von belami

Unterleibstritte

5. Januar 2009 in Weblogs

Die Episode hat einen sehr ernsten Hintergrund. Man schrieb, ich weiß jetzt nicht mehr genau, aber wenn ich nicht irre war es kurz vor dem Kriegsende im Jahre 1945. Auf jeden Fall – kann mich noch genau erinnern – zog ein schier nicht enden wollendes, geschlagenes Heer durch unser kleines Dorf. Mutlos resignierende Blicke musterten uns Jungs, die wir da aufgereiht, neugierig am Straßenrand standen, nicht ahnend welch Tragödie hier an uns vorbeizog.
Urplötzlich aufkommendes Sirenengeheul veranlasste uns, so schnell wie möglich von der Bildfläche zu verschwinden. Keine Minute zu früh, schon kündete ferner Motorenlärm anfliegende Kampfflugzeuge an. Zwei Jagdflugzeuge donnerten im Tiefflug, wie mir schien, durch das Dorf. Wie aufgefädelte Perlenketten, die abgeschossene Leuchtspurmunition. Dann krachte es gewaltig. Ziegelsteine fegten über unser Hausdach, Fensterscheiben gingen zu Bruch. Die den Abfangjägern nachfolgenden Bomber hatten unser Dorf bombardiert. Insgesamt fünf Bomben schlugen in unmittelbarer Nähe meiner Wohnstätte ein. Glücklicherweise explodierte nur eine davon. Riss einen tiefen Krater in die Fahrbahn. Sämtliche Kirchenfenster gingen zu Bruch. Zu Schaden kam aber niemand. Großes Glück hatte auch der ortsansässige Schreiner. Er briet sich gerade ein saftiges Steak, als der Blindgänger unmittelbar neben der Wagnerei einschlug. Die Druckwelle war aber dennoch so gewaltig, dass das Steak wie von Zauberhand aus der Bratpfanne verschwand. Erst viel später entdeckte es der verdutzte Wagnermeister an der Zimmerdecke klebend.
Dem Flüchtenden Heer fast auf den Fuß folgend, die anrückende Besatzungsmacht. Mitten durch das Dorf, die Demarkationslinie. Herüben die Russen, drüben die Engländer. Eines Tages stand ein russischer Soldat plötzlich in unserer Wohnung. „Ich heute Nacht bei Dir schlafen“, damit deutete er unmissverständlich in Richtung meiner Mutter.
Meine Mama weinte den ganzen Tag über, zitterte vor Angst. Als die Nacht herein brach verrammelten wir Tür und Tor. Der Russe kam nicht, dafür gingen einige Stoßgebete gen Himmel. Erst viel später erfuhren wir, warum er nicht kam. Er konnte nicht. Belästigte mit einigen anderen Soldaten einige unserer Dorfmädels. Da sprangen ein paar beherzte, schon etwas ältere Dorfburschen hinzu und verprügelten die Ruskis, dass sie zerbeult und zerschunden das Weite suchten. Anderntags musste ich – vom Küchenfenster aus zusehend – miterleben, wie man die mutigen Jungs, die man am nächsten Morgen, in aller Herrgottsfrüh aus ihren Betten prügelte, mit gemeinen Fußtritten auf den Dorfplatz trieb- und dort zur Exekution an eine Hauswand stellte. Gewehrverschlüsse knackten, Kommandos ertönten... Plötzlich fuhr ein Jeep vor. Aus dem noch fahrenden Fahrzeug sprang ein Uniformierter mit gezogener Pistole und schrie wild gestikulierend auf die Soldaten ein. Offenbar ein Vorgesetzter, denn Diese senkten daraufhin ihre schon zum tödlichen Schuss erhobenen Gewehre, rissen die Burschen von der Hausmauer weg. Traten ihnen gemein in den Unterleib und prügelten sie mit ihren Gewehrkolben brutal durch den Ort. Blutig und zerschunden retteten sich die Jungs schließlich in die Kirche.
Anderntags war dies Ereignis Gesprächsstoff Numero Eins in der kleinen Ortschaft. Und selbstredend auch unter uns Dorfjungen. „Wuiii, das muss furchtbar weh getan haben, diese Tritte in die Eier… die müssen alle Engel singen gehört haben!“ Was der Nachbarsbub da soeben gesagt, ging mir vorerst nicht in den Kopf, bis mir dämmerte, was er mit „Eier“ eigentlich meinte. Ein schneller Kniff zu den Hoden. Naja, es war nicht angenehm aber so schmerzhaft auch wider nicht, fand ich. Bis ich einige Zeit später eines Besseren belehrt wurde. Eine Radpartie stand an. In Ermangelung eines anderen Gefährts, schnappte ich mir das Damenrad meiner Mutter. Der Sattel war viel zu hoch und so musste ich Dreikäsehoch eben – in den Pedalen stehend – im Wiegeschritt das Gefährt in Gang setzen. Der Nachbarsjunge war schon einige Längen vor mir. Fazit: erhöhter Tritt in die Pedale. Doch dann strauchelte ich mit einem Fuß vom Pedal, und schon saß ich höchst unsanft- und vor allem -schmerzhaft auf dem Fahrradrahmen. Da wurde mir schlagartig klar, was der Nachbarsjunge damals gemeint hat. Ich hörte nämlich in diesem Augenblick auch – und das im wahrsten Sinn des Wortes – ‚Alle himmlischen Heerscharen‘ – sprich Engel singen.

