von adler1210

Es ist nie zu spät neu anzufangen

23. Februar 2009 in Weblogs

Es ist nie zu spät neu anzufangen (Leseliese)

Eine Woche nach seinem 25-jährigen Betriebsjubiläum bekam Günther einen Brief, in dem der Abteilungsleiter ihm mitteilte, dass man ihn wegen der schlechten Auftragslage entlassen müsse.
Fassungslos stand Günther in der gemütlichen Wohnküche seines Einfamilienhauses und hielt seiner Frau Doris wortlos den Brief hin.
"Das kann doch nicht wahr sein!" rief er aus. "Noch vor einer Woche lobte mich der Chef, dass ich aufgrund meiner jahrelangen Erfahrungen, besonders für die jüngeren Kollegen eine große Unterstützung sei."
"Sie sind immer pünktlich und zuverlässig gewesen und haben verantwortungsbewusst die ihnen gestellten Aufgaben erfüllt", fügte er noch an.
Bei der kleinen Feier im Kollegenkreis hatte auch der Abteilungsleiter seine Arbeit gewürdigt.
Und nun die vorzeitige Kündigung. Auch seine Frau konnte es nicht fassen. "Ich bin doch erst 55 Jahre alt. Aber bei der Situation auf dem Arbeitsmarkt habe ich doch keine Chance, eine neue Arbeit zu finden", stöhnte Günther.
Er setzte sich auf einen Stuhl und sackte in sich zusammen. Ihr großer, starker Mann, den sie liebevoll "mein starker Bär" nennt, saß wie ein Häufchen Elend auf dem Stuhl.
Doris legte den Brief auf den Tisch. Dann ging sie zu Günther und nahm ihren Mann in den Arm. "Das schaffen wir schon." "Du hast recht, es ist bitter, wenn man nach so langer Zeit vor die Tür gesetzt wird", sagte sie. "Aber lass den Kopf nicht hängen, wir haben schon andere Probleme gemeinsam gemeistert!"
Doris setzte Kaffeewasser auf. "Jetzt trinken wir einen Kaffee und dann gehen wir ein Stück spazieren, das wird Dir gut tun".Günther und Doris hatten Urlaub, danach würde Günther noch zwei Wochen arbeiten und dann zu Hause sein.Am nächsten Morgen stand Günther als Erster auf und bereitete das Frühstück. Dann überlegten beide, wie es weitergehen könne."Wir haben uns vorgenommen, immer nach vorn zuschauen, diese Wende in Deinem Leben kann doch auch eine neue Chance sein", ermunterte Doris ihren Mann.
"Ich muss mich beim Arbeitsamt melden, vielleicht finde ich doch noch eine andere Arbeit?" "Es ist immer wieder weiter gegangen", seufzte Günther.

Doris arbeitete halbtags in dem Büro eines Gartenarchitekten. Wenn Günther keine Arbeit mehr findet, dann würden sie mehr Zeit füreinander haben. Der Sohn lebte mit seiner Frau auf dem Land, beide waren berufstätig. Die Tochter war mit ihrer Familie in die Nähe von München gezogen, sodass sie die vier Enkelkinder auch sehr selten sahen.
Im Urlaub waren sie viel gewandert. Gemeinsam hatten sie überlegt, wie sich Günther vielleicht ehrenamtlich betätigen könnte.Der letzte Arbeitstag brachte noch einmal eine große Belastung für Günther. Der Abschied von den Kolleginnen und Kollegen, mit denen er viele Jahre zusammengearbeitet hatte, fiel ihm doch sehr schwer.
Dann war alles vorüber. "Du kannst uns doch immer mal besuchen kommen", riefen ihm die Kollegen noch nach.
An den Vormittagen war Günther allein, weil Doris im Büro war. Da er schon immer gern gekocht hat, bereitete er das Mittagessen vor. Danach lief er ziellos durch die Stadt. Seine Stadt, die Stadt des Dichters Theodor Fontane. Er mag den Stil des Dichters und hat sehr viel von ihm gelesen. Nach der Wende hatte sich auch Neuruppin verändert. Viele Häuser waren restauriert worden und erstrahlten wieder im alten Glanz. Neue Hotels standen am Ruppiner See und lockten Touristen an.Er kam an der Geschäftsstelle der Touristeninformation vorüber. "Eigentlich könnte ich doch mal fragen, ob vielleicht noch ein Stadtführer benötigt wird. Ich kenn die Stadt wie meine Westentasche. Hier bin ich aufgewachsen und habe die Schulbank gedrückt", überlegte Günther. "Sachkundige Stadtführer sind uns immer willkommen", sagte Herr Held, der das Büro leitet. "Ich empfehle Ihnen noch einen Kurzlehrgang zu belegen, um die Kenntnisse aufzufrischen und zu aktualisieren, dann können Sie bei uns anfangen. Leider können wir Ihnen nur eine Aufwandsentschädigung zahlen". Vielleicht ist es uns später möglich, Sie auf Honorarbasis zu bezahlen, wenn noch mehr Touristen unsere Stadt besuchen", ergänzt Herr Held seine Ausführungen.Günther konnte sein Glück kaum fassen. Seit sechs Monaten saß er nun schon zu Haus. Das Arbeitsamt hat ihn nicht wieder vermitteln können.
Er konnte es kaum erwarten bis Doris nach Hause kam, sie würde sich mit ihm freuen.Auch wenn er erst nur zweimal wöchentlich eingesetzt werden würde. Es war eine Chance und noch dazu eine Arbeit, die ihm Spaß machen würde.
"Was ist denn mit Dir passiert? Du strahlst ja über das ganze Gesicht", fragte Doris, kaum dass sie das Haus betreten hatte. Doris, seine lebhafte, kleine Frau, die ihm kaum bis zur Schulter reicht, auf die er sich immer verlassen kann. Günther berichtete von dem Gespräch im Tourismusbüro und Doris vollführte einen kleinen Luftsprung vor Freude.
"Ich hab doch gesagt, es findet sich etwas. Das ist doch prima, die Arbeit wird dir Freude machen. Wenn Herr Held erst merkt, wie gut Du Dich in der Stadt auskennst, wirst Du vielleicht häufiger eingesetzt", versicherte Doris."Du kannst die Stadtführungen mit kleinen Anekdoten aufwerten oder mal einen kurzen Vers von Theodor Fontane einfügen, das wird den Touristen gefallen. Mir ist nicht bange, dass Du das sehr gut machen wirst".
Zur Feier des Tages tranken sie zum Abendessen ein Glas Rotwein. Günther nahm seine neue Aufgabe sehr ernst und bereitete sich gut auf die Führungen vor. Dadurch wurde er abgelenkt und grübelte nicht mehr so viel. Zwar mussten sie sich finanziell weiter einschränken, aber sie mussten keine Miete zahlen, das Haus war längst abgezahlt. Für Doris war nur wichtig, dass Günther wieder eine Aufgabe hatte und sich nicht mehr so überflüssig fühlt.

