von Marilou

Die Reise im Zug

7. Januar 2018 in Weblogs

* Zitat aus dem Netz

Ein netter Vergleich zugegebnermaßen, aber doch recht vordergründig.
Was machen die Menschen mit uns, die uns auf unserem Lebensweg begleiten?
Da sind zuerst die Eltern, die uns ihre Sicht der Welt und ihre Werte mitgeben. Die sind die Grundlage einer Entwicklung, die man Leben nennt. Dann kommen unsere Geschwister und obwohl sie die gleichen Eltern haben, so ist der Eindruck ihrer Erziehung ein anderer als unserer. Wir lernen von den Großeltern und deren Geschwister, den Tanten und Onkeln und deren Kinder. Wir lernen, uns in der Gruppe zu behaupten. Dann kommt der Kindergarten mit seinen Betreuern und mit ihnen das Lernen, sich in eine Gruppe einzuordnen, danach die Lehrer, die unser Wissen von der Welt erweitert. Wir treffen auf Menschen unseres Alters mit anderem Hintergrund und lernen zu verstehen und mühen uns, verstanden zu werden. Als Kind hat man uns Glauben gelehrt. Als junge Erwachsene hinterfragen wir diesen, ketzern daran herum, verneinen die Lehre und versuchen, alles wissenschaftlich zu beweisen. Mit zunehmendem Alter kennen wir die Grenzen der Wissenschaft und erkennen den schmalen Grat, der wiederum zum Glauben führt.
Was macht das alles mit uns, oder was machen wir daraus? Wenn wir so weiter machen, wie wir es gelernt haben, wem nützt das? Das Leben ist ein lebenslanger Prozess des Abwägens zwischen dem bequemen Überkommenen und dem unbequemen Verwerfen desselben und Suchen nach eigener Erkenntnis, die Veränderung mit sich bringt. Mit Glück haben wir am Ende Persönlichkeit. Auch wenn wir aus dem Zug unseres Lebens ausgestiegen sein werden, so ist es diese Persönlichkeit, die in der Erinnerung derer, die noch im Zug sind, weiterleben wird.

von Marilou

nachrichten

6. Februar 2013 in Weblogs

ich gehöre ja nicht gerade zu den vielfernsehern. ich weiß nicht ob es euch so geht wie mir. über den tag verteilt gibt es im deutshen fernsehen nichts abgedroscheneres als die nachrichten. da wird frau schawan stündlich der doktortitel aberkannt. wen interessiert das? und wen interessiert was kabinetts- und parteifreunde dazu zu sagen haben oder die oposition. es wird wieder mal eine sau durch's dorf getrieben und alle sind schadenfroh. die anderen nachrichten eines tages gleichen sich stündlich wie ein ei dem anderen, nur die vortragenden personen wechseln. passiert wirklich so wenig in der welt?
und was ist mit den hintergründen?
was steckt hinter der meldung: gut ausgebildetes spanisches pflegepersonal heißbegeht in deutschen sanatorien - nur mit dem deutsch hapert es noch.
ich lebe seit 1998 in spanien. mir fällt auf, dass die spanier ganz große fremdsprachenmuffel sind. spanisch steht an zweiter stelle auf der liste der weltsprachen. nur englisch ist weiter verbreitet. spanier lernen vergleichsweise schnell englisch, da sich die grammatik ziemlich ähnelt. deutsch ist ihnen ein horror, denn deutsch ist genau das gegenteil von spanisch. all diese umlaute und dehnungs-buchstaben, die es gibt, sorgen für große verwirrung. es gibt sie auf keiner spanischen pc-tastatur. warum also diese abenteuerlich unübersichtliche sprache lernen.
am rande bemerkt, ich kenne kaum einen der hier lebenden mehr als 2.000 deutschen (allein in meiner region), der ausreichend spanisch versteht oder spricht um sich in ämtern oder im gesundheitswesen zurecht zu finden.

kommen wir zur ausbildung. ein duales ausbildungswesen wie in deutschland gibt es nicht. im gesundheitswesen ist für alle bis zum physikum die ausbildung gleich, egal ob arzt oder krankenpflegepersonal. entsprechend gut ist das pflegepersonal ausgebildet. und entsprechend schwer ist es für deutsche pflegekräfte, eine anstellung in spanien zu bekommen - sie sind einfach nicht qualifiziert.

