Über die Lust am Schreiben

Man sitzt da. Eine leere Seite auf dem Bildschirm schaut uns an. Die Finger liegen auf den Buchstaben der Tastatur. Die Lust am Schreiben, sie ist da. Nur, wo bleiben die Gedanken? Da hatte man eben noch so viele Ideen, die Fantasie konnte tanzen und jetzt rennt man verzweifelt hinter ihr her. Die Gedanken sind fortgeflogen, wie bei einem Drachen, bei dem die Schnur zerriss. Man versucht das Ende des im Winde umherflatternden Schweifes zu erwischen; doch es gelingt nicht. Nun, auch gut so, man muss warten können, denn ein anderes Mal werden die wachen Stunden nicht ausreichen, um all das festzuhalten, was da strömt. Da heißt es jedoch: ordnen können, klug wählen, Worte austauschen, in sich geschlossene Sätze bilden, Abstand zum Geschriebenen wahren, Geduld und Ausdauer üben, die Lust am Schreiben zähmen, ohne sie jedoch kaputt zu machen.

Dann gibt es aber auch die wunderschönen Tage, an denen das Geschriebene fließt und man nichts verändern muss, wo die Form von selbst kommt. Das Herz jubelt beim nochmaligen Lesen, und das auch noch Tage und Jahre danach. Meistens erlebt man zusätzlich ein positives Echo. Das ist dann die "Reine Lust" in der man sich badet. Es ist das wohltemperierte Schaumbad des Schreibenden, aus dem er wiederum Kräfte sammelt, für jene Tage, an denen er Schwerarbeit leisten muss, wo die Hand sich verkrampft vom ewigen löschen.

Schreiben ist Lust und Qual - ist Dunkelheit und Helligkeit - ist Sonnenauf- und Sonnenuntergang - ist Schrei und Gesang - ist weiß, grau, schwarz und bunt.
Es ist der Blick nach Innen und nach Außen.
Schreiben ist Leben, Erleben und Erleben lassen.

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Ehrlich hat sie ihm geschrieben:Sie könnte glaubte sie, ihn lieben.Gemeinsamkeiten wie das Malen,mediterrane Sonnenstrahlen,Beat-Musik aus Jugendzeiten,Erörterungen übers Reiten...mit liebevollen Knuddelgrüßenwill er ihr den Tag versüßen.Materiell…

Kommentare

  1. Gibt es nicht zwei Gründe, um zu schreiben? Ich kann,erstens für mich schreiben, und zweitens für andere. Wenn ich für mich schreibe, will ich etwas los werden,will meinen Kopf frei machen von Gedanken die mich quälen, und von Problemen die mich bedrücken. Diese Motivation des Schreibens ist dann gegeben, wenn ich mit niemanden reden kann. Hinterher spüre ich Erleichterung und schaffe Platz für andere, positive Gedanken.
    Ich kann, zweitens für andere schreiben. Wenn ich für andere schreibe, möchte ich die Leser zum lachen, weinen oder zum nachdenken bringen. Dies gelingt mir aber nur, wenn ich deren Aufmerksamkeit errege. Ich muß also im Kopf ein Grundkonzept haben, muß überlegen welche Worte ich wähle und wie ich sie plaziere. Die ist manchmal schon geistige Schwerarbeit. Ich kann deshalb, die von dir geschilderte Situation,mit leerem Kopf vor leerem Blatt sitzen, verstehen. Aber das von dir-im Forum Poetentreff- geschriebene sehr schöne Gedicht ist der Beweis dafür, daß dieser Zustand vorrüber geht.
    Der Grund für das Entstehen dieser einfühlsamen Worte war, wie du schreibst, der Anblick des Mittelmeeres. Mir erging es vor Jahren auch so. Allerdings saß ich am Strand der Ostsee auf der Insel Rügen. Auch der Inhalt meines Gedichtes ähnelt sehr stark dem, was du geschrieben hast. Dies ist für mich der Beweis dafür, daß das Meer, egal welches, bei einem stillen Betrachter Gemütsbewegungen hervor ruft.
    Ich habe mein Gedicht vor längerer Zeit schon im Forum Poetentreff veröffentlicht. Da du aber bei uns Neuling bist, möchte ich es dir jetzt mit meinem Kommentar vorstellen.

    Gottesbande

    Einsam saß ich einst am Strande,
    hadernd mit der ganzen Welt,
    wollte knüpfen Gottesbande,
    schaut' hinauf zum Himmelszelt.

    Plötzlich die Gedanken flogen,
    sie entfernten sich von mir,
    hörte nicht des Meerswogen,
    war nicht da, war nicht mehr hier.

    Dort am Strand saß nur die Hülle,
    seelenlos und ohne Geist,
    dieser war in ganzer Fülle,
    hin zu "Ihm", zu Gott gereist.

    Einen schönen Tag wünscht dir webra.

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