Wie das so ist im Leben, wenn man offen ist und sich etwas Neues zutraut, dann geht es auch wieder vorwärts. An der Seniorenbegegnungsstätte war ein kleiner Aushang: Wir suchen Seniorinnen/Senioren, die sich ehrenamtlich betätigen möchten. Günther überlegte nicht lange und meldete sich. In der Begegnungsstätte hatte man einen Computerraum eingerichtet und nun wurden Bürger gesucht, die den älteren Leuten die ersten Schritte am Computer beibrachten. Bei dem Gespräch mit der Leiterin, Frau Bach ergab sich für Günther ein weiteres Betätigungsfeld. "Es wäre schön, wenn Sie einige Senioren auch mal zu Behörden begleiten oder beim Ausfüllen von Anträgen helfen könnten", erklärte sie ihm.
Doris und Günther besaßen schon lange jeder einen Computer, bei ihren Wanderungen durch die Natur fotografierten sie sehr viel und bearbeiteten die Fotos am Computer. Auch mit der Textgestaltung und dem Internet kannten sie sich gut aus.Inzwischen sind einige Jahre vergangen. Doris und Günther sind Rentner und können sich ihre Zeit frei einteilen. Doch die selbst gewählten Aufgaben, auch Doris leitet Computerkurse,führen sie weiter.
Durch die neuen Aufgaben hat Günther die Krise mit Doris Hilfe gut überwunden. Ihr Alltag hat eine neue Qualität bekommen. Besonders die Stadtführungen, die Günther leitet, sind sehr beliebt und immer ausgebucht.

Ein Text von: Leseliese

von adler1210

Telefonwerbung

26. November 2008 in Weblogs

Telefonwerbung (Leseliese)

Vor gut einem Jahr war es Regina schon einmal passiert, dass sie auf einen Werbeanruf hereingefallen war. Damals hatte ihr die freundliche Frau am Telefon Nahrungsmittelergänzungsstoffe aufgeschwatzt.Schon wenige Tage nach dem Gespräch brachte ihr die Post ein kleines Packet mit Tabletten und Fläschchen. Magnesium- und Gingkopräparate. Ihre Leichtfertigkeit kostete sie 150,00 €. Später stellte sie fest, dass sie diese Sachen in der Apotheke viel billiger bekommen hätte. Aber eigentlich hatte sie bisher so etwas noch nie eingenommen. Auch diese Tabletten und Tropfen wanderten irgendwann in den Müll. Sie hatte sich sehr über ihre Leichtfertigkeit geärgert und sich geschworen, das passiert mir nie wieder.

Vor einigen Tagen klingelte bei Regina das Telefon. Die nette Dame stellte sich vor.
"Wir machen eine Befragung, würden Sie mir einige Fragen beantworten"? Regina stimmte zu und dachte, na ja ein paar Fragen kann ich ja beantworten, das ist doch ganz harmlos.
"Was trinken Sie für Weine, Rotwein, Weißwein, lieblich oder trocken? Erzählen Sie mal.
"Wenn Sie Glück haben, gewinnen Sie bei unserer Auslosung auch einen kleinen Preis", fügte sie noch an.Regina hatte bereitwillig Auskunft gegeben. Eigentlich trank sie, seit sie allein lebte selten Wein. Nur wenn sie mal Besuch bekam oder an Feiertagen. Wie dem auch sei. Die nette Stimme hatte auf sie eingeredet, und ehe sie sich versah, hatte die Frau sie überredet, eine Kiste Rotwein zu bestellen.

"Natürlich bekommen Sie noch zwei Flaschen Weißwein gratis dazu, damit Sie diesen auch einmal probieren können, als Dankeschön für Ihre Bestellung", versprach sie. Ehe Regina noch etwas erwidern konnte, hatte die Dame das Gespräch beendet. Die Adresse hatte sie schon vorher abgefragt.

Doch kaum hatte sie den Hörer aufgelegt, meldete sich ihr Gewissen, hast du dich wieder einwickeln lassen!!Am nächsten Morgen, sie hatte gut geschlafen, überlegte Regina, was sie mit den zwölf Flaschen Rotwein machen könnte.Seit fünf Jahren war sie Witwe und lebte allein und zufrieden in ihrem kleinen Haus.Aus der Zeit, wo sie noch berufstätig war, hatte sie einige gute Freunde, mit denen sie sich auch hin- und wieder zu einem Plauderstündchen traf.

Eigentlich überstieg dieser außerplanmäßige Kauf, immerhin kostete der Rotwein zuzüglich Versand insgesamt 115,00 €, ihren Etat, den sie sich für diesen Monat gesetzt hatte.
Aber Regina schaute immer nach vorn und versuchte jeder Situation noch etwas Gutes abzugewinnen.
Nun gut dachte sie, da habe ich auch gleich ein Geburtstagsgeschenk für Willi. Mit Willi hatte sie bis zum Abitur die Schulbank gedrückt. Einige Zeit hatten sie auch im gleichen Betrieb gearbeitet. Später war er als Ingenieur häufig im Ausland tätig und sie hatten sich aus den Augen verloren.
Vor zwei Jahren war seine Frau gestorben und er war wieder in seine Heimatstadt gezogen und hatte sich im "Betreuten Wohnen" eine kleine Einraumwohnung gemietet.
Sie waren sich einige Male beim Einkaufen begegnet.
Dann forderte er sie auf: "Regina, komm mich mal besuchen, ich würde mich freuen.
Wir könnten doch eine Partie Schach zusammen spielen und Erinnerungen austauschen", fügte er noch an.Inzwischen hatten sie sich einige Male gegenseitig besucht und festgestellt, dass sie nicht nur das Schachspiel verband. Beide waren sehr naturverbunden.

