von balloony

Auf dem „Terroristenmarkt“

12. Januar 2014 in Weblogs

Nicht erschrecken. Frau b. hat mich heute nach Teror zum berühmten Sonntagsmarkt mitgenommen. Mir rutschte dort heraus, dass man die Einwohner gut Terroristen nennen könnte. Gott und die Welt waren unterwegs. Schon auf der Landstraße von Las Palmas aus in die Berge merkte man, dass sich da oben etwas „zusammenbraut“. Eine schier unendliche Autoschlange bewegte sich vor und hinter unserem Bus. Das war auch gut so, konnte der Busfahrer auf der Schlängelstraße entlang der abgrundtiefen Hänge eines großen Barrancos deswegen nicht fahren wie er wollte.

Oben angekommen, gab es das perfekte Verkehrschaos. Alle Parkplätze waren belegt und von unten schob es weiter die PKW’s ins Zentrum von Teror. Wild um sich pfeifende Polizisten waren das erste, was wir von dem wirklich sehenswerten Ort mitbekamen. Gut, dass wir mit dem Bus unterwegs waren.

Jeden Sonntag verwandelt sich die Umgebung der Basilika von Teror in einen der ältesten Wandermärkte. Er findet seit ungefähr zweihundert Jahren dort statt. Jede Woche kommen tausende Besucher hier her, um sich mit einheimischen Waren einzudecken. Vor Allem wurden typische kanarische Esswaren wie spezielle Chorizo, Blutwürste (tote Oma), Blumen, Kräuter, Gewürze, Backwaren und Käse angeboten. Aber die üblichen „Verdächtigen“ aller Märkte, wie Textilien aller Art und Kunsthandwerk waren auch zu haben.

Mich hat am meisten eine Truppe fasziniert, die Musik mit Flöten und Panflöten machten. Ich kannte das schon von den Märkten im Yachthafen von Lanzarote. Auch dort musizierte jede Woche ein Südamerikaner mit Panflöten und verklickerte dabei seine selbstgemachten CD’s. Genau so war es auch hier. Der Mann mit der Panflöte war echt Spitze.

Wir nutzten die Gunst der Stunde und schauten uns neben der Kathedrale ein typisches historisches kanarisches Stadthaus von Innen an. Es war für mich alten ungelernten Bauleiter beeindruckend, wie einfach hier gebaut wurde. Extrem dicke Wände im Erdgeschoss (80 cm dick) konnten alles tragen, was später oben drauf gesetzt wurde. Das Haus war um einen Patio herum gebaut, damit man im Innenhof schattig sitzen konnte. Heizung suchte man vergeblich, weil nicht nötig. Auf Grund des „ewigen Frühlings“ auf der Insel gelten hier natürlich die deutschen Baunormen nicht, wie zum Beispiel die Wärmeschutzverordnung Mich hat es echt beeindruckt. Ich schätze einfach mal, wenn ein Kanario Geld in die Hand nimmt, um ein Haus zu bauen, kann er mit dem eingesetzten Betrag mindesten 50% größer bauen, als ein Deutscher in Deutschland - wenn nicht noch mehr. Es war echt beeindruckend. Vielleicht schreibe ich später noch etwas dazu.

Natürlich beäugten wir noch die üppige Umgebung, Frau b. kam noch zu ihrem gemalten Bild, ich zu einem kühlen „Cerveza“, bevor es wieder im Bus bergab in Richtung Canteras ging.

von balloony

Hunde

11. Januar 2014 in Weblogs

Im Einkaufstempel am Teatro gibt es ein großes Geschäft für Alles was das Tierbesitzerherz begehrt. Am Eingang stehen Glaskäfige mit jungen Hunden drin. Das ist der absolute Hingucker. Die Kinder drücken sich dort ihre Nasen platt. Obwohl ich nicht so gut Spanisch kann, versteht man doch, um was sich die Gespräche zwischen den Kleinen und ihren Eltern drehen. Klar möchten die einen solchen putzigen Hund. Frau b. geht immer schnell vorbei. Sie kann das Hundeelend nicht mit ansehen. Sie ist der Hundenarr schlechthin. „Hunde im Käfig“ geht für sie überhaupt nicht.