von belami

Die atemlose Orgel…

24. Dezember 2008 in Weblogs

Ganze 8 Jahre war ich Ministrant, Mesner und Orgeltreter. Apropos Orgeltreter: Unsere Kirchenorgel – das Meisterwerk eines unbekannten Orgelbauers – wurde mittels eines riesigen Blasebalgs zum Leben erweckt. Dazu gab es gleich neben dem Chorgestühl eine Kammer, in der sich das Monstrum befand. Seine Ausmaße waren nur zu erahnen, da eine Holzverschalung aus Lärchenbrettern das gesamte Innenleben verbarg. Lediglich ein Zeiger aus Holz zeigte – in einem vertikalen Schlitz integriert – wie viel Luft die Orgel noch hatte, um ordnungsgemäß zu tönen. Hierzu gab es unterhalb ein Trittbrett, das man in gewissen Abständen auf- und ab bewegen musste, damit der Blasebalg im Inneren der Holzschalung, der Orgel genügend Luft zuführen konnte. Je mehr man das Trittbrett bewegte, umso höher kletterte der vorhin erwähnte Holzzeiger die Skala empor.
Nun trug es sich zu, dass ich ausgerechnet am Weihnachtstag als Orgeltreter abkommandiert wurde. Das Chorgestühl gerammelt voll mit Chorsängern, die Frau Schuldirektor höchstpersönlich an der Orgel, und ich in der Orgelkammer, emsig das Trittbrett in Aktion haltend, damit die Orgel ja ordentlich funktioniere. Nunja, was soll ich sagen: So ein Hochamt am Weihnachtstag dauert halt gut und gerne an die 2 Stunden. Schön langsam wurde ich müde. Meine Füße taten auch schon weh, kein Wunder bei der anstrengenden Orgelantriebtreterei. Kurz und gut, ich ließ den Zeiger noch mal bis zum Anschlag hochsteigen, um dann eine wohlverdiente Pause einzuschalten. "Ein Kindlein uns geboren ist…" Wunderschön, der Sologesang der ersten Sopranistin. Verzückt hörte ich zu, geriet ins Träumen… Träumte mit offenen Augen, dabei vollkommen übersehend, dass sich der Zeiger bedenklich rasch der unteren Marke näherte. Da der Tretmechanismus – wohl aus Altersgründen – schon erheblich quietschte, hatte ich die Türe zum Chorgestühl fast geschlossen, sah nur durch einen kleinen Spalt, dass sich die Frau Schuldirektor schier verrenkte, mir ungemein imponierend, da die gute Frau schon nahe dem Greisenalter wandelte. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass die überhasteten Tätigkeiten der Frau Direktor in ursächlichem Zusammenhang mit mir- beziehungsweise dem fast am Boden angelangten Zeiger erfolgten. Erst im buchstäblich allerletzten Moment bekam ich mit, warum sich die Frau Direktor schier die Finger wund schlug, so sehr hämmerte sie in die Orgeltastatur. Das Gerät schien jeden Moment außer Kontrolle zu geraten. Immer leiser werdend, schon leichte Misstöne von sich gebend, fetzte mich die Stimme der Organistin endlich aus meinen Weihnachtsträumereien: "Tritt, Bub, tritt…"

von belami

Als ich noch ein kleiner Junge war... Der Pfeifendeckel!

20. Dezember 2008 in Weblogs

Eine alte Volksweisheit behauptet: "Wenn man anfängt zurück zu blicken, ist man alt." Ich, für meine Begriffe blicke mit eher gemischten Gefühlen zurück, und zwar in jene Zeit, wo ich noch ein kleiner Junge war. Es war kurz nach dem 2. Weltkrieg, die Besatzungsmächte diktierten den Alltag, waren zwar allesamt – zumindest zu uns Kinder - nett, und wir hatten wieder das, was wir am notwendigsten benötigten: Genug zu essen. Bei den Franzosen gab es Konserven, die Engländer versorgten uns mit Schokolade und bei den Amis gab es Kaugummi. Lediglich die Russen, die hatten für uns nichts zu Beißen, aber dafür jede Menge Action. Wir Jungs durften auf ihren Militärrössern reiten.
Was wir Jungen allerdings nicht wussten: Die allgemeine Versorgungslage war ziemlich prekär. Ich kann mich noch gut erinnern, wie meine Oma mir beim Einkauf offenbarte, dass es 'Heute' keinen Grießbrei geben würde, weil auf der Lebensmittelkarte der Milchabschnitt bereits eingelöst war. Hab mich in meiner kindlichen Einfalt entrüstet und meiner Oma geraten, sich nicht so viele Abschnitte von der Lebensmittelkarte schnipseln zu lassen. Erst viel später konnte ich mit Begriffen wie Marshallplan etwas anfangen.
Den Besatzungsmächten war eine heillose Flucht geschlagener Heere vorangegangen. Fazit: In Wald und Flur lagerte an fast jeder Ecke eilends weggeworfenes Kriegsmaterial. Für uns Jungen ein wahres Eldorado, nicht wissend ob der lebensbedrohenden Gefährlichkeit. Schnell hatten wir den Dreh heraus, die Kugeln von den Patronenhülsen zu entfernen, das Schießpulver schlangenförmig zu streuen und dann anzuzünden. Gab jedes Mal ein herrliches Feuerwerk. Einmal wurde unser Nachbar – schon weit über siebzig Jahre alt - uns spielenden Kinder fast zum Verhängnis, als wir ihm einen runden Gegenstand mit einer Kette zeigten, den wir auf der Spielwiese hinter einem Gartenstrauch fanden. Er begutachtete das Ding von allen Seiten, zog mal kurz an der Kette und beschloss dann, sich daraus einen Pfeifendeckel zu fertigen. Alle standen wir im Kreis um ihn herum, nicht ahnend, ob der tödlichen Gefahr, die unser Nachbar da in Händen hielt. Eine halbe Stunde später wurde jedermann allerdings klar, dass wir einen besonderen Schutzengel gehabt haben mussten. Beim ersten Hammerschlag auf den vermeintlichen 'Pfeifendeckel' explodierte die Eierhandgranate, zerfetzte den Unterarm des Nachbarn, und richtete in der Wohnung arge Schäden an.

