Indien Teil 4

Südlich von Quetta kommen wir nach vielen Wüstentagen endlich an einen Fluss mit grünen Ufern. Wir waschen uns den Wüsterstaub ab. Eine Kamelkarawane zieht vorbei.

In Sukkur verfahren wir uns. Wir überqueren den Indus auf einer beängstigend schmalen Brücke und geraten dann in ein Gewirr von engen Straßen und Gassen. Manchmal schrammen wir am Bordstein entlang. Ein Motorrikschafahrer lotst uns wieder auf die Hauptstraße. Abends bummeln wir durch Sukkur. Es ist dunkel, und die Straßen brechend voll mit Fußgängern. Die Läden sind bunt erleuchtet, und es sieht aus, wie auf einem Jahrmarkt. Jeder Händler schreit in die Menge und bietet seine Waren an.

Von Sukkur nach Lahore fahren wir im grünen Tal des Indus und seiner Nebenflüsse. Wir lassen uns viel Zeit. Es ist so eine wunderschöne Landschaft. In den Bäumen krächzen Massen von grünen Papageien. Regelmäßig bekommen wir Besuch von neugierigen Männern und Kindern, wenn wir eine Teepause machen.Die Männer tragen weite Hemden und Tücher, die zu einem Rock gebunden sind. Frauen sieht man in diesem moslemischen Land selten.

In den Rasthäusern, die wir abends aufsuchen, sind wir eine Sensation. Neugierige kommen und setzen sich in unsere Nähe, um alles zu beobachten, was wir tun. Viele sprechen Englisch. Dann kommen Fragen, woher, wohin und warum wir fahren. Was so ein Bus koste usw. Rasthäuser findet man in jeder kleineren und größeren Stadt Pakistans und Indiens. Es sind Bungalows für Steuerbeamte als Unterkunft auf Dienstreisen. Meist liegen sie in einem Park umgeben von Rasen und Blumen. Die Verwalter sind froh, wenn wir für ein paar Rupien dort mit unserem Bus stehen. Wir dürfen dafür Badezimmer und Toilette benutzen.
In den größeren Städten sind die Bungalows vom Militär belegt. Wir müssen zum Stadtkommandanten und um eine Übernachtungserlaubnis bitten, die wir natürlich bekommen. Wir sehen, wie "einfache" Leute mit gesenkten Köpfen und gefalteten Händen ihre Bitten beim Kommandanten vortragen.

In Lahore bleiben wir einige Tage auf einem Campingplatz im Garten eines großen Hotels. Hier trifft man wieder Deutsche und Europäer mit ihren Bussen. Es gibt Tipps zum Grenzübergang von denjenigen, die gerade aus Indien zurückkommen.
Während wir uns unterhalten, schleicht ein Mann über den Platz und leert einige Taschen und Geldbörsen. uns fehlt ein Portemonnaie mit 20 DM und ein paar Rupien, nicht weiter schlimm, aber wir melden es dem Platzwart, der nun jeden Pakistani prüft, der den Platz verlässt.
In Lahore finden wir eine komplett ausgestattete VW-Werkstatt. Reifenreparaturen werden hier aber nicht gemacht. Dafür sitzen zwei Männer am Eingang des Grundstückes, die eine eigene Reifenflickerei haben. Man bringt uns eine CocaCola und zwei Stühle, auf denen wir warten sollen. Der Preis ist annehmbar. Die Rechnung lässt der Mann in der VW-Werkstatt schreiben, er selber kann es nicht.

Es geht weiter zur Indischen Grenze nach Wagah, dem einzigen offenen Grenzort zwischen Pakistan und Indien. Der Zollbeamte sieht unsere Musikkassetten und möchte eine als Geschenk. Er bekommt eine, und wir dürfen ohne weitere Probleme die Grenze passieren.

Die Indischen Zollbeamten lassen sich viel Zeit mit den Zollformalitäten. Entsprechend groß ist die Zahl der hier Wartenden. Vom Hippie mit kaum Gepäck bis zum Rentnerehepaar mit luxuriös ausgestattetem Wohnmobil, ist alles vertreten.

Später in Amritsar trifft man sich an der Jugendherberge wieder. Amritsar ist die heilige Stadt der Sikhs, einer Glaubensgemeinschaft, die sich gegen jedes Dogma richtet. Sie verwerfen das Kastenwesen, alle Menschen sind gleich. Die kleinen Jungen tragen ihr Haar zu einem Knoten gebunden auf dem Kopf. Die erwachsenen Männer haben ihr langes Haar unter ihrem Turban. Sie haben Bärte, die gezwirbelt und dann im Turban befestigt werden.

In Amritsar steht der goldene Tempel, das höchste Heiligtum der Sikhs. Von der Jugendherberge lassen wir uns von einer Fahrradrikscha dort hinfahren. Der Tempel steht in einem großen künstlichen Teich. um diese Anlage herum zieht sich ein Gebäudekomplex, der das Heiligtum umschließt. Man betritt den Komplex durch große Tore. Zuvor müssen aber die Schuhe ausgezogen und die Füße gewaschen werden. Zigaretten und Alkohol müssen abgegeben werden, da die Sikhs Zigaretten, Alkohol und andere Rauschmittel ablehnen.

Fortsetzung folgt

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