von balloony

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt

31. Mai 2014 in Weblogs

Als ich den letzten Blogeintrag abgeschickt habe, hatte ich vorher noch keinen Wetterbericht für die nächsten Tage eingeholt. Ich dachte, er würde so bleiben wie am Vortag vorhergesagt. Weit gefehlt! Mir fielen die Augen aus, als ich kurz nach dem Wegschicken des Blogs das Wetter holte: Uns bot sich zwar kein perfektes, aber ein mögliches Wetterfenster für die Biskaya. Wir fassten einen schnellen Entschluss: noch in der gleichen Nacht sollte es um 03.00 Uhr losgehen.

Ich schrieb noch schnell eine Email an Frau b., damit wenigstens einer weiß, wo ich sein werde. Ich trabte mit dem Lappi unterm Arm nach 24.00 Uhr noch mal ins Dorf, um die Nachricht der kurzfristigen Weiterreise vor dem dunklen Restaurant, wo wir immer surften, abzuschicken. Danach noch schnell geduscht, eine Stunde auf's Ohr gehauen und ab ging die Post.

Der Törn lief wie am Schnürchen. Der Wind passte. SAMANTA gab sich alle Mühe und wir waren tatsächlich schnell unterwegs. Insgesamt haben wir 2 Tage und 10 Stunden bis La Coruna gebraucht. Das hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht erwartet. Die Biskaya zeigte sich von ihrer schönsten Seite. Es war nicht kalt, die Sonne schien fast den ganzen Tag und etliche Delfinschulen begleiteten unser Schiff zum Teil eine halbe Stunde lang. Einziger Wermutstropfen: Der Wind schlief nach 36 Stunden mehr und mehr ein. Zuerst half uns das Leichtwindsegel weiter. Zu Beginn der zweiten Nacht mussten wir den Motor anwerfen und legten die letzten 80 Seemeilen unter Motor zurück.

Eine technische Panne durfte natürlich nicht fehlen. Wir hatten wieder Wasser im Vorschiff, diesmal Salzwasser. Das erschreckte mich sehr. Salzwasser im Schiff bedeutet immer Ungemach. Die Ursache war nach einigem Suchen gefunden: Wir kriegten das Wasser durch den Ankerkasten, der einen Riss haben musste. Im Ankerkasten steht ständig eine handbreit Wasser und das tröpfelte durch den Riss locker vor sich hin und nach einer geraumen Zeit stand die SAMANTA unter Wasser. Damit das nicht so weiter geht, haben wir die Kette aus dem Kasten geholt und auf dem Schiff verteilt. Roland krabbelte in dieses winzige „Loch“ und verschloss die Lenzventile mit jeweils einem Weinkorken!!!! Es klappte, der Ankerkasten war dadurch erst einmal provisorisch abgedichtet und es kam kein Wasser mehr dazu. Natürlich bedarf der Mangel einer ordentlichen Reparatur, aber unterwegs muss man improvisieren.

Nach Lage der Dinge geben wir in La Coruna nur ein kurzes Gastspiel. Morgen früh soll es weiter gehen in Richtung Süden. Wind und Wetter sind uns (wie es scheint) hold, einen weiteren großen Schlag hinzulegen. Jetzt gehe ich mir noch die Altstadt von La Coruna anschauen, dann unter die Dusche und dann ins Bett. Bis zu dem nächsten Bericht werden dann wohl einige Tage vergehen. Ich habe noch keine Ahnung, wie weit wir dieses mal am Stück kommen werden.

von balloony

Wandertag

28. Mai 2014 in Weblogs

Der Morgen zeigte sich in einem warmen Nebel. Das Deck war nass wie nach einem Regenguss. Wir deckten den Frühstückstisch im Cockpit. Die Sonne benötigte nicht all zu lange, bis sich der Nebel lichtete und wir im strahlenden Sonnenschein saßen. Genau so muss ein Morgen im Hafen beginnen.

Der Tag schrie regelrecht nach einer Erkundungstour. Gleich nach dem Frühstück bin ich los gezogen, um an die östliche Seite der Bucht zu wandern. Ich wollte Fotos von der Stadt und dem davor liegenden Hafen machen, die dann im optimalen Licht liegen würden. Der Wanderweg war schnell gefunden. Er erwies sich als wunderbare Strecke, um die Bucht, aber auch die schicken bretonischen Häuser der ersten Meeresreihe zu bestaunen. Ich war begeistert.