von belami

Kampf um das Christkind

3. Dezember 2008 in Weblogs

Eine uralte Volksweisheit meint: "Wenn man sich zurück erinnert ist man alt..." Nunja, vielleicht. Obwohl Erinnerungen besonders reizvoller Art doch sehr angenehme Nachbeben erzeugen können. Jedoch, der langen Rede kurzer Sinn: Um mein Tagebuch etwas weiträumiger zu gestalten, werde ich in nächster Zeit diesen Blog mit Kinder- bzw. Jugenderinnerungen bereichern. Doch zunächst ein zur Jahreszeit passender Bericht, der vor zirka fünf Jahren für Aufsehen sorgte und auch auf meiner Homepage www.griass-eich.at nachzulesen ist: Der Kampf um das Christkind…
Vor einigen Jahren machte dieser Aufmacher Furore. Der Grund: Eine steirische Tageszeitung ( für Nichtösterreicher: Die Steiermark ist ein österreichisches Bundesland) veröffentlichte einen Artikel, der so manche(n) LeserIn - da gedanklich schon des öfteren mit diesem Thema beschäftigt - dazu veranlasst hat, die Idee eines 18-jährigen Steirers spontan zu unterstützen. Der Steirerbub namens Dominik hatte nämlich, frustriert durch die Tatsache, dass man in unseren Breiten nur mehr dem Weihnachtsmann begegnet die Idee, einen Verein „Pro Christkind“ zu gründen. Hunderte Anrufe und Mails, die der 18jährige mittlerweile kaum bewältigt hat, waren das Echo… Unter dem Aufmacher „Es lebe das Christkind“ hatte die Tageszeitung Dominiks Idee veröffentlicht. Sämtliche Antworten fielen positiv aus. Fast jeder Anrufer oder Schreiber sieht den Kommerz als ‘Vater’ des Weihnachtsmannes in unserer schönen Steiermark. Wie es in anderen Ländern aussieht ist nicht ganz durchschaubar, in der „Grünen Mark“ ist jedenfalls Tatsache, was eine E-Mail Schreiberin treffend charakterisiert, indem sie unter anderem meinte:“....Erst gestern fühlte ich, wie mein rebellischer Geist erwacht angesichts der grässlichen Bedrohung durch überdimensionale, großbäuchige, lieblose Weihnachtsmonster....“
Andere erzählten von ihrer Jugend, als das heimische Christkind noch nicht von Santa Claus verdrängt worden war, und ein Schreiber verstieg sich sogar in die Idee, dass das zarte Christkind ja nicht so viele Geschenke schleppen könne, als dies riesige Weihnachtsmänner imstande seien.
Aber nicht nur das Christkind, dem ja ursprünglich der Weihnachtsmann als Knecht (in unseren Breiten auch als Knecht Ruprecht bezeichnet) zur Seite gestellt ist- sondern auch dem hl. Nikolaus scheint der Weihnachtsmann den Rang ablaufen zu wollen. Der, einst in der kleinasiatischen Stadt Myra lebende Bischof, wurde durch seine Hilfsbereitschaft zur Legende, und ist als Kultfigur alljährlich am 5. Und 6. Dezember mit dem Krampus unterwegs um Gaben auszuteilen. Der Nikolaus unterscheidet sich sehr wohl durch Mitra (Bischofsmütze), Bischofsstab und Messgewand von dem Kapuze tragenden, rotgewandeten Weihnachtsmann.
Bergheimat recherchierte. Der Verein des Dominik wurde zwar nicht ausfindig gemacht, aber es gibt mittlerweile eine Unzahl Vereine die sich „Pro Christkind“ nennen, und sie alle haben sich der Idee des Steirerbuben verschrieben. Warum? Weil sich kein Mensch – etwas überspitzt formuliert - einen in einer Krippe liegenden Weihnachtsmann vorstellen kann, und weil das wohl schönste Weihnachtslied „Stille Nacht...“ - das weltberühmte Lied wurde übrigens im Jahre 1818 in der Nikolauskirche im salzburgischen Hallein zum ersten mal auf einer Gitarre gespielt - ad absurdum geführt würde.

von belami

Wer angibt...!