Willi fuhr noch Auto und so hatten sie schon gemeinsam Schlösser und Parks in ihrer näheren Umgebung besucht.Obwohl beide schon über 70 Jahre alt waren, hatten sie sich, wie man so sagt, gut gehalten.Regina machte sich für den Geburtstag schick, zog ihren guten Hosenanzug an, der ihre immer noch schlanke Figur, gut zur Geltung bringt.
Als Willi ihr die Tür öffnete, freute er sich sehr.
"Schön, dass Du wenigstens kommen konntest, alle anderen haben abgesagt. Ja, so ist das in unserem Alter, Fritz plagt das Rheuma und meine Cousine fühlt sich nicht wohl" ergänzte er noch.
"Komm rein, ich habe schon Kaffee gekocht, machen wir es uns gemütlich".
Als Regina ihm die Flasche Rotwein überreichte, staunte Willi.
"Woher weißt Du denn, dass ich diesen Wein bevorzuge und besonders gern trinke?"
Regina erzählt ihm, wie sie zu dem Wein gekommen war Willi lachte herzlich und sagte:
"Siehst Du, das sind die Zufälle im Leben, der Wein ist wirklich sehr gut, und wenn Du willst, dann trinken wir nach und nach Flasche für Flasche gemeinsam aus".
"Natürlich beteilige ich mich an den Kosten".
"Bloß gut, dass Du nicht auf die Idee gekommen bist, zu widerrufen oder den Wein zurückzuschicken".
Als Regina an diesem Abend in guter Stimmung wieder in ihr Häuschen zurückkehrte, dachte sie, manchmal ist es doch gut, wenn man sich etwas aufschwatzen lässt!
Jede Medaille hat eben zwei Seiten und ich habe dieses Mal die gute Seite erwischt.

Ein Text von: Leseliese

von adler1210

Die Weihnachtsreise

26. November 2008 in Weblogs

Die Weihnachtsreise (Leseliese)

Wieder neigte sich ein Jahr dem Ende zu, es war Anfang Dezember und Dagmar überlegte, wie sie am besten die Weihnachtstage verbringen könnte. Ihr Mann war vor 2 Jahren gestorben. Nun lebte sie allein. Ihre Freundin hatte sie eingeladen: "Komm doch über die Feiertage zu uns, was willst Du allein in Deiner Wohnung machen?" Dagmar hatte abgelehnt. Sie wollte keinem zur Last fallen.
"Ich werde verreisen", überlegte sie. Vielleicht finde ich ein Angebot in der Zeitung oder im Internet. Als sie beide nicht mehr berufstätig waren, hatte Hans ein Notebook gekauft und es eingerichtet. Damals hatte sie sich nicht so viel damit beschäftigt, aber seit dem sie allein war, hatte sie sich mit der Technik vertraut gemacht. Inzwischen mochte Dagmar es nicht mehr missen. Vor einigen Monaten hatte sie sich in einem Seniorenforum im Internet angemeldet und dort schon einige interessante Briefpartner gefunden.

"Ob Beate vielleicht mit mir über Weihnachten verreisen würde? Sie ist auch allein und wohnt im Süden von Berlin. Am besten ich schreibe ihr gleich eine E-Mail und frage, ob sie Lust hat, mitzukommen."
Zwei Tage später hatte Dagmar eine Antwort im Postfach: "Gute Idee, ich komme mit.
wir sollten uns ein Hotel vielleicht im Spreewald aussuchen. Kannst Du die Buchung übernehmen?"
Das tat Dagmar gern. In Burg fand sie ein kleines Hotel, schön, dass man im Internet schon mal in die Zimmer schauen konnte. Für die Feiertage bot das Hotel eine Woche zu einem günstigen Preis mit Vollpension und Weihnachtsmenü an. Schon nach einem Tag bekam Dagmar per E-Mail die Bestätigung der Buchung.
Bisher kannte sie Beate nur durch den Briefwechsel, sie hatten zwar ein Foto ausgetauscht, aber was besagt das schon. "Hoffentlich geht das gut", dachte sie. Aber nun hatte sie sich entschlossen mit Beate zu reisen, darum, frisch gewagt, ist halb gewonnen.

Dagmar wohnt in Berlin. Beate in Mahlow, nach dem sich Dagmar die Route zum Hotel ausgedruckt hatte, informierte sie Beate, dass sie sie abholen würde. Es war kein großer Umweg.
Der 20. Dezember rückte näher und die Anspannung stieg. Ob, sie sich wie in den Briefen gleich verstehen würden?Pünktlich stand Dagmar bei Beate vor der Tür. "Komm rein, begrüßte Beate sie herzlich. Ich habe uns einen Kaffee gekocht, damit Du Dich stärken kannst und wir können uns schon ein bisschen beschnuppern", forderte Beate sie freundlich auf.Dagmar war angenehm überrascht. Sie spürte gleich, dass die Chemie zwischen ihnen stimmte. Ein Stein fiel ihr vom Herzen. Beate sprühte vor Temperament. Eine gepflegte, zierliche Frau mit silbergrauem kurzen Haar.Sie verstauten Beates Taschen in den kleinen VW. Dann nahm Beate die ausgedruckte Route auf den Schoss und so erreichten die beiden nach gut 2 Stunden ihr Ziel.

Das Hotel lag am Stadtrand. Das Zimmer war gemütlich eingerichtet.
"Ich glaube, hier können wir in Ruhe die Feiertage verleben und uns die schöne Umgebung anschauen", bemerkte Beate. "Schade, dass wir jetzt keine Kahnfahrt mehr machen können,"fügte sie noch an.
"Weißt Du, mir war schon etwas mulmig zumute, wir, kennen uns doch nur durch unsere Briefe, aber jetzt ist mir wohler. Ich denke, wir werden gut miteinander auskommen", seufzte Dagmar.
"Mir ging es nicht anders" bestätigte Beate.
"Was machen wir morgen?" Ich schlage vor, wir erkunden unsere Umgebung zu Fuß, was meinst Du", antwortete Dagmar.Nach dem sie gefrühstückt hatten, machten sich die beiden Frauen auf den Weg. Die Birken und Trauerweiden, die an den Ufern der Spreearme standen, reckten ihre kahlen Zweige in den blauen Winterhimmel. Es war kalt, aber die Luft war frisch und klar.Gegen Mittag kehrten sie ins Hotel zurück.
Die Tage bis zum Fest gingen schnell vorüber. Dagmar und Beate waren vom Spreewald begeistert. Die Landschaft gefiel beiden sehr gut.
Am Nachmittag des 24. Dezember gingen beide in die Kirche und sahen sich ein Krippenspiel an. "Ich weiß gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal am Heiligabend in einer Kirche war", bemerkte Dagmar. "Es war doch sehr stimmungsvoll, mir hat es gefallen", erwiderte Beate. Danach bummelten sie über den kleinen Weihnachtsmarkt. Es duftete nach Kindheit, nach Bratäpfeln und gerösteten Mandeln.

