von belami

Das Rad

9. August 2008 in Weblogs

Eine Erfindung, um die sich, de facto, alles auf dieser Welt dreht. Egal ob Wasserrad, Schwungrad, Zahnrad, Reserverad oder - wie in meiner Erzählung geschildert - das Fahrrad…
Ist ein wunderschöner Tag. Wolkenloser Himmel, Windstille. Ideal für eine kleine Radtour, denk ich mir. Gesagt, getan. Da ich kein eigenes Fahrrad mein Eigen nenne obwohl Sieben an der Zahl in der Garage herum lehnen, schnapp ich mir das neue Fahrrad meiner Tochter. Warum? Weil es, sage und schreibe, 24 verschiedene Übersetzungen hat. Da könnte man meinen, damit wäre sogar der Mount Everest bezwingbar. Citybike, nennt sich das technische Wunderwerk. Da ist man versucht zu glauben, das Rad läuft von alleine. Dass dem nicht so ist, merke ich schon bei der ersten kleineren Steigung. Trotz Mehrfachschaltung muss ich aus dem Sattel, um die Pedale besser bearbeiten zu können. Ein leises ziehen in den Oberschenkeln signalisiert mir: Hopsala, die Kondi. Hab ich eh gewusst. Hab halt gemeint, weil das Rad so viele Gänge hat... Ist auch egal. Tatsache ist auf jeden Fall dass ich, schon sehr bald in Schweiß gebadet, merke: Ohne entsprechendes Konditionstraining geht halt nicht viel, zumal urplötzlich ein surrendes Geräusch ertönt. Das Fahrrad, es lässt sich auf einmal nur mehr mit äußerster Kraftanstrengung fortbewegen. Nach satten 5 Kilometern ist Schluss. Aus… Die vorprogrammierte 20 km Tour wird abgeblasen.
Prustend und keuchend fahre ich den kürzesten Weg nach Hause, und der führt quer durch die Stadt. Als ich am Autobusbahnhof vorbeikurble, steht da ein Dreikäsehoch, die Schultasche lässig ans rechte Bein gelehnt. "Der Scheinwerfer brennt, Opa!" Ruft er mir zu. So ein Lümmel, denk ich, seine Bemerkung irrtümlich auf mein hochrotes Gesicht beziehend. Doch an der nächsten Ecke fällt dann endlich bei mir der Groschen. So schnell war ich nicht einmal in meiner Jugend vom Rad gestiegen. Der Scheinwerfer? Na klar! Darum ließ sich das Vehikel so schwer fortbewegen. Und in der Tat, war ich Trott... Naja. War ich Rindvieh am helllichten Tag, bei strahlendstem Sonnenschein mit eingeschaltetem Licht durch die Stadt geradelt. Der interessierte Leser wird nun zu recht anmerken: Was hat das Scheinwerferlicht mit der Kondi zu tun? Der Dynamo, bei meinem Drahtesel am Hinterrad montiert und dadurch von mir nicht bemerkt, rotierte an der Felge, und daher auch der vermehrt erforderliche Kraftaufwand an der Tretkurbel!
Hab mich selbstredend sofort getröstet, weil meine Kondi dann doch nicht so schlecht sein kann und außerdem: Ich bin ein Schreiberling und kein Techniker. Also, was soll's?