Der Küstenstreifen ist einfach atemberaubend schön. Schroffe Felsformationen wechseln sich mit kleinen Sandbuchten ab. Ich glaube auch, dass es hier ein eigenartiges, weiches Licht gibt, dass über die Landschaft einen zauberhaften Schleier legt. Es sieht jedenfalls ganz anders aus als an der Ostsee. Eigentlich müsste man zweimal am Tage los ziehen, einmal bei Ebbe und einmal bei Flut. Durch den enormen Höhenunterschied des Wasserstandes verändert sich die Küste permanent. Felsen, die man bei Ebbe über Sand oder Steine gut zu Fuß erreichen kann, stehen bei Flut mitten im Wasser. Badebuchten, gerade noch da, sind plötzlich verschwunden. Das Wasser geht dann bis an die Felsen. Es ist schon eine geile Ecke hier.

Zurück am Schiff, genehmigten sich Roland und ich einen leckeren bretonischen Cidre, eiskalt aus dem Kühlschrank serviert. Echt lecker und erfrischend für durstige Kehlen. Christof war von seiner Wanderung noch nicht zurück. Er war in die andere Richtung losgezogen.

Mittlerweile war es auch schön warm geworden. Roland hat 40°C im Windschatten der Sprayhood gemessen. Es fehlte eigentlich nur ein regelmäßig blasenden Nordwind, der über mindestens drei Tage anhält. Den wird es auch morgen nicht geben und wir warten weiter auf den Start zur Biskaya.

von balloony

Hafentag in Camaret sur Mer

27. Mai 2014 in Weblogs

Gestern Abend bin ich schon um 22.00 Uhr ins Bett, habe noch 30 Minuten gelesen und bin danach in einen Tiefschlaf gefallen, der mich erst am Morgen gegen 9.00 Uhr munter werden ließ. Der Körper braucht es, der Körper nimmt es! Ich gebe es gern!

Nach dem Abendessen waren wir noch in einer Kneipe, um ins Internet zu gehen. Eigentlich war es ein Speiserestaurant, dass zu einem Hotel gehört. Es war gut besucht, fast alle Tische waren belegt und die meisten Leute waren zum Essen da. Christof und ich setzten uns in eine Ecke, packten die Notebooks aus und bestellten etwas zu trinken. Ich orderte ein Bier, was ich wohl demnächst sein lassen werde. Es schmeckte nur im Entfernten nach Bier. Früher haben wir „Sterbehilfe“ zu einem solchen Gebräu gesagt. Ab heute werde ich mir ein Gläschen Wein bestellen. Das sollte besser schmecken.

Im Hafen könnte man Internet über WiFi bekommen. Der Zugang kostet allerdings 10 € für läppige 6 Stunden. Das ist mir zu teuer. Da gehe ich lieber in ein Lokal, trinke was Schönes und kann so lange surfen wie ich will. Es ist nicht weit weg.

Es liegen eine Menge deutsche Segelyachten im Hafen. Alle wollen über die Biskaya und warten auf geeignetes Wetter. Ich kam heute beim Schlendern über die Stege an einer schnittigen roten Yacht aus Bremen vorbei. Sinnigerweise trug sie den Namen „Zora“. Mir fiel sofort die „rote Zora“ ein. Ich konnte mir allerdings ein Grinsen nicht verkneifen, als hinter der Sprayhood eine Dame hervor schaute, die eine knallrote Frisur hatte, lang und dicht. Was für eine „Mähne! Das passte! Wir kamen ins Gespräch und sie erzählte mir, dass sie auch über die Biskaya wollten und dann ins Mittelmeer abbiegen, um einige Jahre im Mediterranen zu verbringen. Ihr Mann setzte sich dann auch dazu und wir fachsimpelten ein wenig über das bevorstehende Wegstück. Ich schlug ein Wettrennen vor, das sie dankend ablehnten.

Ziemlich alle Crews, die hier in Camaret festmachen, wollen tanken. In den Hafenplänen ist eine Tankstelle beschrieben. Die gibt es auch, ist aber defekt. Deshalb sieht man allenthalben Leute mit Kanistern in der Hand herum rennen. In der Stadt gibt es eine Tankstelle und dort traben alle hin, um sich mit ausreichend Diesel zu versorgen – wir inklusive. Ich habe aber keine Reservekanister an Bord. Deshalb ist Roland heute morgen von Schiff zu Schiff gezogen und hat gefragt, ob er einen Kanister ausleihen kann. Er wurde fündig. Dazu noch 2 leere Wasserkanister und ab ging es. Zweimal musste der Weg zur Tanke gegangen werden, einmal ging Roland, einmal Christof. Das Einfüllen in den Tank war mit einer Schüttelpumpe kein Problem. Das Teil ist wirklich gut. Jetzt ist der Tank wieder voll.