So kommt es wohl vor, dass der ein oder andere Hund auch hier in Spanien zu Weihnachten (hier Heilige drei Könige) unter dem Gabentisch liegt. Dass ein Hund Arbeit macht und das Leben einer Familie gehörig durcheinander bringen kann, bedenken erst mal die Wenigsten. So kommt die Ernüchterung bei manchen schon nach wenigen Tagen. Einen Hund kann man bei Nichtgefallen allerdings nicht einfach in die Kinderzimmerecke legen und gut ist. Dann ist guter Rat teuer, oder man macht es so, wie wir es gestern Morgen beobachten konnten.

Ich setzte mich nach dem Frühstück an den Tisch am Fenster, fuhr den Computer hoch und schaute in der Zwischenzeit zum Strand, wo schon emsiges Treiben herrschte. Ich nahm auch wahr, dass an der Bronzestatue des Fischers (ich erwähnte das Teil schon mal) ein kleines Hundchen angebunden war. Der war echt trollig. Herrchen oder Frauchen waren sicher in der Nähe. Er guckte immer in die gleiche Richtung. Dort mussten sie wohl sein.

Nach ungefähr einer Stunde stand Hundi immer noch da. Ich rief Frau b. zum Fenster und wir beäugten das Tier näher. Wir sahen aus der Ferne, dass am Halsband eine Art Geschenkschleife angebracht war und am Ende der Leine ein großer roter Zettel hing. Auch sahen wir, dass sich Passanten nach dem Hund umdrehten. Das Kerlchen konnte einem Leid tun. Es schaute immer noch in die gleiche Richtung. Ich konnte Frau b. nur mit Mühe daran hintern, vor die Tür zu gehen und den jungen Hund abzumachen. Dann hätten wir ihn „an der Backe“ gehabt. Das Problem löste sich aber wenige Minuten später. Eine ältere Dame kam, betätschelte den Hund, las den Zettel an der Leine, schaute kurz nach links und rechts, machte die Leine los und nahm den Hund mit.

Ich nehme stark an, dass die Besitzer in einer der Freiluftbars in der Nähe gesessen und die Sache beobachtet haben. Der Hund hat ständig zu ihnen hin geguckt. Die hätten sicher eingegriffen, wenn ihr Trick – Hundi auf die Promende des Canteras zu setzen und ihn zu verschenken – nicht funktioniert hätte.

von balloony

Der Hafen von Las Palmas

10. Januar 2014 in Weblogs

Frau b.:

Wir sind nun schon seit 3 Wochen in Las Palmas de Gran Canaria. Ich glaube, die meiste Zeit habe ich im Hafen verbracht, während andere Leute am Strand rumkullern und sich in der Sonne aalen. Seit unserem ersten Spaziergang an den Riesenpötten vorbei, zieht es mich immer wieder magisch dorthin. Auf jeder Mole, die man betreten darf oder auch nicht, bin ich schon rumgekrochen, um Motive zu suchen. Ab und zu schaut mir ein Seemann beim Malen zu oder die Hafenpolizei macht Kontrollfahrt. Die stört das auch nicht, wenn ich es mir auf einem Schiff bequem gemacht habe.

Neulich bin ich auf so eine Rostlaube geklettert, um mich auf einem Berg Taue niederzulassen. Als ich mit meinem Bild fertig war, hatte ich ein Problem. Das Wasser war in der Zwischenzeit fast 2 Meter gestiegen. An der gleichen Stelle konnte ich nicht runter. So musste ich mir erst einen Weg bahnen über Taue, Netze und Müllberge hinweg, um an eine Leiter zu kommen, deren Einstiegsloch für mich und den Rucksack ganz schön knapp bemessen war. Jedenfalls gelangte ich so wieder auf Molenhöhe.

Ich wurde auch schon auf Schiffe gebeten, um Fotos von oben zu machen. So war ich auf einem japanischen Dampfer, der gerade mit einem neuen Farbanstrich versehen wurde.

Im Hafen von Las Palmas, der den schönen Namen Puerto de la Luz (Hafen des Lichts) trägt, kann man sich echt verlaufen. Es ist ein mehrere Quadratkilometer großes Areal mit verschiedenen Anlegestellen für Kreuzfahrtschiffe, Fähren und Frachtschiffe, dazu Werften und Lagerhäuser. Hier liegen die größten Kreuzfahrtschiffe der Welt an der Mole Santa Catalina. Ab und zu kann man den Namen AIDA lesen. Das sind schwimmende Hochhäuser. Schon beeindruckend, wenn man neben so einem Ding steht.

