Über Stock und Stein

Nach La Spezia mit dem Zug ...? Das geht auch anders. Wir haben uns eine Wanderroute ausgesucht, um den kürzesten Weg über den Berg in die Nachbarstadt zu bewältigen. Ein bisschen Bange war mir schon vor diesem Ritt. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass wir schon schwerere und längere Wege gegangen waren. Allerdings läuft man nach dem Pass nur noch im Wald. Schöne Sichten gab es nur sporadisch.

Eine Teilstrecke war jedoch für diese Gegend sehr ungewöhnlich. Wir waren auf dem „Telegrafo“- Pass und wollten nach Biassa, einer kleinen niedlichen Gemeinde, absteigen. Der Wanderweg war mit rot weißer Kennung beschildert und ausgewiesen. Als wir zum Einstieg kamen, fanden wir aber nur einen schmalen Trampelpfad im Grat eines Barancos, der ziemlich steil bergab führte. Frau b. meinte, dass das unmöglich unser Weg sein könnte. Gerade sind wir noch auf einem gut ausgebauten Wanderpfad den steilen Hang von den Cinque Terres hochgekommen und auf der anderen Seite, praktisch auf der anderen Straßenseite, geht so ein „schlechter“ Geröllweg hinunter. Sie befragte einen zufällig vorbeilaufenden Jogger (die gibt es hier oben tatsächlich), ob dieses der richtige Weg nach Biassa wäre. Er nickte und verschwand. Wir also bergab.

Das war eine Kraxelei. Über Stock und Stein (wie in der Überschrift) stimmt nicht ganz. Es müsste heißen: „Über Stämme und Felsbrocken“. Zu allem Unglück war der Weg dick mit buntem Herbstlaub belegt. Es war fast nie zu sehen, auf welchen Untergrund man trat. Das ist auf steil bergab führenden Wegen brandgefährlich. Es lagen alle Nase lang umgefallene Bäume kreuz und quer über den Weg. Manchmal musste man drüber steigen, manchmal auf allen Vieren unten drunter weg kriechen. Wir waren heilfroh, nach einer dreiviertel Stunde die Dächer von Biassa zu sehen.

Das Dorf selbst ist reizend, genau so, wie man sich ein italienisches Bergdorf mit mediterranem Einfluss vorstellt. Die Häuser an den Hang geschmiegt, ganz eng nebeneinander gebaut, oftmals nur Treppen zu den Häusern, alte Steinmauern und natürlich die Wäsche zwischen den Häusern aufgespannt. Frau b. wollte sofort anfangen zu malen. Motive gab es in Hülle und Fülle. Daraus wurde aber nichts, weil ich heute nicht den Nerv hatte, mir zwei Stunden oder länger die Zeit in einem Bergdorf zu vertreiben. Der Weg nach La Spezia zu Fuß war noch ziemlich weit. Deshalb wollten wir uns auch nicht trennen. Und so beschritten wir den Rest des Weges gemeinsam.

Dieser war wieder bestens präpariert. Wir wanderten durch Olivenhaine immer oberhalb des Barancos entlang bis hinunter in die Stadt. Unten angekommen, ging es uns immer noch echt gut. Wir werden immer besser. Ein kurzer Abstecher in eine Bar am Ortseingang, dort ein kurzer Blick auf den Zugfahrplan und schon bald saßen wir, schneller als gedacht, im Zug heimwärts nach Riomaggiore.

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Kommentare

  1. 🙂 🙂 🙂 Eijei---dieses Foto erinnert mich an die Wanderung am Steilufer nach Soler auf Mallorca---erinnert ihr euch auch noch---wie sich die Bilder ähnlich sind.

    So wie die kleinen Bergdörfer dort, so stelle ich sie mir auch in der Gegend, in der ihr nun seid vor, oder weichen sie total davon ab?

    Ich kann euch nur sagen, genießt es, so lange es geht, hier soll es ab der neuen Woche Schneeregen geben 🙁

    Liebe Grüße
    Eure Flo(h)

  2. Na klar erinnern wir uns. Ähnlichkeiten sind schon vorhanden, aber hier sind die Berge noch steiler. Seit dem letzten heftigen Wind liegen oben in den Bergen überall solche Bäume um. Guten Halt haben die alten Pinien auf dem Untergrund am Steilhang wohl nicht mehr.

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