Ein Text

Der vollkommene Weg ist nicht schwierig; nimm einfach keine Unterscheidungen vor. Wenn du jenseits von Liebe und Hass bist, ist alles so klar wie das helle Tageslicht.

Jage nicht den äußeren Bedingungen nach, ebenso wenig verweile in der inneren Leere. Ruhe im Einssein mit den Dingen und alle Schranken werden verschwinden.

Sobald du »richtig« und »falsch« denkst, gerätst du in Verwirrung und verlierst den wahren Geist. Die beiden kommen von dem Einen, aber es darf auch kein Haften an dem Einen geben.

Indem du alle Dinge gleichmütig betrachtest, wird es dir gelingen, zur Natur zurückzukehren. Indem du alle Bedingungen beseitigst, bist du jenseits jeder Unterscheidung.

Eines ist die Vielen und die Vielen sind Eins. Kannst du dies erkennen, kannst du aller Sorgen ledig sein.

Der aufrichtige Geist ist absolut; das Absolute ist der aufrichtige Geist. Schneidest du den Pfad der Sprache ab, bist du jenseits von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Sengcan (526-606)

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Kommentare

    1. @fruchtzwerg,
      es gibt eine Fülle von ZenTexten sowohl im Netz wie auch in der Bücherwelt. Mit einer Suchmaschine findest Du im Internet zB. das Shinjin-Mei, das mir besonders gefällt. Von Willigis Jäger stammt das kleine Buch »Geh den inneren Weg« im Verlag Herder.
      LG Florian.

  1. Hallo @FlorianS,
    ich muss gestehen, dass ich mit dem Namen Sengcan bisher nichts anfangen konnte. Ich habe nun ein wenig gegoogelt und bin auf folgendes Papier einer Zen-Gemeinschaft gestoßen. Ich finde es sehr lesenswert:
    https://www.weggemeinschaft-stille.de/texte/2020/Seng-ts_an.pdf
    In seinen Texten versucht Sengcan die gesamte Zen-Lehre zum Ausdruck zu bringen. Die Betonung liegt auf Nicht-Dualität und dem Abstand nehmen von Abneigung und Zuneigung und der Abkehr von der Trennung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

    Auf jeden Fall, Danke fürs Einstellen!
    VG
    seestern47

    ........................
    "Der Weg ist jenseits von Sprache, auf ihm gibt es kein Gestern, kein Morgen, kein Heute."
    Sengcan († etwa um 606 n. Chr.), Seng-ts'an, auch Sosan, 3. Patriarch des Zen in China

    1. @seestern47,
      den og. Text fand ich beim Stöbern in den Büchern, die ich schon längere Zeit nicht in der Hand hatte.
      Je älter ich werde, umso mehr verstärken sich meine skeptischen Gedanken. Die Gedanken von Sengcan sind mE. wunderschön, sind sie aber heutzutage noch brauchbar, oder sind sie ein gefühlvoller Nachhall aus einer längst vergangenen Zeit?
      LG Florian.

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