"Wie gut, dass wir uns diese Reise gegönnt haben. Wie traurig wäre der Weihnachtstag für uns gewesen, wenn wir allein in unseren Wohnungen gesessen hätten" stellte Dagmar fest.
In guter Stimmung kehrten die beiden Frauen in das Hotel zurück und machten sich für das festliche Abendessen zu Recht.Als sie in den Speisesaal kamen, war die Tafel festlich eingedeckt. In der Ecke stand eine geschmückte Weihnachtstanne und auf den Tischen trugen dicke rote Kerzen zur weihnachtlichen Stimmung bei. An jedem Platz stand eine kleine Schale mit selbst gebackenen Plätzchen. Tischkarten wiesen den Gästen die Plätze zu.
Neben ihnen waren noch zwei Plätze frei. Als schon der 1. Gang des Menüs gereicht wurde, betraten 2 Frauen den Raum und sahen sich suchend um. Dann setzten sie sich neben Dagmar und Beate.
"Beate, die Frau, die neben Dir sitzt, kommt mir bekannt vor, woher kenne ich sie nur??" grübelte Dagmar. Auch die Frau schaute zu Dagmar herüber. "Entschuldigen Sie bitte, ich glaube, ich kenne Sie, bist Du nicht Dagmar Schneider und hast im Gymnasium neben mir die Schulbank gedrückt?" fragte sie. Ja, natürlich, dann bist Du Doris Böhme", rief Dagmar erstaunt aus."Das muss über 50 Jahre her sein. Nach dem Abitur haben wir uns aus den Augen verloren", ergänzte Dagmar. "Na, das ist ja eine Überraschung, eine richtige Weihnachtsüberraschung".

Nach dem Abendessen gab es noch ein Kulturprogramm, ein Kinderchor sang Weihnachtslieder.
Dann setzten sich die vier Frauen in die Bibliothek und bestellten sich eine Flasche Rotwein und Dagmar und Doris tauschten Erinnerungen aus. Sie hatten sich viel zu erzählen, was war in den Jahren nicht alles passiert.
Auch Beate und Eva unterhielten sich und stellten fest, dass sie ein gemeinsames Hobbyhaben, beide lesen sehr viel, besonders gern Biografien. Die Literatur bot reichlich Gesprächsstoff. Es wurde ein unterhaltsamer Abend.

In heiterer Stimmung beschlossen die Frauen, die nächsten beiden Tage, die ihnen noch blieben gemeinsam zu verbringen."Ich schlage vor" sagte Dagmar," wir fahren morgen mal nach Lübben". "Informationsmaterial habe ich mir schon an der Rezeption geholt, ich glaube der Ausflug lohnt sich".

Am Abreisetag bedauerten sie, dass die Zeit so schnell vorübergegangen war und sie beschlossen, sich bald einmal wieder zu treffen. Denn Eva und Doris wohnen in Oranienburg. Das sind keine Entfernungen. Sie tauschten noch die E-Mail-Adressen aus, damit sie sich untereinander schnell verständigen konnten.

"Ist doch toll, dass das heute alles so einfach ist, die moderne Technik macht es möglich",bestätigte Beate.
Tschüss, bis zum nächsten Treffen, dann fuhren sie in den beiden Autos davon.

Ein Text von: Leseliese

von adler1210

Ausflug in den Unteren Spreewald

22. Mai 2006 in Weblogs

Ausflug in den Unteren Spreewald (Leseliese)

An einem sonnigen Frühlingstag im April 2006 fuhren wir von Rangsdorf auf der A 13 bis zur Abfahrt Halbe/Märkisch Buchholz. Dann ging es weiter auf der Landstraße durch den kleinen Ort Leibsch bis nach Alt Schadow. Alt Schadow liegt direkt am Neuendorfer See.

Rings um einen Teil des Sees erstrecken sich mehrere Campingplätze, die sich teilweise bis zum Seeufer ausdehnen. Wir machten einen ausgedehnten Spaziergang über zwei Plätze. Hier gibt es nicht viele Zelte, dafür aber sehr viele Wohnwagen und Bungalows, die von Dauer- oder Wochenendcampern genutzt werden. Einige Wohnwagen strahlen noch DDR-Charme aus und wurden nur etwas modernisiert. Über viele Jahre sind hier auf engs-tem Raum kleine Erholungsparadiese entstanden. Vor den Wohnwagen oder Bungalows haben sich die Camper Minigärten angelegt, es grünt und blüht auf den kleinen Beeten, wir entdeckten sogar Kräuterbeete.

Die Dauercamper haben Freundschaft geschlossen. "Hilde, ist der Kaffee fertig, können wir rüberkommen?" ruft eine blonde, etwas vollschlanke Frau, die auf den Stufen ihres Wohnwagens steht einer anderen, die in ihrem kleinen Garten werkelt zu."Ja, Margarete", der Tisch ist gedeckt, "vergiss die Brötchen nicht."

Als wir von unserem Rundgang zurückkamen, sahen wir die beiden Familien unter einem Vorzelt beim Frühstück beisammensitzen und sich angeregt unterhalten.

An einem anderen Wohnwagen wurden die Fenster geputzt, Spinnweben abgefegt, Frühjahrsputz auf dem Campingplatz. Ein Mann hate eine Leiter an seinen Bungalow gestellt und säuberte die Dachrinne vom Laub. Die Anlage ist sehr schön, auf breiten Wegen kann man hier entlang spazieren, Laubbäume spenden Schatten. Auch einige Liegen standen schon vor den Sommerwohnungen und die Bewohner gönnten sich ein Sonnenbad.

Neben den Bungalows und Wohnwagen stehen hin- und wieder auch Boote. Ein Besitzer hatte sein Boot schon am Uferrand aufgestellt, besserte es aus und machte es wieder flott für die erste Ausfahrt.