22. September 2008 in Weblogs

Die Pflichtschulzeit war vorbei. Unweigerlich drängte sich Gedankengang an Gedankengang, ratlos das Zwiegespräch meiner Eltern, was aus dem Jungen jetzt werden soll! Lehrstellen waren dazumal mehr als dünn gesät, und die wenigen Lehrplätze auf Jahre hinaus schon vergeben. Was nun, junger Mann?
Mehr durch Zufall ergab sich eine freie Arbeitsstelle im öffentlichen Dienst, die dankenswerterweise auch sofort angenommen – und der ich 45 Jahre lang treu geblieben bin.
War schon ein G’frett, damals mit mir. Als Steinbrucharbeiter völlig untauglich, da meine Patschhändchen – war grade mal Fünfzehn – mit Blasen übersät, teilte mich der Herr Straßenmeister in Anbetracht der unübersehbaren Umstände den Landvermessern zu. War meinem Vorgesetzten dankbar, damals noch nicht wissend dass ich auch mal ein so hoher Herr werden würde, avancierte ich – wohl meinen Blasenhänden zuzuschreiben, weil Schönschrift seit eh und je ein Fremdwort – zum Schreiberling des Herrn Vermessungsrates. Was der Herr Diplomingenieur an seinem Vermessungsgerät ablas, wurde von mir fein säuberlich in vorgedruckte Listen eingetragen.
Eines Tages, der Sommer war fast vorbei, das Laub der Bäume zeigte schon hie und da jene herbstliche Farbenpracht, die mich heute noch begeistert, waren wir mit Vermessungsarbeiten an der neuen Umfahrungsstraße beschäftigt. Als die Turmuhr der nahegelegenen Kleinstadt mit lauten Schlägen die Mittagsstunde einläutete, begab sich der Herr Vermessungsrat, übrigens ein lieber, leutseliger, schon etwas betagter Herr, in das nächstgelegene Dorfgasthaus, um sein – dort in der Früh bestelltes - Mittagsmahl einzunehmen, derweil mir die Ehre zuteil ward, auf die wertvollen Vermessungsinstrumente acht zu geben.
Gerade als ich es mir auf der Straßenböschung bequem gemacht, um meine mitgebrachte Jause auszupacken, riss mich eine Erkenntnis und die damit verbundene blitzschnell gefasste Idee jählings wieder hoch. Kam da doch tatsächlich mein ehemaliger Mathelehrer gemächlich den Straßenrand entlang, direkt auf mich zugeschlendert. Blitzartig ließ ich mein Butterbrot fallen, sprang von der Böschung, schnappte mir in Windeseile Papier und Bleistift, und schon stand ich hinter dem auf einem langbeinigen Stativ aufgebauten Vermessungsinstrument. Guckte durch das Okular, schrieb und guckte und schrieb und… Naja, mehr schrieb ich – lauter ungereimtes Zeug – als dass ich durch das Objektiv schaute. Sah da nämlich nichts. Hatte in der Eile, in der ich mich befand vergessen, den Objektivdeckel zu entfernen.
Doch schon war der Mathelehrer heran, wollte grußlos an mir vorbei. Das konnte ich nun doch nicht zulassen, hätte überhaupt nicht in das von mir geplante Konzept gepasst.
„Guten Tag, Herr Fachlehrer“, grüßte ich laut. Der Studienrat drehte den Kopf jäh zu mir, guckte mich an. Ein Zug des Erkennens schien über die Gelehrtenstirn zu huschen. Dann zog er seinen Hut, dankte murmelnd, ging weiter.
Mir ging fast das Herz über im Hoch eines urplötzlich in mir aufsteigenden Selbstwertgefühles. Unbeschreibliche, innerliche Genugtuung machte sich breit. Der Herr Professor indes, schon meilenweit entfernt, drehte sich noch immer alle paar Schritte nach mir um, schüttelte verständnislos das Gelehrtenhaupt. Ging ihm wohl absolut nicht in den Sinn, dass sein ehemaliger Matheschüler, den er stets mit einem Zitat (du bist der größte Trottel) bedachte, ein Landvermesser geworden ist. Ich, hingegen erlebte wahre Glücksspiralen ohnesgleichen. Vergessen und vergeben die ominöse Zahl Fünf, die ständig meine Matheschularbeiten zierte, vergessen aber auch in dieser Euphorie mein Butterbrot da auf der Straßenböschung, mittlerweile von einem Heer Ameisen mit Beschlag genommen. Es zählte nur mehr die volkstümliche Weisheit: „Wer angibt, hat mehr vom Leben…“

von belami

Das Missverständnis…!