Viel mehr ist heute nicht geschehen. Ich habe das restliche Trinkwasser aus der Bilge geschöpft, danach Salz vom Schiff gespült, Christof hat das Schiff unter Deck gesäubert und Roland hat eine kleine Reparatur im Motorraum durchgeführt. Jetzt sitzen alle an ihren Rechnern und schreiben ihr „Tagebuch“. Tagebuch könnte ich meinen Blog auch gut nennen. Übrigens ist Christofs Elektronik nicht „abgesoffen“. Alles funktioniert so, wie vor der Flutung des Vorschiffs. Glück gehabt!

von balloony

Endlich auf dem Atlantik

26. Mai 2014 in Weblogs

Der Ärmelkanal liegt hinter uns. Endlich. Ostsee weg, Nordsee weg, Ärmelkanal weg, es wurde höchste Zeit. Wir sind allerdings nicht direkt nach Brest gefahren, sondern haben schon im ersten Hafen in der Bucht von Brest festgemacht. Der Ort heißt Camaret- sur- Mer. Er liegt in einer Felsenbucht versteckt und bietet ein reizendes Ambiente. Als wir um den letzten Felsen bogen, eröffnete sich uns der Anblick eines verträumten Strandes mit einer alten bretonischen Stadt dahinter. Ich war begeistert. Hier werden wir ein paar Tage bleiben, um das Wetterfenster für die Durchquerung der Biskaya abzuwarten. Ich berichte mehr, wenn ich mir die Stadt genauer angesehen habe.

Der Törn hierher begann mit einem Ritt über heftig „arbeitendes“ Wasser. Gleich nach unserem Start umrundeten wir das Kap westlich von Cherbourg und fanden uns in einer aufgewühlten See wieder. Es pfiff ein strammes Windchen direkt gegen die einsetzende Strömung. Ich hatte so etwas noch nicht erlebt. Unsere Logge (der Tacho vom Schiff) zeigte normale 5 Knoten an. Das ist die Geschwindigkeit mit der das Schiff durchs Wasser fährt. Auf dem GPS sieht man im Gegensatz dazu, die Geschwindigkeit, mit der sich das Schiff über den Grund bewegt. Und da wurden 12 Knoten angezeigt. Da ging die Post ab. Das Gleiche erlebten wir nochmal 3 Stunden nach unserem Start nördlich der Kanalinsel Alderney, jetzt aber mit enormen Wellenbergen aus allen Richtungen. Wir waren zwar schnell, es schmiss das Schiff aber wie wild hin und her. Wir hatten alles im Griff und so nach und nach beruhigte sich der Wind, der Strom und die Wellen. Und am Nachmittag war Flaute. Der Motor tuckerte vor sich hin und brachte uns sicher ans Ziel nach Camaret.

In der Nacht bot sich der Sternenhimmel in seiner ganzen Schönheit dar. Der Mond störte nicht. Er zeigte nur eine klitzekleine Sichel von sich. Wir stehen kurz vor Neumond. In der Ferne sah man kleine Lichterbögen wie auf einer Perlenschnur aufgereiht, hervorgerufen durch die Orte an der bretonischen Küste. Lange Zeit begleitete uns das Leuchtfeuer vom Leuchtturm auf der Ile de Batz. Auf dem hatte ich vor vielen Jahren mit meiner Familie schon mal gestanden, als wir in der Bretagne Urlaub machten. Das waren noch Zeiten. Da waren wir noch jung und knackig. An einige Episoden aus diesem Urlaub habe ich mich heute Nacht mit Freuden erinnert.

Einen Makel hat dieser schöne Törn aber doch hinter lassen. Bei der Fahrt durch die heftigen Wellen gleich zu Beginn, hat ein Tankdeckel vom Wassertank im Vorschiff seinen Dienst verweigert. Und wie verweigert ein Tankdeckel seinen Dienst? Er geht kaputt und hält das Wasser nicht mehr im Tank zurück. Wir hatten im Vorschiff Überschwemmung. Einige Sachen von Christof und Roland sind nass geworden, leider auch technische Geräte. Aber bisher ist alles wieder zum Laufen gebracht worden. Nur das Notebook und das Tablet wurden noch nicht eingeschaltet, um sie zu überprüfen. Erst sollen sie ganz trocken sein. Hoffentlich funktionieren sie noch!!

von balloony

Letzter Tag in Cherbourg

24. Mai 2014 in Weblogs

So richtig spielt das Wetter nicht mit. Es wird für uns einfach nicht warm. Egal wo wir hinkommen, es ist überall kühl. Heute waren es wieder nur 12°C – nichts mit 30°C wie in Deutschland. Es wird höchste Zeit, dass wir deutlicher nach Süden abbiegen. Wir stehen kurz davor.

In der Nacht regnete es wieder heftig. Ich habe ein Fenster direkt über meinem Kopf. Es leckte wieder ein bisschen. Das nervt. Immer wenn ich eingeschlafen war, fiel ein Tropfen auf meine Wange und der weckte mich wieder. Ich rutschte in die leere Koje nebenan, hörte von dort aber, wie die Tropfen in meine Koje platschten, nicht oft aber stetig. Ich beschloss, das Problem am nächsten Morgen anzugehen.

