St. Pauli mal ganz nüchtern

(Fortsetzung)
– Wenn meine Erinnerung heute nach ca. 30 Jahren noch zutreffend ist, dann besuchten wir noch einige einschlägige Lokale, alles ohne besondere Vorkommnisse. Nur an das letzte Etablissement kann ich mich genau erinnern, da es unsere Selbstbeherrschung doch arg auf die Probe stellte. Besagtes Lokal lag ziemlich am Ende der Großen Freiheit, und die Durchsage der Türsteher-Kollegen war anscheinend noch nicht bis hierher vorgedrungen, denn der dort zuständige Animateur kam uns in der gewohnten Manier entgegen: „Jaaaaa, da seid ihr ja endlich, drei stramme Jungs, auf die die Mädels da drinnen so lange gewartet haben. Denn man rein hier, den ersten Schnaps gebe ich für euch aus .....!“ usw. usw. Dabei faßte er mich am Ärmel und wollte mich unbedingt zum Eingang ziehen. Hätte er nicht machen sollen, denn Anfassen ist den Türstehern verboten. Ich schaute zunächst abwartend auf seine Hand und dann mit ernster Miene ihm in die Augen. „Ööööh, nun sei doch nicht so empfindlich. Tu dir doch nichts!“ Dabei ließ er mich wieder frei, und wunderte sich wahrscheinlich, daß ich jetzt ohne Zögern den beiden Kollegen folgte. Die waren nämlich schon im Lokal verschwunden. Drinnen wieder verhaltenes Kichern: „Du, der ist noch nicht informiert, wer wir sind!“ „Warte man ab, das hat man ihm inzwischen sicher geflüstert!“ Das bestätigte sich tatsächlich, als wir nach kurzer Zeit wieder draußen erschienen. Er kam ganz kleinlaut auf mich zu: „Ich möchte mich nur entschuldigen für das von vorhin, wußte ja nicht, wer Sie sind!“ Ich konnte nur noch stammeln: „Ja, ja, schon gut, schon gut!“ und folgte meinen beiden Kollegen so schnell ich konnte. Die hatten schon das Weite gesucht und verschwanden soeben eiligen Schrittes in einer Nebenstraße, d. h. sie waren außerhalb jeder Hörweite. Dort wieder versammelt entlud sich das, was man normalerweise einen Lachkrampf nennt, und zwar in einer Lautstärke, daß bestimmt einige Anwohner dieser sonst so ruhigen Nebenstraße im Schlaf gestört wurden. Nur Hans hing über einen Gartenzaun und hatte derartige Atemschwierigkeiten, daß seine Lache nur noch als periodisches Gequieke zu vernehmen war.
– Wir waren um ein Erlebnis reicher und fuhren ganz beruhigt nach Hause.

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