Es war einmal.......

Es war einmal....

Einst lebte ein kleines Mädchen, das mit neugierigen Augen die Welt betrachtete.
Es glaubte, daß überall Licht wäre und es nur gute Menschen gäbe und dass
das Leben wunderschön wäre.

Alles war für sie interessant. Jeder Tag, brachte für sie etwas Neues.
Sie sah Schiffe auf dem großen Fluß fahren, an dem ihre Stadt lag.

Raddampfer, Dampfschiffe, Wasserflugzeuge, Schleppkähne, die andere Kähne den Fluß rauf und runter hinter sich herzogen.
Einige kippten, bevor sie unter der großen Brücke durchfuhren, ihre Schornsteine, um ohne Schaden passieren zu können.

Sie sah voller Erstaunen, wie kräftige Flößer ihre zusammengebundenen Hölzer mit großer Geschicklichkeit durch die Untiefen des Rheins lenkten.

Vom Frankenwald kommend, fuhren sie bis nach Holland.
Dort, verkauften sie ihre Holzstämme.

Hatten sie ein gutes Geschäft gemacht, konnten sie hin und wieder mit der Eisenbahn in ihre Heimatdörfer, an der Wilden Rodach, zurückfahren,
Oft genug mussten sie auf Schusters Rappen ihren Weg nach hause zurücklegen.

Manchmal zogen Handwerksgesellen in ihrer malerischen Tracht, durch die Straßen der Stadt.

In weiten, schwarzen Sammethosen, schwarzen, enganliegenden kurzen Jacken mit goldenen Knöpfen, einen großen, breitrandigen Hut auf dem Kopfe, ein buntes Dreiecktuch kess um den Hals geschlungen, das Ränzlein auf dem Rücken und den Wanderstab in der Hand; so marschierten sie auch durch das Hafengebiet.

Besonders gefiel dem kleinen Mädchen der große, goldene Ohrring den sie trugen und die flotten Weisen, die sie auf ihren Mundharmonikas spielten.
Heitere junge Handwerks und Wandergesellen.

Eines Tages erschien hoch über ihr ein, einer riesigen Zigarre ähnliches, seltsames Luftgefährt. Es zog ruhig und wie selbstverständlich seine Bahn über den blauen Himmel.
Überall standen Menschen und blickten nach dem wunderlichen
Schiff in der Luft.

Sie staunten und lachten und redeten aufgeregt durcheinander.

Die Welt war voller Wunder. Voll schöner Wunder.

Wie vertraut war ihr ihr Viertel. Am Tage und auch abends, wenn die Gaslaternen angezündet wurden, wenn nach und nach die Lichter in den Häusern aufleuchteten.

In der Dämmerung flackerten an den heimkehrenden Pferdefuhrwerken Petroleumlampen. Der Autoverkehr war längst nicht so erdrückend wie heute.
An vielen Stellen der Stadt gab es noch die runden, kunstvoll gestalteten steinernen Pferdetränken.

Die schönsten Kaltblüter in prächtigstem Zaumwerk hatten die großen Bierbrauereien.

Das war alles einmal, vor der großen Zerstörung.

Dann kam eine Zeit, die sie nicht verstand und die alles von Grund auf veränderte.
Eines Tages brannte es in der Stadt. Sie sah die bestürzten Mienen ihrer Eltern.
Eines Morgens sah sie zerschlagene Schaufenster, Möbel lagen zertrümmert auf dem Trotteur.

Als sie eine vorübergehende Passantin erschrocken fragte, was das zu bedeuten hätte, bekam sie die Antwort:“ Das ist die Strafe für die Schlechten. Es ist der gerechte Zorn des Volkes. “

So wurde dem kleinen Mädchen beigebracht, daß es nicht nur Schönes sondern auch Böses in ihrer heilen, wenn auch nicht üppigen Welt gab.

Je älter sie wurde, um so öfter wurde sie mit diesem Bösen konfrontiert.
Nichts war mehr wie einst.

Angst, Misstrauen, Hass, Neid und viel Leid lernte sie kennen.
Menschen, die ihr vertraut waren, verschwanden und sie sah sie niemals wieder.
Andere traten mit hartem Schritt an ihre Stelle.

Später, viel später erkannte sie, daß es nie mehr so sein würde, wie es einmal gewesen war.
Aus dem Lebenswunder war ein Lebens und Überlebenskampf geworden.

Damals, wie heute.

Saskia777

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