Als ich mir nach dem Frühstück das Fenster vornahm, verzweifelte ich fast, weil ich keinen Mechanismus finden konnte, der das Fenster fester an das Dichtungsgummi drückte. Ich stellte mir vor, dass es etwas kompliziertes sein müsste und übersah dabei, dass eine Lösung total einfach war. Man musste nur eine Kralle am Rahmen abschrauben, eine von mehreren Distanzscheiben entfernen und das Teil wieder anschrauben. Jetzt schließt es wieder dicht. Das nehme ich allerdings nur an, denn zu einem Dichtigkeitsnachweis bräuchte ich wieder viel Regen. Der wiederum kann mir gestohlen bleiben.

Am Mittag enterten wir nochmal den Carrefour- Supermarkt. Wir haben ausreichend gebunkert und machen uns morgen früh gegen 7.00 Uhr auf den Weg in Richtung Brest. Wahrscheinlich werden wir 2 Tage brauchen. Das Wetter ist nicht optimal für einen Segeltörn. Der Motor wird wohl nachhelfen müssen, aber wir wollen endlich aus dem Ärmelkanal herauskommen. Ob und wie wir die Strecke gemeistert haben, berichte ich selbstverständlich nach unserer Ankunft in Brest.

von balloony

Cherbourg

23. Mai 2014 in Weblogs

Cherbourg ist eine Kleinstadt mit ca. 37.000 Einwohnern. Die Architektur erinnert mich schon etwas an die Häuser in der Bretagne. Am Auffälligsten zeigt sich der maritime Charakter der Stadt. Es gibt einen großen Industriehafen, einen nach Ostseeverhältnissen riesigen Yachthafen und 2 weitere Häfen innerhalb der Stadt, die durch Schleusentore vor dem Leerlaufen bei Ebbe gesichert sind. Ich bin heute ein wenig durch die an den Hafen angrenzenden Straßen geschlendert. So richtig anheimelnde Atmosphäre habe ich nicht vorgefunden. Ehrlich gesagt war ich ein bisschen erschrocken. Vor den Häusern türmten sich zum Teil wild herumliegende Müllsäcke. Es sah nicht so aus, als wenn sie heute erst herausgestellt wurden, weil die Müllabfuhr kommt. Vielleicht läuft gerade ein Streik? Nur die zwei oder drei Geschäftsstraßen sahen ordentlich aus.

Ansonsten reihten sich in den Nebenstraßen Kneipen an Kneipen, aber fast alle waren geschlossen. Es ist halt noch Vorsaison. Ich nehme an, dass die Stadt in den heißen Wochen des Jahres von Urlauber überflutet wird.

Lange habe ich mich nicht mit Sightseeing aufgehalten. Zwei ofenfrische Baguettes hatten es mir noch angetan und dann ging es wieder ab zur SAMANTA. Vorher habe ich noch die Hafengebühr für die Tage bis Sonntag bezahlt. Es ist nicht gerade billig hier. Mit jedem Tag, den wir dem Süden näher kommen, steigen die Liegeplatzgebühren. Das zieht sich schon seit Rendsburg wie ein roter Faden durch unsere Reise. Wir sind jetzt schon bei 44,- € pro Tag angekommen, Tendenz steigend.

Im Schiff saßen Roland und Christof schon über den nautischen Karten, um einen Plan zu machen, wie wir am besten nach Brest kommen. Auf der jetzt vor uns liegenden Strecke werden die Tide und die dadurch entstehenden Ströme am Stärksten sein. Bei den Kanalinseln steigt das Wasser nach einer Ebbe um mehr als 10 Meter bis zur nachfolgenden Flut und das Wasser „schießt“ dabei an bestimmten Gebieten mit 6 bis 7 Knoten hin und her. Da die SAMANTA maximal 7 Knoten erreichen kann, würde das bedeuten, dass sie bei Maximalgeschwindigkeit gegen den Strom trotzdem auf der Stelle stehen bleiben würde. Andererseits, wenn man weiß, wann der Strom wo mit uns fließt, kämen zu unseren 7 Knoten die 7 Knoten des Stroms dazu und wir würden mit 14 Knoten unterwegs sein. Da versteht sich von selbst, dass eine gute Planung das A und O der Reise sein wird.

