von Loreley53

Begegungen

30. Juli 2009 in Weblogs

Neulich beim Walken.
Ich muß es aufschreiben, wozu gibt es den Blog...

Die Kirchturmuhr schlägt siebenmal, die Katze maut nach ihrem Früstück. Durch die Gardinen läßt sich die Sonne erahnen. Fenster auf. Der Himmel: blau mit kleinen weißen Wölkchen, Windstille. Jetzt aber raus, eine Runde Walken.

Sportzeug an, Pulszähler, Schrittzähler, Handy, Schweißband, Sonnenbrille und los geht's. Ein paar Schritte, die erste Anhöhe, über die Straße, die zweite Anhöhe. Auf der linken Straßenseite das letzte Haus, rechts Rapsfelder.

Am Friedhof vorbei in den Wald. Bei den Fischteichen ein Geräusch... Ein Fischreiher hat Beute gemacht und fühlt sich gestört, erhebt sich mit starken Flügelschlägen gen Himmel und dreht eine Runde.

Rechts durch den Wald geht es steil nach oben, insgesamt ca. 80 m Höhenunterschied. Puls ist diesmal aber nur bei 145 Schlägen, guter Wert, bin zufrieden. Halbe Strecke, ca. 1,7 km, 23 Min. Alles ok. Über den Kamm jetzt wieder bergab. Rechts auf der Wiese sind nur zwei Kühe zu sehen, die Amme und zwei Kälber, sonst waren es viel mehr.

Der Feldweg ist noch feucht, ich sollte mir andere Turnschuhe zulegen, diese sind undicht. Um die Kurve nach rechts wieder auf geteerten Untergrund. Eine Kuh ruft. Verstehe nur Muuuh.

Rechts, im Gerstenfeld schreckt ein Reh hoch und springt mit weiten Sätzen im Zickzack Richtung Wald. Über dem Feld tiriliert eine Lerche und darüber ziehen die Ferienflieger ihre Kondenzstreifen in den Himmel.

...und dann bleibe ich erschrocken stehen. Mir kommt eine Kuh den Berg hinauf entgegen gelaufen. Hat sich wohl verlaufen. Ich wechsle die Straßenseite und sehe das Kalb ein paar Schritte hinter der Kuh. Sie maschieren auf dem Grünstreifen in einem Bogen um mich herum, an mir vorbei. Das Kalb fängt an zu galopieren und rutscht auf dem Aphalt fast aus. Sie traben Richtung Wiese, wo sie eigentlich sonst auch immer waren.

Ein paar Schritte weiter kommt der Bulle... Ich überprüfe die Farbe meines T-Shirts, gelb nicht rot... Himmel ist die Straße schmal geworden. Der Bulle zögert nur kurz, trabt dann weiter. Wir kennen uns ja, nur war da immer ein Zaun zwischen.

Hinter den Bullen noch ein Kalb. Haben die einen Stadtbummel gemacht oder was?
Das Kalb traut dem Frieden nicht und bleibt stehen. Ich auch. Nichts passiert. Ich mache einen Schritt zurück, das Kalb einen Schritt vor. Dann drehen ich mich zum Graben hin und schaue nach unten, das Kalb traut sich in einem Bogen an mir vorbei. Ich werfe einen Blick über die Schulter. Das Kalb bleibt stehen und wirft einen Blick über die Schulter. Wir schauen uns an und denken wohl beide: nochmal gutgegangen.

Die Herde trabt hinter das Gatter auf ihre Wiese als ob nichts gewesen wäre... ich petze nicht und gehe weiter an dem Maisfeld vorbei. Schon wieder ein Geräusch. Diesmal ist es Meister Lampe, der sich gestört fühlt und ganz schnell davon flitzt.

