Peter, ein Freund

Peter, ein Freund

Mit gemischten Gefühlen betrat ich gegen halb zwei nachmittags die Kirche. Wie lange schon war es her, dass ich zum letzten mal in einer Kirche war.
Heute ließ ich die Schwüle dieses letzten Maitages zurück, suchte in dem fast leeren Gotteshaus meinen Platz.

Sicher werden sehr viele Menschen kommen, ja ganz sicher. Mit vierundsechzig Jahren, sportlich aktiv und voller Pläne für den dritten Lebensabschnitt, von einer Sekunde auf die andere nicht mehr in diesem Leben zu sein, das berührt,
erinnert an die eigene Vergänglichkeit, macht Angst für Augenblicke und die Frage, in welcher Schublade die schwarze Krawatte liegen mag, wird für Augenblicke wichtigen Geschehen.

Ich werde mich ganz nach hinten verkrümeln.

Wer war ich schon in seinem Leben? Ein Freund, ein Studienkollege für ein paar Semester. Er hat sicher bessere Freunde, diejenigen, mit denen er lebte, gegen die er jährlich die Rangliste im Tennisclub ausspielte, mit denen er zum Skifahren fuhr, die zusammen am Stammtisch lachten und feixten.

Dennoch, am letzten Samstag, als ich die mittelgroße Todesanzeige in der AZ las und nicht glauben wollte, was ich las, mehrfach las, um ganz sicher zu gehen.
Peter K. aus M...., kein Zweifel.

Vorne rechts, neben dem Seitenaltar sein Bild, eine Fotografie, ca. 50/60 Zentimeter groß, die letzte Gewissheit, dass ich mich nicht verlesen, oder getäuscht hatte, er war es !

Für Momente Tränen in meinen Augen, lebendige Bilder unserer gemeinsamer Erlebnisse viele Jahre zurück.

Unser letztes Telefonat, ein, zwei Jahre zurück: „Ja, unbedingt müssen wir uns mal sehen.....machen wir.....versprochen!

Wir sahen uns, heute, am letzten Maitag des Jahres 2012......

© Psachno

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Kommentare

  1. Mich beschäftigt in diesem Zusammenhang der Gedanke an verpasste Gelegenheiten, ich hatte zwei derartige in meinem bisherigen Leben,bei denen aber
    das, was ich versäumt hatte mitzuteilen, zu erklären, schwerer wog. Ich hatte immer für mich die Ausrede: hat ja noch Zeit.Bis es eben keine Zeit mehr hatte. Also: leben, nichts auf die lange Bank schieben,und gut abwägen , wie wichtig der Kontakt zu diesem oder jenem Menschen ist!
    Freda

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