von balloony

Über Stock und Stein

17. November 2013 in Weblogs

Nach La Spezia mit dem Zug ...? Das geht auch anders. Wir haben uns eine Wanderroute ausgesucht, um den kürzesten Weg über den Berg in die Nachbarstadt zu bewältigen. Ein bisschen Bange war mir schon vor diesem Ritt. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass wir schon schwerere und längere Wege gegangen waren. Allerdings läuft man nach dem Pass nur noch im Wald. Schöne Sichten gab es nur sporadisch.

Eine Teilstrecke war jedoch für diese Gegend sehr ungewöhnlich. Wir waren auf dem „Telegrafo“- Pass und wollten nach Biassa, einer kleinen niedlichen Gemeinde, absteigen. Der Wanderweg war mit rot weißer Kennung beschildert und ausgewiesen. Als wir zum Einstieg kamen, fanden wir aber nur einen schmalen Trampelpfad im Grat eines Barancos, der ziemlich steil bergab führte. Frau b. meinte, dass das unmöglich unser Weg sein könnte. Gerade sind wir noch auf einem gut ausgebauten Wanderpfad den steilen Hang von den Cinque Terres hochgekommen und auf der anderen Seite, praktisch auf der anderen Straßenseite, geht so ein „schlechter“ Geröllweg hinunter. Sie befragte einen zufällig vorbeilaufenden Jogger (die gibt es hier oben tatsächlich), ob dieses der richtige Weg nach Biassa wäre. Er nickte und verschwand. Wir also bergab.

Das war eine Kraxelei. Über Stock und Stein (wie in der Überschrift) stimmt nicht ganz. Es müsste heißen: „Über Stämme und Felsbrocken“. Zu allem Unglück war der Weg dick mit buntem Herbstlaub belegt. Es war fast nie zu sehen, auf welchen Untergrund man trat. Das ist auf steil bergab führenden Wegen brandgefährlich. Es lagen alle Nase lang umgefallene Bäume kreuz und quer über den Weg. Manchmal musste man drüber steigen, manchmal auf allen Vieren unten drunter weg kriechen. Wir waren heilfroh, nach einer dreiviertel Stunde die Dächer von Biassa zu sehen.

Das Dorf selbst ist reizend, genau so, wie man sich ein italienisches Bergdorf mit mediterranem Einfluss vorstellt. Die Häuser an den Hang geschmiegt, ganz eng nebeneinander gebaut, oftmals nur Treppen zu den Häusern, alte Steinmauern und natürlich die Wäsche zwischen den Häusern aufgespannt. Frau b. wollte sofort anfangen zu malen. Motive gab es in Hülle und Fülle. Daraus wurde aber nichts, weil ich heute nicht den Nerv hatte, mir zwei Stunden oder länger die Zeit in einem Bergdorf zu vertreiben. Der Weg nach La Spezia zu Fuß war noch ziemlich weit. Deshalb wollten wir uns auch nicht trennen. Und so beschritten wir den Rest des Weges gemeinsam.

Dieser war wieder bestens präpariert. Wir wanderten durch Olivenhaine immer oberhalb des Barancos entlang bis hinunter in die Stadt. Unten angekommen, ging es uns immer noch echt gut. Wir werden immer besser. Ein kurzer Abstecher in eine Bar am Ortseingang, dort ein kurzer Blick auf den Zugfahrplan und schon bald saßen wir, schneller als gedacht, im Zug heimwärts nach Riomaggiore.

von balloony

Fußball

16. November 2013 in Weblogs

In unserer Ferienwohnung steht das Fernsehgerät auf einem Eckregal, ungefähr 1,70 m hoch, in der hintersten Ecke, faktisch nur durch die Wand von der Klippe getrennt. Eigentlich erwartet man in der Nähe eines TV’s irgendeine Sitzgelegenheit. Bei uns weit gefehlt. Nichts, kein Stuhl, kein Hocker, kein Sofa - .... aber das Bett. Man kann sich hinlegen, prima. Auf die Dauer ist das aber mehr als gewöhnungsbedürftig, wenn man sich zum Fernsehen immer lang machen muss. Gott sei Dank läuft die Mühle höchstens zweimal in der Woche, wenn überhaupt. Ich habe nur drei deutschsprachige Sender ausfindig machen können – alle drei aus Österreich.