von belami

Wanderung über den Regenbogen

9. August 2008 in Weblogs

Missmutig die Jogging/Walkingtour unterbrechend, spanne ich den zusammenschiebbaren Regenschirm auf, um den jäh einsetzenden Regenguss einigermaßen trocken zu
überstehen. Schnee haben wir keinen aber dafür Regen mit Sonne. Wie im April. Trotz strahlendem Sonnenschein zu Beginn der sportlichen Aktivität hab ich doch den richtigen Riecher gehabt, nicht nur das (fast unentbehrliche) Handy- sondern auch den Parapluie auf meine tägliche Fitnessrunde - sind doch immerhin 7 Kilometer - mit zu nehmen. Bin froh, dass ich meine Digikamera nicht dabei hab... Wäre eine schöne Bescherung, ist sie doch gegen jedwede Nässe mehr als empfindlich... Momente später bedaure ich dann doch ein wenig, die Kamera nicht da zu haben. Ein Naturschauspiel, um diese Jahreszeit sicher eher eine Rarität, beginnt sich vor meinen Augen aufzubauen. Spannt sich in hohem Bogen über den Talgrund, um jenseits irgendwo im (derzeit blattlosen) Laubwald zu verschwinden. Ein Regenbogen, in sämtlichen Spektralfarben schimmernd, steht majestätisch, wie hingezaubert, urplötzlich inmitten der Landschaft.
Trotz Regendach bin ich patschnass, weil, vor staunender Bewunderung, ich den Schirm über mein Haupt zu halten vergaß... Meine Gedanken indes, sie eilen zurück... Verweilen in jener Zeit - mein Gott es ist schon über ein halbes Jahrhundert her - als ich noch ein kleiner Junge war, und mir meine Omi aus einem dicken Buch die Geschichte vom Regenbogen vorlas:
Wie die Farben stritten- jede Farbe behauptete, die wichtigste auf der Welt zu sein, jede Farbe die beste und wichtigste sein wollte. Wie plötzlich ein greller Blitz den Himmel erleuchtete, und Donner grollte… Regen auf die Erde prasselte... Die Farben ganz eng zusammen krochen um nicht zu zerfließen. Der Regen fauchte: Ihr dummen Farben! Ihr kämpft untereinander, und jede will besser sein als die anderen. Wisst ihr nicht, dass euch der Schöpfer alle gemacht hat? Jede für eine besondere Aufgabe, einzigartig und unterschiedlich. Reicht euch die Hände und kommt mit mir! Da nahmen sich alle Farben bei der Hand und zogen in einem großen Bogen über den Himmel. Sie wussten nun, dass sie in Frieden zusammenleben konnten.
So wurde der Regenbogen zu einem Zeichen der Hoffnung. Er erscheint am Himmel wenn noch Regen auf die Erde trommelt, gleichzeitig aber schon wieder die Sonne vom Himmel
lacht. Deshalb sollten wir uns jedes Mal daran erinnern wenn wir einen Regenbogen sehen: Friede, Freiheit, Gleichheit..."
Angeblich soll dort, wo der Regenbogen den Boden berührt, ein Schatz vergraben sein. Nachdenklich schließe ich den Schirm. Doch, noch ehe ich den Bodenberührungspunkt des Regenbogens lokalisieren kann, verblasst das Naturschauspiel im zunehmenden Sonnenschein- ist im nächsten Moment, wie von Zauberhand weggewischt, verschwunden. Welcher Schatz dort wohl schlummern mag? Unwillkürlich fällt mir ein Zitat Mark Twains ein: "Trenne dich nie von deinen Illusionen und
Träumen. Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben zu leben." Spontan entscheide ich mich sofort für Traum und Illusion... Doch halt: Hab ich da nicht gestern ein Kreuzworträtsel aufgelöst, dessen Lösung um ein Haar gescheitert wäre, hätte sie sich nicht zufällig von selbst ergeben? Für das Wort "Sinnestäuschung"... Ich fand keine Alternative... "Illusion", ergab sich schlussendlich als Lösungswort anhand der vorhandenen Buchstaben. Ein Blick in den Duden präzisierte: 'auf Wünsche beruhende Einbildung.' In der Fabel können die Farben in Frieden zusammenleben, von Zeit zu Zeit in Form eines Regenbogens sichtbar. Die reale Welt sieht anders aus... Friedliches Nebeneinander wird wohl für ewige Zeiten illusorisches Wunschdenken bleiben. Hoffentlich spannt sich der Regenbogen wenigstens für drei Wochen während der Olympischen Spiele über Chinas Hauptstadt.