spanien muss schon seit jahren im gesundheitswesen sparen. spanisches pflegepersonal ist meist in gewerkschaften organisiert und es gibt eine mindestentlohnung. anders sieht das bei den kräften aus mit süd- und mittelamerikanischer nationalität, die meist auch enen spanischen pass haben. sie sprechen die sprache, aber unterliegen keinen tarifzwängen. sie sind billiger und arbeiten länger. für sie ist eine arbeitsstelle in europa das paradies, für das sie alles tun um darin bleiben zu können.

als ehemalige kolonialmacht findet spanien weltweit ein riesengroßes potential an arbeitskräften zu billigen löhnen und gehältern. das ist im gesundheitswesen so, das ist in den technischen berufen so, und das ist im bereich IT und forschung und entwicklung so.

und so machen sie sich auf die völkerwanderung, die gut ausgebildeten jungen leute - und die spanier wandern nun eben in den norden in die länder, in denen man kein spanisch spricht.

habt ihr schon mal einen bericht darüber im deutschen fernsehen gesehen? wenn ja, wann?

von Marilou

wenn millionen winken

24. April 2012 in Weblogs

in meinem spam ordner tauchen immer wieder mails vom provider yahoo oder gmail, aber auch uk.co auf, die millionen versprechen.
meist kommen sie aus afrika, aber auch aus indonesien oder dem vorderen orient.
immer sind die absender angeblich angetellte einer bank. sie geben vor, vermögensverwalter für ein grosses millionenschweres bankvermögen in US$ zu sein, das in ihrer bank liegt, und für das es keinen erben gibt.
seit neuestem sind es auch angeblich angehörige des us-militärs, die in den krisengebieten in nordafrika engesetzt sein wollen und die, o wunder, in einem eroberten palast einen geldkoffer gefunden haben.

nun bin ich ein neugieriger mensch. und so ging ich der sache auf den grund. im ersten fall handelte es sich um einen geldkoffer, der in nordafrika gefunden wurde. Inhalt 5,5 Millionen US$, mein Anteil 25%.
nach angabe meines namens und meiner adresse wurde mir mitgeteilt, dass man mich ausgewählt habe und dass der koffer auf dem wege zu mir sei. eine sicherheitsfirma werde sich mit mir in verbindung setzen und mir mitteilen, wann der koffer bei mir angeliefert wird.
die sicherheitsfirma meldete sich per mail. ich wurde auf eine website verwiesen, auf der ich die lieferung bestätigen sollte. diese websit wurde von meinem sicherheitpaket als problematisch eingestuft und ich brach den vorgang ab. wer will schon einen trojaner oder ein pishing auf dem rechner haben.
man setzte sich wieder mit mir in verbindung und sandte mir die bestätigug der spedition, die den koffer in verwahrung hatte. dann meldete sich die sicherheitsfirma und sandte mir noch einmal eine bestätigung, gleiche nummer aber anderer name, und ganz bestimmt nicht meiner. und ich sollte vorab 3.000,00US$ überweisen damit mir der koffer zugestellt werden kann. das war für mich bereits bewiesener betrugsversuch. ich wollte das ganze abbrechen, nicht aber die gegenseite. und so ließ ich der sache ihren lauf. mit viel aufwand wurde angeblich der koffer zurück gebracht nach nordafrika. nun sollte eine andere sicherheitsfirma eingeschaltet werden. ich wurde angeschrieben von einer bank in UK - die gibt es wirklich, aber die emailadresse der bank ist geringfügig anders. man legte mir nahe, für die handhabung der transaktion ein off-shore konto zu eröffnen und sandte mir auch gleich das anmeldeformular von der santander bank. auch hier ist der internetauftritt der bank sehr ähnlich wie die offizielle website dieser bank. mir wurde ein off-shore konto eingerichtet und ich wurde gebeten, 5.000,00 Pfund Sterling auf das konto einzuzahlen damit es aktiviert werden kann. man teilte mir mit, dass, sobald das konto aktiviert wäre, die 5,5 Millionen US$ auf das konto eingezahlt werden könnten und zur weiterleitung zur verfügung stünden.

nun habe ich jeden tag mit internationalem zahlungsverkehr zu tun und kenne das geldwäschegesetz. ich habe viel erfahrung mit all den vorschriften und schwierigkeiten, die banken in europa machen können, wenn gelder aus dem nichteuropäischen ausland auf europäische konten eingezahlt wird. für die legale einzahlung einer solchen summe wäre zumindest die vorlage eines erbscheins erforderlich. das nur am rande bemerkt.

stand der dinge ist, dass der afrikanische besitzer des geldkoffers erwartet, dass ich das geld auf das off-shore konto einzahle, was ich natürlich nicht tue.

