Rieke twiefelt

Rieke twiefelt!

An einen düsteren Novemberabend is oll Rieke man schwer to Rauh kamen, un an'n annern Morgen väl to früh un schweitnatt wedder upwakt. 'N fürchterlicher Droom hett ehr nächtens quält un wat ehr süss selten passieren deiht - se wüßt noch genau, wat dat för ne Geschicht west ist, de ehr so dull tausett hett.
Dat füng dormit an, dat se dulle Weihdag harr. Mühsam is se ut dat Bett kroppen un wull sick, as se dat ümmer makt, in ehr lüttes Bad Tähnen putzen, sick waschen, mit Krem inschmeeren un wat man morgens noch so maken deiht. Süss hett se dat ümmer noch henkregen, ok wenn ehr dat mitunner suer worden is. Doch nu güng gor nix. Se künn nich loopen, de Bein wullen ehr nich miehr gehorchen un se kröp up alle Vieren in dat Bad. Dor künn se de Arm nich bören un kem nich ut dat Nachthemd rut. Up'n Lokus versöchte se vergäbens, sick den Achtersten aftowischen, se künn dor nich miehr ankamen. Tähnen putzen un waschen - dat güng ok nich miehr. Antrecken - dat wier nich to maken. De Tranen leepen as son Waterfall öwer ehr Gesicht. Se kröp wedder in ehr Bett, öwer irgendwann füng ehr Mag' an tau knurren. Mühsam hett se sick up ehr Beinen stellt un is nah de Koeck schlarpt. Se kek in den Brotkorf, öwer de wier leddig. Se makte den Käuhlschapp up - dor wier nix in. Wo se ok nahsöchte, wat ton Äten fünn se nich. "Du möst woll inköpen gahn!", schöt ehr dat in den Kopp. Se güng so as se wier ut de Dör, kem öwer nich wiet. 'N Nawer füng ehr af un bröchte se in ehr Wahnung tröch. "Sie können doch nicht im Nachthemd draussen herumlaufen", meinte he.
Wieso se denn plötzlich vör 'ne Doktersch up'n Stauhl sitten de, dat weit se nich, öwer wat de ehr an den Kopp schmetten hett, dat hett se behollen. "Sie sind ein Pflegefall, sie können sich gar nicht mehr selbst versorgen. Sie müssen in's Heim. Wieviel Rente bekommen sie? Wer übernimmt die zusätzlichen Kosten von etwa eintausend Euro monatlich? Keiner? Dann können wir sie nur in ein osteuropäisches Heim schicken, die sind billiger". Oll Rieke dacht, ehr dröppt de Schlag, öwer bevör se wat dortau seggen künn, wör se von twei Kierls in 'ne Zwangsjack steckt un süll aftransportiert warden. Se versöchte to schriegen, kreech öwer kum einen Ton rut. Se wrangte rüm un wull sick wehren - dor wör se waak un de böse Droom harr ein Enn nahmen.
Is he würklich to Enn? Rieke kann nich so recht doran gloewen. Ein Bericht ut dat Kiekschapp lött ehr twiefeln. Dor hem se an den vörigen Abend wiest, wat mit olle un kranke Lüd passiert, de keinen hem, de ehr pläägen un de ok de horrenden Kosten för ein dütsches Heim nich upbringen kaenen. "Dat sünd schlimme Utsichten", denkt Rieke un will leiwer bewör ehr sowat passiert.... Rieke holl up! Noch is dat nich so wiet.

Helga Niemann-Gau

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