Guck mal, ich bin beim Film...

26. Februar 2015 in Weblogs

Filmstatisten & TV-Kleindarsteller haben oft große Träume und hoffen "ganz groß rauszukommen". Das klappt nur äußerst selten und bleibt in der Regel ein tausendfach geträumter Traum. Aber Spaß macht es trotzdem und bringt auch etwas Geld.

In der Regel bleiben Statisten wertvolle Lückenfüller, die jedoch für die Lebendigkeit eines Films unentbehrlich und deshalb immer wieder gefragt sind.

Auch Kleindarsteller in den Serien sind schlecht bezahlte Amateure, die zwar stolz auf ihre Rollen sind, aber so gut wie nie über diese Minirollen hinauskommen.

Die Film- und TV-Studios befinden sich i.d.R. in München, Berlin, Köln & Hamburg. Dort finden auch die meisten Castings statt, wo laufend neue Gesichter und Typen gesucht werden. Gefilmt wird in den großen Filmateliers, mitunter finden Außenaufnahmen auch auf dem flachen Land oder in abgesperrten Stadtteilen statt. Statisten und Kleindarsteller müssen sich also auf Flüge und längere Anreisen sowie Wind und Wetter einstellen.

Die Arbeitszeit kann von einer bis zu zehn Stunden und mehr betragen. Dazwischen gibt es belegte Häppchen und alkoholfreie Getränke. Mitunter ist eine Szene in kurzer Zeit abgedreht und man geht mit knapp 50 Euro nach Hause. Aber oft werden die Szenen x-mal wiederholt, das kann bis Mitternacht und länger dauern.

Alle Mitwirkenden der Technik, vom einfachen Kabelträger über mittlere Assistenten bis zum Regisseur, sind in der Regel eitel und jeder nimmt seine Arbeit besonders wichtig. Das heißt, es gibt viele Chefs und viele Wichtigtuer.

Für geduldige Statisten kann es mit Überstunden 150 Euro und mehr regnen. Die seltenen kleinen Sprechrollen werden extra honoriert; die meisten Statisten spielen jedoch schweigende Fußgänger, stumme Reisende auf Bahnhöfen, gestikulierende Hinterbänkler in Kneipen, Gaffer in Krimis...

Es werden weniger "gutaussehende Charakterköpfe", sondern so gut wie alle Typen gesucht: Dicke, Dünne, Große und Kleine, Hausmütterchen und toughe Jugendliche, Rentner und Kinder; eben Durchschnittsmenschen wie im Alltag.

Bei der Bewerbung und Registrierung bei den Agenturen kommt es also nicht auf Schönheit und Modelerfahrung an, sondern auf den Bedarf und die Filmhandlung. Der Bedarf reicht von wohnsitzlosen Pennern über biedere Hausfrauen bis zu grölenden Fußballfans oder Pärchen in diversen Posen.

Allerdings sollten Statisten bei der Registrierung und Bewerbung auch angeben, ob sie z.B. Fremdsprachen beherrschen, ein Musikinstrument spielen, singen oder tanzen können, über ein einsatzbereites Fahrzeug, ein dressiertes Haustier oder spezielle Kleidung (z.B. Smoking) verfügen. Hierdurch erhöhen sich die Einsatz- und Verdienstchancen.

Kleindarsteller (mit kurzen Sprechrollen) in Gerichtsshows und Krimiserien sind finanziell und bei der Arbeitszeit zwar auch nicht verwöhnt, aber etwas besser dran als reine Statisten. Sie verdienen für einen oder zwei Tage Anwesenheit 80 bis 200 Euro. Hinzu kommen Häppchen als Verpflegung, Flug & Reisekosten und eine oder zwei Hotelübernachtungen. Oft werden Kleindarsteller aus ganz Deutschland z.B. nach München morgens eingeflogen und abends oder am nächsten Tag geht es wieder nach Hause.

Allerdings müssen sie wie richtige Schauspieler intensiv Texte lernen, denn sie haben Sprechrollen von fünf bis fünfzehn Minuten zu verkörpern. Sie müssen sich jedoch nicht in jedem Fall wortgetreu an die Textvorlage des Drehbuchs halten. In den Gerichtsshows kommt es mehr auf Authentizität an; die Darsteller sollen natürlich wirken und dürfen ihren Text variieren und mit der eigenen Persönlichkeit abstimmen, solange er weiterhin in die Handlung passt und die Mitspieler das richtige Stichwort zum Weitermachen erhalten.

Der Film ist meist an einem Ttag abgedreht. Nach dem Briefing ist Drehbeginn; eine nach der anderen Szene wird fast an einem Stück abgespult, als sei es ein durchgehendes Theaterstück; sechs bis acht Kameras nehmen das Geschehen aus verschiedenen Blickwinkeln gleichzeitig auf. Nachher wird der Film zusammengeschnitten.

Es kann vorkommen, dass man stundenlang tatenlos herumsitzt, und dann ist plötzlich Drehbeginn und Betriebsamkeit angesagt. Hektik und Disziplin gehen Hand in Hand.

Obwohl nicht viel verdient und man bei meist anstrengender Arbeit kein "Star" wird, sind bei den Agenturen fast einhunderttausend Interessenten aller Altersgruppen registriert. Mit Fotos und persönlichen Daten. Agenturen finden wir im Internet mit verschiedenen Suchbegriffen.

Aber Achtung bei der Anmeldung: Vor Agenturen, die erst eine "Bearbeitungsgebühr" kassieren wollen, wird gewarnt. Seriöse Agenturen verdienen an der Vermittlung und werden von den Auftraggebern von Film und TV bezahlt, nicht von den armen Würstchen, die sich hoffnungsvoll einen Traum erfüllen oder ein bisschen Taschengeld verdienen und natürlich gleichzeitig ihre Eitelkeit befriedigen möchten.

Fazit: Keiner wird zum Star, keiner kann alleine davon leben, aber es macht meistens Spaß!