Gestern war die Situation eine andere. Es kam Fußball am Abend, da ist Hinlegen durchaus passend. Allerdings fangen die Spiele seit Jahren so spät abends an, dass sie bis in die Puppen gehen. Keine Ahnung, wer sich das mal ausgedacht hat. Egal, des einen Freud, des anderen Leid sage ich da nur. Während dessen ich mir meine Ecke des Bettes schön gemütlich zum Zuschauen zurecht machte, kam gegen 22.00 Uhr Frau balloony, um in ihrer Ecke zu Bett zu gehen. Das Fußballspiel war wohl nicht aufregend genug, schon nach kurzer Zeit hörte ich tiefe Atemzüge neben mir.

Die Spielübertragung in der italienischen „ARD“ war höchst interessant. Ich verstehe eine Menge von Fußball (hihi, das sagen alle Männer), und deshalb glaubte ich ab und zu, den Redeschwall der Herren verstanden (übersetzt) zu haben. Reden tuen die ununterbrochen. Es waren drei Reporter am Werke. Jeder durfte für fünf Minuten ran, dann war Wechsel am Mikrofon. Die haben schneller gesprochen als ein deutscher Radioreporter, ohne Unterlass und scheinbar ohne zwischendurch Luft zu holen. Ihre Mannschaft konnten sie aber auf diesem Wege auch nicht zum Siegen quasseln.

Heute war meine Frau wieder künstlerisch unterwegs. Sie fuhr allein nach Monterosso, um zu malen. Ich verkniff mir die Reise und blieb in Riomaggiore, wo ich meinte, die letzten noch unentdeckten Ecken des Dorfes zu inspizieren. Unter anderem nahm ich noch mal den alten Schuppen unter die Lupe, den meine Frau letztens malte und stellte fest, dass er tatsächlich eine erhebliche Ähnlichkeit mit dem gemalten Bild hat.

von balloony

Schiffe gucken

15. November 2013 in Weblogs

Freitag ist bei uns Einkauftag. Nun schon zum dritten Mal sind wir deshalb nach La Spezia gefahren, um unsere Vorräte aufzufrischen. Wir waren spät dran und hätten fast den Zug verpasst. Acht Minuten durch den Tunnel (10 km durch das Gebirge) und wir waren da. Heute sind wir aber vor dem Besuch des Marktes und des coop’s in der Stadt geschlendert. Alle Achtung, La Spezia ist eine tolle Stadt am Mittelmeer. Alte Stadtpaläste und mondäne Bürgerhäuser zeugen vom Reichtum, der hier im Laufe der Zeit angehäuft wurde.

Mich zog es magisch zum Wasser. Wie der Zufall es wollte, erreichten wir das Meer genau am riesigen Yachthafen. Er ist wirklich riesig und weitläufig, allerdings kein Vergleich zu Palma, der im Mittelmeerraum nur schwer zu toppen ist. Wir haben uns die Megayachten angeschaut. Tolle Teile sind hier festgemacht. Mein Herz wurde schwer, wenn ich an unsere „SAMANTA“ denke, die in Greifswald an Land warten muss, biss im Norden wieder angenehme Temperaturen angesagt sind.

Wir trabten danach über den lokalen Frischemarkt. Gemüse, Fisch, Käse und Schinken waren unser Ziel. Es war wahnsinnig voll. Ich hatte ständig eine Hand an der Brieftasche. Sicher ist sicher. Im coop ging es gemächlicher zu. Er ist nicht übermäßig groß, aber im Vergleich zum Tante Emma Laden von Riomagiore ist er natürlich gigantisch. Lebensmittel kaufen ist für Deutsche in Italien nicht übermäßig schwer. Bei Chemie, z.B. Waschmitteln; sieht es anders aus. Das richtige Fläschchen zu kaufen, gelingt uns nur mit Wörterbuch.