Hier befinden sich auch zahlreiche Sporthäfen für Motoryachten und Segelschiffe, unter anderem der Größte der kanarischen Inseln überhaupt, die ganzjährig ein beliebtes Segelrevier sind, besonders aber im Winter, wenn im Mittelmeer die Temperaturen in den Keller gehen. Die kanarischen Inseln sind auch Ausgangspunkt für Atlantiküberquerungen, wie es bereits Kolumbus vor über einem halben Jahrtausend ausprobiert hat. Genau von hier startet alljährlich die ARC – die Atlantic Race for Cruisers.

Der stets wachsende Hafen hat auch für ein rasantes Wachstum der Stadt gesorgt. Hier ist einer der größten Ölumschlagplätze mit einem Volumen von 1,5 Millionen Tonnen pro Jahr. Der Fischhandel ist das zweite große Standbein. Täglich passieren 1000 Tonnen gefrorenen Fisches den Hafen. Und hier befindet sich eine der größten Schiffsreparaturwerkstätten.

All die modernen Schiffe haben es mir aber nicht angetan. Mich faszinieren diese alten Rostlauben, die hier auf ihre Verschrottung bzw. Generalüberholung warten. Ich glaube, da wohnen zum Teil sogar Illegale drauf. Auf dem einen Schiff gingen Schwarze mit Einkaufstüten ein und aus. Auf anderen Kähnen wird rund um die Woche gearbeitet, sogar am Sonntag. Vorherrschende Sprache ist dort russisch.

Neben diesem Schiffsfriedhof gibt es auch noch einen unter Wasser. Im Laufe der Jahrhunderte sollen hier einige Schiffbruch erlitten haben. Die Tauchschulen der Stadt organisieren täglich Tauchtouren zu den Wracks auf dem Meeresgrund. Das sind bestimmt auch tolle Motive. Aber ich bleibe lieber über der Wasseroberfläche.

von balloony

Nebensaison

9. Januar 2014 in Weblogs

Es ist in Las Palmas ruhiger geworden, auch am Canteras- Strand. Die Weihnachtsfeierlichkeiten sind zu Ende und die Festland- Spanier sind zum größten Teil wieder nach Hause geflogen. Wo letztens noch alle Lokale bis auf den letzten Platz gefüllt waren, ist es merklich „dünner“ geworden. Frau b. und ich waren gestern Abend im Restaurant nebenan. Wir saßen gegen 20.00 Uhr an unserem Tisch und ..... waren die einzigen Gäste. Da kommt man sich komisch und beobachtet vor. Erst gegen 21.00 Uhr kamen einige junge Spanierinnen mit ihren Einkaufstüten dazu. So ist das in Urlaubsregionen. Auf Usedom ist das auch so. Wir können ein Lied davon singen.

Allerdings gibt es in der Stadt ca. 400.000 Einwohner, die allesamt ihr Geld gerne in die Restaurants und Cafes tragen. Die Einheimischen gehen aber nicht am Canteras essen. In der Stadt wird es preiswerter sein.

Heute haben wir den ersten echten Regentag erlebt. Es prasselte an die Fenster, der Wind heulte und es gab mehrmals Gewitter. Ein gutes hatte der ausgiebige Regen für uns aber doch: Die Fensterscheiben, die von dem Salzwassergehalt in der Luft salzig trübe waren, sind wieder glas klar.

von balloony

Teror

8. Januar 2014 in Weblogs

Frau b.:

Eine junge Dame von der Tourist-Information empfahl mir Teror als malerischen Ort.
Damit lag sie genau richtig.
Per Bus habe ich mich auf den Weg dorthin gemacht. Obwohl nur 20 km südöstlich von Las Palmas gelegen, dauerte die Fahrt vom Busbahnhof San Telmo bis dorthin fast eine Stunde. Allein für die großen Ausfallstraßen der Hauptstadt ging eine halbe Stunde drauf. Danach kam das Kontrastprogramm. Hinter Tamaraceite schlängelte sich eine schmale Straße am Abgrund entlang, dem Barranco del Pino. Ohne zu wissen, was auf mich zu kommt, hatte ich mich im Bus auf die rechte Seite gesetzt und schwebte so in jeder Kurve über dem Abgrund, was mir den Angstschweiß auf die Stirn trieb. Dann kam uns auch noch ein großer Lkw entgegen. Ich glaube, da fing auch der Busfahrer an zu schwitzen. Es war Präzisionsarbeit in Superzeitlupe. Mir war fast schlecht, als ich ausstieg.