"BankÜberfall" mit Seniorin

18. Oktober 2011 in Weblogs

"Du nervst mich!" schrie er und holte sich die vierte Büchse Bier aus dem Kühlschrank. "Eines Tages werde ich es dir schon zeigen!" Er fläzte sich vor den Fernseher, klickte wahllos über die Selbstbedienung und flippte das Bier auf. Sie klappe das Bügelbrett zusammen.

"Du willst mir doch nicht erzählen, dass du noch nicht einmal einen Gelegenheitsjob finden kannst!" sagte sie und verstaute seine gebügelten Hemden im Schrank. "Dein Bruder ist sogar mit dem Fahrrad rüber in die Villengegend gefahren, hat Haus für Haus abgeklappert und nach Aushilfsarbeit gefragt; Gartenpflege, kleine Hausreparaturen, Wege säubern, alles Mögliche…". Sie schaute ihn geringschätzig an. Er wird seinen Hintern nie hochkriegen, denkt sie, und eines Tages wird sie mit Willi auf und davon gehen und diese Hanswurst sich selbst überlassen!

"Ich hab' keine Ahnung von Gärtnerei! Oder soll ich vielleicht den Reichen ihre Scheiße wegfegen?!" Geschickt warf er die leere Bierbüchse in den Müllbehälter. "Und mein Bruder Willi? Wenn ich das schön höre! Willst dich wohl an ihn heranmachen? Ihr hängt ja schon dauernd zusammen!"

"Ich will gar nichts!" wich sie aus. "Ich will nur, dass du endlich arbeiten gehst und Geld ins Haus bringst! Wie, das ist mir völlig egal…!"

"Soll ich vielleicht ne Bank überfallen?" schrie er sie an.
"Großmaul!" sagte sie resigniert. "Dein Mut reicht nicht mal, um im Supermarkt ne Salami zu klauen!"

"Ich werd's dir zeigen!" schrie er und rannte ins Schlafzimmer. In ihrer Wäsche suchte er ein paar Nylonstrümpfe, unter dem Kissen angelte er die Gaspistole hervor. Dann knallte er die Haustür zu und fuhr mit dem Motorrad weg.

'Er hat wieder mal seinen Anfall', dachte seine Frau. 'Soll mir recht sein. Wenn er nur nachher Ruhe hält und nicht wieder randaliert'.

Rastlos fuhr er durch den Ort, kippte sich im Goldenen Anker noch zwei Pils rein und schmiedete Pläne. Eine Bank überfallen? Keine schlechte Idee! Rein in die Bank und ein paar Geiseln die Knarre vorhalten, die Nylons über dem Kopf und der Kassiererin einen Zettel hinschieben: "Das ist ein Überfall! Keinen Alarm! Keine Polizei! Alle Scheine hier in den Plastiksack! Sonst gehen die Geiseln hops!"

Er wurde nachdenklich. Musste es gleich eine Bank sein? Warum nicht eine kleine Postfiliale hier bei uns in der Nachbarschaft? Die waren noch schlecht abgesichert und auf dem flachen Land konnte er sich besser aus dem Staub machen, als in den überfüllten Verkehrsstraßen der nahen Großstadt.

Mit dem Geld würde er…, zunächst ein neues Auto. Dann ab über die Grenze in den Süden. Ohne Sabine! Sie ist eine Nervensäge. Am Mittelmeer gibt es Weiber wie Sand am Meer! Spanien! Große Freiheit! Mein Bruder Willi? Ein Hungerleider! Ein Hinterstuben-Poet! Ein Spinner ohne Mumm! Ich werde es allen zeigen! Sabine wird mich nicht mehr Großmaul nennen. Es wird zu spät sein! Wer Geld hat, kann bestimmen! Geld verschafft Ansehen!

Er trank sein Bier aus, suchte das letzte Kleingeld zusammen, zahlte und fuhr aufgekratzt und ziellos durch die Gegend. Bis seine Chance direkt vor seinen Augen auftauchte…

*

Gegen Fünf hielt der Streifenwagen vor Sabines Tür. "Ihr Mann hat einen Raubüberfall begangen und wurde dabei schwer verletzt!" erklärte der Streifenführer.

"Das darf nicht wahr sein!" rief Sabine entsetzt. "Also doch…?!" Ihre Überraschung schien echt zu sein. "Wo? Was? Eine Bank?"

Die junge Polizistin grinste beinahe ironisch. "Na ja, wenn Sie so wollen, dann war es eine Bank. Drüben im Stadtpark hat er auf einer Parkbank einer alten Frau die Handtasche weggerissen. Bei der Flucht ist er mit dem Motorrad an einen Baum gefahren. Jetzt liegt er in der Notaufnahme vom Kreiskrankenhaus…!"

Copyright: Michael Kuss

Kleine und große Fische...

18. Oktober 2011 in Weblogs

Um zehn Uhr war ich mit meinem Agenten an seinem Messestand verabredet. Einen Termin mit einem Buchagenten auf der Frankfurter Buchmesse zu bekommen, das war wie ein Hauptgewinn im Lotto.
Gerade waren meine ersten Sachbücher veröffentlicht worden, nun hoffte ich vor allem auf den Einstieg in die Belletristik. Wir kleinen Fische wühlen uns durch alle Tiefen des Autorenlebens und freuen uns über die kleinste Aufmerksamkeit der Agenturen. Die Buchmesse liebt die Verlage, jedoch weniger die aufdringlichen Autoren, die auf der Suche nach "Möglichkeiten" die Stände der Verlage bevölkern und Agenten und Verleger bis zur Verzweiflung belästigen.

Aber jetzt war ich hier, mit Herzklopfen und vielen Vorschlägen und Ideen. Geduldig wartete ich am Stand meines Buchagenten, als ein Mann mittleren Alters hinzukam, nervös auf die Uhr schaute, sich – ohne mich zu beachten oder zu grüßen - neben mich stellte und ein Manuskript aus seiner Aktentasche holte, in dem er aufmerksam blätterte. Der Fremde war schmalbrüstig, von ziemlich kleinem Wuchs, hatte lichtes Haar, eine von Falten gerunzelte Stirn; er schaute oft auf seine Uhr und trat von einem Fuß auf den anderen.