Am frühen Nachmittag waren wir wieder in der Ferienwohnung. Dann das Übliche, einer malt, der andere faulenzt. Als es dunkel wurde, suchte ich im Internet nach „The Voice of Germany“. Tatsächlich war die Download- Geschwindigkeit so groß, dass wir einige Battles ansehen konnten. Und jetzt suche ich im italienischen Fernsehen Fußball: Italien gegen Deutschland. Drückt mir die Daumen, dass die Italianos das Spiel im Nichtbezahlfernsehen übertragen.

von balloony

Ruhetag

14. November 2013 in Weblogs

Frau balloony schreibt:

Heute ist ein Tag ohne Sonne. Außer Wäsche waschen passiert nicht viel. Bei uns fällt im Moment soviel davon an. Kein Wunder, wenn man jeden Tag durchgeschwitzt nach Hause kommt. Gut, dass die FeWo eine Waschmaschine hat. Sonst wären wir auf die Dauer aufgeschmissen. Die Wäsche hängt man auf die Leine unter dem Fenster. Ihr kennt sicher das italienische Patent mit Rollleine. Stück für Stück wird aufgehängt und weiter geschoben. In manchen Orten sind die Leinen ganz und gar von Haus zu Haus gezogen. In La Spezia hängen die Schlüpfer mitten in der Stadt zwischen den 6 Geschossern.

Es ist draußen trocken. Ich gehe raus zum Malen. Bei den Müllcontainern steht seit Tagen ein alter Klappstuhl zur Entsorgung. Den hole ich mir eiskalt. Da muss ich nicht ständig Sitzgelegenheiten suchen und man bekommt keinen kalten Hintern, wie es auf den Steinen oft passiert. Ich platziere den Stuhl vor einem alten Haus. Es muss als Lagerhaus genutzt worden sein. Die Mauern sind noch in Ordnung. Die Natursteine halten ewig. Die Türen sind morsch, stehen zum Teil offen. Die Feuchtigkeit hat sie von unten verrotten lassen. Über den Türen befinden sich halbkreisförmige Belüftungsfenster, die typisch für diese Gegend sind. Das Haus ist von Weingestrüpp überwuchert.

Ab und zu fallen ein paar Regentropfen. Die ersten ignoriere ich. Es hört wieder auf. Nach einer Weile kommt balloony vorbei. Er belächelt meinen Stuhl. Ich schicke ihn Eier kaufen für Spaghetti a la Carbonara. Als er wieder kommt, bringt er den nächsten feinen Regen mit. Nicht schlimm, aber beim Malen stört es. Ich breche ab und gehe mit balloony nach oben. Er kocht, ich male weiter.

Nachmittags gehen wir runter zum Strand. Bei stürmischem Wetter war der Weg dorthin letztens gesperrt. Sand gibt es keinen, dafür runde, platt geschliffene Steine in allen Größen, ideal zum Türmchen bauen. Balloony baut zwei, ich eines. Jemand hat aus Treibholz ein Feuer entfacht. Wir werfen auch noch was hinein und halten es im Gange. Dann gehen wir zurück zum Hafen. Mit einer Flasche Wein unter dem Arm kehren wir in die FeWo zurück.

Zum Sonnenuntergang bricht die Bewölkung kurz auf. Wir lassen die Sonne im Meer versinken. Dann kommen die Wolken wieder. Sicherheitshalber werde ich lieber die Wäsche abnehmen.

von balloony

Portovenere

13. November 2013 in Weblogs

Eigentlich wollten wir es heute ruhig angehen lassen. Aber das Wetter ist perfekt. Außerdem sind wir ganz heiß auf Portovenere, nachdem wir gestern schon gut bis zum Telegrafo gekommen waren. Nach nochmaligem Literaturstudium der Wegbeschreibungen gehen wir es an. Wir rechnen mit 5 bis 6 Stunden laut Wanderführer. Die Zeitangaben sind von Buch zu Buch unterschiedlich. Wie viele Kilometer vor einem liegen, wird erst gar nicht erwähnt.

Heute wählen wir die steile, die direkte Variante über die Treppen und sind schon das erste Mal bis zum Auswringen nass an der Madonna di Monte Negro. Neuer Rekord. Geschafft in 37 Minuten. Das nächste Stück ist entspannter, ab und zu ein Stück geradeaus. Am Telegrafo, den wir schon von gestern kannten, liegen wir gut in der Zeit. Der Höhenwanderweg auf dem Kamm des Gebirges ist aber nicht so recht nach meinem Geschmack. Er ist zwar gut zu laufen, aber man hat fast keine Sichten, da der Hang bewaldet ist. Das kennen wir aus der Cinque Terre besser.