Der Anblick des Ortes sowie die frische Bergluft brachten mich schnell wieder auf Vordermann. Die junge Dame hatte nicht übertrieben. 1979 hat man die Altstadt von Teror unter Denkmalschutz gestellt. So gehört sie heute zum wichtigsten Kulturgut der Kanaren insgesamt. Besonders reizvoll sind die original erhaltenen Häuser mit den typischen Holzbalkonen.

Zunächst stattete ich der Heiligen Jungfrau „del Pino“ und der nach ihr benannten Basilika einen Besuch ab. Es ist das wichtigste Gebäude in Teror und der religiösen Architektur der Kanarischen Inseln insgesamt. So steht es jedenfalls in einem Heftchen geschrieben. Bereits im 16. Jahrhundert wurde hier eine Kirche zu Ehren der Jungfrau errichtet, die im Jahre 1481 auf der Krone eines Pinienbaumes erschienen sein soll. Sie ist heute die Schutzpatronin der Dioziöse der Kanaren. Die Statue der Jungfrau ist der wertvollste Schatz der Basilika, vor allem weil sie seit dem 16.Jahrhundert mit Schmuck verziert und in edle Gewänder gehüllt wurde.
Der heutige Kirchenbau stammt aus den Jahren 1760/67. Er weist verschiedene Baustile auf, wobei der Neoklassizismus überwiegt. Nur der „gelbe Turm“, der Glockenturm ist älter und wurde in das neue Gotteshaus integriert.

Weitere Vorzeigebauten sind der Bischofspalast und das alte Rathaus, in welchem sich eine Information befindet, wo ich natürlich sofort weitere Erkundigungen nach Wanderwegen einholte. Mir wurde das Landgut Osorio empfohlen, das Teil eines großen Naturschutzgebietes ist und sich 2 km vor den Toren der Stadt befindet. Bevor ich mich auf die Suche danach machte, packte ich mein Malzeug aus und verewigte die große Kuppel der Basilika und Teile einer monumentalen australischen Fichte auf meinem Block.

Die Finca de Osorio habe ich dann tatsächlich auch noch gefunden, aber nicht mehr durchwandert. Das werde ich demnächst gemeinsam mit Balloony tun, da er mit mir sowieso noch mal an einem Sonntag nach Teror will. Dann ist dort Markttag.

von balloony

Ebbe und Flut

7. Januar 2014 in Weblogs

Das Wasser steigt und fällt in einer Tour. Der Höhenunterschied zwischen Ebbe und Flut beträgt zurzeit am Canteras- Strand ungefähr 1,70 m. Bei Ebbe ist der Strand 100 m breit, bei Flut sind es an manchen Stellen noch 50 m, an manchen ist der Strand ganz weg. Dass sollte man beim Sonnenbaden tunlichst beachten. Wer bei einlaufendem Wasser zu nahe an der Wasserlinie liegt, liegt „gefährlich“. Einen solchen Fall konnte ich gestern beobachten.

Ich lag an „sicherer“ Stelle am Strand und sah eine Familie. An ihrer Hautfarbe konnte man erkennen, dass sie gerade gelandet sein müssen. Diese „Bleichgesichter“ – eine junge Familie mit zwei kleinen Kindern im Kindergartenalter – zog es magisch so nahe wie möglich ans Wasser. Ich staunte nicht schlecht, dass der Papa eine Strandmuschel aufbaute. So ein Ding hatte ich auf den Kanaren noch nie gesehen. Das konnten eigentlich nur Deutsche sein. Wer sollte sonst eine Strandmuschel besitzen. Ihr ausgesuchter Platz war natürlich bezüglich des steigenden Wassers brandgefährlich.

„Denen kann geholfen werden“, dachte ich mir. Ich erhob mich und ging auf die Familie zu. Schon aus der Ferne hörte ich die Kinder in perfektem sächsisch johlen. Ich stellte mich vor und erzählte ihnen von Ebbe und Flut und dass ihr Platz bezgl. dieser Tatsache ziemlich unsicher sei. Ich erwähnte, dass ich hier gar nicht erst aufbauen würde, sondern gleich 50 m weiter weg vom Wasser. Der Vater nickte, bedankte sich und ich nahm an meinem Plätzchen meine derzeitige Lieblingsstellung ein.

