Pantomas
Der Teppichkauf
14. Januar 2013 in Weblogs
Für unseren Korridor wollten wir einen Läufer kaufen und keine Auslegware insgesamt. Wir spekulierten auf Meterware, die wir ungekettelt hinlegen wollten, denn durch das Ketteln entstehen Wülste, und über die gehen unsere Türen (Bad- und Eingangstüre) nicht hinweg.
Nach den Vorjahreserfahrungen, wo Christel mit dem Kauf des Wohnzimmer-Teppichs beim Teppichfreund sehr zufrieden war, bestellten wir ein Taxi und fuhren dort hin.
Die Adresse liegt genau am entgegengesetzten Ende der Stadt in einer ehemaligen Fabrikanlage.
Dort angekommen, Christel war beim Bezahlen des Taxis, las ich ein Schild:
Ab 15. August bedienen wir Sie in der Zschortauer Straße/ Ecke Essener-Straße
Gestern war der 15. 08. Also gar nicht erst ausgestiegen, sondern weiter gefahren.
Die Zschortauer Straße liegt nun wieder bei uns im Norden. Also durch die ganze Stadt zurück. An der Adresse angekommen, war weder etwas von Teppichfreund zu lesen, noch von einer Neueröffnung. Wir durchfuhren suchend wiederum ein riesiges Fabrikgelände (in der DDR hieß es VEB Montan, dort leitete ich ein Arbeitertheater) erfolglos. Also Weiterfahrt zum BAUMARKT, der auch Teppichböden, Teppiche führt.
Dorthin war es nicht ganz so weit, so zu sagen in der Nähe.
Taxikosten bis dahin insgesamt 37,- mit Trinkgeld 40,- Euro.
Im Baumarkt suchten wir lange. Nein, Läuferware wird kaum noch gefragt, daher auch nicht mehr geführt. Nur Auslegware, die würde man uns dann in vier Tagen auch ketteln und anliefern.
Nein, damit war sie nicht einverstanden, zumal sie nichts fand, was ihr zusagte.
Nach langer Diskussion mit mir, kamen wir wieder auf meinen Vorschlag zurück, den ich bereits am Samstag gemacht hatte: nur eine Art Staubfänger-Matte zu kaufen, die unmittelbar an der Flurtür liegt, ansonsten das Parkett lassen, wie es ja in Schlaf- und Wohnzimmer (neben dem Teppich) auch ist.
So richtig gefiel ihr der Gedanke nicht. Aber schließlich sah sie es wohl doch ein und wies auf eine solche Rolle: 60 X 180 cm.
Preis: 7,80 Euro. Taxi-Rückfahrt 19,20 = 20,- Euro;
Gesamtkosten für die Fahrt: 60,- Euro, für den Kauf: 7,80 Euro.
Da kann man doch nicht meckern, das ist doch einfach TOLL!
Und alles nur, weil sie nicht bereit ist, mit Bus und Bahn zu fahren.
Da wären wir zu zweit auf meiner Monatskarte gefahren und so zu sagen direkt von Tür zu Tür.
Ist das nicht eine schön verrückte Geschichte?
Das Schaumweinsektbad
10. Januar 2013 in Weblogs
Diese Geschichte schrieb ich auf, lange Zeit bevor der dreiteilige Film "Hotel ADLON" prduziert wurde. Und als der Film unlänst zu sehen war, stand meine Gechichte schon lange in meinem Buch KAPRIOLEN.
Das Sektschaumbad
Noch nichts Neues, keine Post und die Zeitung habe ich auch noch nicht gelesen. Das Duschen dauerte heute etwas länger, weil ich, so glaube ich, noch unter der Dusche weiterschlief und erst wach wurde, als ich das kalte Wasser aufdrehte. Das wurde dann zur Wechseldusche und machte mich endgültig wach.
Das erinnerte mich sogleich an eine Geschichte aus meinen frühen Zauberjahren. Wir arbeiteten zu zweit und damals im Frack. (siehe auch Dachzeltbuch, Seite 88). Eine bekannte Sekt-Kelterei hatte uns nach Berlin-Friedrichstraße zum Betriebsfest eingeladen und wir zauberten natürlich mit Sektflaschen, Gläsern, Flüssigkeiten, Tüchern und Bällen. Am Ende überreichte man uns sechs Sechserkartons mit Sekt. Die Firmenleitung hatte wohl geahnt dass es spät werden würde, und hatte uns ein Zimmer schräg gegenüber im Hotel ADLON reserviert. Damals stand kaum noch etwas von der Fassade und das frühere Wirtschaftsgebäude über dem Hof war zum Hotel umfunktioniert worden. Wenn man sich nicht ganztags, sondern nur nachts im Zimmer aufhielt, war es erträglich. Die Fenster, die nach Westberlin zu gingen, waren mit Glasbausteinen oder verputzten Ziegelsteinen dicht gemacht worden.