im zweiten fall ging es um ein erbe von 75 Millionen US$ - das sollte jeden empfänger einer solchen spam-mail schon skeptisch machen. mein anteil sollte zuerst 25% sein. Es sollte mir ein päckchen zugestellt werden. wenige tage später erhielt ich einen anruf aus madrid. angeblich ein diplomat teilte mir mit, er habe das päckchen für mich in seinem diplomatengepäck. wider erwarten verlange jetzt die einfuhrbehörde eine zahlung von 2.000,00 Euro um das päckchen passieren zu lassen ohne zollkontrolle.
ich teilte das dem absender im mittleren osten mit. er bot mir daraufhin 50% an wenn ich die summe vorfinanzierte. immerhin hätte ich ja einen erheblichen gewinn zu erwarten. mir würde das päckchen dann zugstellt werden und ich solle es bitte nicht öffnen, bevor er selbst anwesend sei.

natürlich habe ich das geld nicht überwiesen.

und nun steh ich da, ich armer tropf, und bin so arm wie zuvor. keine millionen, kein leichtes leben. aber ich bin auch nicht ärmer als zuvor.

wetten dass manch ein rentner, der glaubt, seiner familie einen geldsegen bescheren zu können, auf die masche hereinfällt?

von Marilou

und wieder sucht man die Ostereier

6. April 2012 in Weblogs

Und wieder ist ein Jahr vergangen und ihr bereitet euch darauf vor, bunte Ostereier zu sammeln.
Sonnenschein und frühlingsfrische Temperaturen kommen hier in Spanien der Semana Santa zugute, der Karwoche, die auf ganz eigenwillige Weise gefeiert wird.
Am Passionssonntag war überall die große Prozession der Mater Dolorosa. Der Paseo mit der Mutter Gottes unter dem Kreuz, die ihren Sohn auf dem Schoß hält, wurde durch die Straßen getragen. Es ist immer eine reine Frauenprozession. Alleine die Choreographie des Absetzens und wieder Anhebens des Altars ist sehenswert. Da klopft der Majordomus mit seinem Stab dreimal auf den Boden, alles stoppt. Von der Seite springen Helfer herbei und setzen Stützen an Stelle der Schultern, die Trägerinnen wechseln, wieder ein Klopfen, die Stützen werden entfernt und der Paseo liegt wieder auf den Schultern. Beim Schlag der Trommeln beginnt er, seitwärts zu schaukeln und in Rhythmus und Fahrt zu kommen, und mit Einsetzen der Flöten, Klarinetten und Schalmaien wird der erste Schritt vorwärts getan. Bis zu 100 Schritte schaffen die Frauen, dann steht der nächste Wechsel an. Man kann sich vorstellen, wie lange dann eine bis zu 5 km lange Prozession dauert.
Heute am Karfreitag sind alle Paseos an der Sammelstelle angekommen, von der aus sie zur Abschlussprozession starten, die meist mehrere Stunden dauert. Jeder Paseo steht unter einem Motto, das immer mit der Geschichte im alten Jerusalem zu tun hat, an deren Ende die Kreuzigung stand. Durch Mark und Bein gehen die fanfarenartigen Anrufungen und Fürbitten, die im Stil der andalusischen Zigeunerweisen von den Balkonen der Häuser in den nächtlichen Himmel geschmettert werden.
Und noch eine faszinierende Veranstaltung ist die Schweigeprozession am Gründonnerstag. In der Nacht des letzten Abendmahls, als Jesus am Ölberg verraten wurde, spitzt sich das mystische Element der jedes Jahr neu nachgestellten und nachgelebten Karwoche zu. Ganz normale Bürger werden zu Büßern, beladen sich mit einem Kreuz, laufen barfuß oder nur mit leichten Sandalen bekleidet, eingehüllt in alles verbergende Kutten, eine Laterne in der Hand, durch die nächtlichen mittelalterlichen Straßen der Städte, folgen dem gekreuzigten Jesus auf seinem Paseo. Es ist fast Mitternacht, dunkel, keiner spricht, alles lauscht auf das sich langsam nähernde Geräusch schlurfender Schritte gepaart mit leichtem Stöhnen. Riesengroße Schatten der Büßer und ihrer Paseos geistern im Mondlicht über die Hauswände.
Spanien wäre nicht Spanien, wenn sich anschließend die Lebensfreude in den vielen Bars der Altstädte nicht wieder Bahn brechen würde. Die Semana Santa dient auch dazu, alte Freundschaften zu pflegen vor allem bei den jüngeren Leuten. Es ist Tradition, dass man zur Semana Santa an den Sitz der Familie reist – eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen man sich treffen kann mit alten Freunden. Während die Großeltern die Nachkommen hüten, kann es die Jugend in den Bars schon mal bis in den frühen Morgen krachen lassen, und zum Abschluss gibt es Mona mit heißer Schokolade, eine zuckersüßer Hefeplatz mit dickflüssiger Schokolade aus der Tasse – die spanische Spezialität schlechthin am Ende einer jeden Feier.
Und immer dort, wo sich Einheimische und Zugereiste treffen, bleibt auch in den Nächten der Karwoche die Politik nicht außen vor. Viel Zündstoff liefert in diesem Jahr die Krise auch der spanischen Regierung. Weltmeisterschaften und Olympiaden auf Pump, hohe Sozialleistungen durch Einbürgerung von südamerikanischen Landarbeitern während der Hochzeit der Agrarsubventionen, Ausbau eines öffentlichen Bildungswesens auf Pump neben dem traditionellen privaten, Ausbau der Vorstädte der Großstädte auf Pump mit Wohnsiedlungen für junge Familien – das alles hat eine Staatsverschuldung anwachsen lassen, die kaum noch beherrschbar ist. Und wie überall wehren sich die einfachen Bürger und Steuerzahler gegen ihre Regierung, die ihnen über die Steuer und über Einkommensverzicht die Hauptlast aufbürden will.
Die europaweite Globalisierung seit 2001 mit der Verlagerung von Produktionsstätten in Billiglohnländer ohne Sozialleistungen, die Osterweiterung der EU und der Wegfall der Agrarsubventionen seit 2007 treffen Spanien hart. Die Wirtschaft stagniert. Die Tourismusindustrie kann nicht ausreichend wachsen angesichts weltweiter all-inclusive-Angebote, bei der Touristen essen und trinken wie in Europa, in Ring-durch-die-Nase-Touren nur das zu sehen bekommen, was man zeigen will, aber nicht die Armut, die hinter den Billigangeboten steckt.
Und so diskutieren sie in den Nächten der Karwoche darüber, wieviel Egoismus sich Europas Bürger leisten können angesichts eines gemeinsamen Wirtschaftsraums, und wieviel Solidarität die Mitgliedsländer einfordern können.
In diesem Sinne wünsche ich Euch allen ein unbeschwertes Eiersuchen!