Am Neuendorfer See kann man angeln, baden mit dem Boot fahren, aber auch Surfen oder nur am Ufer sitzen und sich erholen. Im Schilf brüten viele Wasservögel, u. a. auch die Löffelente. See- und Fischadler kreisen über dem Wasser.

Langsam schlenderten wir zur Straße zurück und liefen dann zum Ausflugslokal Seeblick. Es war so warm, dass wir uns auf die Terrasse setzenkonnten. Noch ist nicht viel Betrieb und wir wurden schnell und freundlich bedient.

Danach fuhren wir weiter über Neu Lübbenau in das Zentrum des "Unteren Spreewaldes", eine romantische Flusslandschaft bis nach Schlepzig.

Information:
"Schlepzig kulturelles und touristisches Zentrum im Unterspreewald. Das beschauliche Dorf wurde 1999 als schönstes Dorf Brandenburgs geehrt. Ländliches Milieu, dörfliches Brauchtum und historische Arbeitsweisen sind selten so authentisch, anschaulich und er-lebbar wie in Schlepzig. Mehrere Museen,vom agrarhistorischen Museum bis zur historischen Mühle. Ein Kahnfährhafen, ein Informationszentrum, das Biosphärenreservat des Spreewaldes, typische Gastronomie und zahlreiche kulturelle Veranstaltungen führen jedes Jahr zahlreiche Gäste in die Gemeinde."
Auch hier ist es noch sehr ruhig, so dass wir keine Mühe hatten im Ort einen Parkplatz zu finden. In Schlepzig stehen noch einige, schöne Fachwerkhäuser, eine historische Mühle und eine Fachwerkkirche. Hier haben sich noch kleinbürgerliche Hofstrukturen erhalten.

Auf unserem Weg zum Kahnhafen kamen wir an dem direkt an der Dorfstraße gelegenen Brauhaus der "Spreewälder Privatbrauerei" vorüber. Diese Brauerei, kann man, wenn man sich an der Theke der dazugehörigen Brauhausstube meldet, auch besichtigen. Hier wird auch heute noch Bier in kleinen Mengen gebraut.

Auf dem Gelände des Landschaftsgasthofs "Zum Grünen Strand der Spree" wurde ein Weidendom errichtet. Am Weidendom entstand eine Lagune.
Text einer Informationstafel am Weidendom:
"Arena Salix" Weidendom zum grünen Strand der Spree. Salix ist der lateinische Begriff für die Familie der Weidengewächse. Arena Salix, das erste Weidengroßprojekt in Bran-denburg entstand unter Anleitung erfahrener Weidenbauspezialisten und des Schweizer Architekten Marcel Kalbera, so wie mit Unterstützung von Lübbener und Groß Leuthener Schülern und weiteren Weidenbau -Enthusiasten in der Spreewaldgemeinde Schlepzig.Der Standort für den Weidendom ist ideal, er liegt unmittelbar an der Terrasse von drei überregional bedeutsamen Radwanderwegen. Der Weidendom ergänzt das Ensemble der Erlebnisgastronomie rund um den Landgasthof "Zum Grünen Strand der Spree".Der Weidendom wurde am 8. März 2004 begonnen und am 1. Mai 2004 eingeweiht.

Als wir uns den Weidendom ansehen, ist er noch nicht vollständig begrünt, der Frühling ließ sich in diesem Jahr Zeit, aber in wenigen Wochen, wird der Besucher einen vollstän-dig begrünten Weidendom bewundern können. Der Innenraum des Doms ist so groß, dass man Tische und Stühle hineinstellen und sogar Konzerte in dem Dom veranstalten kann.Der Weidendom fügt sich gut in die Wiesen und Flusslandschaft ein.

Wir laufen weiter zum Kahnhafen. Auf einer Bank ruhen wir uns eine Weile aus und erfreuen uns an der schönen Natur. Nur die Vögel zwitschern.Ein Mann kommt auf einem Fahrrad angeradelt. "Möchten Sie eine Kahnfahrt machen", fragt er uns. "Nein, vielen Dank, heute nicht." Er schwingt sich wieder auf sein Rad und fährt davon.

Wir hatten gar nicht damit gerechnet, dass schon Fahrten angeboten werden,obwohl zwei Kähne in dem kleinen Hafen liegen und auf die ersten Fahrgäste warten.Auch der Kiosk am Hafen ist noch geschlossen. Vielleicht war er doch schon mal an einem Sonntag geöffnet. Denn eine Tafel verkündet: "Hier bekommen Sie frischen Kirschkuchen mit selbst geklauten Kirschen."

Langsam tuckert ein Boot der Wasserpolizei, das von zwei Polizistinnen gesteuert wird, vorüber.Wir schlenderten zurück zu unserem Auto. Unterwegs sahen wir mehrere Storchennester, die Störche scheinen sich hier wohl zu fühlen. Über unseren Köpfen kreiste ein Storchen-paar.Ganz in der Nähe des Parkplatzes ist eine kleine Bäckerei mit Café. Es duftete nach fri-schem Brot und wir nahmen ein frisches, knuspriges Landbrot mit. Dann bestellten wir uns Kaffee und Kuchen und setzten uns in den Hof, der zum Café gehört.

Inzwischen war es 17.00 Uhr geworden, Zeit für die Rückfahrt, die uns über Krausnick und Brand führte. Schon vor Brand weisen Tafeln auf das neue Badeparadies Tropical Is-land hin. Die Landstraße führt direkt daran vorbei. Bei Golßen fuhren wir wieder auf die Autobahn und waren in einer knappen Stunde wieder zu Hause.

Eine Reisebeschreibung von: Leseliese

von adler1210

Frühlingsahnen

30. März 2006 in Weblogs

Frühlingsahnen (Leseliese)

Sehnsüchtig schau ich in den Garten,
Kann den Frühling kaum noch erwarten,
Viel zu lange dauert dieser Winter schon,
klebt fest an seinem Thron.

Durch den gefrorenen Boden
Schieben sich mühsam Krokusse
und Tulpen nach oben.
Unter einem Strauch versteckt,
Habe ich die ersten Schneeglöckchen entdeckt.

Das stimmt mich froh, macht mir Mut
Und tut der Seele gut.
Bald werden laue Lüfte
vertreiben die kalten Nächte,
dann steigen die Frühlingssäfte.

Grün wird endlich Wald und Flur,
Wir können wieder raus in die Natur.
Ich freue mich auf die Arbeit im Garten,
kann die Zeit kaum noch erwarten.