Und so spulen wir den Ort Campiglia ab. Einzige Abwechslung ist eine Wildschweinjagd im Walde. Es knallt sehr oft und ab und zu treffen wir Jäger mit ihren Hunden. Kurz vor Portovenere wird es doch noch etwas besser. Der Weg wird offener und unwegsamer, stellenweise wird es eine Kletterpartie. Vereinzelte Ausblicke auf die vorgelagerten Inseln erfreuen unser Gemüt. Am besten hat mir der letzte Teil des Abstieges gefallen. Es ging zwischen zwei aufgeschichteten Steinmauern, die ca. 1,80 m hoch waren und höchstens einen Abstand von 1,50 m hatten, einige hundert Meter immer bergab. Das hatte was! Rechts und links standen verlassene Häuser, die wohl auf Grund ihrer beschwerlichen Erreichbarkeit niemanden mehr interessieren, obwohl sie äußerst idyllisch lagen, mit einem starken Blick auf das Meer und die Inseln.

Was mich auch noch beeindruckte, war die sagenhafte Höhe der Apenninen, die im Hintergrund allgegenwärtig sind. Man sah auch die riesigen Steinbrüche von Carara, wo der berühmte Marmor abgebaut wird. An der Stelle fehlen schon einige Felsen bis ins Hochgebirge hinein.

Portovenere erreichten wir nach ungefähr 5 Stunden Fußmarsch. Der Ort am Ende des Golfs von La Spezia sieht sehr interessant aus. Es riecht in der Hafengegend regelrecht nach Geschichte. Eine alte Festung, Kirchen an exponierter Stelle zu Felsen und Meer und eine interessante Altstadt zeugen von der Baukunst der Italiener. Hier war der Schöngeist schon unterwegs, als im hohen Norden noch in Lehmhütten gelebt wurde. Frau balloony fand ein schönes Motiv und war damit gut ausgelastet. Ich stöberte ein bisschen hier und dort herum.

Heimwärts fuhren wir mit dem Bus zuerst nach La Spezia und dann weiter mit dem Zug nach Riomaggiore. Erfreulich frisch, jedenfalls konditionell (nicht geruchstechnisch) kamen wir zu unserer Wohnung. Ich bin heute dran mit Kochen. Es gibt Spaghetti – die guten Barilla (500g zu 56 Cent) mit einer leckeren Tomaten- Basilikum- Soße.

von balloony

Nase über den Berg

12. November 2013 in Weblogs

Heute kurz ein paar Bemerkungen zum derzeitigen Wetter am Mittelmeer. Seit unserer Anreise wehte eine mal mehr oder weniger heftige Brise aus Südwest direkt vom Meer. Die ankommende Luft ist in dem Falle warm (vom warmen Meerwasser) und feucht. Die Sichten sind etwas trübe und die hohen Berge stecken nachmittags in Staubewölkung.

Gestern erwischte uns ein Ausläufer des Mistralwindes. Es pfiff gewaltig von Nord nach Süd. Damit war die warme und feuchte Zufuhr von Meeresluft für uns unterbrochen. Vielmehr saugte dieses Windfeld Luft aus dem Norden heran – Luft von den Alpen. Es wurde kühler, gefühlte 10°C, tatsächlich aber nur 4°C weniger als tags zuvor. Und die neue Luft war knochentrocken. Wir hatten Sichten bis zum Anschlag. Zum Wandern ist trockene Luft viel angenehmer. Man schwitzt nicht so leicht. Heute waren es bei der trockenen Luft allerdings schon wieder 20°C.

Heute Morgen gab es um acht Uhr noch kein Brot im Laden. Ich hatte mich schon umgedreht, als die Verkäuferin hinterher rief: nur frische „Paninis“ (Brötchen). Das reichte auch. Während des Frühstücks wurde der Plan des Tages gemacht. Wenn man von Riomaggiore in Richtung Berge schaut, ist ein riesiger Funkmast auf der Spitze des Hauptkammes allgegenwärtig. Der sollte es heute sein. Er steht auf 750 Metern und man kann von dort auch auf die andere Seite des Berges nach La Spezia gucken. So hoch waren wir hier noch nicht. Klingt nicht sehr hoch, für uns reicht es aber, denn wir fangen immer bei Null an.

