Die Geschichte von Felipe-Teil 2

Da war doch etwas. Da klang doch etwas. Da war doch…
Sein Blick suchte den Tannenbaum ab, dann alles was darunter lag. Und da sah er ein kleines Männchen, einen Clown, der sich grazil bewegte und dazu eine liebliche Melodie spielte.
Ingo interessierten nicht mehr die Lebkuchen, die Schokolade und die Anhänger für die Modelleisenbahn. Ihn interessierte nur noch „sein Clown“.
Und ganz schnell hatte er herausgefunden, dass man dem Clown nur auf dem Rücken einen kleinen Hebel herumdrehen musste, dann begann er seine Melodie zu spielen und sich zu bewegen.
So hatte Ingo seinen liebsten Weihnachtswunsch erfüllt bekommen.

Als ich viele Jahre später zu Ingo kam, er war bereits der Leiter einer großen Spielzeugfabrik, und wir waren gute Freunde seit Kinderzeiten an, stand auf seinem Schreibtisch im Arbeitszimmer dieser Clown.
„Wie heißt er?“ fragte ich ihn. Ingo lächelte: „Mein Clown“.
„Aber das ist doch kein Name“, wagte ich einzuwenden.
„Da hast Du Recht“, sagte Ingo, „ein Name ist das nicht, aber immer wenn ich eine schwere Entscheidung zu treffen habe, krabbele’ ich ihm auf den Rücken, er spielt und bewegt sich und sagt mir so, wie ich mich entscheiden muss.“
„Aber das glaubst Du doch selbst nicht. Eine Puppe sagt Dir doch nicht, was zu tun ist.“
„O, mein Freund, bist Du Zauberkünstler, oder nicht? Machst Du mit Deiner Zauberkunst nicht auch, dass Menschen etwas glauben?“
Das musste ich zugeben.
Wir haben uns noch oft über den Clown auf dem Schreibtisch unterhalten, und es gab auch Leute, die sich an den Kopf fassten, wenn man darauf zu sprechen kam. Aber Ingo glaubte fest daran, dass ihm der Clown seit seinen frühen Kindertagen den Weg gewiesen habe.

Eines Tages bekam ich dann eine traurige Nachricht, die mir sagte, dass Ingo unsere Welt verlassen hat. Ich sollte in die Firma kommen und seinen Clown und einen Brief abholen.
Der Clown bewegte sich wie eh und je und spielte eine Melodie dazu. Wie eh und je stand er auf dem Schreibtisch meines Freundes Ingo. In dem Brief, der Ingo an „den Zauberkünstler“ geschrieben hatte, teilte er mir seinen Willen mit:
„’Mein Clown’ soll einen Namen haben. Den schönsten Namen finden richtige Clowns, lebende. Lass „meinen Clown“ weiter leben und mit einem Namen Anderen Freude bringen. Aber bis Du einen guten Clown findest, sollst Du ihn pflegen und ihm jeden Tag sagen, dass ihn der Ingo ein Leben lang ganz toll lieb gehabt hat.“

Ich tat, was Ingo mir geschrieben hatte.
Ganz vorsichtig habe ich den Clown vom Schreibtisch genommen, aber fast schien es mir, als wollte er dort gar nicht weg. Von den vielen Jahren, die er an der Stelle gestanden hatte schien es, als sei er am Schreibtisch angeklebt. Als ich ihn aber doch anhob, erklangen leise ein paar klagende Töne.

So gelangte ein Clown zu mir und ich sprach jeden Tag mit ihm, um ihm zu erzählen, was für ein guter Mensch Ingo gewesen sei.
Viele Spielsachen, die in seiner Fabrik hergestellt wurden, reisten in die weite Welt zu Kindern, deren Eltern keine Spielsachen kaufen konnten, weil sie zu arm waren. Und oft reiste auch Ingo durch die Welt und schaute nach, ob die Spielsachen auch angekommen waren, oder ob Betrüger sie etwa verkauft hätten.
Und eines Tages hatte er eine Idee, die er sofort zur Wirklichkeit werden ließ. Er richtete eine „Sammelstelle für Puppen und Plüschtiere“ ein. Dort konnten Kinder oder Erwachsene Spielsachen abgeben, die zwar nicht mehr ganz neu, aber doch noch zu gebrauchen waren. Und immer, wenn so eine Kiste voll war, schickte der Ingo die Kiste in ein armes Land zu Kindern, die sich darüber noch freuen konnten, in Waisenhäuser zum Beispiel, denn in vielen Ländern war Krieg und die Kinder hatten ihre Eltern verloren. Niemand konnte ihnen jetzt Spielzeug kaufen. Ingo freute sich immer sehr und erzählte das auch seinem Clown wenn er wieder einmal geholfen hatte. Da freuten sich beide und sein Clown spielte sein Liedchen.

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