Doch ein wenig wird es noch dauern,
bis die Wärme durchdringt die Mauern.
Obwohl die Amsel schon früh am Morgen singt,
Die Botschaft vom Frühling bringt.

Ich stelle mir in die Stube
Einen großen Frühlingsstrauß,
hole mir damit die Freude ins Haus
und bringe meiner Freundin einen Strauß.

Dann fällt mir das Warten nicht so schwer,
bis zu des Frühlings Wiederkehr.
Dazu gehört für mich auch Freude schenken,
Freunde und Nachbarn mit einem Gruß bedenken.

Ein Gedicht von: Leseliese

von adler1210

Ausflug nach Baruth

13. Januar 2006 in Weblogs

Ausflug nach Baruth (Leseliese)

Obwohl wir schon seit 1956 in Rangsdorf, heute Kreis Teltow Fläming wohnen, gibt es noch viele interessante Ausflugsziele in unserer näheren Umgebung, die wir noch nicht besucht haben. Darum fahren wir an einem sonnigen Tag im Juli 05, gleich nach dem Mittagessen auf der B96 in Richtung Zossen und weiter nach Baruth.

Informationen:"Baruth/Mark liegt ca. 50 km südlich von Berlin in der Senke des Baruther Urstromtals. Die Kleinstadt Baruth hat 4741 Einwohner. Das Baruther Urstromtal zieht sich als breiter Gürtel vom Spreewald bis zu den Havelseen bei Brandenburg. Erst nach den Napoleonischen Kriegen gehörte das gesamte Urstromtal zur Provinz Brandenburg. 1994 wurde der Förderverein "Baruther Urstromtal" gegründet mit dem Ziel der Schaffung eines Naturparks "Baruther-Urstromtal". Seine landschaftlichen Haupteinheiten sind die Luckenwalder Heide, das Baruther Tal und das Nördliche Fläming-Waldhügelland.Ihren Ursprung hat die Baruth anscheinend in einer Burganlage. Das Schloss wurde von den Grafen Solms erreichtet, die hier vom Ende des 16. Jh. bis ins 19. Jh. residierten. Eigentlich besteht das Schloss aus mehreren Teilschlössern, die immer wieder an- und umgebaut wurden. Inzwischen bewohnt die Familie der Grafen Solms-Baruth wieder einen Teil des Schlosses und restauriert es Schritt für Schritt. Der Schlosspark, der nach den Plänen von Peter Josef Lenné 1838 gestaltet wurde, ist heute in seiner ursprünglichen Anlage wieder hergestellt."

Leider ist im Ort Baruth noch kein Hinweisschild auf den Schlosspark zu finden. So fahren auch wir erst einmal vorbei. In einem Restaurant, das schon am Ende des Ortes liegt, erklärt uns der Wirt den Weg. Dann finden wir den etwas versteckten Eingang, der in der Nähe der schönen Pfarrkirche "St. Sebastian aus dem 14. Jh., liegt. Die Doppeltürme sind weithin sichtbar.

Ganz in der Nähe des Eingangs zum Schlosspark steht das Schloss.

(Blick vom Park auf den restaurierten Teil des Schlosses)

Wir laufen erst einmal den Weg der nach rechts in den Park führt entlang.Am Rande des Parks, außerhalb Wochenendgrundstücke mit kleinen gepflegten Gärten.Zum Park hin bieten sich immer wieder neue Einblicke. Der gesamte Park hat eine Fläche von ca. 20 ha, er ist so groß, dass wir diesen nicht an einem Tag durchlaufen werden.Beeindruckend die vielen alten Bäume, die Zweige, je nach Art des Baumes weit ausladend oder nur in den Himmel strebend. Einige Baumarten kenne ich nicht.

Es gibt noch einige sehr alte Bänke in dem Park, aber es wurden auch schon neue Bänke an besonders schönen Stellen aufgestellt, die dem Besucher über die weiten Grasflächen, durch Sichtachsen, einen Blick in den Park bieten.

Als wir an einem Teich vorüber kommen, sehen, wir dass sich auf der Wasseroberfläche etwas bewegt. Wir laufen ein Stück um den Teich, der über und über mit Entengrütze bedeckt ist, herum und sehen zwei Biber, die im Teich schwimmen. Ganz ruhig verharren wir am Rand, da klettert einer der Biber aus dem Wasser und setzt sich am Rand des Teichs ganz gemütlich hin und schläft. Es stört ihn überhaupt nicht, dass wir nur wenige Schritte von ihm entfernt stehen und ihn beobachten. Bisher hatten wir nie Gelegenheit, diese Tiere aus nächster Nähe zu sehen.

Ein Biber kann 15 bis 20 Jahre alt werden, er lebt in Familie, auch wir haben den Eindruck, dass hier eine Familie mit ihrem Nachwuchs zu Hause ist.Der Biber macht keinen Winterschlaf, deckt sich aber rechtzeitig mit Rinde ein, damit er Winter genug Nahrung hat.

Es ist sehr erholsam durch diesen Park zu spazieren, außer dem Gezwitscher der Vögel dringt kein Laut in den Park, wir trafen auch nur wenige Spaziergänger.Als wir zum Ausgang kommen haben wir einen schönen Blick auf die beiden Türme der dreischiffigen Pfarrkirche St. Sebastian.Die Backsteinhallenkirche aus dem 14. Jh. wurde bei einem Brand 1671 stark beschädigt und um 1680 in ihrer heutigen Gestalt mit einer barocken Ausstattung wieder aufgebaut

Eine Reisebeschreibung von: Leseliese

von adler1210

Ausflug nach Stölln und Linum

1. November 2005 in Weblogs

Ausflug nach Stölln und Linum

An einem Sonntag im November 2004 unternahmen wir bei gutem Herbstwetter einen Ausflug nach Stölln und Linum. Von Rangsdorf aus fahren wir auf der Autobahn Richtung Hamburg.
Noch vor Nauen verlassen wir die Autobahn und fahren weiter über Friesack nach Stölln.
Entlang der Landstrasse erstrecken sich Laubwälder, kleine Dörfer und weites Wiesenland. Sonntägliche Ruhe liegt über der Landschaft. Die Wolkendecke reißt auf und die Sonne lässt das bunte Herbstlaub aufleuchten.

