Das Leben - ein Schauspiel in Drei Akten

Drei Zahlen markieren die Wendepunkte des Lebens,
teilen es ein in die Akte eins bis drei,
so richtig klar wird einem das erst,
wenn das Spiel schon fast vorbei.

Mit 17 steht man auf dem Gipfel der Illusionen,
was das Leben alles so bringen soll.
Es ist die herrliche Arroganz der Jugend,
für die nur das hier und heute zählt,
die alles, was ist und was war in Frage stellt,
sie ist der eigentliche Motor der Welt.
Ich allein weiß, wie die Welt funktionieren muss,
wer was anderes sagt, der redet Stuss,
die Geduld zum Hinhören sich arg in Grenzen hält,
warum auch, schließlich hat man den Plan der Welt.
Die Zwanziger, die kann man gerade noch so akzeptieren,
obwohl auch sie schon den Überblick verlieren,
wer über Dreißig ist, mit einem Bein im Grabe steht,
auch wenn er selbst das nicht versteht,
wer über Sechzig ist, der sprengt die Dimension der Vorstellungskraft,
eigentlich ist er längst tot, er hat es nur noch nicht gerafft.
Mein Leben wird ein Traum, mit Happyends ohne Ende,
selbst Hollywood könnte so was Schönes nicht erfinden,
und nichts und niemand auf der Welt
kann Mich an der Umsetzung hindern.
Solcherart fürs Leben gerüstet,
marschiert man hinaus in die Welt,

Mit 30 beginnt dann der zweite Akt,
von der Jugend heißt es Abschied nehmen,
der Ernst des Lebens soll nun beginnen,
man besteigt die Achterbahn des Lebens,
die man so schnell auch nicht wieder verlässt.
All die Ideen wollen umgesetzt werden,
all die Fäden gilt es zu entwirren.
Man geht mit Energie ohne Ende ans Werk,
obwohl um einen herum die Illusionen zerschellen,
wie Seifenblasen zerplatzen an der Realität,
was aber die Begeisterung nicht im Mindesten stört.
Man kann noch aus dem Vollen schöpfen,
für jede geplatzte gibt’s vielfach Ersatz,
und sie alle drängen auf diesen Platz.
Und langt auch das Schicksal hie und da mal kräftig hin,
man torkelt zwar, aber selten fällt man hin,
und wenn es doch einmal geschieht,
man sich schnell wieder auf die Beine stellt,
schließlich, man wird gebraucht in der Welt.
Die Jungen, die Alten, man ist berufen, sie zu belehren,
den Jungen die Flausen vertreiben,
und wie man’s richtig macht, den Alten zeigen.
Man hat die Weisheit mit Löffeln gefressen
doch weder die einen, noch die anderen sind darauf versessen.
Das bringt hie und da ein wenig Sand ins Getriebe,
so bleiben sie halt dumm, bei aller Liebe.
Ab Vierzig würde man zwar ab und zu
mal gerne die Notbremse ziehn,
einfach nur mal kurz verschnaufen,
aber man traut sich nicht, wer weiß -
kriegt man das Ding auch wieder zum Laufen?
Mit Fünfzig verlangsamt sich dann die Fahrt,
man will keine Gipfel mehr stürmen,
keine Mauern mehr niederreißen.

Mit 60 bleibt die Achterbahn stehn,
der letzte Akt, der kann beginnen.
Von der rasanten Fahrt arg zerzaust,
muss man sich erst einmal besinnen,
blickt zurück auf dieses Abenteuer,
wundert sich, dass man es überstanden hat.
Zieht man Bilanz, kommt man zum Resümee,
das war kein Stück aus der Traumfabrik,
das war ein Ritt über den Bodensee.
Es dauert einige Zeit, bis man schmerzlich realisiert,
die Welt hat einen aussortiert.
Man hätte zwar noch viel zu sagen,
aber es gibt keinen, der es hören will,
so denkt man sich sein Teil - und bleibt still.
Und wird man doch einmal gefragt,
ist’s im Prinzip egal, was man auch sagt,
es kann nur von rhetorischer Bedeutung sein,
denn auf ernsthafte Dialoge lässt sich keiner mehr ein.
So kommt’s, dass leicht der Eindruck entsteht,
dass es nur noch ums Wetter und die Gesundheit geht.
Man wird mit einem Hauch von Senilität umgeben,
aber auf galante Art geduldet noch im Leben.
Man selbst am besten weiß,
was in den Akten Eins und Zwei so vor sich geht,
man muss sich nur zurückversetzen,
um seine Rolle realistisch einzuschätzen.
Wenn man die akzeptieren kann,
dann hat man sich eine Freiheit erschlossen,
von der man zuvor noch nicht einmal geträumt,
man kann sie verächtlich Narrenfreiheit nennen,
aber das sagen nur die, die sie nicht kennen.
Die Erinnerung wandert zurück in die Zeit,
als man in Aufbruchstimmung war,
als die Welt noch unendlich groß
und man sich selbst als Mittelpunkt sah.
Diese Welt ist nun überschaubar geworden,
man sich jetzt mehr an der Peripherie befindet,
in der Erinnerung jedoch sich alles wieder findet,
in ihr man die Schatzkammer des Lebens durchstreift,
wo ist was verdorrt, wo ist was gereift?
Auch all die Illusionen, einem wieder vor Augen stehen,
nur weiß man jetzt, welche auch in Erfüllung gehen,
man die eine oder andere,
unter den Trümmern des Lebens versteckt,
hier wieder findet und neu entdeckt
und wenn man sie noch immer verlockend findet,
man sie in den bunten Strauss seines Lebens bindet.

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