Hatte ich eigentlich schon von den 10 Büchern erzählt, die Frau b. und ich in Greifswald gekauft hatten? Bis jetzt war noch nicht ein gescheites Exemplar dabei. Am Jetzigen beschäftige ich mich bereits seit über einer Woche und es zieht sich wie ein alter Kaugummi. Ich muss mich echt zwingen, weiter zu lesen. An neue Bücher werde ich wohl so bald nicht mehr herankommen, es sei denn ich stelle mich auf englischsprachige Literatur um. Die findet man ab sofort in jedem „Tauschschrank“ in den Yachthäfen. Natürlich stehen hier auch französische, von dieser Sprache verstehe ich aber leider nur zwei oder drei Worte. Aber es gibt ja auch noch eBooks, die man sich herunterladen kann, sobald man einen Internetzugang hat!

von balloony

Hafentag

22. Mai 2014 in Weblogs

Es war Ausschlafen angesagt. Die SAMANTA lag in der Nacht wie ein Stein im Wasser. Man merkte nicht, dass man in einem Schiff schlief - kein Schaukeln, kein Schwanken. In dem Hafen liegt das Schiff gut geschützt vor dem Wind und den Wellen des Meeres. Gleich als erstes heute Morgen wurde der „Knaatsch“ von gestern Abend ausgeräumt. Schwamm drüber.

Direkt neben dem Yachthafen befindet sich ein großes Gelände mit einem modernen Gebäude in Größe einer Schule. Rings herum stehen auf dem Freigelände kleine Segelflitzer, vom Optimisten bis zur mittelgroßen Jolle. Es ist tatsächlich eine Schule, allerdings keine „normale“, sondern eine Segelschule. Schon gestern und auch heute wieder sprangen an die 100 Mädels und Jungs von geschätzter 1. bis 4. Klasse auf unserem Anlegesteg herum und wurden nach und nach von ihren Betreuern mit Schlauchbooten auf einen Pontonanleger gefahren. Dort präparierten Techniker bereits kleine Segelboote. Jeweils 2 Kinder stiegen in ein Boot ein, bekamen kurze Anweisungen von ihren Betreuern, legten ab und schossen los. Schon nach wenigen Minuten waren sie aus unseren Augen verschwunden, wahrscheinlich unterwegs zu ihrem Trainingsgelände. Ich habe nicht schlecht gestaunt, wie gut sie segeln konnten.

Am späten Vormittag waren wir einkaufen. Die Vorräte in den Schapps und im Kühlschrank waren so gut wie aufgebraucht. Der Supermarkt war ein „Carrefour“, in der Größe wie ich ihn aus Palma kannte. Wir mussten ziemlich lange suchen, um den Einkaufszettel abzuarbeiten. Wir werden wohl nochmal dort einkaufen gehen, denn vor Sonntag kommen wir nicht aus Cherbourg weg. Das geeignete Wetterfenster ist vorher nicht zu erwarten.

Im Internet habe ich gelesen, dass in Deutschland Sommerwetter angesagt ist, bei uns leider nicht. Es ist im Nordwesten Frankreichs nicht wirklich kalt, aber über 16°C steigt das Thermometer in den nächsten Tagen nicht. Heute hat es in Cherbourg zweimal wie aus Kannen gegossen, beim letzten Male mit Hagel vermischt. Soviel zu dem Wetter derzeit bei uns. Weil man nicht genau wusste, ob man draußen nass würde, fiel unser erster Rundgang durch die Altstadt entsprechend kurz aus. Das wird morgen nachgeholt.

So blieb heute viele freie Zeit unter Deck im Schiff für Schreibereien und Telefonate aller Art. Die Internetverbindung über das WiFi- Netz des Hafens ist zwar langsam aber dafür stabil. Ich konnte aufgelaufene Emails beantworten und sogar über Skype telefonieren. Am Wichtigsten war der Kontakt zu meinem Schiffsversicherer. Ich musste die Versicherung des Schiffs auf ein erweitertes Fahrtengebiet umändern lassen. Bisher war die SAMANTA nur auf der Ost- und Nordsee versichert, ab jetzt auch auf dem Atlantik bis zur Straße von Gibraltar und auf dem gesamten Mittelmeer. Man muss zwar Yachten nicht zwangsversichern wie Autos, aber ein Haftpflichtschaden in einem Hafen kann leicht in die Hunderttausende wenn nicht Millionen gehen. Also, sicher ist sicher.

von balloony

Alles gehalten

21. Mai 2014 in Weblogs

Er hatte recht! Das „Handauflegen“ des Mechanikers auf den defekten Antrieb zeigte Wirkung. Der Antrieb der SAMANTA hielt heute den ganzen Tag und er zeigte keinerlei Nebenwirkungen des gestrigen Aussetzers. Wir sind heute morgen um 03.00 Uhr im Dunklen gestartet und ehrlich gesagt, war mir nicht ganz wohl dabei. Wäre der Propeller wieder ausgestiegen, hätten wir sofort wieder umkehren müssen. Aber es lief alles wie am Schnürchen.