Hochwärts wanderten wir zum Teil auf Wegen, die wir schon mal gegangen waren. Es wehte eine Steife Brise den Berg herunter, dass ich mein Basecap des Öfteren absetzen musste. Über Nacht hatte es im oberen Teil des Berges einige Bäume umgeworfen, die zum Teil auf dem Wanderweg lagen. Einiges räumten wir zur Seite, Schwereres wurde überstiegen. Nach ca. 2 Stunden waren wir oben. Aus dieser Höhe sah das Mittelmeer und die Cinque Terre zu unseren Füßen schon fast unnatürlich aus. Es hatte was von Ballon fahren. Der Blick nach La Spezia war nicht berauschend, weil viele Bäume störten.

Wir wanderten weiter bis zu einem Ort „la Croze“, von wo aus wir absteigen wollten. „La Croze“ heißt: das Kreuz. Wir vermuteten an dieser Stelle irgendetwas Kirchliches, eine Madonna oder eben nur ein Kreuz, von denen es hier einige gibt. Doch als wir ankamen fanden wir nichts, nur Bäume und Steine. Bis es Klick machte. „La Croze“ hieß in diesem speziellen Falle einfach nur „Kreuzung“, weil sich zwei Wanderwege kreuzten.

Der Weg nach unten war wie immer schwieriger als der nach oben. 700 Höhenmeter auf 2 Kilometer Strecke – da geht es gut bergab. Mit meiner leichten Arthrose musste ich bei jedem Schritt abwärts die Muskeln des Oberschenkels des Beines anstrengen, der oben stand, damit das andere Bein langsam und gefühlvoll aufsetzt, um die Knie zu schonen. Das ist eine kraftraubende Laufweise. Frau balloony ging es ähnlich. Und so waren wir froh, wieder vor unserer Hütte in Riomaggiore zu stehen.

von balloony

Wetteränderung

11. November 2013 in Weblogs

Der Tag war so Klasse, dass es heute doch keine Wetteranalyse gibt. Dafür schreibt Frau balloony den Blog....!

Wow, was für eine Wanderung. Nach der stürmischen Nacht habe ich mit solchen Möglichkeiten gar nicht mehr gerechnet. Um acht Uhr ist balloony runter zum Coop gegangen, um Brot zu holen. Da pfiff der Wind noch ordentlich um die Ecken. Jedoch hat er die Richtung gewechselt. Während er gestern aus Westen kam und die Wellenberge ans Ufer schob, haben wir heute Nordwind. Die Sichten sind so klar, dass wir ganz im Norden hinter Genua die Berge glasklar erkennen, und was noch erstaunlicher ist, dahinter noch eine Bergkette – und zwar schneebedeckt. Das können eigentlich nur die Alpen sein. Haben wir etwa den Mont Blanc gesichtet?

So einen Tag muss man in der Natur verbringen, schnell gefrühstückt und dabei Pläne geschmiedet. Die Wetterkarte sagte uns, weiter nach Norden ist die Chance am Größten, trocken durch den Tag zu kommen. Balloony hat wieder eine tolle Idee. Wir fahren nach Levanto, dem nördlichen „Eingangstor“ zur Chinque Terre, gucken uns dort ein bisschen um und laufen dann zurück nach Monterosso.

Auf dem Bahnhof von Riomaggiore stellte sich niemand freiwillig auf den zugigen Bahnsteig. Da wedelt es einem den Hut vom Kopf. Dafür empfängt uns in Levanto die Sonne. Wir schauen uns die Altstadt an, die ebenfalls sehr verwinkelt mit Gassen und Treppen auf einem Hügel errichtet wurde. Besonders beeindruckend sind die schwarz- weiße Kirche mittendrin, ein altes Castello, leider in Privatbesitz und prunkvolle Villen in Richtung Wasser. Nach einem kleinen Strandspaziergang genehmigen wir uns einen Kaffee Americano und machen uns dann auf den Wanderweg Richtung Süden.