Die "Otto Lilienthal-Gemeinde Stölln" liegt im Naturpark West Havelland.
Auf dem ältesten Flugplatz der Welt steht seit dem 23. Okt. 1989 eine ausgesonderteIL 62. Der Flugkapitän Kallenbach (IF) landete mit der 80 Tonnen schweren Maschine auf einer 900 m langen Graspiste. Eine fliegerische Meisterleistung!
Die IL 62 erhielt den Namen "Lady Agnes", benannt nach der Frau von Otto Lilienthal. Im Flugzeug wird eine kleine Ausstellung zur Geschichte des Flugpioniers gezeigt. Außerdem kann man sich ein Video von der Überführung der Maschine vom Flughafen Berlin-Schönefeld nach Stölln und der grandiosen Landung ansehen.
Die Gemeinde Stölln hat ihr Standesamt in dem Flugzeug eingerichtet. An den Wochenenden kommen oft "Heiratswillige", um in diesem außergewöhnlichen Standesamt den Bund fürs Leben zu schließen.

Otto Lilienthal wurde am 23. Mai 1848 in Anklam geboren und verunglückte am 9. Aug. 1896 bei einem Gleitflug vom 110 m hohen Gollenberg, der höchsten Erhebung im Ländchen Rhinow. 1893 begann der Flugpionier mit seinem Gleitflieger mit ersten Flugversuchen vom Gollenberg.Die Bürger der Gemeinde Stölln errichteten 1952 auf dem Gollenberg an der Absturzstelle einen Gedenkstein für "Otto Lilienthal". Dieser Stein wurde 1991 rekonstruiert. Man erreicht den Gedenkstein, wenn man den Wanderweg entlang geht.

Nach einem Spaziergang auf dem Wanderweg fuhren wir mit dem Auto in den Ort Stölln und aßen in der alten Gaststätte "Zum 1. Flieger" Mittag. Diese historische Gaststätte wird heute von einem Urenkel der "Minna Herms" geführt. Wenn Otto Lilienthal sich in Stölln aufhielt um seine Flugversuche fortzusetzen, wohnte er in dieser Gaststätte. Damals betrieb Minna Herms die Gastwirtschaft. Im Schankraum kann der Gast seltene Fotos aus dem Leben des Fliegers betrachten. Der Blickfang aber ist der "Lilienthalgleiter", der unter der Decke schwebt.Noch heute findet man auf der Speisekarte das Leibgericht von Otto Lilienthal: "Semmelknödel und Gulasch." Auch wenn wir ein anderes Gericht wählten, hat es doch ausgezeichnet geschmeckt. Das Haus "Zum 1. Flieger" ist Hotel und Restaurant, man kann dort übernachten und die schöne Umgebung erwandern.

Besuch in Linum
Nachmittags fuhren wir zurück Richtung Nauen, über Kremmen nach Linum. Linum ist als Storchendorf bekannt geworden. Auf vielen Dächern sind Storchennester, einige wurden von den Bewohnern angelegt. Im Frühjahr brüten im Ort zahlreiche Storchenpaare und ziehen dann ihre Jungen groß. Die Umgebung ist reich an Teichen, so dass Linum auch den Beinamen Teichland trägt. Zu einigen Teichen führen schöne Spazierwege.

Wenn die Störche längst in den Süden geflogen sind, zieht Linum, besonders von Ende Oktober bis Mitte November wieder Naturfreunde an.
Morgens gegen 7.00 Uhr erheben sich hier tausende Kraniche in die Luft, um auf den umlie-genden Wiesen und Feldern Nahrung zu suchen. "Der Zug der Kraniche". Bevor die Kraniche in das spanische Winterquartier fliegen Grasen sie in Linum und Umgebung.Das obere "Rhinluch, das Havelländische Luch bei Nauen und der Kremmener See" ist der größte Sammelplatz skandinavischer und baltischer Kraniche in Europa.
In dem genannten Zeitraum kommen die Kraniche täglich zwischen 16.00 und 17.00 Uhr um in der Teichlandschaft zu übernachten. Sie bevorzugen diese Plätze, weil sie dort sicher sein können, dass kein Fuchs oder andere Tiere Jagd, besonders auf die Jungvögel machen kann.Im Radio hatte ich gehört, dass der tägliche Flug der Kraniche zu den Übernachtungsquartieren ein faszinierendes Naturschauspiel, ist.
Gleich am Ortseingang führt ein Weg in eine Wiesenlandschaft die von kleinen Bächen durchzogen wird, man kann weit ins Land schauen. Dort hatten wir uns gegen 16.00 Uhr eingefunden. Bald gesellte sich eine Gruppe mit einem Vogelsachverständigen dazu. Gespannt schauten alle zum inzwischen wieder wolkenverhangenen Himmel.
Schon kurz nach 16.00 Uhr trafen die ersten Vögel ein, noch vereinzelt segelten sie, so wirkte der Flug auf uns, über unsere Köpfe hinweg in die Niederungen und ließen sich auf den Wiesen nieder. Die Kraniche haben eine Flügelspannweite von ca. 2 m, sie fliegen sehr ruhig und meist hört man nur das aufgeregte Piepsen der Jungvögel.
Vor den Kranichen zogen mit lautem Geschnatter Graugänse zu ihren Schlafplätzen.Wir mussten nicht lange warten, Scharen von Kranichen flogen ein. In der Umgebung sollen etwa 20 000 Kraniche übernachten. Die Vögel bilden Formationen, ein geordnetes Flugbild bietet sich dem Betrachter.
Bald strömten die Tiere von allen Seiten heran, wie dunkle Wolken sahen sie in der Ferne aus, erst wenn sie näher kamen, manche auch schon ziemlich tief über unsere Köpfe dahin glitten, konnte man sie genauer mit dem Fernglas betrachten. Aber auch mit bloßem Auge waren die Vögel gut zu erkennen. Langsam senkte sich die Dämmerung auf das Land herab, nur noch vereinzelte Grüppchen flogen heran, dann wurde es wieder still in der Luft.
Dieses Naturschauspiel hat uns beeindruckt, das schwindende Tageslicht und morgens die aufgehende Sonne bestimmen den Rhythmus der Vögel.
Manche Bauern beklagen sich, weil die Kraniche Schäden auf den Feldern, oft bei der Wintersaat, anrichten. Darum ist man dazu übergegangen die abgeernteten Maisfelder nicht gleich zu pflügen, dort finden die Vögel reichlich Nahrung und lassen dann die anderen Felder in Ruhe.
Eine friedliche Natur, ein interessanter Tag! Gut, dass es Menschen gibt, die mit dazu beitragen, dass solche Reservate für die Tiere erhalten bleiben und wir die Vögel in ihrer natürlichen Lebensweise beobachten können.