Gestern Abend habe ich den Blog in einem Pub abgeschickt. Ich war mit Roland dort, weil es einen kostenlosen Internetzugang gab. Wir bestellten uns jeder ein Bier und surften eine Weile im Netz. Im Hintergrund dudelte satte Musik aus den 60'er Jahren, die Stones, Bob Dylan, Crosby, Stills, Nash & Young – man hätte länger sitzen bleiben können. Es gab aber an Bord noch einiges zu tun und wir beschlossen, nach dem einen Bier zu gehen. Beim Bezahlen merkten wir, dass wir vorher keine englische Pfunds getauscht hatten. EUROs nahm der Kellner nicht und blickte fragend in die Runde, um nach einigen Sekunden zu dem Entschluss zu kommen, uns die Biere als Geschenk des Hauses anzubieten, was wir dankend annahmen.

Heute sind wir über den Ärmelkanal nach Frankreich gesegelt. Wir liegen in der Marina Cherbourg, am Rande der Normandie, fast schon in der Bretagne. Gegen 17.00 Uhr sind wir hier eingelaufen. Der Törn verlief reibungslos und exakt wie geplant. Das Planen bereitet in den Tidengewässern einige Kopfzerbrechen. Man kann nicht starten und ankommen, wann man will. Das ständige auf und ab des Meeresspiegels zwingt allen Wassersportlern seinen Willen auf. Alles muss auf die Tide abgestimmt sein – Start, Ankunft, Geschwindigkeit unterwegs und noch einiges mehr. Im Mittelmeer und im Atlantik gibt es zwar auch Ebbe und Flut, aber in viel geringerem Ausmaß als im Ärmelkanal. Deswegen liegen mir Atlantik und Mittelmeer wesentlich mehr.

Wie lange wir hier bleiben werden, ist noch unklar. Bis nach Brest, unseren letzten Station in „Nordeuropa“ sind es noch einige Meilen, die wir nur bei wirklich brauchbarem Wetter angehen werden.

Heute Abend ist zum ersten Male der Lagerkoller ausgebrochen. Ich bin mit Roland aneinander geraten. Roland kocht gerne und tut das auf der SAMANTA fast täglich und bisher ohne Beanstandungen für die Crew. Ich wiederum bin der geborene Mäkelheini. Und so war es nur eine Frage der Zeit, wann wir Knaatsch miteinander bekommen würden. Heute war es so weit. Mal sehen, ob wir das wieder hin bekommen.

von balloony

Bei Rosamunde Pilcher

20. Mai 2014 in Weblogs

Ich komme gerade von einem Stadtbummel durch die gemütliche Küstenstadt Brighton zurück. In England war ich vorher noch nie. Es ist ganz neckisch hier – bis auf den Linksverkehr, der für kontinentaleuropäischer Fußgänger nicht ungefährlich ist. Die Regel: „Schaue zuerst nach links und dann nach rechts“ ist hier lebensgefährlich. Linksfahrer kommen von rechts!!

Die Marina ist riesig. Wir fanden sofort einen Liegeplatz. Der Höhenunterschied zwischen Ebbe und Flut beträgt 5 Meter. Das ist schon gewaltig. Trotzdem kann man den Hafen 24 Stunden am Tag anlaufen. Er „fällt nicht trocken“. Rings herum ist ein riesiger Wohn- und Einkaufspark gebaut worden, wo es so ziemlich alles zu kaufen gibt, was man sich vorstellen kann. Der Hafen selbst gleicht einem Hochsicherheitstrakt. Alle Stege sind mit großen Metallzäunen gesichert und man kommt nur zum Schiff, wenn man ein elektronisches Teil, ähnlich einem Einkaufschip für den Einkaufswagen, zur Hand hat. Dieses bekommt man bei der Anmeldung.

Die Überfahrt von Ijlmuiden verlief problemlos und wir haben tatsächlich große Strecken unter Segeln zurück gelegt. Vor der belgischen Küste gibt es eine Unmenge riesiger, über viele Kilometer langgestreckter Sandbänke. Die sind auf den Karten eingezeichnet, verändern sich aber ständig. Da muss man höllisch aufpassen. Dazu kommen Mega- Offshore- Windparks, Außenreeden der Häfen, Übungsgebiete für die Armee, reguläre betonnte Wasserstraßen und jede Menge Einzeluntiefen. Die Seekarte sah aus, wie ein großer Schnittmusterbogen aus der Nähzeitschrift.

