Das Landei

Ich wohne auf dem Land.
Tiefstes Land. Am Waldrand.
Wunderschön.
Da, wo andere gerne Urlaub machen.
Wenn ich Besuch bekomme, verfällt der immer in Entzückungsschreie: „Wie herrlich!! Und diese Aussicht! Wunderschön!" Frage ich aber nach: "Könntest du dir vorstellen hier zu wohnen", kommt die Antwort ohne zu zögern: "Nee, aber Urlaub machen würde ich hier gerne mal.“ Ich wohne so wunderschön, aber niemand anderes aus meinem Bekanntenkreis möchte hier wohnen.
Am Anfang war es auch für mich schwer. Ich bekam keinen Kontakt mit den Ureinwohnern; wurde nur misstrauisch beäugt, als „Die aus der Stadt“. Dabei hatte ich, weiß Gott nicht immer nur in der Stadt gewohnt. In Norddeutschland habe ich längere Zeit ganz in der Nähe vom Ostseestrand gelebt. Da war es auch sehr schön.
Hier, mitten im Wald, fehlte mir am Anfang das Meer und Menschen, mit denen ich mich hätte unterhalten können.
Im Frühling lud ich dann einfach einige Leute aus dem Dorf zu einer Open Air Kennenlern-Party ein. Beginn: ab 11 Uhr - Open End.
Ich stand schon sehr früh in der Küche um leckere Sachen vorzubereiten, die Terrasse zu schmücken und freute mich auf den bevorstehenden Tag.
Einige Paare kamen dann auch, tranken einen Kaffee, sprachen nicht viel, bewunderten die Aussicht und gingen wieder.
Die Veranstaltung war kein Erfolg.
Gerade im richtigen Augenblick bot Lidl mir meinen ersten Computer an, den ich praktisch im Vorbeigehen ungeplant mitnahm. Ich ahnte zu dem Zeitpunkt wohl, dass ich ohne Computer irgendwann einmal vom Rest der Welt „abgeschnitten“ wäre.
Damals war das Internet noch nicht so verbreitet wie heute. Ich musste also noch etwas warten und konnte „Computer lernen“.
Mit Anschluss ans Internet hatte ich das Gefühl, mit der Welt verbunden zu sein. Welch wunderbare Einrichtung! Welch wunderbare Zeit, in der ich lebte!

Bei einem Urlaub auf Fuerteventura lernte ich dann auch noch eine supersympathische Frau kennen, die gar nicht so weit von meinem Wohnort entfernt, allerdings in Stadtnähe lebt und die noch heute meine allerbeste Freundin Gunna ist, wie ich eine bessere nicht finden kann.
Auch Gunna kommt mich besuchen, sitzt auf meiner Terrasse, ist ganz verzückt von der Aussicht, genießt diese sichtlich, aber wohnen . . . „nee, wohnen möchte ich lieber in Stadtnähe, aber besuchen komme ich dich gerne und jederzeit.“
Wir lachen darüber.
Und sind beide zufrieden.

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