Clown Edda

Die Geschichte von Felipe - Teil 1
Es war einmal vor vielen, vielen und noch mehr Jahren, als in einer ganz kleinen Ortschaft in Thüringen ein kleiner Clown zur Welt kam.
ER wusste noch nicht, dass er ein Clown war. Aber der Ingo, der Sohn des Puppenherstellers, der sagte sogleich, als die Figur fertig wurde: „Papa, das wird ein Clown!“
Der Vater lachte und schob die Figur erst einmal beiseite. Er hatte noch so viele andere Aufträge zu erledigen, die alle noch bis Weihnachten fertig werden sollten, dass er sich um diese Figur nun wirklich nicht kümmern konnte.
Es war an diesem Tage wirklich sehr spät geworden, ehe er die Werkstatt verließ und nach oben ging in dem kleinen Haus, wo er seine Wohnstube hatte und seine Küche und wo auch das Zimmer von Ingo, seinem Sohn war.
Der schlief längst, als Vater Karl nach ihm schaute. Richtig putzig sah er aus. Eine knallrote Nase hatte er und weiße Augenränder, einen komischen Schal hatte er um den Hals gebunden, der wohl so etwas wie eine
Krawatte sein sollte, ja … aber hoppla, er hatte ja nicht einmal seinen Schlafanzug an.
Aus Kisten und Kasten hatte sich der Junge alles mögliche Zeug heraus gezogen und es sich angezogen.
Vater Karl musste laut lachen, als er seinen Sohn so im Bette liegen sah.
Und von dem lauten Lachen wurde der Ingo wach.
Zuerst schaute er ganz schlaftrunken herum, aber bald wusste er wieder, dass er zuhause war und sein Vater auf seiner Bettkante saß.
„Aber Junge, wie siehst du denn aus?“
„Papa, ich sehe aus, wie der Clown unten in der Werkstatt aussehen soll. Ich wollte es Dir vorhin zeigen, aber dann bin ich eingeschlafen.“
„Welcher Clown?“ fragte der Vater zurück.
„Na, den, den Du heute am Nachmittag zusammengebaut hast.“
„Aber Ingo, das ist doch kein Clown. Du weißt doch, ich bin Puppenhersteller, und das wird eine ganz normale einfache Puppe.“
„Nein“, bettelte Ingo, „das wird ein Clown. Ein richtig lieber und lustiger Clown.“
Vater Karl wischte dem Jungen die Farben aus dem Gesicht, reichte ihm den Schlafanzug und deckte ihn gut zu. Kopfschüttelnd verließ er das Kinderzimmer. „Schlaf gut und träume was Schönes.“

Als er schon in seinem Schlafzimmer war und auf dem Bett saß, ging es ihm noch einmal durch den Kopf: Einen Clown herstellen? Daran hatte er noch nie gedacht. Bisher hatte er Puppenkörper hergestellt, Mädchen viele, Jungen weniger, und seine Mitarbeiterin hatte die passenden Anzüge, Kleider, Hosen, Jacken, Blusen und Mäntel gefertigt. Dann hatten sie die Figuren bekleidet und in große Kartons gepackt und weggeschickt.
Einen Clown? Ja, wie sah denn ein Clown aus?
Vater Karl dachte lange darüber nach, aber er konnte sich einfach nicht vorstellen, wie ein Clown aussehen sollte. Es war schon zu lange her, dass er einmal ein Kind war und ein einziges Mal in einem Wanderzirkus einen Clown gesehen hatte.
Es ließ ihm keine Ruhe. Er stand auf und begab sich noch einmal nach unten in seine Werkstatt.
Die Figur fand er schnell unter anderen heraus. Sie war etwas größer, als die anderen und fast glaubte Vater Karl, er würde schon träumen, denn irgendwie strahlte die Figur.
Er drehte sie nach allen Seiten.
Wie sollte man daraus einen Clown machen? Aber Ingo wünschte sich schon lange einen Clown, und in vier Tagen war Weihnachten.

Als Ingo am nächsten Morgen in die Werkstatt kam suchte er vergeblich.
„Wo ist mein Clown?“ fragte er.
„Was für ein Clown?“, fragte der Vater zurück. „Ich habe hier noch nie Clowns gesehen.“
Ingo begann zu weinen, aber der Vater tröstete ihn.
„Vielleicht hat ihn ja der Weihnachtsmann letzte Nacht geholt und wird ihn richtig anziehen, wie ein Clown aussieht.“
„Und wie sieht ein richtiger Clown aus?“ fragte Ingo.
„Das weiß ich doch nicht.“ antwortete der Vater.
Ingo gab sich erst einmal zufrieden.
Wenn der Weihnachtsmann die Figur geholt und auch den Wunschzettel von ihm gelesen hatte, dann würde er bestimmt einen Clown bekommen, wenn die Kerzen am Baume brannten.

So vergingen die Tage.
Vater Karl war in großer Sorge. Wie sollte er einen Clown machen, wenn er doch nicht wusste, wie so einer aussieht.
Er beriet sich mit seinem Nachbarn. Der stellte Spieluhren her. Solche kleinen Wunderkästen, die sich bewegen und dabei Musik spielen.
Der Nachbar war sofort hellhörig und bei der Sache.
„Bring mir die Figur. Ich werde ihr eine Stimme geben und auch Leben einhauchen.“
Vater Karl brachte die Figur zu seinem Nachbarn. Und der Nachbar gab sie weiter an seine Frau.
Die war nämlich erst unlängst in der großen Stadt gewesen und hatte dort in der Stadt einen Clown gesehen. Sie wusste, wie man einen Clown anzieht.

Am Weihnachtsabend war Ingo mit seinem Vater aus der Kirche gekommen.
Zuhause musste er noch etwas warten, ehe Vater Karl die Kerzen am Baum angezündet hatte.
Dann rief er Ingo in das Zimmer.
Der stürzte hinein, wollte auf den leuchtenden Tannenbaum zu rennen, blieb aber plötzlich stehen.

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