Dafür hatten die Räume riesige Ausmaße, in das Doppelbett hätten sechs Personen gepasst. Das tollste aber war das Bad mit riesengroßen Spiegeln an Wänden und Decken, chromverzierten Griffen und Armaturen und eine Wanne vom flächigen Ausmaß eines Kombis der Mittelklasse. Zwei Armaturen sorgten für eine schnelle Füllung und aus den Wänden konnte man kleine Abstellbrettchen herausziehen. Auch in der Zimmerbar stand Sekt.
Es war November und schon recht frisch, weshalb wir einen Karton Sekt schon ins Zimmer mitgenommen hatten.
Ich ließ das Wasser in die Wanne laufen und stellte schon mal ein Sektglas bereits. Und während ich noch mit dem Öffnen der Flasche im Gange war, saß Gerd schon in der Wanne, umgeben von Gerüchen eines Schaumbades, dessen Tütchen massenweise in einem Körbchen bereit lagen.
Nun stieg auch ich in die Wanne, in die gewiss noch zwei weitere Personen Platz gefunden hätten. Wir stießen auf den Erfolg der Vorstellung an und es tat uns richtig gut, vom warmen Wasser umgeben, den kalten Sekt zu schlürfen.
So stellt man sich in seinen Phantasien die Reichen und Schönen vor beim Sektschaumbad.
Der Kasten leerte sich schneller, als es gedacht war. Das warme Wasser lief ständig nach und es war doch so gemütlich in der Wanne.
Wir knobelten, das Los fiel auf mich. Also etwas überziehen, runter zum Auto und einen weiteren Kasten holen.
Zwei Flaschen waren noch darin, als uns morgens die Zimmerfrau weckte.
Zehn leere Flaschen lagen im Raum verstreut, und zwei gefüllte Gläser standen noch auf den Wandbrettchen. Die boten wir der Zimmerfrau, eine gemütlich aussehenden Dame, an, die ihrerseits uns ansah, dass es schwer werden würde, in die Gänge zu kommen.
Nachdem sie ein Glas ausgetrunken hatte, forderte sie uns auf, aufzustehen. Keine Bange, ich habe schon mehr nackte Männer gesehen, so munterte sie uns auf.
Teil 2 Sektschaumbad
10. Januar 2013 in Weblogs
So richtig standen wir noch nicht, und aneinander und an den Halterohren schien uns auch keine Standfestigkeit gegeben zu sein. Und während wir schon wieder geneigt waren, uns langsam in das warme Wasser zurück sinken zu lassen, traf uns unvermittelt ein kalter Wasserstrahl, der uns aufschreien ließ. Gleich darauf wurde er aber wieder warm und dann wieder kalt. Das war die erste Wechseldusche meines Lebens.
Anfangs war uns schleierhaft, woher die Frau den Schlauch hatte, später sahen wir, dass im Vorraum eine Art Feuerschlauch in einem Kasten war, und dort konnte man auch Wechseltemperaturen einstellen.
Diese Dusche machte unseren Kopf sehr schnell klar, aber jetzt sah das Badezimmer aus, wie ein See. Macht euch mal keinen Kopp. Das mache ich schneller weg, als ihr denkt. Los, jetzt raus, abtrocknen und warm anziehen. Draußen ist Frost.
Wie gehorsame Kinder folgten wir ihren Anweisungen und waren nun doch etwas beschämt. Was wird sie wohl von uns gedacht haben? Zwei junge Kerle in einer Wanne und zehn leere Sektflaschen?
Nun, sie hat sich ihre Gedanken gemacht, aber sie war als Zimmerfrau eines Berliner Hotels viel gewöhnt und dadurch nahezu durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Die zwei noch nicht geöffneten Sektflaschen brachte
sie uns zum Auto hinterher, aber wir schenkten sie ihr
und entschuldigten uns noch einmal.
Dann spazierten wir noch eine Runde vom Brandenburger Tor zur Friedrichstraße, tranken im Hotel Unter den Linden einen starken Kaffee und spazierten zurück zum Auto.
Bei einem Stopp kurz vor der Raststätte Köckern, der auf Grund polizeilichen Verlangens stattfand, war ich beim Pusten in das Röhrchen befundfrei. Damals war die Autobahn hier noch ohne Mittelstreifen und Leitplanken und selbst die Brücken waren eigens für diese Strecke konstruiert, es war die ABUS, nicht zu verwechseln mit der AVUS in Berlin. Auf dieser Strecke testeten vor dem zweiten Weltkrieg die Junkerswerke Dessau ihre Flieger aus der JU-Reihe. Und dann nach dem zweiten Weltkrieg wurden auf dieser Autobahn Motorradrennen gefahren. An der Wendestelle bei Dessau-Ost verunglückte der Spitzenfahrer Paul Greifzu tödlich und die Strecke wurde für weitere Rennen gesperrt.