11. September 2008 in Weblogs

Da bekanntlich alle Wege nach Rom führen, kreuzt auch meine tägliche Walking- Joggingroute eine Straßenkreuzung, in die ein Radweg einmündet. Hier beende ich meist mein Laufpensum und walke lieber, weil die Radler heutiger Zeitepochen scheinbar kein Klingelzeichen mehr kennen. Rauschen daher, sausen vorbei, ohne sich durch ein Glockenzeichen voranzukündigen. Da geh ich vorsichtshalber diesen Streckenabschnitt. Ist mir lieber als eine womöglich folgenschwere Kollision zu riskieren.
Eine Kollision ganz anderer Art passierte unlängst. War einfach ein Missverständnis… Naja, bin halt auch nicht mehr der Jüngste und daher mit heutigen Gepflogenheiten überhaupt nicht vertraut. Ich war – gerade aus dem Auwald kommend – im Begriff die Fahrbahn zu überqueren, als ich unwillkürlich am Fahrbahnrand stehen blieb, um mich infolge als Samariter zu betätigen. Kam da doch tatsächlich ein Weiblein im Zick Zackkurs daher geradelt, den Kopf in grotesk verrenkter Haltung an die linke hochgehobene Achsel pressend. Sie war, nun ja doch schon einige Jährchen über Siebzehn Jahr, hatte aber langes Haar, das lose über die Schulter fiel. Sie eckte, wie gesagt im Zickzack daher, redete ununterbrochen allerhand – wie mir schien - ungereimtes Zeug von Nagellack, Lippenstift, Friseurtermin und Kaffee. Na, wie immer auch, dünkte mir: die Frau hat ein gesundheitliches Problem. Die naheliegendste Vermutung: Gleichgewichtsstörungen oder angehender Kreislaufkollaps. Wie ansonsten die groteske Kopfverrenkung auch anders erklärbar?
Kurzum, als sie an mir vorbei wollte, sprang ich hilfreich herzu, sprach sie an:“ Haben Sie ein Problem, gute Frau?“
Die so angesprochene hob daraufhin den zur Seite geneigten Kopf: “Wie bitte?“
Platsch… Es knallte ordentlich. Mit einem richtigen Knalleffekt landete das Handy, das sie zwischen Ohr und Schulter eingeklemmt – und das durch das lang wallende Haar unsichtbar – auf der Fahrbahn. Das also war Grund und Ursache ihres Zick Zackkurses und der grotesk leidenden Kopfhaltung gewesen!
Die unmittelbar darauffolgenden Schimpftiraden zu notieren erspar ich mir lieber. „Blöder Hammel“, hab ich noch im Ohr und die erleichterte Feststellung, dass das Handy unzerbrechlich zu sein schien, denn als ich mich nach einigen fluchtartigen Schritten noch mal umdrehte, saß das so wortgewaltige Weiblein schon wieder in der selben grotesken Haltung auf dem Rad und fuhr im Zick Zackkurs davon.

von belami

Der Chatabend

28. August 2008 in Weblogs

Seit ich in Pension, somit auch genügend Zeit für den – mittlerweile heißgeliebten – Computer, ist die tägliche Tour durch sämtliche Seniorenchats oberste Pflicht. Nicht der persönlichen Eitelkeit wegen, und schon gar nicht auf Partnersuche weil das Übel, pardon, wollte sagen: Weil das große Glück eh schon Dreißig Jahr zu Haus, sondern: Um mit mehr oder weniger Gleichgesinnten sich virtuell zu unterhalten. Ungezählte Stunden… Verbunden mit sowohl verbalen als auch gefühlvollen Erlebnissen. Wunderschön, romantisch, feenhaft, leider auch trügerische Momente. Ein Kaleidoskop- nein eine romantischen Wanderung über den Regenbogen gleicher Emotionen, die zu beschreiben, sich in etwa einem Gedicht widerspiegeln, das mir einst eine Chatlady verehrte. Sie nannte es: Der Chatabend…
Die graue Schrift ist müde, die gelbe ist zu prüde, die rote Schrift ist heiter, die schwarze weiß nicht weiter. Die grüne Schrift für alles offen. Die Blaue hat wieder viel gesoffen… Lila wartet auf die große Liebe, der Rosa Schrift genügen Triebe. Für alle ist es noch zu früh, was sollen sie im Bett? So landen sie im Tschet (Chat.)
So weit, so gut. Um all diese Schriftfarben einzuordnen? Die blaue Schrift ist heiter, ahem angeheitert… Die rosa Schrift steckt voller Triebe… Lilaschrift erwartet große Liebe…
Da kam die Frage wie war der Tag? Der Grauen schwer auf Schultern lag, Der Gelben gab er den Beweis, dass sie von Allen, besser weiß, der Roten verlief er wie im Nu, die schwarze wusste nicht, wozu? Die Grüne hat heut viel erfahren, Blau musste mit dem Taxi fahren, Lila: "Ob ich noch warten kann?" Die rosa: "Bist Frau oder Mann…?"
Uff, ich bin geschafft. Wie wunderbar doch diese virtuelle Welt, wo man noch traute Zwiesprach hält… wo manch verborgne Liebe blüht, und Gedankengut im Sehnsuchtsland verglüht… Wie wunderbar die Träume sind, zu Zweit? Allein? Ich find:
Lebe deine Gefühle, so lange sie leben. Und noch eine Weisheit: Wirklich reich ist, wer mehr Träume in seiner Seele hat, als die Realität zerstören kann.
So gesehen ist der Seniorenchat, sind alle Chats allgemein, in Etwa diesem Zitat zuzuordnen: Durch Zufall lernten wir uns kennen, durch Zufall mussten wir uns trennen… Durch Zufall kann es auch geschehen, dass wir uns irgendwann mal wieder sehen.
Im Glücksrausch der Gefühle, als Senior durch diese wunderbare Welt der virtuellen Partner kennen lern Möglichkeiten wandern zu dürfen, musste ich unlängst einen virtuellen Tiefschlag mit einem Alten Knaben – ist ein erlesener, österreichischer Rotwein – runter spülen. Vollgepumpt mit positiven Aussagen zahlreicher Chatladys, mich als maskulinus schon siegessicher auf der unweigerlichen Siegesstraße wähnend, enterte ich unlängst in (unvernünftig) übermütig hochtrabend eitler Launen noch einen Chatraum, der mich jäh in reale Gefilde zurück beorderte. Stand da doch schwarz auf weiß – die Damen hatten soeben den Chatraum – anscheinend? denn letzten Wortlaut vergessend - verlassen, zu lesen: Wünsch Dir eine traumhafte Restnacht, ohne diese Blödmänner…!
Da ich nun mal maskulin bin, musste ich mich notgedrungen betroffen fühlen…!