'Aha!' dachte ich. Noch so ein armes Schwein wie ich, das man hierher bestellt hat und das jetzt ungeduldig wartet, um für sein erstes Manuskript einen Verlag zu finden. Wahrscheinlich hat er den gleichen Agenten wie ich, den berühmten Sowieso, der sich Unpünktlichkeit erlauben und uns kleine Fische hier wie den letzten Dreck warten lassen konnte.

Ich hatte Mitleid mit dem vermeintlichen Kollegen, wie er immer nervöser herumgockelte und die Ankunft des Agenten kaum erwarten konnte. Ich wollte ihn beruhigen und sagte: "So ist das mit den großen Agenturen! Uns kleine Lichter lassen sie warten! Wir müssen schon froh sein, wenn wir überhaupt einen Termin bekommen!" Fast hätte ich ihm jovial auf die Schultern geklopft.

Der Mann schaute mich an, als würde ich von einem anderen Stern kommen. Seine Augen blinzelten hinter den dicken Brillengläsern Unverständnis. Seine Brauen zogen sich teils verwundert, teils empört zu noch mehr Stirnfalten nach oben. Er setzte zu einer Antwort an, sagte "Ich ...," aber dann zitterte sein Mund und er verschluckte die Worte.

'Na, der ist aber ganz schön von sich eingenommen!' dachte ich, wollte ihn aber weder beleidigen noch entmutigen und meinte vermittelnd: "Wahrscheinlich haben Sie ein vielversprechendes Manuskript anzubieten?! Jedenfalls wünsche ich Ihnen Erfolg und alles Gute!"

„Um zehn Uhr bin ich hier mit dem Herrn Sowieso verabredet! Jetzt ist es bereits fünf nach zehn!" sagte er plötzlich in Englisch. Die Empörung in seinen Augen stieg zum Siedepunkt. Ich fand das ein bisschen kleinlich, ja sogar lächerlich, wollte aber höflich sein und sagte freundlich und kollegial: "Mein Termin ist auch um Zehn, aber wenn Sie es eilig haben, lasse ich sie gerne vor ..." In Wirklichkeit wollte ich nur, dass dieser ungeduldige Wicht schnell wieder verschwindet und mein Agent dann mehr Zeit für mich und meine "Werke" hat.

Als das Männlein gerade sagte: "Sie wissen wahrscheinlich nicht, wen Sie …", kam unser Agent, dick und behäbig schnaufend, den Korridor entlang und zwängte sich durch die Publikumsmenge.

Ich ging ihm entgegen, streckte die Hand zum Gruß aus und – er schoss an mir vorbei, mit rotem Kopf und Schweißperlen auf der Stirn, ging direkt auf den kleinen Mann zu, öffnete weit beide Arme, als wolle er den Mann herzlich umschlingen und rief überschwänglich in Englisch: "Mister Kishon! Es ist mir ein Vergnügen! Bitte entschuldigen Sie, mein lieber Freund! Ich weiß, ich bin zu spät. Ich bin überaus unglücklich, dass Sie warten mussten!" Damit lenkte er Kishon in den Stand und bugsierte ihn auf einen Sessel.

Nach ein paar Minuten bemerkte mich unser Agent doch noch irgendwie, denn ich stand wie ein belämmerter Esel an der Ecke des Messestandes. Er blickte kurz zu mir herüber und rief erkennend: "Ahh, Sie sind es! Rufen Sie mich doch nach der Messe mal im Büro an, ich will mal sehen, ob ich etwas für Sie tun kann …!"

Nebenjob für Statisten bei Film und TV auch für Senioren

17. Oktober 2011 in Weblogs

Nahezu jeder Filmstatist und jede TV-Kleindarstellerin träumt vom großen Durchbruch zur Film- oder Fernsehkarriere. Egal ob er bei Richter Hold eine Nebenrolle als Zeuge oder Angeklagter hat oder als Statistin im Tatort für zwei Sekunden eine schweigende Fußgängerin mimt. In der Regel bleiben Statisten wertvolle Lückenfüller, die aber für die Lebendigkeit eines Films unentbehrlich und deshalb immer wieder gefragt sind. Auch die Kleindarsteller bei Hold, Salesch, K 11 oder ähnlichen Serien sind schlecht bezahlte Amateure.

Hochburgen für Film und TV:
Die Film- und TV-Studios befinden sich i.d.R. in München, Berlin, Köln und Hamburg, wo die Produktionsfirmen sitzen, die im Auftrag der Fernsehsender produzieren. Dort finden auch die meisten Castings statt, wo laufend neue Gesichter und Typen gesucht werden. Gefilmt wird in den großen Filmateliers, mitunter finden Außenaufnahmen in Stadt und Land Land statt. Statisten und Kleindarsteller müssen sich also auf Flüge und längere Anreisen einstellen.

Konditionen – Honorare – Aufnahmedauer:
Die Arbeitszeit von Statisten kann von einer Stunde bis zu zehn Stunden und mehr betragen. Mitunter ist eine Szene in kurzer Zeit abgedreht und der Statist geht mit knapp 50 Euro nach Hause. Aber meistens werden die Szenen x-mal wiederholt und das kann bis Mitternacht und darüber dauern. Dann kann es mit Überstunden bis zu 150 Euro und mehr regnen. Die seltenen kleinen Sprechrollen werden extra honoriert; die meisten Statisten spielen jedoch schweigende Fußgänger, Reisende auf Bahnhöfen, Hinterbänkler in Kneipen, Gaffer in Fußballstadien oder bei Krimis.

Spezielle Kenntnisse, Musikinstrumente:
Als Statisten werden so gut wie alle Typen gesucht: Dicke, Dünne, Große und Kleine, Hausmütterchen, Senioren ...; eben Durchschnittsmenschen aus dem Alltag. Bei der Bewerbung und Registrierung kommt es also weniger auf Schönheit und Models an, sondern auf den Bedarf und die Filmhandlung. Und der Bedarf reicht von wohnsitzlosen Pennern über biedere Hausfrauen bis zu grölenden Fußballfans.