Wer heute auf der A9 von Berlin kommend die Abfahrt Dessau-Ost passiert hat, sieht rechts im Grünen das Denkmal für Paul Greifzu.
Dieses Geschehnis schilderte ich meinem Zauber-Partner.
Als wir Wochen später an dem Gedenkstein vorbei kamen, wollte ich wissen ob er sich erinnert.
Ja, dass ein Motorradfahrer hier sein Leben lassen musste, wusste er, aber wie war doch der Name?
Ich wollte ihm etwas helfen und machte mit einer Hand die Bewegung des Zugreifens.
Da dämmerte es und begeistert meinte er: Das war Paul Grapsch!
***
Die Geschichte von Felipe-Teil 2
23. Dezember 2011 in Weblogs
Da war doch etwas. Da klang doch etwas. Da war doch
Sein Blick suchte den Tannenbaum ab, dann alles was darunter lag. Und da sah er ein kleines Männchen, einen Clown, der sich grazil bewegte und dazu eine liebliche Melodie spielte.
Ingo interessierten nicht mehr die Lebkuchen, die Schokolade und die Anhänger für die Modelleisenbahn. Ihn interessierte nur noch sein Clown.
Und ganz schnell hatte er herausgefunden, dass man dem Clown nur auf dem Rücken einen kleinen Hebel herumdrehen musste, dann begann er seine Melodie zu spielen und sich zu bewegen.
So hatte Ingo seinen liebsten Weihnachtswunsch erfüllt bekommen.
Als ich viele Jahre später zu Ingo kam, er war bereits der Leiter einer großen Spielzeugfabrik, und wir waren gute Freunde seit Kinderzeiten an, stand auf seinem Schreibtisch im Arbeitszimmer dieser Clown.
Wie heißt er? fragte ich ihn. Ingo lächelte: Mein Clown.
Aber das ist doch kein Name, wagte ich einzuwenden.
Da hast Du Recht, sagte Ingo, ein Name ist das nicht, aber immer wenn ich eine schwere Entscheidung zu treffen habe, krabbele ich ihm auf den Rücken, er spielt und bewegt sich und sagt mir so, wie ich mich entscheiden muss.
Aber das glaubst Du doch selbst nicht. Eine Puppe sagt Dir doch nicht, was zu tun ist.
O, mein Freund, bist Du Zauberkünstler, oder nicht? Machst Du mit Deiner Zauberkunst nicht auch, dass Menschen etwas glauben?
Das musste ich zugeben.
Wir haben uns noch oft über den Clown auf dem Schreibtisch unterhalten, und es gab auch Leute, die sich an den Kopf fassten, wenn man darauf zu sprechen kam. Aber Ingo glaubte fest daran, dass ihm der Clown seit seinen frühen Kindertagen den Weg gewiesen habe.
Eines Tages bekam ich dann eine traurige Nachricht, die mir sagte, dass Ingo unsere Welt verlassen hat. Ich sollte in die Firma kommen und seinen Clown und einen Brief abholen.
Der Clown bewegte sich wie eh und je und spielte eine Melodie dazu. Wie eh und je stand er auf dem Schreibtisch meines Freundes Ingo. In dem Brief, der Ingo an den Zauberkünstler geschrieben hatte, teilte er mir seinen Willen mit:
Mein Clown soll einen Namen haben. Den schönsten Namen finden richtige Clowns, lebende. Lass meinen Clown weiter leben und mit einem Namen Anderen Freude bringen. Aber bis Du einen guten Clown findest, sollst Du ihn pflegen und ihm jeden Tag sagen, dass ihn der Ingo ein Leben lang ganz toll lieb gehabt hat.
Ich tat, was Ingo mir geschrieben hatte.
Ganz vorsichtig habe ich den Clown vom Schreibtisch genommen, aber fast schien es mir, als wollte er dort gar nicht weg. Von den vielen Jahren, die er an der Stelle gestanden hatte schien es, als sei er am Schreibtisch angeklebt. Als ich ihn aber doch anhob, erklangen leise ein paar klagende Töne.
So gelangte ein Clown zu mir und ich sprach jeden Tag mit ihm, um ihm zu erzählen, was für ein guter Mensch Ingo gewesen sei.
Viele Spielsachen, die in seiner Fabrik hergestellt wurden, reisten in die weite Welt zu Kindern, deren Eltern keine Spielsachen kaufen konnten, weil sie zu arm waren. Und oft reiste auch Ingo durch die Welt und schaute nach, ob die Spielsachen auch angekommen waren, oder ob Betrüger sie etwa verkauft hätten.
