Weihnachten zuhause

Weihnachten fing für uns Kinder schon kurz vor dem ersten Advent an. Vater schnitt Tannengrün im Garten und wir Kinder freuten uns schon sehr auf den Geruch und die Bastelei. Aber Vater mochte keine Hilfe beim Kranz binden . So gaben wir Kleinen uns damit zufrieden ,ihm nach jedem Handgriff einen neuen Zweig anzugeben.
Gespannt schauten wir auf seine flinken Finger , die Stück für Stück den grossen grünen Kranz banden. Schnell war um den Reifen , den er immer nahm, ein wunderschöner grosser Adventskranz geflochten. Er roch wunderschön und sah so gigantisch aus.
Wir rannten schnell zu Mutter und berichteten stolz , dass Vater fast fertig war. Freudig lächelte sie und trocknete sich die Finger an ihrer Kittelschürze ab , um anschliessend mit uns das Prachtstück anzuschauen.
Meine 3 Jahre ältere Schwester und ich grinsten übers ganze Gesicht ,als Mutter den Kranz zufrieden abnahm.
Aus ihrer Kittelschürzentasche kramte sie dann auch schon die dicken roten Bänder hervor , die jedes Jahr erneut den Kranz verzierten. Sie übergab die Bänder an Vater , der still weiter arbeitete .
Mutter schaute nochmal in die Runde und machte uns darauf aufmerksam , dass wir noch unsere Spielsachen wegräumen müssten ... widerwillig zogen wir wieder ins Haus und räumten flugs auf. Als wir fertig waren, war Vater schon damit zugange ,den Kranz an den Haken unter die Decke zu hängen . Wir standen mit offenen Mündern dabei und sagten kein Wort.
Als Vater von der Leiter kletterte , fragte er uns : Und??? Gefällt es euch?
Wir lächelten und nickten stumm, so beeindruckt waren wir von seinem Kunstwerk. Die dicken roten Kerzen und die goldenen Tannenzapfen spiegelten unsere Bäckchen wieder , die vor lauter Aufregung genauso rot waren wie die Kerzen. Beim Abendbrot sprachen wir kaum ein Wort. Nur als wir zu Bett gehen sollten und unsere geliebten Puppen nicht fanden, war die Heulerei gross. Mutter schaute uns ernst an und fragte jeden von uns , wo wir die Puppen denn zuletzt gesehen hätten . Wir schauten uns an und zuckten die Schultern. Damit wir nicht ganz so traurig waren , legte uns Mutter die zweitliebste Puppe in den Arm und beruhigte uns mit den Worten : „Lasst uns morgen mal nachsehen , wo eure Puppen sind, nun wird es Zeit ins Bett zu krabbeln.“
So gingen wir etwas beruhigter zu Bett und rätselten noch lange , wie es wohl sein konnte , dass auf einmal all unsere Puppen verschwunden sein konnten.Erst spät schliefen wir dann ein.
Am Samstag vor dem ersten Advent mussten wir Kinder morgens zu dem Lebensmittelmarkt um die Ecke radeln und Butter einkaufen. Meine Schwester und ich hatten jeweils eine grosse Tasche voll Butter und noch einige Kleinigkeiten zum Backen einholen müssen. Schwer bepackt fuhren wir mit dem Rad nach hause zurück.
Sofort packte meine Mutter einen Teil der Butter direkt in die Schüssel und wir ahnten nicht , dass an diesem Abend noch das grösste vorweihnachtliche Abenteuer beginnen sollte. Im Gegensatz zu sonst , bat uns unsere Mutter schon vor dem Glockengeläut um 18 Uhr zuhause zu sein. Als wir dann am späten Nachmittag vom Spielen heim kamen , war der Esstisch weit ausgezogen und alle im Haus befindlichen Backbleche lagen schon auf dem Tisch. An der einen Seite war ein Fleischwolf angebracht und wir fragten verdutzt, was heute passieren möge. Mutter lächelte und wies uns an ,doch erst ins Bad zu gehen und uns schon umzuziehen. Aufgeregt und neugierig folgten wir ohne Murren.

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