Liebe und Lieblosigkeit

Liebe und Lieblosigkeit
Wartezimmer eines Arztes: zehn Menschen. Unter ihnen ein älteres Ehepaar. Die Frau kann sich nur mit der Gehhilfe bewegen, sie ist auch eine Patientin. Es ist Winter und sie bat ihren Mann, das offene Fenster über ihrem Kopf zu schließen. Ihr Mann, ein gebrechlicher Herr, steht auf. Das Fenster ist zu hoch und man merkt, dass die Aufgabe für ihn anstrengend ist. Er setzt seinen Fuß auf den Stuhl, hebt sich hoch, streckt seine Hand aus und mit Fingerspitzen druckt er den Fensterrahmen zu. Auf seiner Stirn sieht man die Schweißperlen. Ein junger Mann, der gegenüber sitzt, sagt mit einer verächtlich klingenden Stimme:

"Auf einen Stuhl sollte man nicht mit schmutzigen Schuhen steigen."

Seine Worte bringen den älteren Herrn sichtlich in Verlegenheit, er entschuldigt sich und wischt den Stuhl mit seinem Taschentuch zitternd ab.

Die Krankenschwester ruft seine Frau auf. Ihr Mann steht auf, nimmt die Frau in seine Arme, hebt sie vorsichtig, schaut in ihre Augen und sagt:

"Habe keine Angst mein Mädchen. Ich bin bei dir, ich liebe dich."

Er legt ihre Hände auf den Griffen des Wagens mit vier Rädern, der ihre Gehhilfe ist, und behutsam begleitet er sie auf dem kurzen Weg ins Ärztezimmer.
Auf dem kurzen Weg, der ihr endlos scheint.
Liebe und Lieblosigkeit
Wartezimmer eines Arztes: zehn Menschen. Unter ihnen ein älteres Ehepaar. Die Frau kann sich nur mit der Gehhilfe bewegen, sie ist auch eine Patientin. Es ist Winter und sie bat ihren Mann, das offene Fenster über ihrem Kopf zu schließen. Ihr Mann, ein gebrechlicher Herr, steht auf. Das Fenster ist zu hoch und man merkt, dass die Aufgabe für ihn anstrengend ist. Er setzt seinen Fuß auf den Stuhl, hebt sich hoch, streckt seine Hand aus und mit Fingerspitzen druckt er den Fensterrahmen zu. Auf seiner Stirn sieht man die Schweißperlen. Ein junger Mann, der gegenüber sitzt, sagt mit einer verächtlich klingenden Stimme:

"Auf einen Stuhl sollte man nicht mit schmutzigen Schuhen steigen."

Seine Worte bringen den älteren Herrn sichtlich in Verlegenheit, er entschuldigt sich und wischt den Stuhl mit seinem Taschentuch zitternd ab.

Die Krankenschwester ruft seine Frau auf. Ihr Mann steht auf, nimmt die Frau in seine Arme, hebt sie vorsichtig, schaut in ihre Augen und sagt:

"Habe keine Angst mein Mädchen. Ich bin bei dir, ich liebe dich."

Er legt ihre Hände auf den Griffen des Wagens mit vier Rädern, der ihre Gehhilfe ist, und behutsam begleitet er sie auf dem kurzen Weg ins Ärztezimmer.
Auf dem kurzen Weg, der ihr endlos scheint.
Maja49

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Kommentare

  1. Liebe Maja,
    genau dass ist der Punkt. Die Menschen werden immer oberflächlicher.
    Hätte der junge Mann nicht helfen können?
    Das ist so bezeichnend.
    Wie gut tut da die Liebe des Partners.
    Liebe Grüße Renate

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