Und eines Tages hatte er eine Idee, die er sofort zur Wirklichkeit werden ließ. Er richtete eine Sammelstelle für Puppen und Plüschtiere ein. Dort konnten Kinder oder Erwachsene Spielsachen abgeben, die zwar nicht mehr ganz neu, aber doch noch zu gebrauchen waren. Und immer, wenn so eine Kiste voll war, schickte der Ingo die Kiste in ein armes Land zu Kindern, die sich darüber noch freuen konnten, in Waisenhäuser zum Beispiel, denn in vielen Ländern war Krieg und die Kinder hatten ihre Eltern verloren. Niemand konnte ihnen jetzt Spielzeug kaufen. Ingo freute sich immer sehr und erzählte das auch seinem Clown wenn er wieder einmal geholfen hatte. Da freuten sich beide und sein Clown spielte sein Liedchen.
Die Geschichte von Felipe - Teil 3
23. Dezember 2011 in Weblogs
Das alles hatte ich vorher nicht gewusst. Erst die Mitarbeiter von Ingo, die sehr um ihn trauerten, erzählten mir diese Geschichten. Das bestärkte mich, seinen Clown nur einem ganz lieben lebenden Clown anzuvertrauen, der ihm einen Namen geben sollte, so wie es Ingo sich gewünscht hatte.
Und irgendwann lernte ich einen solchen Clown kennen. Aber so schnell sollte sein Clown nicht von mir gehen. Erst musste ich prüfen, ob der Clown auch wirklich der richtige war und anderen Menschen half.
Ich hatte mich nicht getäuscht. In Clown Edda fand ich einen liebenswerten und den Menschen, vor allem aber den Kindern zugetanen lebenden Clown.
Und wieder einmal wurde es Weihnachten.
Ich packte Ingos Clown in einen Karton und gab ihm einen Brief mit, in dem stand: Ich habe noch keinen Namen, aber ich möchte zu Dir
So kam der Clown nach Köln zu Clown Edda, die voller Begeisterung bei seinem Anblick meinte:
Das ist Felipe!
Und seither setzt Felipe mit Clown Edda fort, was er bei Ingo ein ganzes Leben lang getan hat: Freude spenden und helfen.
(Dies ist eine wahre Geschichte.)
Clown Edda
23. Dezember 2011 in Weblogs
Clown Edda und die Seifenblasen.
Potzblitz! Was ist denn das?
Da tanzt doch eine Seifenblase in der Luft über die Straße.
Ein bunter Clown mit einer dicken, roten Nase springt ihr hinterher und kann sie doch nicht erhaschen. Immer ist die Seifenblase eine Nasenlänge voraus und die großen, weißen Handschuhhände greifen ins Leere.
Aber wo gibt es denn so etwas?
Eine Seifenblase, die schon eine so weite Wegstrecke vor dem Clown hertanzt und einfach nicht zerplatzen will!
Jetzt tanzt sie gar die Stufen hinauf und stößt gegen die breite Glastüre über der mit großen Buchstaben geschrieben steht:
KINDERKRANKENHAUS.
Gerade kommt ein Mann in einem weißen Kittel heraus und hast Du nicht gesehen, flitzt die Seifenblase
in das Innere des Hauses. Und der Clown immer hinterdrein.
Na, das wird ein Spaß.
Ist die Seifenblase so krank, dass sie nicht zerplatzen kann?
Oder hat sie nur dem kranken Clown den Weg gezeigt?
Aber der Clown ist doch schon richtig groß und gar kein Kind mehr. Was will der denn im Kinderkrankenhaus?
Ach, da geht ja schon eine Türe auf und ein kleiner Bub im Schlafanzug schaut auf den Gang hinaus. Als er die Seifenblase und den Clown erblickt, ruft er ganz laut in das Zimmer hinein.
Clown Edda kommt, Clown Edda kommt.
Und er ist so aufgeregt, dass er die Tür wieder hinter sich zumacht und die Seifenblase nein, die platz wieder nicht. Sie prallt gegen die Tür und macht: Klack. Klack. Klack.
Nun öffnet eine Krankenschwester die Tür. Die Seifenblase mit Clown Edda huschen in das Krankenzimmer, in dem vier Kinder ganz aufgeregt in ihren Bettchen warten und sofort lachen, als sie sehen, wie sich Clown Edda bemüht, die Seifenblase zu fangen.
Ich auch, ich möchte auch die Seifenblase fangen, sagt ein zartes Stimmchen aus dem Bettchen an der Wand.
Clown Edda hebt den Zeigefinger und richtet ihn auf ein zweites Bettchen. Du auch? Ja!