Ich wunderte mich nicht schlecht, dass der Herr feste weiter an der Befestigung seiner Strandmuschel arbeitete. Er steckte noch weitere Heringe in den Sand. Von Sekund an behielt ich die Truppe im Auge. Das Malheur geschah 15 Minuten später. Eine Welle schwappte etwas heftiger ans Ufer und die Vier saßen im Nassen. Alles pitsche- waden- nass. Decken, Rucksäcke, Klamotten. Sie schrie ihn an. Er versuchte zu retten, was zu retten war, die Kinder heulten. So muss ein Urlaub anfangen.

Ich dachte mir meinen Teil und setzte meine harte Tätigkeit des Sonnenbades in voller Hingabe fort.

von balloony

Heilige drei Könige

6. Januar 2014 in Weblogs

Ich habe sie gesehen. Gestern ritten sie auf Kamelen an mir vorbei - Caspar, Melchior und Balthasar. Die Kiddys waren reinweg aus dem Häuschen. Hunderte von Piepsstimmen riefen die Namen des Königs, der gerade an uns vorbei ritt.

Im Grunde muss man sich den Umzug so vorstellen: Die drei Könige reiten ganz zum Schluss der Karawane, jeder einzeln, im Abstand von ca. 200 Metern hinter einander. Davor aber bewegt sich eine geschmückte LKW- Schlange, auf denen kostümierte Männer, Frauen und viele Kinder stehen. Jedes Auto ist mit einer Beschallungsanlage „bewaffnet“, die einem vor Lautstärke die Ohren abfallen lässt, wenn es direkt an einem vorbei fährt. Der Abstand zwischen den Autos war so zwischen 100 m und 20 m. Könnt ihr euch vorstellen, was das für einen unerquicklichen Lärm gibt, wenn alle Autos unterschiedliche Lieder spielen. Es war jedenfalls was die Lautstärke anbetrifft schrecklich.

Die Besatzungen auf den LKW’s stehen nicht nur auf den Ladeflächen, sie werfen verschiedenste Dinge unter das jubelnde Volk. Ich dachte, dass ich eventuell ein paar Bonbons auffangen könnte. Frau b. hatte schon ihr Basecap als Fangeinrichtung klargemacht. Pustekuchen. Es flogen keine Karamelle. Von allen Wagen wurde Konfetti geworfen. Das hatte ich so auch noch nicht gesehen. Ich sage nur – Krise. Überall wird gespart.

Die Autos aber waren sehr schön geschmückt. Allerdings sind es keine Themenwagen wie in Deutschland zur Karnevallszeit. Es sind Werbeautos großer ortsansässiger Firmen. Praktisch ist der Tross eine Art „Tour de France“: als erstes fährt die Werbekarawane durch das Menschenspalier und dann kommen die eigentlichen Helden, auf die man gewartet hat, die Radfahrer. Gestern Abend war es genau so. Zuerst schob sich die Werbung durch die Stadt und dann kamen die Einzigen, auf die man wirklich gewartet hat, die heiligen drei Könige auf Kamelen.

Die nächtliche Party haben wir sausen lassen. Beginn 00.00 Uhr in der Altstadt. Das ist ungefähr 10 km weit weg. Ab 00.00 Uhr fahren keine Busse mehr. Taxis bekommt man in dieser Nacht so gut wie nie und laufen war uns dann doch zu weit. Außerdem hätte das Risiko bestanden, dass eventuell auch diese Veranstaltung – siehe Silvester - eingespart werden würde. Ich glaube, wir haben nichts verpasst.

Das heutige Bild zeigt den Werbewagen unsers Supermarktes gleich um die Ecke - Superdino.

von balloony

In Spanien wird es ernst

5. Januar 2014 in Weblogs

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Morgen ist der wichtigste Feiertag für die Spanier. Vor Allem die Kinder warten sehnsüchtig, denn dann ist endlich „Bescherung“. In Spanien bringt nicht der Weihnachtsmann die Geschenke, sondern die Heiligen drei Könige.

Die Feierlichkeiten gehen heute schon los mit dem "Calbata de los Reyes Magos", dem Drei- Königs- Umzug. Um 11.30 Uhr heulten die Schiffsirenen im Hafen. Das war das Zeichen für alle, dass die Heiligen Drei gerade angelandet sind und ihre Füße auf Gran Canaria gesetzt haben.

