Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt

Als ich den letzten Blogeintrag abgeschickt habe, hatte ich vorher noch keinen Wetterbericht für die nächsten Tage eingeholt. Ich dachte, er würde so bleiben wie am Vortag vorhergesagt. Weit gefehlt! Mir fielen die Augen aus, als ich kurz nach dem Wegschicken des Blogs das Wetter holte: Uns bot sich zwar kein perfektes, aber ein mögliches Wetterfenster für die Biskaya. Wir fassten einen schnellen Entschluss: noch in der gleichen Nacht sollte es um 03.00 Uhr losgehen.

Ich schrieb noch schnell eine Email an Frau b., damit wenigstens einer weiß, wo ich sein werde. Ich trabte mit dem Lappi unterm Arm nach 24.00 Uhr noch mal ins Dorf, um die Nachricht der kurzfristigen Weiterreise vor dem dunklen Restaurant, wo wir immer surften, abzuschicken. Danach noch schnell geduscht, eine Stunde auf's Ohr gehauen und ab ging die Post.

Der Törn lief wie am Schnürchen. Der Wind passte. SAMANTA gab sich alle Mühe und wir waren tatsächlich schnell unterwegs. Insgesamt haben wir 2 Tage und 10 Stunden bis La Coruna gebraucht. Das hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht erwartet. Die Biskaya zeigte sich von ihrer schönsten Seite. Es war nicht kalt, die Sonne schien fast den ganzen Tag und etliche Delfinschulen begleiteten unser Schiff zum Teil eine halbe Stunde lang. Einziger Wermutstropfen: Der Wind schlief nach 36 Stunden mehr und mehr ein. Zuerst half uns das Leichtwindsegel weiter. Zu Beginn der zweiten Nacht mussten wir den Motor anwerfen und legten die letzten 80 Seemeilen unter Motor zurück.

Eine technische Panne durfte natürlich nicht fehlen. Wir hatten wieder Wasser im Vorschiff, diesmal Salzwasser. Das erschreckte mich sehr. Salzwasser im Schiff bedeutet immer Ungemach. Die Ursache war nach einigem Suchen gefunden: Wir kriegten das Wasser durch den Ankerkasten, der einen Riss haben musste. Im Ankerkasten steht ständig eine handbreit Wasser und das tröpfelte durch den Riss locker vor sich hin und nach einer geraumen Zeit stand die SAMANTA unter Wasser. Damit das nicht so weiter geht, haben wir die Kette aus dem Kasten geholt und auf dem Schiff verteilt. Roland krabbelte in dieses winzige „Loch“ und verschloss die Lenzventile mit jeweils einem Weinkorken!!!! Es klappte, der Ankerkasten war dadurch erst einmal provisorisch abgedichtet und es kam kein Wasser mehr dazu. Natürlich bedarf der Mangel einer ordentlichen Reparatur, aber unterwegs muss man improvisieren.

Nach Lage der Dinge geben wir in La Coruna nur ein kurzes Gastspiel. Morgen früh soll es weiter gehen in Richtung Süden. Wind und Wetter sind uns (wie es scheint) hold, einen weiteren großen Schlag hinzulegen. Jetzt gehe ich mir noch die Altstadt von La Coruna anschauen, dann unter die Dusche und dann ins Bett. Bis zu dem nächsten Bericht werden dann wohl einige Tage vergehen. Ich habe noch keine Ahnung, wie weit wir dieses mal am Stück kommen werden.

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Kommentare

  1. Das mit dem kurzen Gastspiel ist ja sehr schade. Ihr hättet zumindest auf dem englischen Pilgerweg bis Santiago laufen können (ca. 100 km). Du musst nämlich wissen – die englische Pilger hatten es am leichtesten, sie brauchten nur die 100 km zu laufen und bekamen dann schon die Compostela. Eine einmalige, verpasste Chance, um mit Frau b. gleichzuziehen. Aber Portugal hat ja auch seine Reize!
    Das euch Neptun weiter gewogen sei...
    Wolfganke

  2. 🙂 Hach, endlich mal auch ein Kommentar von Wolfganke, grüße euch und wünsche euch alles Gute.

    Muß jedoch Balloony zustimmen, er ist nicht zum wandern, sondern segeln unterwegs und ich freue mich auf weitere schöne Berichte von ihm.

    Was Frau B. geleistet hat ist sowieso nicht zu toppen..... 🙂 🙂 🙂

    zu euch allen liebe Grüße aus dem sonnigen Saarland

    die Flo

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