von Marilou

Sind wir mitten drin in der grünen Revolte?

5. April 2011 in Weblogs

Bekommen wir nach der 68er Revolte jetzt eine Grüne Revolte?

Ich moechte mich einer Beschreibung von Horst Krüger* bedienen: er spricht in seinem Essay aus dem Jahr 1968 von einer „bei allem Geist der Revolte merkwürdig fröhlichen und luxuriösen Generation. Obwohl sie gegen die Konsumform der Gesellschaft protestieren, bleiben sie doch zunächst noch deren Geschöpfe und Kreationen. Maskottchen des Spätkapitalismus könnte man sagen. Sicher ist, dass unsere florierende Ökonomie sie mitproduziert hat. Es sind Revolutionäre der Prosperität.“

Schaut man sich die Wahlen in Baden-Württemberg an, so sind es wieder die Jungen und Junggebliebenen, die diesmal ganz demokratisch den Wandel hin zu Grün zustande gebracht haben. Nichtsdestotrotz meine ich, dass auch auf sie vortrefflich die Beschreibung von Horst Krüger passt.

Denn auch in der Grünen Revolte sind es ja nicht die Vertreter einer Landbevölkerung, einer Arbeiterklasse oder einer unterprivilegierten Bevölkerungsschicht, sondern wieder sind es die Söhne und Töchter aus wohlhabenden Bürgerhäusern. Ihr Anspruch, ganz Deutschland aus dem Zwang des Atomzeitalters befreien zu wollen, hat genauso den Zug ins Romantische und kraus Verstiegene wie damals, als Bürgerjugend Arbeiterjugend vom Zwang des Kapitalismus befreien wollte.

Dreiundvierzig Jahre nach der kapitalistischen Revolte wächst nun in Deutschland die zweite und dritte Generation heran, sich selbst ueberlassen, frei zu leben, zu lieben, zu reisen, zu konsumieren. Generationen konnten in Deutschland intakt und gesichert aufwachsen – wann hat es das in der Vergangenheit gegeben?

Der Schlüssel zur Revolte damals und heute liegt in einer Jugend, die stark ist und meist ökonomisch gesichert, eine Generation berauscht und betäubt von ihrem neuen, subjektiven Freiheitserlebnis – und zugleich frustriert von den objektiven Elementen autoritärer Herrschaft, die sie in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft vorfinden.