Das alles entspannte sich kurz vor Calais. Die Straße von Dover ist frei von jeglichen Dingen, die mit der Seefahrt nichts zu tun haben, man muss sich nur auf Schiffe konzentrieren. Kurz hinter Calais wechselten wir auf die englische Seite, um Brighton anzusteuern. Die Uferzone ist flach und deshalb sind dort Fischer mit ihren Stellnetzen aktiv. Als ich das erste Fähnchen auf dem Wasser sah, bin ich direkt darauf zugefahren, um es mir genauer anzusehen. Als ich mit dem Rückwärtsgang aufstoppen wollte, funktionierte der aber nicht mehr - keine Ahnung warum. Wir müssen uns wohl unterwegs ein Seil oder ein Stück von einem Fischernetz in die Antriebsschraube eingefangen haben … ich weiß es nicht genau. Der Schrecken darüber war natürlich groß.

Das Ganze geschah kurz vor dem Dunkelwerden. Nachschauen, was es denn nun wirklich sei, fiel aus, weil dazu schon zu wenig Licht war. Außerdem ist das Wasser zum Tauchen noch viel zu kalt. Wir trödelten daraufhin unter Segeln schön langsam via Brighton, um nicht zu früh (!!!!) in den Hafen zu kommen. Unsere voraussichtliche Ankunftszeit in Brighton sollte gegen 2.00 Uhr nachts liegen. Mit einem kaputten Rückwärtsgang wollte ich aber nicht in eine mir unbekannte Marina einlaufen. Darum galt es, zu bremsen. Zwischendurch überfiel uns noch eine heimtückische Gewitterwolke mit Fallwinden um die 40 Knoten Windgeschwindigkeit. Wir hatten tatsächlich alle Hände voll zu tun. Aber, oh Wunder …. pünktlich zum Sonnenaufgang erreichten wir die Marina in Brighton und legten ohne Schwierigkeiten das Schiff bei nur wenig Wind längsseits an die Pier.

Heute Morgen suchten wir einen Taucher, der uns den Unrat von der Schraube ablösen sollte. Wir fanden in einer Segelschule eine junge Dame, die sich bereit erklärte, uns diesen Dienst zu verrichten. Wer nach mehreren Stunden Wartezeit nicht kam, war aber das Mädel. Gegen Mittag bin ich nochmal los, um nachzufragen, was denn nun sei. “Sie“ war nicht da und man vertröstete mich auf den Nachmittag. Ein netter Herr aus der Schule, der sich als Motoreningenieur vorstellte, kam trotzdem mal kurz mit auf's Schiff, um sich den Fehler mal „anzuhören“ und „anzufühlen“. Ein Seil in der Schraube hört man und man fühlt die Unwucht im Schiff. Aber wie durch ein Wunder …. als ich die Maschine anließ und die Gänge einzeln einlegte, funktionierte der Rückwärtsgang wieder einwandfrei. Wir waren sprachlos und konnten uns das nicht erklären. Der Herr bemerkte, dass er die Maschine durch „Handauflegen“ repariert hätte. Hoffentlich hat er Recht!

von balloony

Nordsee- Törn

17. Mai 2014 in Weblogs

Endlich konnten wir in die Nordsee. Am Donnerstag Morgen haben wir um 05.45 Uhr in Rendsburg abgelegt. Auf den Hamburger Dreiklang ( 3.45 Uhr, 4.45 Uhr, 5.45 Uhr, …. Ihr erinnert Euch?) wurde verzichtet. Kurz vorher aufstehen, ein bisschen Wasser ins Gesicht und einen Kaffee im Stehen waren alles, bevor die Leinen los geworfen wurden. Vor uns lagen 5 Stunden Kanalfahrt im NO- Kanal. Da hatten wir Zeit, in aller Ruhe auf dem Schiff im Fahren zu Frühstücken. Das wird auf dem Meer alles etwas anders.

Wir schleusten in Brunsbüttel gegen 14.30 Uhr in die Elbe und von da ab war der Weg frei. Die Elbe hatte noch einlaufendes Wasser und das schob uns mit mehr als 2 Knoten in die entgegengesetzte Richtung, nämlich nach Hamburg und nicht zur Nordsee. Dadurch ging es nur langsam voran. Doch schon eine Stunde später kippte der Strom und wir „düsten“ streckenweise bei 6 Knoten Fahrt durchs Wasser mit 9,7 Knoten Fahrt über Grund an Cuxhafen vorbei, weil der Strom uns mit 3,7 Knoten schob. Wir erreichten den Ausgang der Elbe bei Scharhörn genau zu dem Zeitpunkt, als der Strom wieder in die andere Richtung kippte. Timing ist alles.

Allerdings war dieser Teilabschnitt total „kappelig“. Durch die Tide und den noch starken Wind entstanden kleine, ziemlich fiese Wellen. Das Schiff stieg beim Überqueren des Wellenberges nach oben und kippte auf dem Hochpunkt sofort nach unten, um direkt auf die nachfolgende Welle zu klatschen. Das war äußerst unangenehm, nicht nur für die SAMANTA, sondern auch für die Mägen der Segler. Auf der freien See beruhigte sich das Ganze.

