Lebenslauf Kapitel 20

Kapitel 20

Die 6 Wochen vergingen, ich
besuchte weiter den Verein und auch
die Sozialbetreuung, denn ein Gerichtsprozess
stand mir ja noch bevor.
Meine Frau trat eine Kur an, die hatte aber nichts
mit mir zu tun, sie hatte sie schon vorher
beantragt. Nun war sie für 4 Wochen weg, verbat
sich jeden Kontakt, noch nicht einmal per Telefon.
Ich verfiel jetzt mit langsam nüchternem Kopf
in Selbstmitleid. Zusätzlich kam meine Gefühlswelt
zurück. Ich war oft das heulende Elend in meiner
Einsamkeit. Weiterhin fing ich an wieder meine Frau
zu lieben wie am Anfang unserer Ehe.
Es war zum Verzweifeln. Auch war keiner da, der mir
vielleicht einmal sagt. „du schaffst das schon“. Auch nach
einer Berührung sehnte ich mich, nur eine Hand auf die Schulter
legen, mehr doch nicht. Überall nur Leere um mich herum.
Auch die Kinder hatten sich zurückgezogen.
Der Gedanke an einen Suizid, weil ja die Zukunft, Ehe und Beruf,
hoffnungslos war, reifte in mir.
14 Tage bevor die Kur meiner Frau beendet war habe ich es nicht
mehr ausgehalten und ich habe angerufen.
Ich habe ihr nur gesagt: ich brauche dich, weil ich dich liebe!
Sie hat gelacht, dieses Lachen tat mir weh, ich kannte ja ihr
lachen, dieses Lachen war reine Ablehnung.
Mein Abstinenzverein hatte eine Wohngemeinschaft wo
obdachlose Alkoholiker während und nach ihrer Therapie
wohnen konnten. Ich fragte in meiner Verzweiflung ob auch
für mich die Möglichkeit besteht dort einziehen zu können.
Ich kann in der ehelichen Wohnung nicht verbleiben,
die Gefahr, dass ich mich umbringe würde näher rücken.
Meinem Wunsch wurde Rechnung getragen, ich sollte
jedoch erst die Rückkehr meiner Frau aus der Kur abwarten
und ein Gespräch über eine gemeinsame Zukunft führen.
Dieses Gespräch fand statt, ohne Erfolg für mich.
Am nächsten Tag habe ich meine Sachen gepackt, so drei
große Mülltüten mit meiner Bekleidung und einem kleinen Koffer
mit persönlichen Papieren. Weiterhin ein Essbesteck und ein
Essbrett, ich wusste ja nicht ob diese Gegenstände in der WG
vorhanden sind. Einen Abschiedsbrief geschrieben und den
mit meinen Schlüsseln auf den Tisch gelegt, mich mit Tränen
in den Augen von meiner Katze verabschiedet, durch alle
Räume gegangen, die Wände gestreichelt, und die Wohnungstür
hinter mir zugezogen. Ich bin aus meinem Leben gegangen.

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