Allerdings sollten Statisten bei der Registrierung auch angeben, ob sie z. B. Fremdsprachen beherrschen, ein Musikinstrument spielen oder über spezielle Kleidung oder Autos und Haustiere verfügen. Hierdurch erhöhen sich die Einsatzchancen.

Kleindarsteller in Gerichtsserien und Krimiserien:
Diese sind finanziell und bei der Arbeitszeit zwar auch nicht verwöhnt, aber etwas besser bezahlt als reine Statisten. Sie verdienen für einen oder zwei Tage Anwesenheit 80 bis 200 Euro. Hinzu kommen Verpflegung, Flug oder Reisekosten und eine oder zwei Hotelübernachtungen. Denn oft werden Kleindarsteller aus ganz Deutschland zum Beispiel nach München morgens eingeflogen und abends oder am nächsten Tag geht es wieder nach Hause.

Texte lernen – Drehbücher – Briefing:
Allerdings müssen sie intensiv Texte lernen wie richtige Schauspieler, denn sie haben Sprechrollen von 5 bis 15 Minuten und lmehr zu verkörpern. Sie müssen sich jedoch nicht wortgetreu an die Textvorlage des Drehbuchs halten. In den Gerichtsshows kommt es mehr auf Authentizität an; die Darsteller sollen natürlich wirken und dürfen ihren Text variieren und mit der eigenen Persönlichkeit abstimmen, solange er weiterhin in die Handlung passt und die Mitspieler das richtige Stichwort zum Weitermachen erhalten. Notfalls schreiten auch Alexander Hold oder Barbara Salesch oder der Krimikommissar mit hilfreichen Zwischendialogen ein, um den Handlungsstrang wieder herzustellen.

Wenig Proben – viele Kameras aus verschiedenen Perspektiven:
Denn geprobt wird sehr wenig. Die Gerichtsshow ist an einem Arbeitstag abgedreht. Nach dem Briefing ist Drehbeginn, eine nach der anderen Szene wird fast an einem Stück abgespult; sechs bis acht Kameras nehmen das Geschehen aus verschiedenen Blickwinkeln gleichzeitig auf. Nachher wird der Film zusammengeschnitten.

Hektik und Betriebsamkeit –Disziplin als Voraussetzung:
Es kann vorkommen, dass man stundenlang tatenlos herumsitzt, und dann ist plötzlich Drehbeginn und Betriebsamkeit angesagt. Hektik und die entsprechende Disziplin gelten besonders für Filmstatisten, bei denen es im Gegensatz zu den Gerichtsshows oft viel hektischer zugeht. Dabei ist zu berücksichtigen, dass bei Gerichtsshows nur etwa zehn aktive Teilnehmer und rund 20 Techniker im Hintergrund beteiligt sind, während das Filmteam oft das zwanzigfache und mehr an Personal aufweist.

Informationen über Statisten und Kleindarsteller und zu vielen Castingfragen bieten zahlreiche Webseiten im Internet mit den Suchbegriffen Film-Statisten, Kleindarsteller, Casting-Agenturen.

Copyright: Michael Kuss (Berlin)

Wahlrecht von Deutschen bei Auslandsaufenthalt

16. Oktober 2011 in Weblogs

Egal ob als Urlauber nur kurz oder als Auslandsdeutscher für immer im Ausland: Oft haben Sie das Recht zu wählen und sogar gewählt zu werden.

Auch im Ausland haben Deutsche oft das Recht zu wählen, mitunter können sie sogar gewählt werden. Ob und unter welchen Umständen Sie während Ihres Auslandaufenthaltes an welchen Wahlen teilnehmen dürfen, das kommt darauf an, in welchem Land Sie sich gerade vorübergehend aufhalten oder dauerhaft leben.

In den Mitgliedsländern der Europäischen Union (EU) wählen und gewählt werden:
Wenn Sie fest in einem EU-Mitgliedsland leben, dürfen Sie an den Kommunalwahlen Ihres Gastlandes sowie an den Europa-Wahlen zum Europäischen Parlament teilnehmen, wenn Sie seit mindestens drei Monaten als fester Resident in diesem Land leben und sich rechtzeitig in das Wählerverzeichnis Ihres Wohnortes haben eintragen lassen, zum Beispiel auf den Bürgermeisterämtern. Hierzu benötigen Sie als Nachweis entweder die EU-Residentenkarte des Gastlandes, oder Ihren letzten Steuerbescheid Ihres Gastlandes, oder einen anderen Nachweis, dass Sie fest und ständig in dieser Gemeinde wohnen; mitunter genügt hierzu die Rechnung Ihrer Telefongesellschaft oder des Stromanbieters, der Mietvertrag und der deutsche Personalausweis. Sie müssen aber an Eidesstatt erklären, dass Sie keinen anderen Erstwohnsitz mehr haben und nicht in Ihrem Heimatland oder in einem anderen EU-Land an einer Kommunalwahl oder der Europa-Wahl teilnehmen.

Deutscher Bürgermeister in Spanien oder Parteivorstand in Italien:
Ja, Sie dürfen als Resident nicht nur im EU-Gastland wählen, sondern dort auch Parteien beitreten, oder sich als Einzelkandidat(in) aufstellen und in den Gemeinderat wählen lassen. Dort können Sie sogar Bürgermeister oder Gemeindevorsteher werden, ohne die Staatsangehörigkeit Ihres Gastlandes zu haben. Für EU-Mitglieder ist dies nicht nur in Spanien, sondern in allen Mitgliedsländern möglich. Wenn Sie sich nur vorübergehend als Urlauber in einem Land befinden, nehmen Sie nicht dort, sondern in Deutschland an Kommunalwahlen teil.

Nationale Parlamentswahlen und Wahl zum Präsidenten oder Staatsoberhaupt:
Hierzu dürfen nur Einheimische, aber keine Bürger anderer EU-Staaten teilnehmen. Sie können aber – egal ob Sie kurzzeitiger Urlauber oder fester Resident sind – während Ihres Auslandsaufenthaltes an den Wahlen zum deutschen Bundestag und zum Europaparlament durch Briefwahl teilnehmen. Die Briefwahlunterlagen besorgen Sie sich entweder vom heimatlichen Wahlleiter Ihrer deutschen Wohngemeinde, oder mindestens sechs Wochen vor der Wahl über das deutsche Auslandskonsulat im Gastland.