von belami

Das geheimnisvolle Wachstum

9. August 2008 in Weblogs

Getreu meinem Motto „Bewege Dich täglich“ bin ich auch bei hochsommerlicher Hitze per pedes – sprich zu Fuß – unterwegs. Naja, der Juli 2008: Hitzewelle bis 32 Grad... wolkenloser Himmel, tropische Temperaturen, wunderschönes Urlaubswetter. Zumindest, was die Witterung in der Steirischen Bergheimat betrifft. Leider meist nur bis Mittag. Der Nachmittag geprägt von Blitz, Donner, sintflutartiger Regen, zum Glück nie lang anhaltend. Das schwüle, nasse Wetter beschert den Schwammerlsuchern wahre Rekordfunde. Aber nicht nur Schwammerlsucher kommen jetzt voll auf ihre Rechnung. Ob nun Kaiserwetter, Hitzeperiode... Wie immer man das Sommerhoch schon Wochen vor- und nach Beginn der Ferien auch nennen mag, es kehrt alljährlich in Form der sogenannten "Hundstage" wieder. Sind wahrlich Hundstage. So wird die Zeit zwischen dem 23. Juli und dem 24. August, benannt nach dem Sternbild des Hundes, allgemein bezeichnet. Während der Hundstage liegt meist ein Hochdruckgebiet über Mitteleuropa, und es wird sehr heiß. Hierzu findet man in diversen Annalen interessante Darstellungen. So, zum Beispiel, gibt es zu den Hundstagen einige Bauernregeln die besagen, dass das Wetter beim Aufgehen des Hundssterns (Sirius) bestimmend für die kommenden Wochen ist (ähnlich der Regel zum Siebenschläfertag). Daneben besagt eine andere Bauernregel, dass heiße Hundstage einen kalten Winter vorhersagen…
Huch jetzt bin ich fast zur Gänze von meinem eigentlichen Thema, das eher Freud- bzw. leidvolle Erfahrung beinhaltet, abgekommen. Ich joggte und walkte an einem der nämlichen Hundstage bei Bruthitze meinen täglichen 6 Kilometer Marathon, der mich unter anderem auch durch einen Auwald führte. Niemand kümmert es, dass Weg und Steg dicht mit wild wucherndem Gebüsch verwachsen, man sich unwillkürlich in einem subtropischen Dschungel wähnt, im Kampf mit ungezügelter Natur. Schimpfend und keuchend kam ich dann schlussendlich doch wohlbehalten wieder zu Hause an. Frisch geduscht und gewandet und mit dem wunderbaren Gefühl, der eigenen Gesundheit zuliebe den 60 plus Körper wieder mal auf Vordermann getrimmt zu haben, setzte ich mich auf die Terrasse, um mittels eines Sudokus auch meine grauen Zellen zu trimmen, als ich urplötzlich ein - wie soll ich sagen! Naja halt ein anschwellendes Gefühl am Unterleib verspürte. Anfangs dieser eher seltenen Regung wenig Beachtung zollend, verzog ich mich kurz – da das Schwellgefühl immer stärker werdend – auf ein stilles Örtchen, um Nachschau zu halten. Unbeschreiblich mein Gefühl der Freude, als sich da mein bestes Stück fast in doppelter Größe präsentierte. War ich da durch meine sportlichen Aktivitäten gar in einen „Jungbrunnen“ gestolpert? Kehrte die jugendliche Spannkraft wieder? Oh Jubel, oh Freud?
Mitnichten. Als die Schwellung nun gar zu arg wurde, konsultierte ich meinen Hausarzt. Der hat mir mit einer Pinzette die Zecke, die ich mir bei meinem Waldlauf eingefangen, entfernt. Dass es das Biest ausgerechnet auf mein bestes Stück abgesehen hatte…! Nun ja. Es gibt dazu eine gute- aber auch eine schlechte Nachricht. Die Gute: Glücklicherweise immun, weil zeitgerecht die Auffrischungsimpfung bekommen. Die schlechte Nachricht: Der Schrumpfungsprozess hat mittlerweile eingesetzt…! Ist nicht aufzuhalten… Dauert an… Seufz… Wird wohl in einigen Tagen wieder so sein wie immer…

von belami

Eine seltene? Gabe

9. August 2008 in Weblogs

Kommt der Mensch in die Jahre, ändert sich so mancherlei. Kleinere und größere Gebrechen kommen… Vergehen meist wieder… Sind weiters nicht schlimm, sondern eher unangenehm. Für mich jedenfalls – da seit frühester Kindheit damit behaftet – eher ein Wehwehchen. Bin seit meinem Babyalter auf einem Ohr taub. Resultierend durch eine Mittelohrentzündung, die nicht sofort behandelt werden konnte, weil just in jener Zeit, Kriegszustandsbedingt, Bomben auf meine Heimat fielen.
In der Schule verstand ich daher des Öfteren anstatt Bäcker nur Buckelkorb, was sich eher negativ auf meine Lernerfolge und der damit verbundenen Benotung auswirkte. Lernte aber hingegen das gesprochene Wort vom Mund meines Gesprächspartners abzulesen.
Nun ja, in der Jugendzeit war das Problem eher sekundär. Mit zunehmendem Alter – aber auch beruflich bedingt – kamen doch sehr oft unangenehme Missverständnisse zustande. Insbesondere dann, wenn ich in Richtung der gehörlosen Seite Rede und Antwort stehen sollte bzw. –musste. Ein einziges Mal nur bekam ich unverhofftes Lob, wirkte sich meine Gehörlosigkeit positiv aus, und das kam so: Die Betriebsfeier war in vollem Gange, ich mitten drinnen. Bestens gelaunt, weil all meine wichtigen Gesprächspartner auf meiner linken – der hörenden Seite – saßen. Klappte alles wunderbar bis, ja bis sich einer meiner Chefs auf die Taube, eben an meine rechte Seite setzte. Sofort war ich schweißgebadet, nicht wissend, wie ich den Chef bei dem allgemeinen Lärm verstehen sollte. Zu allem Übel hob einsetzende Musik den Lärmpegel auf ein Niveau, auf dem ich absolut gar nix mehr verstand. Und der Chef redete, und er redete, und… Ja, er redete halt unaufhörlich auf mich ein. In zunehmender Panik versuchte ich wenigstens die meisten Worte von seinen Lippen abzulesen. Was in meiner Jugend kein Problem war, wurde zum Spießrutenlauf. Anstatt einfach zu sagen: Bitte, ich verstehe sie nicht, redete ich, wenn ich mal einen Wortfetzen sinngemäß auffing, in etwa in die Richtung weiter. War ein echtes Martyrium (für mich), das der Chef nach ner halben Stunde (endlich) mit folgenden Worten beendete. "Muss jetzt leider zu einem wichtigen Termin, darf Ihnen aber ein großes Kompliment machen."
Auf meinen mehr oder minder desperat fragenden Blick antwortete er: "Sie haben nämlich die seltene Gabe, Zuhören zu können!"

Verstoß melden

Schließen