Der Tag fängt ja gut an... 🙂

von Loreley53

Wolke 17 bitte melden

31. Mai 2009 in Weblogs

*08.04.1924 - +26.07.2008

Hallo Papa, ich vermisse dich.
Der Wind hat den Flügel der kleinen Windmühle zerbrochen. Ich habe noch keine Idee, wie ich das wieder reparieren soll. Schick mir doch mal einen Geistesblitz von oben.
Das Holz, wo die Lamellen in der Nut sitzen, ist zersplittert.
Beim letzten Sturm hast du das in Ordnung gebracht, jetzt muß ich das selber hinkriegen. Es ist zum heulen.

von Loreley53

Weiße Feder

26. Mai 2009 in Weblogs

Häuptling Großer Bär wurde in die ewigen Jagdgründe gerufen und hinterließ seine Sqaw Rauchende Wolke und die Kinder Rehauge und Weiße Feder. Eines Tages kam ein stolzer Krieger, machte Rehauge zu seiner Sqaw und zog mit ihr in ein fernes Jagdrevier. Rauchende Wolke blieb zurück und verletzte die Seele von Weiße Feder. Eine graue Wolke zog in seinen Kopf.

Weiße Feder fand eine Kleine Blüte und tanzte mit ihr vor Freude im Kreis bis der Wind sie in andere Richtungen trieb.

Dann fand Weiße Feder eine Lila Blüte, doch Graue Wolke im Kopf von Weiße Feder vertrieb sie. Graue Wolke wurde größer.
Blaue Blüte schenkte Weiße Feder eine Tochter, doch Graue Wolke vertrieb Blaue Blüte und wurde größer und dunkler.
Gelbe Blüte tanzte mit Weiße Feder bis Graue Wolke zu stark wurde und Gelbe Blüte das Weite suchte. Graue Wolke wurde größer und größer im Kopf von Weiße Feder.

Dann kam Rote Blüte und Graue Wolke wurde sanft. Doch Rote Blüte wurde in die ewigen Jagdgründe gerufen und Graue Wolke wurde bedrohlich groß und ganz dunkel.

Die Büffel zogen in ein anders Gebiet und Weiße Feder musste ein neues Jagdrevier suchen. Dann wollte Weiße Feder in einem kleineren Wigwam wohnen doch Graue Wolke schoss Blitze in das Herz von Weiße Feder, wollte ihn in die ewigen Jagdgründe schicken. Der Medizinmann heilte das Herz und gab Weiße Feder ein Pulver, um Graue Wolke zu besänftigen.

Der Wind wehte Kleine Blüte und Weiße Feder wieder zusammen und sie verlebten zwei glückliche Monde, weil Graue Wolke schlief.

Doch Weiße Feder wollte das Pulver nicht mehr, um Graue Wolke zu besänftigen. So wurde Graue Wolke wieder stärker und stärker und schoss Blitze auf Kleine Blüte, um sie zu vertreiben. Weiße Feder wollte Kleine Blüte in sein Wigwam locken. Doch da waren lauter rote Blüten und es gab keinen Platz für Kleine Blüte.

von Loreley53

Gewidmet meiner Mutter

26. Mai 2009 in Weblogs

*09.09.1927 - +14.08.2003

Es macht keinen Unterschied, welchen Weg man geht oder wie man ihn geht. Es ist nicht wichtig, ob man etwas falsch oder alles richtig macht. Es ist gleich, ob man das Sterben akzeptiert oder dagegen ankämpft.
Es gibt Einen der geht und viele, die zurück bleiben.

Der Weg des Lebens ist kurz oder lang. Wer gehen muß sieht seinen Wegweiser zum Ende des Weges, die Anderen sehen ihn auch. Man kann darüber reden oder in Stille schweigen. Es macht keinen Unterschied, der Weg ändert sich nicht.

Wer gehen muß, will nicht gehen. Will den Zurückbleibenden nicht wehtun. Wer zurückbleibt, will nicht das einer geht, will nicht, das es ihm wehtut. Es tut dem Körper weh. Es tut der Seele weh. Es tut immer allen weh.

Wer gehen muß will unbemerkt Abschied nehmen. Ein letztes Treffen, eine letztes Spiel, ein letztes gemeinsames Essen, ein letztes Telefonat.
Wer gehen muß möchte, dass die anderen ihren Weg weitergehen, ohne ihn.

Ein Stück weiter des Weges werden auch sie ihren Wegweiser sehen und hoffen, das kein anderer ihn sieht. Es macht keinen Unterschied. Der Weg ändert sich nicht.

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Meine Mutter hat den Kampf gegen den Krebs verloren.

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