"ER", wie angekündigt....

Ich habe SIE zunächst von oben nach unten beschrieben aus Gründen der Wiedererkennung und Zusammengehörigkeit beider Artikel soll ER nun in gleicher Weise behandelt werden, Altersgruppe - sechzig plus!
-Haare
...leider allzu häufig in kleineren und größeren Tranchen.. ausgegangen.... oft mit dem klassischen Vorteil, durch eine nach hinten verlängerte „Denkerstirn“ allgemein als intelligent, gesetzt und seriös zu wirken.

Der Variantenreichtum, restlichen haarigen Bewuchs auf Überlänge heranwachsen zu lassen, um ihn dann als kühn ondolierte Locke über vorhandene Kahlflächen großflächig zu verteilen ist gigantisch, setzt aber voraus, daß der Protagonist fortan vor Wind und Wetter zu schützen ist, im Grunde das gleiche Problem wie beim Toupetträger...insgesamt eine unschöne Entwicklung, jeden Morgen die Haare in der Bürste herauszufieseln, zu zählen.... bis zu einhundert, das wäre normal, doch manch einer kommt erst gegen elf Uhr in das Büro......leidet unter „Schockstarre!“

Es ist ein eminent wichtiges Thema, die „haarweise“ Entmannung...schrecklich!

Doch es gibt sie die ultimative Befreiung von jeglicher Schmach, sie ist absolut in und heißt: „rigoroser Kahlschlag“, also „Glatze“.

Die Frisur erledigt der nasse Waschlappen!

Der Friseur muß nur einmal den Schaum anrühren, das Aussehen wird zunehmend marzialisch, männlich, der Dreitagebart verstärkt harmonisch die Gesamterscheinung, natürlich auch nur nach vorheriger Typberatung, ohne wirkliche Alternativen.

-Gesicht
Bebrillt, ganz wichtig, hier darf nicht gespart werden. Ob randlos, dickrandig, rechteckig, handmade, knallig in Farbe und Design, sie ist ein Charaktermerkmal, kein Lesegerät, obwohl die Arme längst zu kurz geworden sind. ER trägt seinen „wonderbra“ (vegl. SIE) auf der Nase im sonst unifarbenen Erscheinungsbild. Oft hilft die sechzigpronzentige Tönung der Gläser die Tränensäcke der letzten Nacht an der Hotelbar, praktisch unkenntlich zu machen....
-Bauch

Anfänglich versucht er durch gezielten Einsatz der Bauchmuskeln in entscheidenden Momenten, dem optischen Erkennen dieser gewachsenen Schwachstelle zu entrinnen, es ist eine Zeitfrage, wie lange kann ER die Luft anhalten.
Phase zwei ist das leger offen getragene Sakko, das durch lose schwingenden Wamsteile links und rechts das corpus delicti etwas versteckt, jedenfalls nicht betont, wenigstens nicht in der Art daß von schweren Verletzungen ausgegangen werden muß, sollte ER den mittleren Knopf gewaltsam geschlossen halten.
Phase drei ist der Gang zum Schneider...zwei Übergrößen mehr und alles schlottert an ihm...besorgt wird er gefragt: „Sagen Sie, haben sie abgenommen?“ Es sind seine glücklichsten Momente im Selbstbetrug....
-Figur
Da waren wir eben schon, dennoch etwas genauer wäre angebracht. Der Anzug macht ja Sinn. Irgendwie unterscheidet er sich nicht mehr von seinen Mitbewerbern. Hier gilt gleiches, wie bei der Brille....teuer lohnt sich! Der knitterfreie Zwirn, der leichte Sommeranzug...ER fühlt sich einfach wohler!
„Anziehen“ ist das Gegenstück von „ausziehen und jetzt wird es ernst! Für ihn unerklärlich, befremdlich, fast unheimlich, im gleichen Maß, wie seine „Mitte“ wächst, nimmt der Umfang an Wade und Oberschenkel ab, selbst die Schultern wirken schmäler, der Hals dicker, auch kürzer, das Gesicht aufgedunsen, rötlich gefärbt....Panik, Verzweiflung und das nur, weil dieser dämlich Spiegel in diesem Etablisement bis zum Boden reicht....
ER ist in keinster Weise eitel, nein viel schlimmer, er ist entsetzt, seelisch gebrochen, denn als er zum letzten mal sich selbst im Spiegel sah, war das ein anderer....und er sehnt den Moment herbei, an dem er unter der leichten Tagesdecke verschwinden darf, seinen Kopf mit der Hand abstützen darf, sein liebevollstes Grinsen aufsetzen darf: „Schatz, liebst du mich noch?“
ER, der sensible, ahnungslose, arbeitsame, gutgläubige, treuherzige, ehemalige Geliebte, der auf Grund jahrelanger, unablässiger Ermahnungen, Verhaltensmaßregelungen, Aufforderungen zur Tat, Verbote, Gebote, fast taub geworden ist, er ist unschuldig daran, seine eigenen abgrundtiefen Schnarchgeräusche nicht mehr hören zu können, er ist auch unschuldig daran, daß er morgens, zur Stunde seiner größten Liebesfähigkeit, wild mit den Armen rudernd, seine Herzallerliebste nicht mehr findet, allergrößten Entzug dabei verkraften muß, denn sie schläft im Gästebett.

Er ist kleinlaut geworden, folgsam trottet er durch sein Dasein mit Schrecken registriert er, daß er in genau vierunddreißig Tagen seine Festung, seinen dicken Chefsessel aufgeben wird, sein Monument des Selbstbewußtseins verlassen wird um für immer und ewig heimzukehren, zu IHR, zur Göttlichen, die eigenartigerweise täglich jünger zu werden scheint, energiegeladen, (siehe SIE)
Die Gewichte der Waagschale....sie neigen sich in die andere Richtung. ER braucht jetzt Hilfe, seelischen Beistand, er braucht „Liebe“
„to be continued!“
© Psachno

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