Lebenslauf Kapitel 19

Kapitel 19

Ich entwickelte mich vom Alkoholiker
Delta –Typ zum Gamma-Typ.
Ich brauchte das Zeug, ohne ging nichts mehr.
Meinen Dienst habe ich mit Hilfe meiner
Kollegen gut hinbekommen, weil ich
so ein „dufter“ Typ und sehr guter Vorgesetzter
war deckten sie mich. Leider. Sie betrieben
„Kameraderie“
Nach dem Bahnhof Zoo bekam ich eine
andere Dienststelle, abgesetzt vom „Mutterhaus“,
nun konnte ich erst Recht Schalten und Walten.
Auch meine Frau wurde immer
hilfloser und sie entwickelte sich zu einer
Co-Alkoholikerin par exellenz.
Ich steuerte auf meinen Zusammenbruch hin.
Jeden Tag Feierabend um 15 Uhr, auf dem
Heimweg schnell zu Hoffman rein und Wein
gekauft, Schnaps vertrug ich nicht mehr.
Der Wein, das Billigste was es gab, Hauptsache viel,
sogar aus dem Tetrapack.
Vermutlich waren auch Weinähnliche Getränke
dabei. Nach Hause und gleich ein Glas
mit kalter Selters gemischt, und getrunken,
später habe ich auf die kalte Selters verzichtet
und den Wein, so war wie er war in mich rein-
geschüttet. Wichtig war, der Kick musste kommen.
Durch den ständig benötigten Alkohol bekam
ich natürlich Geldschwierigkeiten.
Ich log und betrog, wurde ein Weltmeister
im Verdrängen. Jeder „nasse“ Alkoholiker
ist ein perfekter Schauspieler ohne Ausbildung.
Es kam wie es kommen musste. Ich griff in die Kasse
meiner Dienststelle. Ich wollte mir Geld ja nur bis
zum Gehaltstag „ ausborgen“ Soweit hatte ich meinen
Verstand schon versoffen, dass ich nicht mehr zwischen Recht
und Unrecht unterscheiden konnte.
Meine Tat wurde entdeckt, ich wurde sofort suspendiert.
Meine berufliche Zukunft sah nicht gut aus.
Diebstahl = Entlassung.
Die Sozialbetreuung der Polizei nahm sich meiner an.
Meine Frau, meine Familie fiel aus allen Wolken.
Der Höhepunkt und das Ende meiner Ehe war, als ich und
meine Tat später auf der Titelseite einer Berliner Zeitung
zu lesen war.
Die Sozialbetreuung wollte mich zu einer Langzeittherapie
verschicken, nun stellte sich heraus, es gab außer der Beihilfe
keinen Kostenträger, ich hatte seit Jahren keine
Versicherungsbeiträge mehr für meine Private Krankenkasse
bezahlt und war gekündigt.
Was nun?
Ein Abstinenzverein in Berlin hatte eine ambulante Tagestherapie
über 6 Wochen für 42 DM Verpflegungsgeld in der Woche.
Diese Therapie war meine Lösung und im Nachhinein meine
Lebensrettung.
Von morgens 07.30 Uhr bis abends nach einer Gruppe gegen
22 .00 Uhr erst wieder zu Hause.
Todmüde und kaputt ins Bett und am nächsten Tag das gleiche
Prozedere, 6 Wochen lang einschließlich Samstag/Sonntag.
Bett ist gut, seit meinem Tiefpunkt schlief ich im Wohnzimmer
auf der Couch. Auch herrschte, verständlich, ein Klima so eisig
wie die Arktis und Antarktis zusammen.
Aber ich wollte nüchtern werden, ich wollte leben.

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