Das Sammelbecken fuer all diese Jungen und Junggebliebenen ist ein Bündnis, dessen Schnittmenge grün ist. Sie sind für den sofortigen Atomausstieg, gegen die Kastrortransporte, gegen Stuttgart 21. Heute, nach der Atomkatastrophe in Japan.

Die Jungen sind für Stromüberleitung aus der Nordsee nach Bayern, gewonnen aus erneuerbarer Energie in den Windparks an der Küste und auf See. Man braucht ja Strom um das Ökonomische zu sichern.

Die Junggebliebenen sind dagegen, der Heimat wegen, der unzerstörbaren mit ihren Wäldern, Auen und der Kreatur. Für sie kommt der Strom nach wie vor aus der Steckdose, oder?

In vielleicht fünf Jahre werden die Jungen in das Joch unserer Gesellschaft eintreten müssen. Wie werden sie entscheiden als Assistenten der Geschäftsleitung von RWE oder EON? Werden sie dann die Durchsetzung der Verlängerung des Betriebs von Kernkraftwerken für ihre Arbeitgeber vor deutschen Gerichten erstreiten, oder für den freiwilligen Verzicht darauf auf hohe Entschädigung aus Steuergeldern klagen? Oder werden sie gegen die Interessen der Betriebsräte an der Personalschraube drehen helfen, um Kosten zu minimieren, die wegen der hohen Energiekosten an anderer Stelle der Produktion explodieren? Oder werden sie komunale Biokraftwerke konzipieren und betreiben? Oder werden sie zielstrebig auf Hartz IV zusteuern, weil ihr mittelständischer Arbeitgeber nicht mehr wettbewerbsfähig ist der hohen Energiekosten wegen? Werden sie dann für den Zukauf von Energie aus den Atommeilern der Nachbarländer stimmen?

Fragen über Fragen, die niemand beantworten kann. Und doch Fragen, die über die Richtung entscheiden, in die sich Demokratie in Deutschland bewegt, nicht als Farbenspiel oder Ampel, politisch gesehen, sondern als Herzensangelegenheit aller Bürger.

© Marlies Sillinger-Rindsfuesser 04.04.2011

* ISBN 3-455-04018-7 Horst Krüger: Zeit ohne Wiederkehr, gesammelte Feuilletons, Seite 197

von Marilou

krankenversicherung

6. Mai 2009 in Weblogs

heute abend fragt man sich bei frau maischberger, ob es in deutschland eine zweiklassengesellschaft gibt in der krankenvesicherung. die wahrheit liegt wie immer im auge des betrachters.
ich lebe nun schon seit 10 jahren in spanien und habe viel über das hiesige sytem gelernt. jeder hat ein recht auf krankenversicherung. alle sind im gesetzlichen system versichert. wer mag kann sich zusatzversichern für heilhilfsmittel,prothesen, krankenhaus 1.klasse, privatärzte. die grundversicherung liegt unter 100 Euro im Monat. die leistung dafür ist vergleichbar mit den leistungen der aok. allerdings müssen medikamente und heilhilfsmittel privat bezahlt werden. renter erhalten diese kostenlos.
der hausarzt wird im örtlichen ambulatorium zugeteilt. einen termin bekommt man in der regel binnen 2 tagen. facharztbesuche dauern etwas länger, aber man wird angerufen und bekommt den termin mitgeteilt. das gleiche gilt für medizinisch-technische untersuchungen. wenn man für einen nachfolgetemrin beim facharzt bestimmte untersuchungsergebnise braucht, so werden die termine zeitnah gelegt und organisiert, sodass man wenig fahraufwand hat. wir sitzen hier ein wenig abseits und unser nächstgelegenes krankenhaus ist in lorca. dort sitzen auch die fachärzte.
ich selbst habe bisher das system noch nicht in anspruch nehmen müssen. aber ich begleite viele senioren zu ihren terminen um zu übersetzen. die wartezeiten zum termin sind selten mehr als 30 minuten, mal abgesehen davon wenn ein notfall hereinkommt.
im krankenhaus gibt es nur zweibettzimmer. vom pyjama bis zur zahnbürste wird alles gestellt, auch das trinkwasser in flaschen. das personal ist hilfreich und sehr freundlich, fast mütterlich besorgt.

ein handykap hat das system. die beschäftigten sprechen mehrheitlich nur spanisch. also, wer das spanische gesundheitssystem in anspruch nehmen möchte, sollte unbedingt spanisch lernen. dann bekommt er viel für wenig geld und ist mit sicherheit mindestens so gut aufgehoben wie in deutschland.

Verstoß melden

Schließen