Und Du? fragt sie das dritte Kind. Ja.
Ich auch, ruft der Bub, der schon am Anfang nach Clown Edda Ausschau gehalten hatte.
Nanu? Das ist ja Zauberei.
Mit einer Hand hat der Clown jetzt die Seifenblase gefangen. Er pustet kräftig gegen die Hand und viele, viele Seifenblasen fliegen durch den Raum. Immer mehr werden es und Clown Edda muss sich mächtig anstrengen, stark, ganz stark zu pusten.
Aber weil es den Kindern so viel Freude macht, die grün und blau und rot schillernden Seifenblasen tanzen zu sehen, strengt sie sich so doll an, dass sie fast außer Puste gerät.
Als sie schon beginnt müde zu werden, greift sie sich wieder eine Seifenblase aus der Luft.
Sie streichelt diese sanft und drückt sie zart an sich.
Hört mal, wer singt denn da? Die Seifenblase?
Nein, Clown Edda beginnt ein kleines Lied zu singen und das eine oder andere Kind singt mit. Auch die Erwachsenen, die nämlich ganz leise in das Zimmer gekommen sind, Muttis und Vatis und Krankenschwestern. Alle singen jetzt gemeinsam.
Als das Lied zu Ende ist, steckt Clown Edda die Seifenblase einfach in die Tasche.
Ihr werdet es nicht glauben und denkt vielleicht, ich beschwindele euch, aber sie holt jetzt drei weiße Seile aus der Tasche und -
Nein, nein, das wird jetzt nicht verraten.
Schaut es euch doch einmal an.
Vielleicht kommt ja Clown Edda auch einmal in euer Kinderkrankenzimmer. Vielleicht heißt der Clown dann gar nicht Edda, aber mit Seifenblasen und Seilen spielt und zaubert er vielleicht auch.
Vielleicht war er sogar beim Großen Zauberer und hat dort wie Clown Edda gelernt, wie man ein Clown wird.
Und wenn nicht, dann erzählt ihm doch diese Geschichte vom Clown Edda und den Seifenblasen.
Clown Edda
23. Dezember 2011 in Weblogs
Die Geschichte von Felipe - Teil 1
Es war einmal vor vielen, vielen und noch mehr Jahren, als in einer ganz kleinen Ortschaft in Thüringen ein kleiner Clown zur Welt kam.
ER wusste noch nicht, dass er ein Clown war. Aber der Ingo, der Sohn des Puppenherstellers, der sagte sogleich, als die Figur fertig wurde: Papa, das wird ein Clown!
Der Vater lachte und schob die Figur erst einmal beiseite. Er hatte noch so viele andere Aufträge zu erledigen, die alle noch bis Weihnachten fertig werden sollten, dass er sich um diese Figur nun wirklich nicht kümmern konnte.
Es war an diesem Tage wirklich sehr spät geworden, ehe er die Werkstatt verließ und nach oben ging in dem kleinen Haus, wo er seine Wohnstube hatte und seine Küche und wo auch das Zimmer von Ingo, seinem Sohn war.
Der schlief längst, als Vater Karl nach ihm schaute. Richtig putzig sah er aus. Eine knallrote Nase hatte er und weiße Augenränder, einen komischen Schal hatte er um den Hals gebunden, der wohl so etwas wie eine
Krawatte sein sollte, ja
aber hoppla, er hatte ja nicht einmal seinen Schlafanzug an.
Aus Kisten und Kasten hatte sich der Junge alles mögliche Zeug heraus gezogen und es sich angezogen.
Vater Karl musste laut lachen, als er seinen Sohn so im Bette liegen sah.
Und von dem lauten Lachen wurde der Ingo wach.
Zuerst schaute er ganz schlaftrunken herum, aber bald wusste er wieder, dass er zuhause war und sein Vater auf seiner Bettkante saß.
Aber Junge, wie siehst du denn aus?
Papa, ich sehe aus, wie der Clown unten in der Werkstatt aussehen soll. Ich wollte es Dir vorhin zeigen, aber dann bin ich eingeschlafen.
Welcher Clown? fragte der Vater zurück.
Na, den, den Du heute am Nachmittag zusammengebaut hast.
Aber Ingo, das ist doch kein Clown. Du weißt doch, ich bin Puppenhersteller, und das wird eine ganz normale einfache Puppe.
Nein, bettelte Ingo, das wird ein Clown. Ein richtig lieber und lustiger Clown.
Vater Karl wischte dem Jungen die Farben aus dem Gesicht, reichte ihm den Schlafanzug und deckte ihn gut zu. Kopfschüttelnd verließ er das Kinderzimmer. Schlaf gut und träume was Schönes.
