Immerhin - ein Buch!

Immerhin - ein Buch! (Bely)

Kurz nach der Jahrtausendwende fiel mir ein, nun -- nachdem ich plötzlich nach einem Unfall aus meinem Beruf gerissen wurde -- ein bisschen was von einem Berufsleben niederzuschreiben. Vielleicht wird es sogar ein Buch?! Der Gedanke elektrisierte mich! Kann ich sowas.?
Ich werde mich bemühen, jawoll! Ich bemühte mich!

Mein Mann unterstützte mich. Ich hatte nur einen gebrauchten Computer, nicht etwas Internet, doch der PC war für mich schon das Höchste der modernen Welt. Ich überlegte. Wie anfangen? Ich hatte sooo viel erlebt während der fast 30 Jahre Nachtdienst in einem Krankenhaus -- ich musste einfach diese Erlebnisse bündeln. Gedacht, getan! Von einer einzigen Nacht ausgehend wollte ich meine Erlebnisse, inclusive Rückblicken, beschreiben!

Ich tippselte fleißig und mit großen Emotionen. Sehr viele Ereignisse fielen mir ein, mal von den Kolleginnen erlebt, mal von mir. Die alle musste ich unterbringen. Mein Geist sprühte nur so. Oft wachte ich nachts auf, weil mir wieder ein Gedanke kam und flitzte zum PC, um ihn niederzuschreiben.

Es dauerte etliche Monate, bis ich das Manuskript fertig hatte. Wieder und wieder las ich es mir durch und meist fand ich Passagen, die ich neu formulierte. Zwischenzeitlich suchte ich mir Verlage raus, alles immer noch ohne Internet. Irgendwie klappte es mit Hilfe von Bekannten. Nun also frischauf, Verlage angeschrieben, Skriptauszüge verschickt und auf eine positive Antwort gehofft! Ich meine, wer hat schon mal ein Buch geschrieben von einer einzigen Nacht im Krankenhaus aus Sicht der Nachtschwester. Ich las noch keines und fand meins daher "besonders".

Die Verlage aber fanden das nicht. Absage erfolgte auf Absage. Immer im netten Ton und mit der Ermutigung, nicht aufzugeben . aber gerade in ihr, des jeweiligen Verlages Genre passte es grad nicht. -

----- Endlich fand ich einen Verlag. Der aber verlangte "Druckkostenzuschuss". Die Höhe ließ mich zunächst schlucken. Sooo viel Geld, wo ich denen doch meine wahre und spannende Story zur Verfügung stelle.?! Doch ich war ja längst infiziert vom Wahn, ein Buch hergestellt zu bekommen. Ich sagte zu! Hatte ja Geld von meiner Unfallversicherung! Das Buch wurde gedruckt nach zig Anfragen wegen der angegebenen Medikamente. Ich fühlte mich lektorenmä0ig also in guten Händen . was sich später als Irrtum rausstellte. Es gibt einige Fehler im Buch, die der Verlag für *das* viele Geld wirklich hätte begradigen können!! ----- Mein Buch war aber da!! Jubel! Ich war eine Autorin. Nun hieß es Reklame machen. Mit klopfendem Herzen ging ich zur ,Rheinischen Post´, bekam tatsächlich einen Zeitungsartikel Ich ging auch zur hiesigen Buchhandlung und bekam dort eine Autogrammstunde. Natürlich musste ich für jedes verkaufte Buch Prozente an die Buchhandlung zahlen. Im Übrigen machte ich mündlich so viel Reklame wie ich nur konnte, war ja nicht auf den Mund gefallen. Tatsächlich verkaufte sich das Buch zunächst recht gut und ich heimste Lob dafür ein, was mir unendlich wohl tat. Doch nach und nach wurde der Verkauf immer spärlicher. Weitere Reklame fehlte --- wie ich heute weiß, dass A und O für den Verkauf eines Buches . Für eine horrende Summe wurden mir Lesezeichen mit der Aufschrift meines Buches vom Verlag angeboten, doch wer will schon so ein Zeichen von einem Buch, was er gar nicht kennt .?!

Die Jahre vergingen. Nur ab und zu wurde noch eins meiner Exemplare verkauft und nur von guten Bekannten. An liebe Nachbarn oder Freunde verschenkte ich es mitunter auch z.B. zu Geburtstagen oder Weihnachten. Eine davon war für mich eine besonders liebe Nachbarin hier im kleinen Ort am Niederrhein! Ich schrieb ins Buch: "Für Leni ganz herzlich von Elena"! Leni freute sich sehr. Sie las mein Buch und erörtert e mit mir einige ihr bekannt vorkommenden Passagen aus Sicht einer Patientin, die sie mal bei ,uns´ war.

Dann dachte ich nicht mehr daran.

Irgendwann kündigte mit der Verlag! Die Jahre seiner Verpflichtung mir gegenüber, von denen ich vorher nichts wusste, seien vorbei. Der Rest meiner gedruckten Exemplare würden --- ich weiß gar nicht mehr, was für ein schlimmes Wort sie dafür gebrauchten ! Eingestampft, oder so?!! Mein Herz blutete. Schnell kaufte ich noch einige Exemplare zum halben Preis. JA, ich musste meine eigenen Gedanken kaufen!!

Wieder vergingen Jahre. Eine Bekannte erzählte mir, mein Buch sei inzwischen im Antiquariat zu finden. Na toll.!! Sollte ich mich darüber freuen?!

Inzwischen hatte ich Internet und war in ein Forum eingetreten. Dort unterhalte ich mich virtuell noch heute mit den verschiedensten Leuten ziemlich interessant. Manchmal erwähnte ich mein Buch, aber nur selten. Ein Mann aus Thüringen interessierte sich dafür und wollte es sich aus Neugier, weil ich das Antiquariat erwähnte, im Netz als gebrauchtes Exemplar billig erwerben. Das interessierte mich und ich bat ihn, mir Rückmeldung zu geben.

Es vergingen nur wenige Tage, als ich Antwort bekam. Er habe das Buch erhalten. Genau 10Cent sei es billiger gewesen, als der reguläre Verkaufspreis und vorne auf Seite zwei hätte gestanden:

" FÜR LENI GANZ HERZLICH VON ELENA!"

Nach all den Pleiten und dem Pech fand ich diesen Zufall schon fast wieder amüsant.

Ein Text von: Bely

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