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von belami

Schönheit

9. August 2008 in Weblogs

Was ist s Schönheit!
Was ist schön? Die Suche nach der Antwort hat viele Gesichter... Ein bezauberndes Gesicht ist allemal eine Eigenschaft, das Auge zu erfreuen und Bewunderung zu wecken. Genauso wie ein vollendet geformter Körper, die Farbenpracht - zum Beispiel - eines Regenbogens, oder Schönheit in visuellen Bereichen, etwa musikalisch oder rhetorisch!
Frage: Liegt die Schönheit im Auge des Betrachters? Liegt sie in der Farbenpracht? Oder in Formen, wie etwa des menschlichen Körpers? Vielleicht in der Ausdrucksweise? Etwa, die schönste Rede?
Mitnichten... Bis jetzt scheint es keine wirklich plausible Antwort zu geben. Wandelt sich doch der Begriff "Schönheit" über Generationen und Zeiten. In Kreisen des Intellekts scheint "Schön" ausnahmslos in Anmut, Form und Gestalt zu sein. Aber Wie? Was? Wer? Ist nun wirklich schön! Leonardos Mona Lisa etwa? Peter Paul Rubens üppige Frauengestalten? Oder das extrem schlanke Supermodel Twiggy in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts? Frage: Heutzutage ne Chance bei einer Misswahl? Die Meinung des Autors: Weder die, nach damals geltender Proportionslehre vollkommene Schönheit der Mona Lisa, noch Rubens wohlgenährte Rundungen und auch das - zaunmarterdürre, würden wir Steirer sagen - Model hätten heutzutage eine Chance einen Schönheitspreis zu gewinnen.
Aber was ist nun wirklich erstrebenswerte Schönheit? Dick und wohlhabend zu sein? Sich Schönheit erkaufen? Etwa nach dem Motto: Frauen müssen schön sein, Männer -interessant! Die plastische Schönheitschirurgie lässt Falten, überflüssige Rundungen, unschöne Körpermerkmale etc. problemlos bei beiden Geschlechtern verschwinden. Hat doch anscheinend Schönheit auch etwas mit sozialem Erfolg zu tun, signalisiert obendrein Gesundheit, Willenskraft... berufliche Erfolgsgarantie???
Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall gilt für mich die Maxime: Jede Frau ist auf ihre Art schön. Man sagt doch, dass Schönheit von innen kommt. Jede Frau weiß das. Ihre Persönlichkeit ist es, was sich als Schönheit nach außen signalisiert. Ein reifes Frauengesicht kann doch durchaus interessant, sympathisch- und daher schön sein!
Folgende Legende darf ich abschließend erwähnen: Ein kleiner Junge behauptete, dass seine Mutter die schönste Frau der Welt sei. Auf die skeptische Frage, ob er das auch beweisen könne, legte der kleine Bub ein zerknittertes Foto vor, dass ein noch viel mehr zerknautschtest Frauengesicht zeigte. " Das ist meine Mutter... Sie ist die schönste Frau der Welt"... dozierte der Junge stolz. Wahrscheinlich- oder sogar ganz sicher hat er mit der Behauptung recht gehabt.