Eine Reisebeschreibung von: Leseliese

von adler1210

Ausflug an die Oder

29. September 2005 in Weblogs

Ausflug an die Oder

Ein sonniger Herbsttag lockt uns, den schon lange geplanten Ausflug zu unternehmen. Die Laubbäume und Sträucher am Rand der Autobahn leuchten in bunten Farben.
Nach gut einer Stunde, kurz vor Frankfurt/Oder verlassen wir die Autobahn und fahren auf der Landstrasse bis nach Ziltendorf. Nach einem Spaziergang durch den Ort machen wir Rast in dem gemütlichen Landgasthof. Zu den Spezialitäten des Hauses gehört das Gericht "Forelle Müllerin", das uns ausgezeichnet zubereitet mit einem schmackhaften Mischsalat von dem freundlichen Wirt, serviert wird.
Wir fahren weiter nach "Aurith". Ziltendorf, Aurith und die umliegenden Orte u.a. die Thälmann Siedlung, an der wir auf dem Weg nach Aurith vorüberfahren, wurden im Juli 1997 vom Oderhochwasser überschwemmt. Viele Häuser und Gebäude wurden damals durch das Hochwasser so schwer beschädigt, dass sie abgerissen und neu aufgebaut werden mussten.

Aurith ist ein Ortsteil von Ziltendorf und liegt direkt an der Oder, an der Grenze zu Polen.Von "Ziltendorf" an der B 112 sind es 7 km bis in unseren Ort.
Der kleine Ort hat nur 59 Einwohner
In den Oderwiesen sind Biber, Otter, Wiesel und Wasserschlangen zu Hause. Auch den selten gewordenen Eisvogel gibt es in Aurith noch.
Unsere zwei Storchenpaare besuchen uns jedes Jahr um ihre Jungen bei uns aufzuziehen.

Die Strasse führt bis zu einer ehemaligen Fähranlegestelle nach Polen, die aber nicht mehr in Betrieb ist. An der Gaststätte "Zur Fähre" in der Nähe des Parkplatzes ist noch zu sehen wie hoch das Wasser 1997 stand. An der einen Seite des Deiches, der etwa 500 bis 600 m vom Fluss entfernt ist, sind die Instandsetzungsarbeiten noch nicht abgeschlossen. Man kann auf dem Deich auf der anderen Seite bis zur nächsten Ortschaft laufen. Die Mittagssonne wärmt, ein leichter Wind bläst Blätter von den Bäumen, sie tanzen durch die Luft, ehe sie zur Erde taumeln.

Über diese herbstliche Idylle, das Laub flammt auf vom zarten Gelb bis zum dunklen Rot, spannt sich ein blassblauer Himmel, weiße Federwolken schweben dahin. Die Bäume, die auf dem Land zwischen Deich und Oder stehen, weisen zum Teil recht skurrile Formen auf. Durch das Hochwasser wurden die Wurzeln aus dem Boden gespült und verlaufen zum Teil über der Erde. Sturm und Hochwasser haben die Stämme verbogen und manche Bäume und Sträucher krallen sich im Boden fest, erstaunlich dass einige überhaupt noch Halt finden, andere sind umgestürzt. So lange sie noch Bodenhaftung haben treiben sie im Frühjahr immer wieder aus.Dort wo Baum und Strauch etwas zurücktreten, der Deich einen Bogen macht, erblicken wir die Oder und sehen ein Schubboot, das sich langsam stromaufwärts quält.

Das kleine Märkische Dorf Lossow ist mit seinen 536 Einwohnern seit 1973 ein Ortsteil von Frankfurt (Oder). Das idyllische Angerdorf liegt unmittelbar an der Bundesstraße 112.

In der Nähe des Ortes Lossow gibt es ein uraltes Bodendenkmal, einen Burgwall aus dem III. oder IV. Jahrhundert. Von der Ortsmitte bis zum Burgwall sind es etwa 1,5 km. Ein schöner Spaziergang. Der Weg führt aus dem Ort hinaus.

"Der Lossower Burgwall, im Volksmund auch Schwedenschanze, Herthawall, Opferberg oder Heidenwall genannt, befindet sich etwa1,5 km östlich von Lossow am Steilabfall der Hochfläche zur Oder (Steile Wand) und ist eines der Ältesten und bedeutendsten Bodendenkmale im Odergebiet." (Information Internet)

Östlich von Lossow erstreckt sich ein Paradies für Naturfreunde. Das Naturschutzgebiet Buschmühle ist ein einzigartiges Ökosystem, in dem unter anderem stattliche Eichen, Hainbuchen und Ahornbäume wachsen. Im Frühjahr blühen Anemonen und Sumpfdotterblumen.

Vor uns geht ein älteres Paar, der Mann läuft auf dem Acker, sein Blick ist auf den Boden gerichtet, ein paar Mal hebt er einen Gegenstand auf.
Als wir näher kommen, spricht er uns an und berichtet: "Den Burgwall hat man beim Bau einer Eisenbahnstrecke entdeckt. Die Archäologen, fanden hier viele Zeichen einer ehemaligen Besiedlung. Dieser Platz war gut geschützt, rechts vom Weg fällt das Gelände steil ab und dort wo sich die Ansiedlung befand, liegt im Tal die Oder."
"Das ist aber interessant!"
"Einmal im Jahr komme ich aus Frankfurt/O mit meiner Frau hierher. Meist finde ich etwas, wie z.B. diesen bearbeiteten Stein, vermutlich ein Feuerstein. So gar ein altes Messer habe ich auf dem Acker schon gefunden."
Am Ende des Weges bietet sich ein weiter Blick über das flache Oderland.
"Schauen Sie mal", fährt der Mann fort, "in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts wurden auf dem Fluss noch Regatten ausgetragen. Unten am Hang sind noch Reste von Tribünen zu sehen."

Auf dem Rückweg weist er uns noch auf einen Schwarm vorüber ziehender Kraniche hin. Wir bedanken uns für die interessanten Informationen und wünschen eine gute Heimfahrt.Es wird kühl, die Sonne schickt ihre letzten Strahlen zur Erde und verfärbt die Wolken rosarot, Zeit für die Heimfahrt.

Eine Reisebericht von: Leseliese

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