Wir passieren nochmal das Castillo Malaspina mit seinem Rundturm und den eindrucksvollen Zinnen und steigen von dort weiter beständig bergan mit schönen Ausblicken über Olivenhaine und Levanto zu unseren Füßen. Hinter dem letzten Haus verändert sich die Landschaft. Plötzlich sind wir im Wald. Der Weg nimmt einen wildromantischen Charakter an. Man lässt der Natur hier freien Lauf, und wie es scheint, teilweise auch den herunter rollenden Steinen oder Felsblöcken, um die man sich herumfädeln muss. Nach ein paar Serpentinen öffnet sich der Blick wieder. An einem auffälligen Felsen erinnert eine Gedenktafel an einen 1965 hier verunglückten Uni- Professor – ganz schön steil hier.

Auf unserem weiteren Weg treffen wir eine Dame mit Hund, mit der ich schon Corniglia vor ein paar Tagen ein längeres Gespräch geführt hatte. Man gibt sich gegenseitig Tipps. Wir sollen unbedingt zum Punta Mesco mit der alten Kirchenruine und dem darunter liegenden verlassenen Leuchtturm gehen, was dann auch später machten. Einen Leuchtturm, wie man sich ihn sich vorstellt, können wir nicht entdecken. Aber die Aussicht auf die komplette Küste mit allen 5 Dörfern der Cinque Terre ist so was von einmalig, der schönste Blick, den wir bisher hier hatten.

Danach geht es steil hinunter nach Monterosso. Die zahlreichen Stufen sind Gift für kaputte Knie. Aber da mussten wir durch. Gut, dass wir den Weg genau in diese Richtung gegangen sind, sonst hätten wir an diesen Anstieg schon die Lust verloren. Zur Belohnung gibt es in Monterosso ein schickes Eis. Der Zug fuhr auch bald. Und jetzt bereiten wir uns auf das Abendessen vor. Dann Guten Appetit.

von balloony

Das Meer kocht

10. November 2013 in Weblogs

Heute habe ich „verwachst“. In Vorbereitung unserer Wanderung schaute ich aus dem Fenster – Windstille und angenehme Temperatur. Also zog ich wie immer meine kurze Hose an und den Flanell- Pullover und überlegte kurz, ob ich mir eine lange Hose und eine Windjacke einpacken sollte. Hätte ich es nur getan! Wir waren noch keine hundert Meter höher als unser Ferienhaus, da zog es eisig um die Ecke, dass mir hören und sehen verging. Ich hätte gewarnt sein müssen: diese Nacht hatte das Fenster wieder gepfiffen.

Entscheidungsfreudig wie ich bin, legte ich sofort fest: balloony geht zurück. Ich erinnerte mich an einen sinnreichen Ausspruch meiner Tochter während einer Autofahrt, damals auch in Ligurien, bei der ich volle Pulle die Klimaanlage aufgedreht hatte: „Wir sind doch nicht nach Italien gefahren, um zu frieren.“ Dem war nichts hinzuzufügen. Meine Frau zeigte mir einen bemitleidungswürdigen Blick, wir packten die Wandersmahlzeit in ihren Rucksack um und dann trennten sich unsere Wege, sie bergauf, ich bergab.

Beim Abstieg fiel mir auf, dass auf dem Meer heftige Schaumkronen standen. Das sah aus wie Windstärke 6. Wir hatten nichts davon gemerkt, weil der Wind direkt auf unsere Klippe stand und dort aufgestaut wurde.

Meine Frau hielt es an der kleinen Kapelle, die sie malen wollte, auch nicht lange aus. Etwas angefroren war sie kurz nach mir wieder an unserer Ferienwohnung, kam aber nicht herein, weil die Klingel kaputt war. Ich habe sie tatsächlich nicht gehört und die Ärmste musste noch eineinhalb Stunden vor dem Haus warten, bis ein Anwohner zufällig die Haustür öffnete.

Am Nachmittag nahmen die Wellen zu. Fern vom Ufer waren sie mal gerade zwei Meter hoch, aber ihr Abstand war gigantisch. Ich schätze mal, dass der Abstand von Wellenkamm zu Wellenkamm 30 bis 40 Meter waren. Der Erfolg lag klar auf der Hand. Beim Heranrollen ins flache Wasser, wenn die Wassertiefe auf die halbe Wellenlänge abnimmt, türmen sie sich im flachen Wasser auf um kurz darauf zu brechen. Das Szenario kennen wir vom Ostseestrand zur Genüge. Aber hier in Riomaggiore ist alles anders. Da, wo bei uns der Strand ist, sind hier Häuser.