Trotz Wohnsitz im Ausland Teilnahme an der deutschen Bundestagswahl:
Auch wenn Sie bereits X-Jahre fest im Ausland leben und nicht mehr in Deutschland gemeldet sind, dürfen Sie noch an den Wahlen zum deutschen Bundestag teilnehmen. Hierzu müssen Sie weiterhin die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen (die Sie im Normalfall ohnehin nicht verlieren) und an Eidesstatt erklären, dass Sie nach 1949 mindestens für sechs Monate an einem Stück innerhalb der Bundesrepublik Deutschland mit Erstwohnsitz gemeldet waren.

Außerhalb der EU-Länder in Übersee nur Wahlrecht per Briefwahl zum Bundestag:
Außerhalb der EU dürfen Sie weder an lokalen, kommunalen, Europa- oder nationalen Wahlen teilnehmen; es sei denn, Sie besitzen – auch – die Staatsbürgerschaft Ihres Gastlandes. Aber auch in diesen Nicht-EU-Ländern dürfen Sie per Briefwahl - siehe oben - an den Wahlen zum deutschen Bundestag teilnehmen.

Als Tourist oder Resident per Briefwahl wählen:
Zahlreiche Wähler mit Verantwortungsgefühl wollen auch als Touristen nicht auf ihr Wahlrecht verzichten. Wenn Sie sich also am Wahltag nicht in Deutschland oder in Ihrem Heimatort aufhalten, können Sie vor dem Wahltermin auch per Briefwahl wählen. Natürlich können Sie auch per Briefwahl wählen, wenn Sie kein Tourist sind, sondern sich fest als Resident im Ausland aufhalten. Die notwendigen Unterlagen besorgen Sie sich bitte beim Wahlleiter Ihrer Heimatgemeinde. Informationen bekommen Sie im Internet - zum Beispiel bei google.de - mit dem Suchbegriff Briefwahl.

Copyright: Michael Kuss (Berlin)

Postvollmacht und Nachsendeantrag bei Auslandsaufenthalt

16. Oktober 2011 in Weblogs

Wer sich länger im Ausland aufhält, muss beim Postverkehr mehrfach vorsorgen, um böse Nachteile zu vermeiden.

Wer nur für zwei Wochen verreist, mag sich denken, meine Post kann auch mal ein paar Tage im Briefkasten liegen. Wer länger im Ausland bleibt, sollte nicht nur mit einem Nachsendeantrag, sondern vor allem mit einer Postvollmacht vorsorgen. Denn bei Nichtbeachtung können Probleme auftauchen, von denen Sie nicht einmal träumen. Und das kann teuer werden!

Auch Verwandte, Ehegatten oder Freunde kommen nicht an Ihre Post:
Auch nahe Verwandte, Ehegatten oder gute Freunde und Nachbarn bekommen eine an Sie gerichtete Postsendung nicht ausgehändigt. Die Post geht auf Nummer sicher und will per Vollmacht genau wissen, mit wem sie sich einlässt. Das gilt besonders bei Behörden-, Einschreibe- und Wertbriefen.

Fristen verstreichen auch bei Abwesenheit:
Angenommen, Sie lassen einen Brief im Kasten, der von einer Behörde kommt oder Sie zu einer Zahlung auffordert, gegen die Sie nur innerhalb weniger Tage Einspruch erheben können. Die Frist läuft vom Tag der Zustellung an und verstreicht, aber Sie können sich nicht mit Abwesenheit herausreden. Denn Sie hätten vorsorgen müssen. Mit einem Postnachsendeantrag kann man schon viel aber nicht alles erreichen. Eine Postvollmacht ist die richtige Ergänzung. Obwohl auch diese keine absolute Sicherheit bietet.

Nachsendungen nicht bei Behördenbriefen, Express und Wertbriefe:
Behördenbriefe – egal ob vom Finanzamt, dem Schulamt oder der Verkehrsbehörde – werden in der Regel nicht ins Ausland nachgesendet, auch wenn Sie bei der Post für sechs Monate und zum Preis von rund 15 Euro einen Nachsendeantrag gestellt haben. Hierzu gehören auch Expressbriefe, Einschreiben und Briefe mit Wertangaben. Der Postbote wird den Brief - oder die Abholaufforderung - in den heimischen Briefkasten werfen und damit gilt die Post als zugestellt, egal wann sie von Ihnen geöffnet wird. Oder er schickt die Post an den Absender mit dem Vermerk "Nicht angetroffen" zurück. Trotzdem laufen für Sie die Fristen ab!

Nachsendeanträge bei Auslandsaufenthalt nur bedingt nutzbar:
Außerdem sollten Sie beachten, dass die Poststellen im Ausland für jeden Brief bei der Aushändigung noch einmal Porto verlangen. Und: Ein Nachsendeantrag der gelben Post gilt nicht für die zahlreichen anderen Postunternehmen und Paketdienste; für die müssen Sie separate Nachsendeanträge stellen. Wir sehen also, dass ein Postnachsendeantrag nur limitiert beim Auslandsaufenthalt eingesetzt werden kann.

Postvollmacht ist ratsam, aber Vertrauenssache mit Risiko:
Bei längerem Auslandsaufenthalt sollten Sie also einer Person Ihres Vertrauens eine Postvollmacht ausstellen. Aber beachten Sie: Diese Vertrauensperson ist – wenn Sie das beantragen – auch zur Annahme von Behörden- und Wertbriefen berechtigt! Sie sollten also bindende Vereinbarungen mit dieser Vertrauensperson treffen, dass die Post auch schnellstens und sicher an Sie weitergeleitet wird. Denn einmal angenommen, die Vertrauensperson würde zwar Ihre Post in Empfang nehmen, sie aber nicht sofort an Sie weiterleiten, so sind letzten Endes nur Sie alleine für die Fristeinhaltung verantwortlich! Die Post gilt mit Aushändigung an die Vertrauensperson als zugestellt und die Frist läuft!

