Das Erzgebirge, eine Region zwischen Deutschland und der Tschechischen Republik, ist nicht nur für seine malerischen Landschaften und kunstvollen Handwerke bekannt, sondern auch für seine reiche kulinarische Tradition. Ein Weihnachtsbrauch ist das Neunerlei, ein Festmahl, das aus neun verschiedenen Speisen besteht und besonders zur Weihnachtszeit bzw. am Heiligen Abend zubereitet wird.
Herkunft und Bedeutung
Das Neunerlei hat tiefe Wurzeln in der erzgebirgischen Kultur und verkörpert die Hoffnungen, Wünsche und den Glauben der Menschen aus dieser Region. Die Zahl Neun spielt hierbei eine zentrale Rolle, da sie als heilige Zahl gilt und in vielen Kulturen eine besondere Bedeutung hat.
Festessen im Erzgebirge: Das Neunerlei
Historisch gesehen entstand das Neunerlei in Zeiten, in denen das Leben im Erzgebirge hart und die Winter lang waren. Das Festessen sollte die Familie zusammenbringen, Dankbarkeit zeigen und gleichzeitig Wohlstand für das kommende Jahr sichern. Jede der neun Speisen symbolisiert einen bestimmten Wunsch oder eine Hoffnung.
Rezept und Zutaten für das Neinerlaa
Erzgebirgisches Essen - Zutaten:
Bratwurst oder Schweinebraten - Das Wohlstandssymbol
Karpfen oder Fisch - steht für den Segen
Sauerkraut und Sellerie - Sauerkraut symbolisiert Gesundheit. Sellerie steht für Fruchtbarkeit
Linsen oder Erbsensuppe - Linsen oder Erbsen stehen für Kleingeld, das nicht ausgehen soll
Semmelmilch - für gute Kindergesundheit und Fruchtbarkeit
Brot und Salz - als Grundnahrungsmittel und Schutz vor Not
Rote-Bete-Salat - für die Erinnerung an das vergangene Jahr
Klöße (z.B. Kartoffelklöße) - für die Festigung der Familienbande
Geflügel (z.B. Gans oder Huhn) - als Zeichen für ein behütetes Zuhause
Zubereitung:
Die Bratwurst anbraten, bis sie goldbraun und durchgegart ist.
Den Karpfen oder anderen Fisch nach Belieben zubereiten (z.B. blau oder gebraten).
Sauerkraut und Sellerie zubereiten und gut abschmecken.
Linsen oder Erbsensuppe mit Gewürzen und eventuell etwas Speck kochen.
Semmelmilch nach Rezept kochen und eventuell mit Zimt und Zucker abschmecken.
Brot in Scheiben schneiden und mit etwas Salz servieren.
Rote-Bete-Salat mit Essig, Öl und Gewürzen anmachen.
Klöße formen und in siedendem Wasser garen, bis sie an die Oberfläche steigen.
Geflügel rösten oder braten, bis es zart und saftig ist.
Varianten und moderne Interpretationen
Während das traditionelle Neunerlaa fest in der erzgebirgischen Kultur an Heiligabend verankert ist, können die Zutaten variieren. Manchmal werden bestimmte Zutaten durch andere ersetzt oder es werden zusätzliche Beilagen hinzugefügt. Wie zuvor betont, existiert kein festgelegtes Rezept für das Weihnachtsmahl aus dem Erzgebirge. Die diversen Bestandteile des vogtländischen und erzgebirgischen Neunerlaa finden ihren Platz auf neun verschiedenen Tellern ("neunerlei Teller") und werden oft als separate Gänge serviert – so entfaltet sich ein erzgebirgisches Weihnachtsmenü.
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Bräuche rund um das Neunerlei
Am Heiligen Abend ergänzen zahlreiche Traditionen das Neunerlei:
- Das Heiligabendlicht im Erbleuchter
- Stroh unter der Tischdecke
- Münzen unter dem Geschirr
- Ein zusätzliches Gedeck für den unerwarteten Gast
Traditionell werden übrig gebliebene Speisen am ersten Weihnachtsfeiertag verzehrt. Alten Überlieferungen zufolge sollte man während des Essens nicht aufstehen, um Diebstahl oder das Verlegen von Hühnereiern zu vermeiden. Es ist zudem Brauch, Brot und Salz über Nacht im Tischtuch zu belassen.
Die gesellschaftliche Bedeutung
In vielen erzgebirgischen Familien ist das Neunerlei mehr als nur ein Festmahl. Es ist ein Ereignis, bei dem Generationen zusammenkommen, um gemeinsam zu feiern, zu gedenken und zu hoffen. Das Essen zieht auch Touristen an, die die regionale Küche kennenlernen möchten.
Diese schönen Traditionen können in der heutigen, schnelllebigen Zeit, verloren gehen. Im Erzgebirge pflegt man diese Kultur durch Festivals, Veranstaltungen und indem die jüngeren Generationen von Familie zu Familie in die Traditionen eingebunden werden.
Fazit
Das Neunerlei ist nicht nur ein Festessen, sondern ein Zeugnis erzgebirgischer Kultur und Geschichte. Es erinnert an die Werte von Familie, Gemeinschaft und Dankbarkeit und wird hoffentlich noch viele Generationen begeistern.
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