Wir nähern uns Kischi

17.Teil
Tag Samstag, d, 19.05. 07
Spruch des Tages: Putzt der Hahn sein Federkleid, ist`s bis Kischi nicht mehr weit.

7:00 Uhr ertönte aus dem Bordradio wieder : „ Guten Morgen Anton Tschechow“
Wir fuhren inzwischen auf dem Onegasee. Nach dem Frühstück, das wir zwischen 7:30Uhr und 9:30 Uhr einnehmen konnten, machten wir einen kurzen Bordrundgang. Danach gingen wir in den Vortragsraum. Hier hielt Marina einen kleinen Vortrag zum Thema :
„ Feste und Traditionen Russlands“. Es dauerte etwa 90 Minuten und war sehr interessant.
12:20Uhr
, waren wir zu einem Besuch auf der Kommandobrücke, beim Kapitän, eingeladen.
Hier kam es zu einem kleinen Zwischenfall, der uns zum schmunzeln brachte.
Zur Besichtigung der Kommandobrücke waren wir in Gruppen eingeteilt. Zu unserer Gruppe gehörten auch die Damen aus Luxemburg, die alle schon etwas älter als ich waren.
Sie waren sehr aufgeregt, und fragten den Kapitän,was denn passiert wäre. Ob in der Nacht eine Revolution oder etwas ähnliches ausgebrochen wäre? Und ob wir hier auf dem Schiff sicher wären oder lieber die Kreuzfahrt abbrechen sollten.
Diana fragte noch einmal nach und übersetzte es dem Kapitän. Er fragte, wie die Damen denn auf so einen Gedanken kämen.
Da meinten sie: “Wir sind doch gestern Abend an den riesigen Holzlagern vorbei gekommen, und in der Nacht hätten sie vom Ufer laut schreiende Männerstimmen gehört. Sie dachten es könnte ein Überfall von einer Green-Peace–Gruppe sein, die gegen die Abholzung der Wälder protestiert.“
Der Kapitän war ratlos, wir sahen uns auch alle verwundert an, da niemand von uns etwas gehört hatte.
Nun, der Fall konnte aufgeklärt werden, die beiden Damen hatten ihre Kabine genau über der Mannschaftsunterkunft. An diesem Abend hatte ein Mitglied aus der Mannschaft Geburtstag und das wurde gefeiert. Dabei haben sie irgendwann im laufe der Nacht vergessen die Tür zu schließen, so konnten die feucht, fröhlichen, fremdländi-schen Laute in Kabine darüber gehört und falsch gedeutet werden.
14:00 Uhr nahmen wir dann unser Mittagessen ein, wir saßen wie ich Anfangs schon erwähnte mit einem netten Ehepaar zusammen, mit denen wir uns gut über unsere Erlebnisse auf der Reise unterhalten konnten. Sie hatten einen ähnlichen Humor wie wir, und natürlich wurde heute die „ Revolution“ noch einmal beschmunzelt. Wir überlegten dann aber und kamen zu der Erkenntnis: Wer weis was diese Damen in ihrem Leben schon alles erlebt und über Russland gehört haben, so dass ihnen gleich solche Gedanken kommen.( ein bisschen innerliches Grinsen blieb aber trotzdem übrig) Ich musste immer, wenn ich die beiden Damen sah schmunzeln.
Nach dem Mittagessen begaben wir uns wieder auf das Sonnendeck, denn wir näherten uns langsam unserem heutigen Ziel, der Insel Kischi. So gegen 15.45 Uhr, sahen wir in der Ferne ganz klein die Zwiebeltürmchen der Kirchen in der Sonne glänzen als wären sie aus purem Silber. Je mehr wir uns der Südspitze näherten , um so schöner erschien uns das Kirchenensemble. Ich fühlte mich, als würde ich zu einer Märcheninsel fahren.
Wir legten pünktlich 16:00Uhr in Kischi an.
Unser Schiff hatte von Goritsy bis Kischi eine Strecke von 375km zurück gelegt.
16:20 Uhr Begann unser Rundgang über die Museumsinsel.
Kischi ist die größte und bekannteste Insel im Onegasee. Sie ist etwa 6 km lang und 1,5km breit. Sie soll bereits im 11. Jhd. besiedelt gewesen sein.
Zwischen dem 13.Jhd. und 16.Jhd. wurden hier 4 kleine Dörfer gegründet. Damals gaben die Slawen ihre schutzlosen Dörfer in der offenen Steppe auf und wanderten in großen Einheiten in den Schutz der Wälder des Norden und Nordostens.
Der Onegasee gehörte damals zum Territorium von Novgorod , das von den Mongolen verschont blieb. So wuchs die Bevölkerung auf der Insel allmählich an, und seit dem 16.Jhd. war Kischi das Verwaltungszentrum eines Gebietes, das etwa 130 Dörfer entlang des Onegasees umfasste. Im 17.Jhd. gehörte die Insel zur nördlichen Verteidigungslinie gegen die Schweden. Der hölzerne Schutzwall, der auch heute noch teilweise steht, entstand in jener Zeit.
In den nachfolgenden Jahrhunderten wurde die Insel Heimat von geflohenen Leibeigenen und Verbannten. Der Reichtum von Fisch und Wild, sowie die fruchtbaren Böden boten den Siedlern ein gutes Einkommen.
Erst mit der Gründung der Stadt Petrozavodsk 1703, begann der Niedergang der Insel. Die arbeitsfähigen Männer wurden in die dortigen Waffenschmieden verpflichtet.
Im 19. Jhd. wanderten viele Handwerker nach St.Petersburg ab. Heute leben nur noch wenige Menschen ständig auf der Insel. Aus der Blütezeit der Insel stammen die einzigartigen Werke der Holzbaukunst, die heute zum Weltkulturerbe der Unesco zählen und die bedeutensten Sehenswürdigkeiten Kareliens darstellen.

Fortsetzung folgt 🙂 😉 🙂 Fotos dazu im Album

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