Als er schon in seinem Schlafzimmer war und auf dem Bett saß, ging es ihm noch einmal durch den Kopf: Einen Clown herstellen? Daran hatte er noch nie gedacht. Bisher hatte er Puppenkörper hergestellt, Mädchen viele, Jungen weniger, und seine Mitarbeiterin hatte die passenden Anzüge, Kleider, Hosen, Jacken, Blusen und Mäntel gefertigt. Dann hatten sie die Figuren bekleidet und in große Kartons gepackt und weggeschickt.
Einen Clown? Ja, wie sah denn ein Clown aus?
Vater Karl dachte lange darüber nach, aber er konnte sich einfach nicht vorstellen, wie ein Clown aussehen sollte. Es war schon zu lange her, dass er einmal ein Kind war und ein einziges Mal in einem Wanderzirkus einen Clown gesehen hatte.
Es ließ ihm keine Ruhe. Er stand auf und begab sich noch einmal nach unten in seine Werkstatt.
Die Figur fand er schnell unter anderen heraus. Sie war etwas größer, als die anderen und fast glaubte Vater Karl, er würde schon träumen, denn irgendwie strahlte die Figur.
Er drehte sie nach allen Seiten.
Wie sollte man daraus einen Clown machen? Aber Ingo wünschte sich schon lange einen Clown, und in vier Tagen war Weihnachten.
Als Ingo am nächsten Morgen in die Werkstatt kam suchte er vergeblich.
Wo ist mein Clown? fragte er.
Was für ein Clown?, fragte der Vater zurück. Ich habe hier noch nie Clowns gesehen.
Ingo begann zu weinen, aber der Vater tröstete ihn.
Vielleicht hat ihn ja der Weihnachtsmann letzte Nacht geholt und wird ihn richtig anziehen, wie ein Clown aussieht.
Und wie sieht ein richtiger Clown aus? fragte Ingo.
Das weiß ich doch nicht. antwortete der Vater.
Ingo gab sich erst einmal zufrieden.
Wenn der Weihnachtsmann die Figur geholt und auch den Wunschzettel von ihm gelesen hatte, dann würde er bestimmt einen Clown bekommen, wenn die Kerzen am Baume brannten.
So vergingen die Tage.
Vater Karl war in großer Sorge. Wie sollte er einen Clown machen, wenn er doch nicht wusste, wie so einer aussieht.
Er beriet sich mit seinem Nachbarn. Der stellte Spieluhren her. Solche kleinen Wunderkästen, die sich bewegen und dabei Musik spielen.
Der Nachbar war sofort hellhörig und bei der Sache.
Bring mir die Figur. Ich werde ihr eine Stimme geben und auch Leben einhauchen.
Vater Karl brachte die Figur zu seinem Nachbarn. Und der Nachbar gab sie weiter an seine Frau.
Die war nämlich erst unlängst in der großen Stadt gewesen und hatte dort in der Stadt einen Clown gesehen. Sie wusste, wie man einen Clown anzieht.
Am Weihnachtsabend war Ingo mit seinem Vater aus der Kirche gekommen.
Zuhause musste er noch etwas warten, ehe Vater Karl die Kerzen am Baum angezündet hatte.
Dann rief er Ingo in das Zimmer.
Der stürzte hinein, wollte auf den leuchtenden Tannenbaum zu rennen, blieb aber plötzlich stehen.
Clown Edda
23. Dezember 2011 in Weblogs
Der große Zauberer- Teil 2
Aber das Bett schwebte höher und höher und weit über den Wolken erstrahlte die Sonne in warmem Licht. Langsam setzte das Bett vor einem riesengroßen Tor auf den Felsenboden auf.
Sie kletterte aus dem Bett und lief auf das riesengroße Tor zu, das sich vor ihr öffnete.
Kaum stand sie darinnen, da klappten die großen Türflügel wieder zu und sie stand in einer großen Halle, in der es überall nur so glitzerte und blinkerte.
In allen Farben dieser Erde leuchtete es ihr entgegen, und alle Farben des Regenbogens waren hier beieinander.
Wisst ihr eigentlich, wie viele Farben der Regenbogen hat?
Da gibt es rot, orange, gelb, grün, blau, violett und noch viele Farben, die dazwischen liegen.
Meistens sehen wir einen Regenbogen ja am Tage, wenn die Sonne scheint und es weit weg von uns regnet. Dann schauen wir mit der Sonne im Rücken auf die von den Wolken fallenden Wassertröpfchen. Sie spiegeln die Sonnenstrahlen zurück und glitzern in allen Farben. So entsteht ein Regenbogen. Aber den gibt es auch manchmal in der Nacht. Nur weil wir schlafen, können wir ihn nicht sehen. Aber da sind es die Strahlen des Mondes, die den Mondregenbogen bilden.
