Lebenslauf Kapitel 26

Kapitel 26

Das Pflegeheim war für mich an
meiner Rezeption gut erbaut worden.
Ich hatte unmittelbaren Kontakt mit der
Station E, konnte die Arbeit der Schwestern
verfolgen, mit ihnen schäkern, und hatte so
auch meine Verweilung. Zeitungen waren vorhanden,
vor lauter Langeweile wurde alles Schwarze heraus-
gelesen. Ich hatte wirklich sehr wenig zu tun.
Wichtig war: aufpassen das kein Patient wegläuft,
Telefonverbindungen herzustellen, die Alarmanlage
im Auge behalten und etwas Papierkram.
Ich gewöhnte mir an, die Bekanntschaftsannoncen
und Heiratswünsche in den Zeitungen durchzulesen.
Dabei stolperte ich über einige „Wunschforderungen“
der Gattung weiblich und fing an mir eine Statistik
zu machen. Wenn 20 Frauen suchten, waren garantiert
10 dabei deren Wunsch es war, der Partner sollte
mindestens 180cm groß sein, wenn möglich noch größer.
Sie selber natürlich nur eine Handbreit größer als ein Dackel.
Für mich sehr schlechte Aussichten falls ich auf der Suche bin.
Ich bin ja nur zwergenwüchsig mit meinen 172cm.
Ich meinte auch nach genügendem Studium der Anzeigen,
warum pappen sich die Suchenden beiderlei Geschlechter
nicht einfach zusammen und alle sind zufrieden.
Meine Statistik war jedes Mal ein großer Spaß.
Meine Kinder drängelten mich, mir doch nun endlich
ein Handy anzuschaffen, ich wäre sehr schlecht zu erreichen.
Mein Festnetztelefon hatte keinen AB
Bin ja gar nicht so, also Handy angeschafft, nur, so oft haben
sie mich nicht verlangt.
Ansonsten hatte ich schon einen PC, jedenfalls einen wo ich
nur schreiben und drucken konnte, Internet hatte ich mich
noch nicht angemeldet. Warum auch? ich brauchte die Kiste
nur zum Schreiben. Weil ich eine „Sauklaue“ habe, mit dem Ergebnis,
was ich handschriftlich geschrieben selber nicht mehr entziffern konnte,
und da ich auch für die Vereinszeitung Artikel schrieb, musste ich ausdrucken.
So mein Technikstand 1998.
An einem Wochenenden/ Samstag fiel mir eine Anzeige ins Auge, die ich
für eine Frechheit hielt. Da suchte doch ganz knapp eine 59jährige Frau
einen Partner, der Humor haben sollte und den sie gerne um sich hätte.
Nicht weiter.
Ich fasste es nicht und wurde etwas sauer. Diese Dame schließt nichts aus,
stellt auch sonst keine weiteren Ansprüche, die will doch nur, dass sich der
Postbote totschleppt und sie was zum Lesen hat. Da steckt doch ein dicker
Pferdefuß dahinter, so eine Anzeige kann doch fast jeder zweite Mann
erfüllen. Genug darüber aufgeregt und die Zeitung weggelegt.

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