von belami

Das geheimnisvolle Wachstum

9. August 2008 in Weblogs

Getreu meinem Motto „Bewege Dich täglich“ bin ich auch bei hochsommerlicher Hitze per pedes – sprich zu Fuß – unterwegs. Naja, der Juli 2008: Hitzewelle bis 32 Grad... wolkenloser Himmel, tropische Temperaturen, wunderschönes Urlaubswetter. Zumindest, was die Witterung in der Steirischen Bergheimat betrifft. Leider meist nur bis Mittag. Der Nachmittag geprägt von Blitz, Donner, sintflutartiger Regen, zum Glück nie lang anhaltend. Das schwüle, nasse Wetter beschert den Schwammerlsuchern wahre Rekordfunde. Aber nicht nur Schwammerlsucher kommen jetzt voll auf ihre Rechnung. Ob nun Kaiserwetter, Hitzeperiode... Wie immer man das Sommerhoch schon Wochen vor- und nach Beginn der Ferien auch nennen mag, es kehrt alljährlich in Form der sogenannten "Hundstage" wieder. Sind wahrlich Hundstage. So wird die Zeit zwischen dem 23. Juli und dem 24. August, benannt nach dem Sternbild des Hundes, allgemein bezeichnet. Während der Hundstage liegt meist ein Hochdruckgebiet über Mitteleuropa, und es wird sehr heiß. Hierzu findet man in diversen Annalen interessante Darstellungen. So, zum Beispiel, gibt es zu den Hundstagen einige Bauernregeln die besagen, dass das Wetter beim Aufgehen des Hundssterns (Sirius) bestimmend für die kommenden Wochen ist (ähnlich der Regel zum Siebenschläfertag). Daneben besagt eine andere Bauernregel, dass heiße Hundstage einen kalten Winter vorhersagen…
Huch jetzt bin ich fast zur Gänze von meinem eigentlichen Thema, das eher Freud- bzw. leidvolle Erfahrung beinhaltet, abgekommen. Ich joggte und walkte an einem der nämlichen Hundstage bei Bruthitze meinen täglichen 6 Kilometer Marathon, der mich unter anderem auch durch einen Auwald führte. Niemand kümmert es, dass Weg und Steg dicht mit wild wucherndem Gebüsch verwachsen, man sich unwillkürlich in einem subtropischen Dschungel wähnt, im Kampf mit ungezügelter Natur. Schimpfend und keuchend kam ich dann schlussendlich doch wohlbehalten wieder zu Hause an. Frisch geduscht und gewandet und mit dem wunderbaren Gefühl, der eigenen Gesundheit zuliebe den 60 plus Körper wieder mal auf Vordermann getrimmt zu haben, setzte ich mich auf die Terrasse, um mittels eines Sudokus auch meine grauen Zellen zu trimmen, als ich urplötzlich ein - wie soll ich sagen! Naja halt ein anschwellendes Gefühl am Unterleib verspürte. Anfangs dieser eher seltenen Regung wenig Beachtung zollend, verzog ich mich kurz – da das Schwellgefühl immer stärker werdend – auf ein stilles Örtchen, um Nachschau zu halten. Unbeschreiblich mein Gefühl der Freude, als sich da mein bestes Stück fast in doppelter Größe präsentierte. War ich da durch meine sportlichen Aktivitäten gar in einen „Jungbrunnen“ gestolpert? Kehrte die jugendliche Spannkraft wieder? Oh Jubel, oh Freud?
Mitnichten. Als die Schwellung nun gar zu arg wurde, konsultierte ich meinen Hausarzt. Der hat mir mit einer Pinzette die Zecke, die ich mir bei meinem Waldlauf eingefangen, entfernt. Dass es das Biest ausgerechnet auf mein bestes Stück abgesehen hatte…! Nun ja. Es gibt dazu eine gute- aber auch eine schlechte Nachricht. Die Gute: Glücklicherweise immun, weil zeitgerecht die Auffrischungsimpfung bekommen. Die schlechte Nachricht: Der Schrumpfungsprozess hat mittlerweile eingesetzt…! Ist nicht aufzuhalten… Dauert an… Seufz… Wird wohl in einigen Tagen wieder so sein wie immer…

von belami

Wanderung über den Regenbogen

9. August 2008 in Weblogs

Missmutig die Jogging/Walkingtour unterbrechend, spanne ich den zusammenschiebbaren Regenschirm auf, um den jäh einsetzenden Regenguss einigermaßen trocken zu
überstehen. Schnee haben wir keinen aber dafür Regen mit Sonne. Wie im April. Trotz strahlendem Sonnenschein zu Beginn der sportlichen Aktivität hab ich doch den richtigen Riecher gehabt, nicht nur das (fast unentbehrliche) Handy- sondern auch den Parapluie auf meine tägliche Fitnessrunde - sind doch immerhin 7 Kilometer - mit zu nehmen. Bin froh, dass ich meine Digikamera nicht dabei hab... Wäre eine schöne Bescherung, ist sie doch gegen jedwede Nässe mehr als empfindlich... Momente später bedaure ich dann doch ein wenig, die Kamera nicht da zu haben. Ein Naturschauspiel, um diese Jahreszeit sicher eher eine Rarität, beginnt sich vor meinen Augen aufzubauen. Spannt sich in hohem Bogen über den Talgrund, um jenseits irgendwo im (derzeit blattlosen) Laubwald zu verschwinden. Ein Regenbogen, in sämtlichen Spektralfarben schimmernd, steht majestätisch, wie hingezaubert, urplötzlich inmitten der Landschaft.
Trotz Regendach bin ich patschnass, weil, vor staunender Bewunderung, ich den Schirm über mein Haupt zu halten vergaß... Meine Gedanken indes, sie eilen zurück... Verweilen in jener Zeit - mein Gott es ist schon über ein halbes Jahrhundert her - als ich noch ein kleiner Junge war, und mir meine Omi aus einem dicken Buch die Geschichte vom Regenbogen vorlas:
Wie die Farben stritten- jede Farbe behauptete, die wichtigste auf der Welt zu sein, jede Farbe die beste und wichtigste sein wollte. Wie plötzlich ein greller Blitz den Himmel erleuchtete, und Donner grollte… Regen auf die Erde prasselte... Die Farben ganz eng zusammen krochen um nicht zu zerfließen. Der Regen fauchte: Ihr dummen Farben! Ihr kämpft untereinander, und jede will besser sein als die anderen. Wisst ihr nicht, dass euch der Schöpfer alle gemacht hat? Jede für eine besondere Aufgabe, einzigartig und unterschiedlich. Reicht euch die Hände und kommt mit mir! Da nahmen sich alle Farben bei der Hand und zogen in einem großen Bogen über den Himmel. Sie wussten nun, dass sie in Frieden zusammenleben konnten.
So wurde der Regenbogen zu einem Zeichen der Hoffnung. Er erscheint am Himmel wenn noch Regen auf die Erde trommelt, gleichzeitig aber schon wieder die Sonne vom Himmel
lacht. Deshalb sollten wir uns jedes Mal daran erinnern wenn wir einen Regenbogen sehen: Friede, Freiheit, Gleichheit..."
Angeblich soll dort, wo der Regenbogen den Boden berührt, ein Schatz vergraben sein. Nachdenklich schließe ich den Schirm. Doch, noch ehe ich den Bodenberührungspunkt des Regenbogens lokalisieren kann, verblasst das Naturschauspiel im zunehmenden Sonnenschein- ist im nächsten Moment, wie von Zauberhand weggewischt, verschwunden. Welcher Schatz dort wohl schlummern mag? Unwillkürlich fällt mir ein Zitat Mark Twains ein: "Trenne dich nie von deinen Illusionen und
Träumen. Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben zu leben." Spontan entscheide ich mich sofort für Traum und Illusion... Doch halt: Hab ich da nicht gestern ein Kreuzworträtsel aufgelöst, dessen Lösung um ein Haar gescheitert wäre, hätte sie sich nicht zufällig von selbst ergeben? Für das Wort "Sinnestäuschung"... Ich fand keine Alternative... "Illusion", ergab sich schlussendlich als Lösungswort anhand der vorhandenen Buchstaben. Ein Blick in den Duden präzisierte: 'auf Wünsche beruhende Einbildung.' In der Fabel können die Farben in Frieden zusammenleben, von Zeit zu Zeit in Form eines Regenbogens sichtbar. Die reale Welt sieht anders aus... Friedliches Nebeneinander wird wohl für ewige Zeiten illusorisches Wunschdenken bleiben. Hoffentlich spannt sich der Regenbogen wenigstens für drei Wochen während der Olympischen Spiele über Chinas Hauptstadt.

