbat
sich jeden Kontakt, noch nicht einmal per Telefon.
Ich verfiel jetzt mit langsam nüchternem Kopf
in Selbstmitleid. Zusätzlich kam meine Gefühlswelt
zurück. Ich war oft das heulende Elend in meiner
Einsamkeit. Weiterhin fing ich an wieder meine Frau
zu lieben wie am Anfang unserer Ehe.
Es war zum Verzweifeln. Auch war keiner da, der mir
vielleicht einmal sagt. „du schaffst das schon“. Auch nach
einer Berührung sehnte ich mich, nur eine Hand auf die Schulter
legen, mehr doch nicht. Überall nur Leere um mich herum.
Auch die Kinder hatten sich zurückgezogen.
Der Gedanke an einen Suizid, weil ja die Zukunft, Ehe und Beruf,
hoffnungslos war, reifte in mir.
14 Tage bevor die Kur meiner Frau beendet war habe ich es nicht
mehr ausgehalten und ich habe angerufen.
Ich habe ihr nur gesagt: ich brauche dich, weil ich dich liebe!
Sie hat gelacht, dieses Lachen tat mir weh, ich kannte ja ihr
lachen, dieses Lachen war reine Ablehnung.
Mein Abstinenzverein hatte eine Wohngemeinschaft wo
obdachlose Alkoholiker während und nach ihrer Therapie
wohnen konnten. Ich fragte in meiner Verzweiflung ob auch
für mich die Möglichkeit besteht dort einziehen zu können.
Ich kann in der ehelichen Wohnung nicht verbleiben,
die Gefahr, dass ich mich umbringe würde näher rücken.
Meinem Wunsch wurde Rechnung getragen, ich sollte
jedoch erst die Rückkehr meiner Frau aus der Kur abwarten
und ein Gespräch über eine gemeinsame Zukunft führen.
Dieses Gespräch fand statt, ohne Erfolg für mich.
Am nächsten Tag habe ich meine Sachen gepackt, so drei
große Mülltüten mit meiner Bekleidung und einem kleinen Koffer
mit persönlichen Papieren. Weiterhin ein Essbesteck und ein
Essbrett, ich wusste ja nicht ob diese Gegenstände in der WG
vorhanden sind. Einen Abschiedsbrief geschrieben und den
mit meinen Schlüsseln auf den Tisch gelegt, mich mit Tränen
in den Augen von meiner Katze verabschiedet, durch alle
Räume gegangen, die Wände gestreichelt, und die Wohnungstür
hinter mir zugezogen. Ich bin aus meinem Leben gegangen.

von froggy

Lebenslauf Kapitel 18

23. März 2010 in Weblogs

Kapitel 18

Von nun an ging es bergab.
Alkohol fing an eine Rolle
in meinem Leben zu spielen.
Erst unbemerkt aber doch.
Das Familienleben, das Aufwachsen der
Kinder, ihre Schule usw. wie in allen
anderen Familien. Ferien verbrachten wir
nun hauptsächlich auf der Insel Fanö in
Dänemark und in Bad Harzburg. Dort hatte
mein Bruder eine Eigentumswohnung.
Flapsig gesagt: wir führten ein stinknormales Leben.
Beruflich, wie ich sagte, Karriere im
gehobenen Dienst. nach 6 Jahren Bahnhof Zoo
zurück zum „ Mutterhaus“, und Dienst auf dem Abschnitt.
1974 starb mein Schwiegervater und wir erbten seinen
VW-Käfer. So konnten wir nun öfters ohne große
Schwierigkeiten Schwiegermutter besuchen fahren.
1979 hatten meine Eltern ihre „Goldene Hochzeit“
Es wurde groß in Bad Harzburg mit allen Verwandten
gefeiert. Eine Woche danach hatte meine Mutter einen
Eisenbahnunfall, ohne größere Folgen, erlitt aber einen
Herzinfarkt und verstarb daran.
1983 folgte ihr mein Vater. Er starb an Nierenversagen und
Demenz. Die Wohnung meiner Eltern konnten wir für
unsere älteste Tochter mieten, und sie zog dort ein.
Die Miete zahlten wir, weil Töchterchen noch nicht soviel verdiente.
1985 machten wir mit der jüngsten Tochter eine Reise nach
Frankreich, Schlösser an der Loire besichtigen- und eine Woche
Badeurlaub am Atlantik. Ein wunderschöner Urlaub.
1986 unsere „Silberne Hochzeit!
Wir flogen für eine Woche nach Lissabon.
Schon bei unserem ersten Besuch 1963 hatten wir
die Stadt lieben gelernt. Sie hatte sich natürlich
verändert( Nelkenrevolution), aber noch immer liebenswert.
Langsam aber sicher nahm der Alkohol eine immer
größere Rolle in meinem Leben ein.
Ich entwickelte mich zum Alkoholiker vom Delta-Typ.
Später hat mir meine Frau erzählt, unsere Ehe begann zu
kriseln, nur ich hatte es nicht bemerkt, für mich war noch
immer alles in Ordnung.
Ein Urlaub in Griechenland-Insel Patmos- und auch ein
Kurzurlaub nach Budapest verbesserte nicht mehr unsere Ehe.
Nur ich war noch immer ahnungslos, oder wollte es nicht
wahrhaben.

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