Besitzer von Auslandsimmobilien müssen besonders aufpassen:
Die Postvollmacht ist nicht nur wertvoll, wenn Sie sich von Deutschland aus für längere Zeit im Ausland aufhalten, sondern auch umgekehrt: Wer im Ausland eine Immobilie besitzt und diese – vielleicht durch Abwesenheit – nicht immer unter Kontrolle hat, sollte auch im Ausland eine Vertrauensperson mit Postvollmacht ausstatten. Denn wer als Ausländer im Ausland Fristen nicht einhält oder Behördenbriefe nicht beantwortet, kann leicht Haus und Hof verlieren.

Schlitzohren haben es auf Ihr Eigentum abgesehen:
In Spanien, Frankreich und in anderen Ferienländern ist es vorgekommen, dass deutsche Immobilienbesitzer – mitunter von nur kleinen Hütten – einen Behördenbrief zur Zahlung von wenigen Euro Steuern oder Gemeindegebühren nicht beachtet hatten und ohne Postbevollmächtigten nach Deutschland zurück gefahren waren. Unterdessen hatte zwar der Nachbar auf das Häuschen aufgepasst und ab und zu auch mal den Rasen gemäht, hatte aber sonst keine Vollmachten. Als der deutsche Besitzer nach einem halben Jahr zurück kam, war er nicht mehr Eigentümer, weil der Staat oder die Gemeinde – unter Mithilfe von Schlitzohren – das Häuschen oder Grundstück gepfändet hatten. Widerspruch war nicht möglich, da die Fristen abgelaufen waren. Der ausländische Besitzer hatte zwar die Post nicht bekommen, war aber trotzdem für die Fristeinhalt verantwortlich!

Nicht nur in Deutschland, sondern auch bei Ihrem ausländischen Besitz sollten Sie also auf die Postvollmacht und auf die Vertrauensperson achten

Copyright: Michael Kuss (Berlin)

Rentenzahlung bei Auslandsaufenthalt

16. Oktober 2011 in Weblogs

Viele Rentner möchten im Ausland leben oder überwintern und stellen sich die Frage nach ihrer Rentenzahlung ins Ausland. Hier habe ich einige Basisinformationen aufgezeigt:

Die deutsche Rentenzahlung ins Ausland ist generell gewährleistet und erfolgt auf Antrag bei der Deutsche Rentenversicherung Bund. Die Broschüre "Rentenzahlung ins Ausland" gibt es kostenlos von Ihrer Rentenversicherungsanstalt. Der Antrag auf Rentenzahlung ins Ausland muss vor dem Wegzug gestellt werden.

Komplizierte Nachweise bei früherer Auslandstätigkeit:
Reichlich komplizierter wird es allerdings, wenn jemand aus zwei oder mehr Ländern Renten bezieht, da er in verschiedenen Ländern berufstätig war. Wenn diese Nachweise nicht selbst erbracht werden können, kann die Rentenversicherung zwar durch eigene Nachforschungen bei den Rententrägern des Auslands helfen, aber das kostet Zeit und Geduld. Sie sollten der Rentenstelle aber wenigstens Anhaltspunkte, Daten und Zeiten über Ihre ausländischen Beschäftigungsverhältnisse geben können, um zunächst möglichst alle ausländischen Versicherungszeiten zu erhalten.

Nachforschungen, Verzögerungen, Rentenausfall:
Hier könnte sich dann leider herausstellen, dass das eine oder andere Land und deren Versicherungsträger nicht immer vollständig über Ihre Berufstätigkeit im anderen Land informiert sein könnten oder dass Unterlagen nicht auffindbar sind. Somit kommt es zu Verzögerungen durch langwierige Nachforschungen oder sogar zu Rentenausfallzeiten. Besonders schwierig wird das mit den Anrechnungszeiten aus DDR-Zeiten. Sorgen Sie zeitlebens dafür, dass Ihre deutsche Rentenstelle noch während Ihrer Berufstätigkeit im Ausland möglichst sofort und lückenlos über Ihre Auslandstätigkeiten auf dem Laufenden gehalten wird. Verlassen Sie sich niemals darauf, dass während Ihrer Auslandstätigkeit die ausländische Versicherung direkt und lückenlos Ihre deutsche Rentenzentralstelle informiert.

Administrative Umstellung seit 2005 - keine Leistungsänderungen:
Seit 1. Oktober 2005 haben sich alle deutschen Rentenversicherungsträger- die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA), die 22 Landesversicherungsanstalten (LVA), die Seekasse, die Bundesknappschaft und die Bahnversicherungsanstalt (BVA)-im Rahmen einer Organisationsreform zur "Deutschen Rentenversicherung Bund" zusammengeschlossen. Die frühere Unterscheidung zwischen der Rentenversicherung für Angestellte und für Arbeiter ist abgeschafft worden. An den Leistungen und Ansprüchen von Rentnern und Beitragszahlern ändert sich durch die Organisationsreform nichts.

Wohnsitzverlegung ins Ausland nicht unbedingt erforderlich:
Clevere Rentner überlegen sich allerdings, warum sie überhaupt ihren Erstwohnsitz ins Ausland verlegen sollten, um die Rentenzahlung dort zu erhalten. Denn meistens dauert der Auslandsaufenthalt nur einen Winter, also selten länger als sechs Monate. Da man sich aber als Tourist bis zu zwei mal drei Monate ohne Visum in einem anderen Land aufhalten darf, und innerhalb der EU der Aufenthalt unbegrenzt ist, könnte man auch seinen deutschen Wohnsitz als Erstwohnsitz behalten und die Rente weiterhin auf das deutsche Bankkonto überweisen lassen. Dann würde sich an der Rechtslage nichts ändern und die Rentner könnten sich das Geld auf ein Zweitkonto in ihrem Urlaubsland überweisen lassen, oder mit der Eurocard im Ausland am Automaten Geld ziehen.

Nur wer dauerhaft von Deutschland wegzieht und hierdurch seinen Erstwohnsitz ins Ausland verlegen muss, ist dann auch an die Ummeldung seiner Rentenzahlung ins Ausland gebunden.