In diesem großen Raum jedenfalls konnte man viele Regenbogen sehen, aber auch so komische andere Dinger, die rund waren und mal groß oder klein wurden, manchmal auch zerplatzten. Und eine davon setzte sich auf die Nase der Frau Erika.
Sie machte Hatschi.
Eine tiefe, freundliche Stimme antwortete: Gesundheit.
Sie schaute um sich, konnte aber niemanden sehen, nur so ein glitzernder blauer Vorhang war vor ihr.
Als sie an dem empor schaute, sah sie weit oben ein Gesicht mit einem langen weißen Bart. Und auf dem Kopf hatte er eine hohe spitze Mütze, die auch in allen Farben des Regenbogens glitzerte.
Sei willkommen in meinem Kinder-Traumland-Reich.
Und während die Stimme das sagte, begann sie erneut zu schweben und stand schließlich auf einem kleinen Platz, direkt vor der Nase des Großen Zauberers.
Fürchtest Du dich vor mir, fragte die Stimme.
Na, ja, jedenfalls wärest du mir kleiner lieber.
Das kann man doch machen, sagte der Große Zauberer und stand plötzlich ebenso groß wie sie selbst war, vor ihr.
Bist du der Große Zauberer? fragte sie.
Ja, ich bin der Große Zauberer, und ich freue mich, dass du den Weg zu mir gefunden hast.
Nicht jeder kann einfach zu mir kommen. Er muss schon vorher viel gelernt haben und ganz genau wissen, was er einmal tun möchte.
DU weißt es, DU möchtest zu den Kindern gehen und ein Clown sein.
Sie überlegte einen Augenblick.
Ein Clown sein? War sie nicht etwas Anderes, und hatte sie nicht ein Leben lang als etwas ganz Anderes gearbeitet?
Aber da fiel ihr wieder der Traum aus so vielen Nächten ein, in denen die Kinder aus dem Traumland Clown Edda, Clown Edda riefen.
Der Große Zauberer reichte ihr ein kleines Köfferchen.
Just in dem Augenblick, als sie das Köfferchen öffnen wollte, waren alle Gedanken aus ihrem Kopf verschwunden, die trüben und traurigen, die langweiligen und nachdenklichen. Nur einen Gedanken hatte sie noch und den sprach sie laut aus:
Ich möchte so gerne Clown Edda werden.
Nun brauchst Du das Köfferchen nicht mehr öffnen, sagte der Große Zauberer und nahm ihr den kleinen Koffer wieder aus der Hand. Edda wollte ihn festhalten, aber er löste sich ganz einfach auf.
Der Große Zauberer lachte schallend.
Clown Edda
23. Dezember 2011 in Weblogs
Der große Zauberer - Teil 3
Sei nicht so erstaunt. Ein Clown soll andere in Erstaunen versetzen und fröhlich machen. Vor allem Kinder. Kinder, die krank sind zum Beispiel, auch ihre Eltern, die traurig sind, weil sie kranke Kinder haben.
Da wird Clown Edda gebraucht, sie alle wieder froh zu stimmen. Und wenn Clown Edda einmal so gar keine Lust, so gar keinen Mut, so gar keine Fröhlichkeit hat , ja, das gibt es auch, sagte der Große Zauberer, denn er hatte gesehen wie Edda bei seinen Worten den Kopf schüttelte. Wenn einmal alles nichts mehr nützt, fuhr er fort, dann schicke ich Dir Onkel Fred mit dem Köfferchen, denn das Köfferchen hat alle Fröhlichkeit und alle gute Laune dieser Welt in seinem Inneren.
Edda freute sich darauf, Onkel Fred kennen zu lernen, aber das sollte doch noch lange dauern.
Zuerst musste sie in die Puppenschule des Großen Zauberers gehen und lernen, wie man Puppen zum Leben erweckt, sie sprechen, tanzen und spielen lässt. Dann musste sie in die Zauberschule gehen und lernen, wie man ein kaputtes Seil wieder ganz macht, wie man aus einem bockigen schwarzen Peter einen gehorsame
Kater macht, der mal rechts, mal links aus den Karten schaut und auch ganz schnell heraus springt, wenn man etwas Dummes gesagt hat.
So wurde Edda immer klüger und lernte immer mehr, ein richtiger Clown zu werden.
Der Große Zauberer war sehr mit ihr zufrieden und freute sich, als sie eines Tages sagte: Großer Zauberer, ich habe nie gewusst, dass man so viel lernen muss, um ein Clown zu werden. Ich habe immer gedacht, dass ein Clown nur etwas Quatsch machen muss, das reicht schon. Aber sooo viel lernen, das habe ich nie gedacht.