Um es kurz zu machen: Es war ein grandioses Schauspiel. Wir hatten an den Fenstern unserer Ferienwohnung zwar einen Logenplatz, aber gegen halb vier Uhr trieb es uns doch zum Hafen hinunter. Es war ohrenbetäubend. Die Wellen wuchsen ungefähr 100 Meter vor dem Dorf zu Ungetümen an, brachen sich auf der Mole und donnerten danach an die Felswände des Hafens. In der Luft stand pausenlos ganz feiner Spray aus Wasser, schön salzig auf den Lippen. Meine Frau schoss ein Bild nach dem anderen, aber ich glaube, so ein Naturschauspiel lässt sich nicht mit der Kamera einfangen. Das muss man einfach mit allen Sinnen einsaugen.

Es erübrigt sich, zu erwähnen, dass es als Zugabe blauen Himmel und lauwarme Mittelmeerluft gab. Ich sage das deshalb, weil sich das morgen wohl ändern wird. Aber dazu schreibe ich im morgigen Blog mehr. Er wird nach Lage der Dinge ein kurzer Exkurs in das Fachgebiet der Meteorolgie werden.

von balloony

Gemeinsam begonnen- dann getrennt

9. November 2013 in Weblogs

Diese Nacht hat es gewittert – allerdings mit nur einem Blitz und dazugehörigem Donnerschlag. Der Knall hallte aus allen möglichen Richtungen wieder. Ich habe im Bett gestanden. Dann kam heftiger Regen und Wind. Eines unserer Schlafzimmerfenster ist ein kleinwenig undicht. Wasser kam nicht rein, aber der Wind strich so durch die kleine Lücke, dass es klang, wie das Pfeifen im Walde. Es nervt ungemein, wenn Du denkst, neben dir steht einer am Bett und pfeift. Das werde ich bei Gelegenheit reparieren.

Der Regen hatte sein Gutes. Ich war mir sicher, etwas länger schlafen zu können. Aber kurz nach Sonnenaufgang verzogen sich die Wolken und die Nacht war so schnell zu Ende wie in den vorherigen Tagen. Unsere Devise: Der Tag ist im November kurz. Wer was erleben will, muss früh aufstehen. Es wird hier gegen 17.00 Uhr dunkel.

Wir haben einen neuen Weg ins Nachbardorf getestet, eine „Rennstrecke“ quasi. Ich erwähnte schon, dass es bis nach Manarola höchstens ein Kilometer Luftlinie ist, eher weniger. Die Strecke überwanden wir in sage und schreibe 70 Minuten. Einmal den Berg hoch und drüben wieder runter. Das Ganze immer durch Weingärten, entlang der Steinterrassen. Der höchste Punkt war 240 Meter hoch. Drüben angekommen war ich wieder durchgeschwitzt bis aufs Hemd. Es sind immer noch 20° C im Schatten.

In Manarola haben wir uns dies und das angeschaut. Heute haben wir uns nach der Sightseeing- Runde getrennt, bevor meine bessere Hälfte anfing zu malen. Ich sehe ein, dass es einen Künstler nerven muss, wenn jemand hinter ihm steht, der ständig mit den Hufen scharrt und weiter will. Da kann nichts Gescheites bei rum kommen. Und so fuhr ich schon am frühen Nachmittag zurück und ging surfen – im Internet natürlich.

von balloony

Alle Dörfer beschnuppert

8. November 2013 in Weblogs

Die erste Woche liegt hinter uns. Das Wetter spielte prima mit. Und so haben wir tatsächlich die restlichen vier Dörfer schon mal kurz beschnuppert. Wir waren jeweils zu Fuß in Manarola, am nächsten Tag in Corniglia und sind gestern mit der Bahn nach Monterosso gefahren, um von dort nach Vernazza zu wandern. Wir haben jetzt einen ersten Rundumblick, wie es in den einzelnen Dörfern aussieht. Das ist vor allem für meine Frau wichtig, weil sie schöne Malmotive sucht.