Ausnahmen, Sozialhilfe, Grundsicherungsleistung, Riesterrente:
Von der Rentenzahlung ins Ausland sind Sozial- und Grundsicherungsleistungen ausgenommen. Nicht eindeutig sind die Leistungen der Privatversicherung geregelt. Hier empfiehlt sich auf jeden Fall eine Vorabklärung im persönlichen Gespräch. Riester-Versicherte müssen bei dauerhafter Verlegung Ihres deutschen Erstwohnsitzes ins Ausland ihre erhaltenen Steuervorteile zurückzahlen, wenn sie ihren Erstwohnsitz im Ausland haben. Die Rückzahlung kann auf Antrag gestundet oder Ratenzahlungen vereinbart werden. Wird später der Wohnsitz im Inland wieder aufgenommen, kann der noch zu zahlende Restbetrag erlassen werden.

Haben Rentner in beiden Ländern einen Wohnsitz, so gilt für sie das Abkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung, kurz Doppelbesteuerungsabkommen.
Auskünfte erteilen kostenlos die Finanzämter , Versicherungsträger und die Auslandskonsulate sowie Steuerberater gegen Honorar.

Copyright: Michael Kuss (Berlin)

Zum Tag der deutschen Einheit: LETZTE GRENZÜBERSCHREITUNG

10. Oktober 2011 in Weblogs

Endlich war auch für uns Wessis die Grenze in Richtung Osten offen. Die Grenzstation sieht noch aus wie vor achtundzwanzig Jahren: Noch durchschneidet eine hohe Trennwand den Bahnsteig; hier die Züge in die DDR, drüben die nach Westen. Immer noch schnüffelnde Hunde und bewaffnete Grenzer. Was soll das alles noch? Wird hier Schmierentheater gespielt, weil man noch nicht weiß, wohin mit Kulissen und Akteuren?

Türen werden zugeschlagen, andere aufgerissen. Passkontrolle der DDR! Der alte Grenzer studiert meinen Pass: Die vielen Stempel in meinem Pass machen ihn noch skeptischer. Fast habe ich Mitleid mit ihm; was kann er dafür, dass jetzt alles über ihm zusammenbricht, dass er sich an ein Ritual klammert, um nicht den letzten Halt zu verlieren?!

Ein junger Grenzer mit Milchbubengesicht fragt "Sie leben in London!? Was es alles gibt!“ Wohlwollend schaut er mich an. Eine robuste, dralle Zöllnerin mit sächsischem Dialekt streift ihn mit missbilligendem Blick. Akribisch durchsucht sie mein Köfferchen, drückt mir schließlich wortlos meinen letzten Stempel mit DDR-Hoheitszeichen in meinen Pass. Was wird die Frau in ein paar Monaten machen? Abgewickelt arbeitslos oder beim Staats- und Klassenfeind integriert und dann das vereinte Land an der polnischen oder tschechoslowakischen Grenze schützend?

„Leipzig Hauptbahnhof!“ Am Ende des Bahnsteigs steht ein weiß gekleideter Mann und verkauft Bild-Zeitungen. Dieses weiß-rote Bildzeitungsmännchen auf dem Leipziger Hauptbahnhof, haben das die Ossis verdient?

Im Bahnhofsrestaurant als Salatbeilage noch immer geriebenes Weiß- und Rotkraut in Essig und Öl zu den Klößen mit Sauerbraten. Die Kellnerin steckt mein Westgeld wortlos ein.

Am Tresen ein Mann um die Dreißig in einer Windjacke; er torkelt und gestikuliert „Wir war’n doch geene Verbrecher nich! Wir ham doch für die DDR gearbeetet! Für unser Land! Unn jetze? Nu sinn wer wie der letzte Arsch!“ Fragend schaut er mich mit glasigem Blick an. Was soll ich ihm antworten?

Im Bummelzug zwei junge Glatzköpfe in Springerstiefel und mit Bierflaschen. Wo kommen die denn schon her? Ist das West-Import oder gab’s die schon in der DDR? Bin ratlos mit stillem Entsetzen. Sie klopfen sich auf die Schulter, lachen laut, einer sagt „Kamerad! Jetzt geht‘s los!“ Der andere grölt „Deutschland einig Vaterland! Prost!“

„Es wird gesamtdeutsche Wahlen geben!“ sage ich zu Matthias, um nach den vielen Trennungsjahren das Gespräch in Gang zu bringen. Er antwortet grinsend: „Ich werde mich erst mal bei den Christen reinschmuggeln und mich dort als Kandidat aufstellen lassen! Unsere nationale Bewegung ist noch im Aufbau, aber in ein paar Jahren wird Tacheles geredet! Die Tschechen warten schon darauf, wieder heim ins Reich zu kommen!“ Er lacht. Träume ich?

Am gleichen Abend fahre ich zurück in die Stadt, die noch Karl-Marx-Stadt hieß und suche ein Hotel. An der Bar sitzen ein Holländer und ein Westdeutscher. Einer ist Antiquitätenaufkäufer alter Bauernmöbel, der andere Versicherungsvertreter; beide wollen ins Erzgebirge. "Da ist was zu holen!" sagt der Holländer und prostet dem Westdeutschen zu. "Die warten nur darauf, ihre alten Bauernmöbel gegen neue Ikea-Schränke einzutauschen!" Er zeigt lachend auf den Möbelkatalog.

Neben dem Hotel eine Kneipe. Drinnen diskutierende Jugendliche. An der Wand eine FDJ-Fahne und ein Plakat mit einer Karikatur. Sie zeigt Helmuth Kohl als Birne; darunter der Text: "Alles ein Irrtum! Kohl war gedopt!"

In einer anderen Kneipe aus der Musikbox westdeutsche Schlager. Die Frau hinterm Tresen: „Sie sind aus’m Westen!“ Ich nicke und sie sagt abschätzend: "Das sieht man gleich! An der Kleidung! So was gab ‘s bei uns nicht!" Ich bestelle eine Runde und die Frau sagt: "Die Einheit und die D-Mark müssen kommen! Sonst mach’ ich rüber!" Nach einer Weile himmelt sie mich an: "Was es da alles zu kaufen gibt! Ich könnt mich verlaufen in so’nem Kaufhaus. Wollen’se mich nich mit rüber nehmen? So alleene trau ich mir nich…!"