Der Große Zauberer schmunzelte und strich sich über den langen weißen Bart, der fast die Erde berührte.
Jetzt fehlt nur noch Eines, sagte er. Du musst lernen, wie man Seifenblasen macht und mit ihnen spielen kann. In den Seifenblasen spiegeln sich die Farben des Regenbogens. Die Seifenblasen spiegeln das Leben und die Phantasie aller Menschen wieder, und niemand kann sich ihrer magischen Kraft entziehen. Wo Seifenblasen sind, ist die Fröhlichkeit zu Hause. Sie sind da, die Seifenblasen, und sind doch nicht da, wenn sie zerplatzen. So wie im wirklichen Leben. Alles kommt, bleibt eine Weile und zergeht wieder. Nie ist eine Seifenblase, wie die andere. Es gibt große und riesige, auch ganz winzige und kleine, aber alle haben Eines gemeinsam: sie spiegeln das bunte Leben und die farbige Fröhlichkeit.
Clown Edda
23. Dezember 2011 in Weblogs
Der große Zauberer - 4. Teil
Edda lernte es, Seifenblasen zu pusten, kleine, größere und ganz große und mit ihnen Geschichten zu erzählen. Und mit den Seifenblasen Träume in die Welt zu schicken und für Augenblicke der Fröhlichkeit zu sorgen.
Da freute sich der Große Zauberer und sprach:
Jetzt gehst du durch das große Tor, durch das du gekommen bist. Morgen früh, wenn du aufwachst, bist du Clown Edda mit den Seifenblasen.
Sie tat, wie ihr geheißen und ging durch das Tor.
Aber da waren keine Felsen, kein Bett, mit dem sie herangeschwebt war, keine sieben Berge von den sieben Zwergen und auch keine sieben Regenbogen. Da war nur dunkle, tiefe, schwarze Nacht.
Als Clown Edda langsam die Augen öffnete, machte sie Hatschi, denn eine Seifenblase hatte sich auf ihre Nase gesetzt. Auf die Nase? He! Das war ja eine dicke rote Knuppelnase. Und überhaupt, was hatte sie denn da an? eine rote Latzhose und ein blau-weiß gestreiftes Matrosenhemd. Na, so etwas! So sieht doch höchstens ein Clown aus. Sie sprang vor den Spiegel und staunte.
Ja, sie war Clown Edda, und schon pustete sie Seifenblasen.
So viel Heimlichkeit - Teil 2
23. Dezember 2011 in Weblogs
Als ich an der Reihe war, bekam ich heiße Ohren und hatte natürlich mein Weihnachtsgedicht längst vergessen. Oma Tuta wollte helfen und forderte mich auf, ein Gedicht aus meinen Bilderbüchern aufzusagen, worauf mir nur einfiel: Ach, Weihnachtsmann, du tust mir leid, vorüber ist bald deine Zeit
Weiter wollte mir nichts einfallen.
Jetzt erhielt ich mein Geschenk.
Mit erwartungsvoll strahlendem Gesicht, wie das bei allen Kindern so ist, die im Frieden und in der Obhut sie umgebender Menschen Weihnachten feiern dürfen, packte ich es aus. Heu, Heu, Heu kam zum Vorschein. Und ganz zu unterst meine Kuh!
Nun wusste ich, wies zugegangen war: Der Weihnachtsmann, der allen Leuten, auch den Kindern, ins Herz sehen kann, hatte meinen Herzenswunsch erfüllt, mir die heißersehnte Kuh beschert, eine Flasche ihrer Milch hinzu gefügt und natürlich auch Heu zum Füttern, damit sie auch weiterhin kräftig Milch geben kann, die dem kleinen Micke Kraft zum wachsen gibt.
Und ich Schlaumeierchen war dem Weihnachtsmann doch auf die Schliche gekommen. Er hatte das Heu auf den Stufen verloren, aber ich hatte es aufgehoben, oben in der Kammer. Das würde einen Becher voll Milch mehr ergeben.
Die Bauersleute und Oma Tuta haben es dabei gelassen, dass ich die Geschichte so sah und nicht anders. Sie hatten noch den unsagbar wichtigen Sinn für Heimlichkeiten, der inzwischen vielen Leuten verloren gegangen ist. Schade drum! Zweimal schade, wenn man selbst einmal erlebt hat, was für ein zusätzliches Geschenk sie sind. Die Heimlichkeiten. Und jeden künftigen Tag war etwas mehr von dem Heu verschwunden, aber ein voller Becher Milch stand auf dem Frühstückstisch, bis wir Schneiderende verließen und nach Königsberg zurück fuhren. Aber so schlimm es später auch immer wurde, Oma Tuta hat die Heimlichkeiten stets aufs Neue belebt