von belami

Das Rad

9. August 2008 in Weblogs

Eine Erfindung, um die sich, de facto, alles auf dieser Welt dreht. Egal ob Wasserrad, Schwungrad, Zahnrad, Reserverad oder - wie in meiner Erzählung geschildert - das Fahrrad…
Ist ein wunderschöner Tag. Wolkenloser Himmel, Windstille. Ideal für eine kleine Radtour, denk ich mir. Gesagt, getan. Da ich kein eigenes Fahrrad mein Eigen nenne obwohl Sieben an der Zahl in der Garage herum lehnen, schnapp ich mir das neue Fahrrad meiner Tochter. Warum? Weil es, sage und schreibe, 24 verschiedene Übersetzungen hat. Da könnte man meinen, damit wäre sogar der Mount Everest bezwingbar. Citybike, nennt sich das technische Wunderwerk. Da ist man versucht zu glauben, das Rad läuft von alleine. Dass dem nicht so ist, merke ich schon bei der ersten kleineren Steigung. Trotz Mehrfachschaltung muss ich aus dem Sattel, um die Pedale besser bearbeiten zu können. Ein leises ziehen in den Oberschenkeln signalisiert mir: Hopsala, die Kondi. Hab ich eh gewusst. Hab halt gemeint, weil das Rad so viele Gänge hat... Ist auch egal. Tatsache ist auf jeden Fall dass ich, schon sehr bald in Schweiß gebadet, merke: Ohne entsprechendes Konditionstraining geht halt nicht viel, zumal urplötzlich ein surrendes Geräusch ertönt. Das Fahrrad, es lässt sich auf einmal nur mehr mit äußerster Kraftanstrengung fortbewegen. Nach satten 5 Kilometern ist Schluss. Aus… Die vorprogrammierte 20 km Tour wird abgeblasen.
Prustend und keuchend fahre ich den kürzesten Weg nach Hause, und der führt quer durch die Stadt. Als ich am Autobusbahnhof vorbeikurble, steht da ein Dreikäsehoch, die Schultasche lässig ans rechte Bein gelehnt. "Der Scheinwerfer brennt, Opa!" Ruft er mir zu. So ein Lümmel, denk ich, seine Bemerkung irrtümlich auf mein hochrotes Gesicht beziehend. Doch an der nächsten Ecke fällt dann endlich bei mir der Groschen. So schnell war ich nicht einmal in meiner Jugend vom Rad gestiegen. Der Scheinwerfer? Na klar! Darum ließ sich das Vehikel so schwer fortbewegen. Und in der Tat, war ich Trott... Naja. War ich Rindvieh am helllichten Tag, bei strahlendstem Sonnenschein mit eingeschaltetem Licht durch die Stadt geradelt. Der interessierte Leser wird nun zu recht anmerken: Was hat das Scheinwerferlicht mit der Kondi zu tun? Der Dynamo, bei meinem Drahtesel am Hinterrad montiert und dadurch von mir nicht bemerkt, rotierte an der Felge, und daher auch der vermehrt erforderliche Kraftaufwand an der Tretkurbel!
Hab mich selbstredend sofort getröstet, weil meine Kondi dann doch nicht so schlecht sein kann und außerdem: Ich bin ein Schreiberling und kein Techniker. Also, was soll's?

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