Ich erzähle ihr von der anderen Frau, mit der ich vorher ins Gespräch gekommen war; sie hatte meine Einladung zu einer Tasse Kaffee abgelehnt und mich mit den Worten abgefertigt: „Wer braucht denn diesen überflüssigen Kram, mit dem ihr uns jetzt die Augen zuschmieren wollt? Da wird einem ja schwindelig! Bald werden wir’s uns sowieso nicht mehr leisten können, dann werden wir arbeitslos sein!"

"Das war bestimmt die Olle von einem Parteibonzen!" Abfällige Einschätzung der Frau hinter dem Tresen. "Die hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt! Aber ich würde meine Chance wahrnehmen…!" Lächelnd legt sie eine Hand auf meinen Arm.

Später im Hotel liege ich wach. Nachdenklich und ohne die Frau aus der Kneipe. Viel erlebt an einem einzigen Tag, am Tag meiner letzten Grenzüberschreitung. Frühe Tendenzen in einem Land, das bald nicht mehr das gleiche sein wird…

Vier sehr, sehr kurze "Romane"

24. September 2011 in Weblogs

Anbei vier sehr kurze Gedichte über die Themen "Liebe", "Einsamkeit", "Heuchelei" und "Lust", die man aber auch zu einer Kurzgeschichte oder zu einer Erzählung ausbauen könnte:

HEUCHLER
Sonne. Meer. Strand.
Kerle umturteln sie.
Haare blond. Brüste groß. Lachen schrill.
"Wie oberflächlich!" denkt er verächtlich.
Er bohrt seinen Blick in die FAZ.
Seinen Ständer bohrt er in Sand.

*

EINSAMKEIT UNTERWEGS
Nachtregen.
Im Scheinwerfer Gestalt zum Erbarmen.
Ich bremse.
Öffne einladend die Wagentür.
"Nein, danke ..." Schüchtern winkt er ab.
Schlurft weiter mit nassem Rucksack.
Ohne Leine den Hund an seiner Seite.

*

AUGEN-BLICKE
Straße im Regen.
Trüber Frust-Tag.
Ein Lächeln aus der Menge.
Augen-Blick mit Herzenswärme.
Ich habe wieder Lust
auf Leben

*

UNENTSCHLOSSEN
SIE sagt "Nimm dein Leben in die Hand!
Beib' am Ball, geh' auf dein Ziel zu!"
ER schlittert übers nasse Spielfeld,
überlegt, ob er den Ball treten,
oder der Pfütze ausweichen soll.

*

Alle Rechte bei Michael Kuss

Das Schaf und die Schlange

24. September 2011 in Weblogs

Das Schaf und die Schlange
Überlegungen nicht nur für Esoteriker und Traumdeuter

Ein seltsames Fabeltier starrte mich aus dem Gebüsch heraus an. Es hatte den sanften Körper eines Schafes, das man am liebsten zärtlich streicheln mochte, aber gleichzeitig den wiegenden Kopf einer Schlange. Die Augen noch brav wie ein Lämmchen, doch die Zunge bereits lüstern, gierig und gespalten.

Es war ein traumhafter Bilderbuchsonnentag. Ich lag in einem mit Stoff bespannten Liegestuhl auf einer Wiese voller herrlich bunter Blumen und duftendem Gras. Eine Idylle aus Natur und Frieden. Wenn nur die Unsicherheit mit meinem seltsamen Gegenüber nicht gewesen wäre. Denn um mich herum sah und hörte ich nur schreiende Menschen, die mich Hände ringend und wild gestikulierend mit beinahe hysterischen Stimmen warnten: „Vorsicht! Der Biss dieses Ungeheuers ist tödlich! Traue ihm nicht!“

Aber noch erwiderte ich halb amüsiert und meine leichte Verunsicherung überspielend: „Aber nein! Was redet ihr da?! Warum denkt ihr immer gleich so negativ? Es will nur spielen! Schaut es euch doch an: Ein friedliches Schaf, dass sich aus Angst und zum Selbstschutz wie eine giftige Schlange gebärdet!“

Mit ein paar Grashalmen wedelte ich dem Tier neckisch vor der Nase herum. Ich wollte mit ihm spielen und ihm Vertrauen signalisieren, aber es gleichzeitig beruhigend auf Distanz halten. Denn - hundertprozentig sicher war ich mir nicht. Mein Bauchgefühl, mein Instinkt war bereits beeinflusst von den giftigen Worten der Umstehenden. Sollte ich, wie ich das allzu oft mache, meinem Gegenüber blind vertrauen? Oder sollte ich es erst gar nicht auf den geringsten Kontakt ankommen lassen und das Risiko verletzt zu werden ausschließen? Gibt es denn bei solchen zweideutigen Anzeichen den so genannten gesunden Mittelweg der Kompromisse? Oder musste man sich klar dafür oder dagegen entscheiden?

Noch bevor ich eine Entscheidung treffen konnte, schoss das Tier plötzlich wie ein Pfeil nach vorne, direkt unter meinen Liegestuhl, dessen Stoff keinen Schutz bieten würde. Jetzt wird es von unten zubeißen, mir, ohne die geringste Möglichkeit einer Gegenwehr, heimtückisch den Todesbiss versetzen! Meine naive Gutmütigkeit werde ich mit dem Leben bezahlen.

Hiiilfe! schrie ich, bäumte mich auf, fiel aus dem Bett, schlug hart auf dem Boden der Tatsachen, nämlich auf dem Fußboden meines Schlafzimmers auf und erwachte benommen aus dem Traum.

Und deshalb meine Frage an alle Traumdeuter unter euch: „Wollte dieses Wesen mir wirklich Schmerz zufügen, mich vielleicht sogar töten, - oder wollte es nur Schutz bei mir suchen und womöglich einen Freund finden? Habt ihr … eine Antwort?

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