Die 5 Dörfer sind ziemlich unterschiedlich. Riomaggiore, Manarola und Vernazza sind an steile Felshänge gebaut bis hinunter ans Wasser. Corniglia drohnt erhaben auf einem Felshügel bestimmt hundert Meter über dem Meer und Monterosso ist eigentlich ein mondäner Badeort. Seine neckischen Seiten sieht man erst, wenn man etwas abseits der Hauptstraße sucht.

Was hat uns bisher am besten gefallen? Ganz klar: Die zweite Wanderung von Riomaggiore über Volastra nach Corniglia, über die ich noch gar nicht berichtet habe. Wir liefen in schwindelerregender Höhe einen Wanderweg durch endlose Weingärten über jahrhunderte alte Steinterrassen. Über uns ging es steil nach oben, nach unten traute man sich kaum zu schauen, weil es halsbrecherisch bergab ging. Aber die Ausblicke auf die Dörfer, die Klippen und das azurblaue Meer waren so bezaubernd, dass Höhenangst zu keiner Zeit aufkam. Etwas höhentauglich muss man beim Kraxeln in den Terrassen allerdings schon sein.

Alles in Allem sind wir nach dem ersten Herantasten an das Wanderrevier total begeistert. Wir sind schon oft herrliche Wanderwege gegangen, z.B. im Tramontana- Gebirge auf Mallorca, von denen ich dachte, es gäbe nichts Schöneres. In der Cinque Terre ist alles noch ein bisschen spektakulärer. Die Verbindung von Wandern am Meer und trotzdem das Gefühl zu haben, man sei gleichzeitig im Hochgebirge, kommt hier perfekt zur Geltung. Das Wetter tat sein Übriges, dass es uns hier so gut gefällt.

von balloony

Cinque Terre

7. November 2013 in Weblogs

Was heißt eigentlich „Cinque Terre“? Es heißt „Die fünf Dörfer“. Klingt komisch, oder? Wie kommen die Italiener darauf, gerade diese Dörfer mit dem Namen zu titulieren. Das ist ziemlich einfach erklärt. Sie liegen alle direkt nebeneinander am Meer, jedes am Ende eines wild zerklüfteten Tales. Jedes Dorf für sich ist eine Enklave. Sie waren früher nur per Schiff zu erreichen. Selbst untereinander war die Schiffsverbindung die leichteste Art, von einem Ort zum anderen zu reisen. Und die wichtigste gemeinsame Besonderheit der fünf Dörfer ist die kuriose Bauweise ihrer Häuser. Vielgeschossige Wohnhäuser in dieser Art, an steilen Felshängen errichtet, habe ich noch nirgendwo gesehen.

90 Prozent der Häuser erreicht man nicht über eine Straße, sondern ausschließlich über Treppen. Alles was man brauchte (oder heute noch braucht) muss per Hand nach Hause getragen werden. Obwohl die Region heute über Autotunnel mit der Außenwelt verbunden ist, dürfen selbst die Einwohner nicht mit ihren PKW’s in die Dörfer fahren. Sie müssen die Autos in Parkhäusern am Rande der Dörfer abstellen, oder am Straßenrand von Zufahrtsstraßen parken. Schwer vorstellbar, aber es funktioniert.

Als wenn das nicht schon hart genug wäre, kommt es noch besser. Die Einwohner der Cinque Terre waren Selbstversorger. Um an den steilen Felshängen lebensnotwendige Nahrungsmittel anzubauen, begannen die ersten Einwohner (man sagt so um das Jahr 800 herum) Terrassen mit Natursteinmauern anzulegen. Und jetzt haltet Euch fest: Die fünf Dörfer sind etwa 10 Kilometer Luftlinie auseinander. Im Laufe der Jahrhunderte haben die Leute auf diesen 10 Kilometern entlang aller Zerklüftungen und Täler sage und schreibe 12.000 km Natursteinmauern angelegt. Zwölftausend Kilometer. Man erahnt diese unvorstellbare Leistung bei Wanderungen heute noch. Die Terrassen sind allgegenwärtig. Ein großer Teil ist verfallen, aber eine ganze Menge davon wird immer noch bewirtschaftet – vor allem mit Wein und Oliven. Und von dem Wein trinken wir jetzt ein Tröpfchen.

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