Im Mondschloss

Die Mondnacht war wie ein goldenes Schloss
gemacht,
Schwebend über der Zeit, mit offenen Toren himmelweit,
Mit Silbersaal an Saal gereiht,
Mit betressten Schatten, die waren die Diener und
Mohren,
Die hatten an Treppenbergen ihren Platz in Scharen,
Mit weißem Puder in blauschwarzen Haaren.

Du und ich, wir gingen wie die Lieder und Sagen,
Von der Mondmusik durch die Räume getragen.
Und ein Saal stand voll Berge mit Nebeln im Tal.
Drunten lag als Teppich ein Strom wie Stahl,
Eine Insel als Kissen und Pappeln als Wände.
Es spielten im Wasser vergoldete Hände.

Und zwei Augen ich tief im Mondschein fühlte,
Und eine Brust, die mir gern meine Sehnsucht kühlte.
Ich griff in die Leere, wie durch eine Wand,
Und hielt meiner Liebsten liebkosende Hand.

Max Dauthendey

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