... aus der Karlsruher Kommunalpolitik

Stadtverwaltung initiiert Mehrgenerationen-Wohnprojekt
Gemeinderat stimmte am 23.1.2007 einstimmig (CDU-Fraktion mit Bedenken) dem Interfraktionellen Antrag der GRÜNE-Fraktion und der FDP/Aufbruch für Karlsruhe-Fraktion zu:"Die Stadtverwaltung wird beauftragt, ein oder mehrere Grundstücke für Mehrgenerationen-Wohnprojekte auszuweisen und Initiativen, Baugruppen, Baugenossenschaften und freie Träger mit entsprechenden Konzepten zur Bewerbung um Realisierung eines solchen Projektes einzuladen."
Die Stadträtinnen der GRÜNE-Fraktion Anne Segor und Rita Fromm FDP/Aufbruch für Karlsruhe-Fraktion begründeten ihn.
Rita Fromm:
"Der demografische Wandel in Karlsruhe und sich verändernde Lebensformen, Familienstrukturen und Arbeitsbedingungen stellen die Stadtpolitik und die Stadtplanung vor neue Herausforderungen. Das Wohnen im Alter erhält eine neue Dimension, denn lt. Karlsruher Statistischem Jahrbuch 2006 war der Anteil der Bevölkerung über 65 Jahren
1995 17,8 %
2000 18,1 %
2005 bereits 19,3 % der ca. 275000 Menschen in unserer Stadt.
Innovative Wohnprojekte sind dringend gefragt. Auch von Einzelpersonen, Familien, jung und alt.
In Karlsruhe sind inzwischen verschiedene Modelle im Werden. Denn Menschen, die in unterschied-lichen Alters- und Lebensphasen miteinander in selbstbestimmter, sozialverantwortlicher und verbindlicher Nachbarschaft wohnen wollen, verlangen andere Wohn- und Siedlungsformen.
Vorarbeit hat seit Jahren (2002) die Wohninitiative ZAG e.V. / ‚Zukunft alternativ gestalten’ geleistet, der sich inzwischen ca. 50 Personen angeschlossen und das Senioren-Projekt Hofgarten in der Kaiserallee initiiert hat. Sie haben vielfältige praktische Erfahrungen gesammelt, die gilt es zu nutzen. Ein weiteres Beispiel ist die Architektengruppe B16 mit einem Investorenmodell neuer Art. In einer Veranstaltung des Stadtbauforums wurden Wünsche deutlich und den Mitgliedern des Planungs-ausschusses auf ihrer Informations-reise nach Düsseldorf, Münster und Dortmund sichtbar. Daraus ent-stand der gemeinsame Antrag von der GRÜNE- sowie FDP/Aufbruch für Karlsruhe-Fraktion ‚Mehrgenerationenwohnen-Wohnprojekt’:
Die Stadtverwaltung wird beauftragt,
1. ein oder mehrere Grundstücke für Mehrgenerationen-Wohnprojekte auszuweisen und
2. Initiativen, Baugruppen, Baugenossenschaften und freie Träger mit entsprechenden Konzepten zur Bewerbung um Realisierung eines solchen Projektes einzuladen.
Mehrgenerationenwohnen kann in Form von Miet- wie auch im Eigentumswohnen in Mehrfamilien- und Reihenhäusern – eigenverantwortlich verwaltet –gelingen, z. B. unter dem Dach eines Vereins, einer Stiftung, Genossenschaft, Baugesellschaft, je nach finanzieller Basis. Das erfordert von allen Beteiligten die Bereitschaft, Eigenschaften wie Verantwortlichkeit, Gemeinsinn, Kooperations-bereitschaft und Toleranz zu pflegen und zu fördern, damit eine verlässliche Nachbarschaft wächst. Jüngere helfen den Älteren bei Besorgungen oder schweren Arbeiten, die Älteren stehen den Jungen bei der Kinderbetreuung zur Seite. Menschen die selbständig, aber nicht allein, unabhängig, aber mit Verantwortung für andere leben und nur im Notfall, aber nicht „rundum“ versorgt sein wollen.
Entscheidend für das Gelingen ist die Zusammensetzung der Gemeinschaft, z.B. durch einen Drittelmix: 1/3 Personen über 55 Jahre, 1/3 Familien mit Kindern, 1/3 Paare ohne Kinder, Einzelpersonen unter 55 Jahren. Und damit es überschaubar bleibt, möglichst nicht mehr als 30 Personen in entsprechenden Hausformen.
Individuelle Vorstellungen von Nähe und Distanz, Gemeinsamen und Privatem werden so zu einem neuen Zusammenleben.
Mit diesem Antrag wollen wir die Wege dazu ebnen. Ich weise besonders auf die Erfahrungen des Städtischen Seniorenbüros, des Seniorenbeirats hin. Deren Ansätze für aktives generationsüber-greifendes Wohnen und Miteinander, ob für Neubauprojekte, eine Umgestaltung im „Bestand“ in Wohnanlagen wie auch generell bei Bürgerbeteiligungsverfahren tragen dazu bei. Und mit einer bau- und vertragsrechtlichen Begleitung kann die Stadt ihren Erfahrungsschatz in einen moderierten Planungsprozess einbringen.
So z.B. wie in Münster als Mieterprojekt und begleitet von einer städtischen Wohnungsbau-gesellschaft. In Dortmund in einer Bauherrengemeinschaft, die sich in einem Verein zusammen-geschlossen hat. In beiden Modellen war der Planungsprozess offen angelegt, um den künftigen Hausbewohnern möglichst große Freiräume zur Ausgestaltung ihres Hauses zu geben und durch eine externe Moderation begleitet. So kann ich mir das auch in Karlsruhe vorstellen.
Die FDP/Aufbruch für Karlsruhe-Fraktion begrüßt die Antwort der Stadtverwaltung, ein entsprechendes Projekt zu initiieren und zu unterstützen. Gerne begleiten wir politisch dieses zukunftsweisende Wohnen.
Es ist ein Modell, das Hoffnung weckt auf ein neues Miteinander."
Die Stellungnahme von Anne Segor folgt nach.

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