17 Uhr beginnt am dann Castillo de la Luz im Stadtviertel La Isleta der eigentliche Umzug, der karnevalsähnlich aus einer Menge geschmückten Wagen besteht und an deren Ende die Heiligen drei Könige auf Kamelen hinterher reiten. Dabei werden tonnenweise Karamellen geworfen. Der Pilgerweg durch die menschengesäumten Strassen von Las Palmas führt vorbei am Park Santa Catalina, der Strasse Leon y Castillo, dem Park Doramas, dem Park San Telmo und endet schlussendlich am Theater Perez Galdós in Triana. Wir haben noch keine Ahnung, wo wir uns postieren werden. Die ersten Zuschauer stehen schon seit Mittag, um die besten Plätze zu ergattern.

Das machen wir natürlich nicht. Ich habe wieder am Strand gebrutzelt und mich danach unter der Dusche geschunden, um ein paar Strahlen Wasser zu erhaschen. Frau b. ist noch gar nicht eingetroffen. Ihr ist es am Strand zu warm und sie geht lieber malen.

In der Altstadt soll dann diese Nacht die ausgefallene Party stattfinden, die wir Silvester vergeblich suchten. Ich berichte morgen genauer. Jetzt sind wir auf dem Sprung!

von balloony

Optische Täuschung

4. Januar 2014 in Weblogs

Vor unserem Fenster kniet ein Fischer und putzt Fische. Neben ihm liegt noch ein Häufchen weitere Fische, die auf das Säubern warten. Als wir anreisten, ist er mir überhaupt nicht aufgefallen. Am ersten Tag unseres Aufenthaltes hier am Canteras schaute ich abends aus dem Fenster und sah eine Person knien. Mein erster Gedanke: Das ist eine Pantomime! Ihr kennt die Typen bestimmt, die immer dort stehen, wo sich Touristen tummeln. Sie stehen (hocken, sitzen oder was weiß ich was) wie die Zinnsoldaten und immer wenn ihnen ein Passant ein Geldstück zuwirft, bewegen sie sich auf eine ausgefallene Art und Weise. Solch einen Burschen dachte ich, wahr zu nehmen. Es passte auch, dass gelegentlich Leute stehen blieben, ihn fotografierten und scheinbar mit ihm sprachen.

Als ich am nächsten Morgen wieder aus dem Fenster schaute, hockte der Kerl immer noch da. Mein erster Gedanke war: „Was für eine arme Sau!“. Irgend wie kam mir das aber doch spanisch vor, dass der von früh bis abends da unten hocken sollte. Ich rief Frau b., damit sie mal einen Blick drauf wirft. Auch sie wusste auf Anhieb nicht, ob der echt oder unecht war. Just in dem Moment kamen zwei kleine Mädels angerannt und setzten sich auf den Hockenden, ein Mädel auf den Hals, das andere dahinter auf dem Rücken. Jetzt zweifelten wir doch. Sollte ein kleines Fischerdenkmal vor unserem Fenster stehen?

Lange Rede kurzer Sinn, der Fischer hockt immer noch da, auch jetzt gerade, wo ich diese Zeilen schreibe. Es ist eine Bronzestatue, die auf die kanarischen Fischer aufmerksam machen soll, die früher hier ihre Fische gefangen und am Strand gleich ausgenommen haben. Der Künstler hat so detailgetreu gearbeitet, dass man tatsächlich erst aus nächster Näher erkenne kann, das kein Lebewesen dahinter steckt – jedenfalls nachts.

von balloony

Apropos Dusche

3. Januar 2014 in Weblogs

Auf den gestrigen Kommentar bezüglich der Dusche muss ich doch etwas los werden. Klar gibt es in den Ferienwohnungen Duschen. Aber so richtig Glück damit hatten wir weder in Riomaggiore noch hier in Las Palmas.

Die Duschkabine in Riomaggiore war sehr beengt. Sie hatte die Maße 75 cm x 75 cm. Das ist nicht viel, um nicht zu sagen, herzlich wenig. Dabei sind die Italiener gar keine Zwerge. Gewohnt bin ich von zu Hause 100 cm x 100 cm. Man konnte sich nicht bücken, um an die Füße zu kommen. Wenn ich die Füße etwas anhob, um sie zu waschen, verstellte ich mit dem Po den Wasserhahn. Damit änderte sich automatisch die Wassertemperatur. Um nicht Gefahr zu laufen, mich zu verbrühen, habe ich das Füßewaschen unter der Dusche sehr schnell sein lassen.

