Mein Opa
An meinen Opa denke ich oft und gern
und dabei fallen mir dann immer alte Gegebenheiten ein.
Es war Weihnachten in den fuenfziger Jahren. Weihnachten war fuer uns immer ein viertaegiges Fest, Heiligabend inbegriffen.
Der 27. Dezember war fuer uns der der dritte Weihnachtstag, denn da hiess es, hinaus nach Marienfelde zum Geburtstag von Onkel Aule (August sein richtiger Name) Onkel Aule war fuer uns der Grossonkel, er war der Onkel meiner Mutter.
So gegen Mittag fanden wir uns alle bei Onkel Aule in seinem Haeuschen ein. Anwesend war mein Opa mit seiner Betty (Lebensgefaehrtin). Nach dem Tod meiner Oma hatte er sich Betty zugelegt, 20 Jahre juenger als er.
Sie war sehr symphatisch und passte zur Familie. Dann waren da meine Tante Luscha (Elisabeth) mit meinem Onkel Paule (Paul) und meinen Cousinen Ursel (Ursula) und Regina und mein Cousin Peter.
Dann mein Onkel Walter und Tante Thea (Theresia) und meine Cousinen Evi (Eveline) und Margie (Margit) und wir, meine Mutter, mein Vater, meine beiden Brueder, meine Schwester und ich.
Alle waren wir mit der S-Bahn in Marienfelde angekommen.
Zuerst dann das Essen, meine Tanten Opa's Betty und meine Mutter bereiteten es zu, denn mein Onkel Aule war alleinstehend (verwitwet und ohne Kinder) , war nicht der mehr der Juengste und Mittagessen zubereiten war ja wohl auch Frauensache.
So, die Frauen in der Kueche, die Maenner beim Glas Schluck im Wohnzimmer, und wir Kinder draussen mit Onkel Aule's Koeter.
Dann war es bald so weit, das Essen kam auf den Tisch, soweit Platz da war nahmen die "Alten" am Esstisch im Wohnzimmer Platz und wir Kinder an zwei kleineren Gartentischen, einer im Wohnzimmer, der andere in der Kueche.
Beim Essen ging es schon lustig zu. Man sprach laut und alle durcheinander. War so ueblich in dieser Sippe.
Nach dem Essen buddelten mein Onkel Paule und Onkel Aule, einige Flaschen selbstgemachten Johannisbeerwein aus der Erde im Garten. Das war immer Onkel Aules
Spazialitaet, den selbstgemachten Wein, gut verkorkt, in der Erde "einzukellern" (einzubuddeln).
Wir Kinder hingen dann bei Cola und Brause (Limonade) herum. Nachmittags kam dann der Kuchen und Kaffee auf die Tische. Schnaps machte auch seine Runde. Und so verging die Zeit. Onkel Paul, Onkel Aule und Opa droschen Skat, mein Vater und Onkel Walter spielten Schach. Wir Kinder hoerten neue Platten, die Musik , die zu der Zeit modern war: Bill Haley and his comets, Little Richard, Pat boon, Mantovani, Paul Anka, Edmundo Ros, Fats Domino, usw.
Und wir tanzten dazu.
Bald war es dann Abend geworden und die belegten Stullen kamen auf die Tische.
Gegen 22:00 machten wir uns alle auf den Weg nach Hause.
Geschlossen marschierten wir eine halbe Stunde bis zum S-Bahnhof Buckower Chaussee und fuhren gemeinsam bis zum Bahnhof Papestrasse (heute: Suedkreuz).
Wir sassen alle in einem Waggon und auch andere Fahrgaeste. Meine Cousine Regina sass mir gegenueber und wir quatschten miteinander. Auf einmal ertoente Opa's ohnehin laute Stimme:
Regina, kiek den Manne nicht so, det is Dein Cousin, den kannste sowieso nich heiraten. Meine Cousine und ich bekamen rote Koepfe und alle im Waggon anwesenden Leute lachten und johlten.
Am Bahnhof Papestrasse trennten sich die Familien. Eine Familie fuhr weiter Richtung Marx-Engels-Platz (heute: Hackescher Markt), Opa und Onkel Walters Familie nach Neukoelln zum Bahnhof Sonnenallee und wir nach Charlottenburg Bahnhof Witzleben (heute: Messe Nord).
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Jeden Dienstag Nachmittag kam Opa zu uns zu Besuch, zum Kaffee und Abendbrot.
Und wenn Opa in Laune war, er war fast immer in guter Laune, dann sang er. Die alten typischen Berliner Lieder, wie:
Fritze Bollmann wollte angeln..., Schwiegermutters Begraebnis, Der Steiger, Bolle reiste juengst zu Pfingsten, usw.
Wenige Monate vor seinem Tod hatte mein Bruder Bernd dann bei solch einer Gelegenheit die Lieder auf Tonband aufgenommen. Oft noch hatten wir noch auf Familienfeiern Opas Stimme und seine Lieder hoeren koennen.
Nur leider wurden diese Familienfeiern immer weniger. Und der Stimmungsmacher Opa fehlte
Ich bin sicher, ich habe meinen Opa sehr geliebt
Buona notte manfredo,
behalte deine schönen erinnerungen von deinem opa im herzen. es tut einer seele gut in der erinnerung zu wandern.
leider habe ich meine opas nicht kennengelernt. sie sind im krieg gefallen einer bei orel in russland und der andere im volkssturm in oder bei berlin,
trotzdem hatten auch wir schöne treffen in der familiel.
heute sind wir in der weiten welt verstreut und dadurch finden sie seltenenr statt.
lg und h+bb
breezy
Solche Erinnerungen finde auch ich toll.
Einfach schön - solche Erinnerungen!
Und auch die Kommentare, Kapuzinerkresse etc.
Jeder hat was zu erzählen - finde ich TOLL!
....mal 1 Stündchen in Alten Zeiten wühlen....
Liebe Grüße v. lara45