Wir haben in 2 Tagen und zwei Nächten die gesamten friesischen Inseln hinter uns gelassen. Heute Morgen liefen wir mit heraufziehender Dämmerung in Ijlmuiden (Holland) ein, um einen Tag und vor allem eine Nacht auszuspannen. Gegen 6.00 Uhr waren die Leinen fest. Christof und ich sind sofort in die Kojen gefallen. Roland hat derweil den Hafen inspiziert und uns gegen 9.00 Uhr mit einem verführerischen Kaffegeruch an den Frühstückstisch gelockt. Danach wurde das Schiff mit einer ausgiebigen Süßwasserdusche vom Salz befreit und im Anschluss ein leckeres Radeberger Pils getrunken. Roland servierte es im weißen Hemd mit schwarzer Fliege, sehr zu unserer Überraschung. Heute Abend genehmigen wir uns das Pokalendspiel Bayern gegen die Borussia.

Auf der Nordsee war unterwegs nur wenig Wind. Gelegentlich konnten wir segeln, aber meistens lief der Motor. Die Nächte waren kalt, aber fast taghell. Der Vollmond wurde nicht von störenden Wolken verdeckt. Wenn sich das Auge an das Mondlicht gewöhnte, konnte man auch kleinste Details auf dem Wasser erkennen. Das ist sehr angenehm. Das Gegenteil wird uns bei Neumond ereilen. Dann sieht man die Hand vor den Augen nicht, so dunkel ist es.

Das Wachsystem hat sich prima eingespielt. Tagsüber hat jeder 4 Stunden Wache am Stück, nachts drei Stunden. Das ist dann auch die Länge einer Freiwache, die man unterwegs maximal am Stück schlafen kann. Jetzt sind wir erst einmal „knülle“ und können eine Nacht zum Ausschlafen gut gebrauchen. An den Kurzschlaf werden wir uns aber unterwegs gewöhnen.

Morgen, am Sonntag Nachmittag geht es weiter. Der Wetterbericht sagt guten Wind aus der richtigen Richtung voraus. An Belgien werden wir vorbei düsen. Es geht direkt nach Frankreich oder aber an die Südküste Englands, je nach dem, wie der Wind uns pusten wird.

von balloony

Rendsburg 7. Tag und Rendsburg letzter Tag

14. Mai 2014 in Weblogs

Es sieht ganz danach aus, dass Rendsburg ab morgen früh wieder ohne uns auskommen muss. Das fette Tiefdruckgebiet verzieht sich und Zwischenhoch macht sich breit. Der Gegenwind auf der Nordsee verschwindet und wir können endlich, endlich los.

Der Tag verging mit letzten Schreibereien im Internet, dem obligatorischen Einkauf vor einem großen Schlag, und mit dem Bunkern von Wasser. Der Dieseltank ist auch nicht mehr voll. Tanken wollen wir aber erst, nachdem wir in Brunsbüttel das Ende des NO- Kanals erreicht haben. Bis dorthin sind es auch noch ca. 30 Seemeilen, das heißt etwa 6 Stunden.

Das Befahren der Elbe ist etwas „tricky“. Der wechselnde Wasserstand durch Ebbe und Flut bewirkt, dass das Wasser jeweils ein paar Stunden Richtung Hamburg fließt und dann wieder Richtung Nordsee. Das muss man beachten, um auf den „richtigen Zug“ zu springen. Auslaufendes Wasser in Richtung Nordsee setzt morgen in Brunsbüttel gegen 15.20 Uhr ein. Dann müssen wir spätesten geschleust haben.

Der Einkauf im Supermarkt wurde von einer lustigen Begebenheit begleitet. Mangels Transportgerät entschloss sich Roland, einen Zweiräder, der zum Koffertransport im Hafen steht, mitzunehmen. Er marschierte mit diesem Teil nicht nur zum Supermarkt, sondern auch quer durch. Ungläubige Blicke anderer Einkäufer nahm er lächelnd in Kauf. Auf die Frage, was er mit dem Wagen im Supermarkt mache, antwortete er, dass er aus dem Kindergarten wäre und die Kinder besser in diesen Wagen steigen könnten, als in einen Einkaufswagen. Der „Transporter“ passte gerade so zwischen den Kassen hindurch und der Einkauf musste danach nicht getragen werden. Tolle Idee.

Wir haben für einige Tage gebunkert. Es kann sein, dass wir erst in Frankreich wieder an Land gehen. Sollte uns der Diesel knapp werden, kann es auch eher sein. Vom nächsten verfügbaren Wlan- Netz schicke ich einen Zwischenbericht der Reise.

Verstoß melden

Schließen