Hier in Las Palmas kommt es noch dicker. Erstens ist die Duschkabine auch eng. Zweitens hat sie keine Tür sondern einen Duschvorhang und drittens jammert der Wasserdruck einer Sau. Ich habe keine Ahnung, ob das ein generelles Problem auf den Kanaren ist. Ich gehe mal davon aus, dass hier überall nur wenig Wasserdruck herrscht. Um es einmal zu verdeutlichen: Aus der Dusche kommt das Wasser wie bei einem feinen Sommernieselregen. Da ich heute Nachmittag schon wusste, dass ich über dieses Problem im Blog etwas schreiben werde, habe ich – Lehrer, wie ich nun mal bin – unter der Dusche ein kleines Freihandexperiment gemacht.

Ich kam also gegen 15.00 Uhr vom Strand, verschwitzt von der brütenden Sonne und verklebt vom salzigen Ozeanwasser und stellte mich unter die Dusche. Ich zog den Duschvorhang zu und stellte das Wasser an. Das Wasser nieselte in dünnen Strahlen sachte auf mich herab. So ein Ärger aber auch. Ehe alles Salz und der restliche Sand abgewaschen sind, würde ich wohl 30 Minuten duschen müssen. In meinem Frust überlegte ich, wie ich im Blog verdeutlichen könnte, wie wenig Wasserdruck hier herrscht. Da kam mir die einfache Idee. Ich nahm den Duschkopf aus der Halterung und drehte ihn so um, dass das Wasser nicht nach unten sondern nach oben heraus sprühte – wobei sprühen ein zu optimistisches Wort ist. Ich hielt also den Duschkopf in der Hand und das Wasser „bemühte“ sich, nach oben etwas Höhe zu gewinnen. Ich schätze jetzt mal: In Loddin wäre der Wasserstrahl aus der Dusche bestimmt einen Viertel Meter nach oben gestiegen. Hier waren es nur ..... . Mist, ich hatte vergessen, etwas zum Messen mit unter die Dusche zu nehmen. Da musste mein geeichter Daumen herhalten. Genau eine Daumenlänge Wasser quälte sich aus der Dusche nach oben heraus.

Probiert das zu Hause mal aus. Dusche in die Hand, Dusche umdrehen, Duschregler so weit öffnen, dass genau eine Daumenlänge Wasser nach oben „schießt“, unter die Dusche stellen. Dann habt Ihr Kanarenfeeling zu Hause im Badezimmer – wenigstens, was das Duschen anbetrifft.

von balloony

Alltag

2. Januar 2014 in Weblogs

Mir gehen die Themen aus. Mein Urlaubsfeeling wird langsam überdeckt von einem Hauch Alltag. Gefällt mir ganz gut. Wir sind jetzt von einer kurzen Unterbrechung abgesehen, zwei Monate unterwegs. Die Aufregungen der ersten Zeit im Ausland sind vorbei. In Spanien fühle ich mich sowieso heimisch. Ich werde in den nächsten Wochen ruhiger treten. Wandern ja, aber nicht täglich. Drei bis vier Stunden am Strand in der prallen Sonne liegen, sind für mich als Senior auch anstrengend.

Frau b. ist mit ihrem Hobby beschäftigt. Ich werde mich wieder etwas mehr um die bunten Linien im Internet kümmern, nachmittags ein bisschen baden gehen und abends gut essen. Warum schreibe ich das? Es kann sein, dass in nächster Zeit die Logeinträge vielleicht etwas öde und inhaltsleer werden. Vielleicht lasse ich auch mal den ein oder anderen aus. Mal sehen.

Wenn ich heute schreibe, dass ich 2 Stunden „Wellen gucken“ war, denkt ihr vielleicht, der hat einen an der Klatsche. Blauer Himmel, wenig Wind, Springflut und eine wahnsinnig lange Dünung ergaben das perfekte Spektakel. Einige Hundert Schaulustige begeisterten sich an riesigen Wellenbergen, die mit Getöse gegen die Felsen im Norden der Insel knallten. Es war irre. Auf Usedom habe ich auch schon hohe Brecher gesehen. Da war aber Mistwetter, vor allem Sturm. Hier war bestes Badewetter und trotzdem war die Brandung grandios. Da hat sich kein Surfer reingetraut. An den Felsen wollte keiner zu Tode kommen. Nach der Aktion habe ich geklebt, wie ein Klebestick. In der Luft war so viel Salzwassergischt, dass die Haut danach weiß vom Salz war. Und das klebt ....

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