Er sah...

Er sah... (IHausH)

Er stand meist auf dem Balkon und sah in die Landschaft. Halb versteckt hinter Bäumen sah er die Anderter Mühle, sein Blick wanderte weiter zum Kronsberg mit seinen drei Windrädern, danach kam die Landschaft von Laatzen und zum Schluss Bemerode.

Gern sah er in den Himmel, sah die vorüberziehenden Wolken...voll von Regen oder Schnee...oder dunkel und sturmgepeitscht, sah Blitze zucken und hörte Donnergrollen...oder Wolken zart und licht wie Wattebäuschchen oder federleicht wie Spitzenschleier...sah den Morgenhimmel erröten, den Abendhimmel erglühen...sah des Mondes silbernes Leuchten über die Erde fluten, sah die lichtspendende Sonne vorsichtig am Himmelsrand hervorlugen, dann ihren strahlenden Lauf über dem Horizont und sah ihren rotglühenden Abschied am Abend.

Er sah aber auch das Frühlingserwachen im Garten, sah die Knospen neugierig aus dem Erdreich schauen...die ersten Schneeglöckchen...überall regte sich das Leben, der Frost hatte sich abgemeldet und der Frühlingsluft Platz gemacht. Und dann sah er den Sommer, sah Früchte reifen, Blumen erblühen, sah die Natur in voller Pracht...und dann sah er den Herbst, das Laub sich verfärben, sah wie die Ernte eingebracht wurde...es wurde kühl...dann wurde es kalt...die ersten Schneeflocken kündeten den Winter an...der Frost ließ erstarren...nicht immer - aber immer öfter...

Und dann war wieder ein Jahr vorbei...das nächste kündigte sich an...und er sah...und sah...jahrein, jahraus...und behielt seine stille Zuversicht und seinen Gleichmut, der Gartenzwerg Tobi auf meinem Balkon im 5. Stock.

Ein Text von: IHausH

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