Der Preis des Ruhms - Eine kleine Satire
Der Preis des Ruhms - Eine kleine Satire (boustrophedon)
Wieder einmal ist ein Stück abgespielt. Es ist immer traurig, wenn es vorbei ist. Und bald schon vermisst man die Wogen des Applauses, die einem förmlich von der Bühne direkt in die Garderobe spülen.
Gut, gut, acht oder neun Vorhänge müssen schon sein, da muß man durch, da muß man eben immer und immer wieder raus. Dann aber kommen schon die Reinemachefrauen und fegen die Berge von Blumen, Schlüpfer und Teddybären von der Bühne. Ein oder zwei Transparente mit der Aufschrift "Matthias, ich will ein Kind von Dir" sind auch meist dabei. Nun gut, so ist eben der Alltag.
Auf dem Weg in die Umkleideräume verebben langsam die wütenden Stimmen der Frauen, denen die Security gewohnt durchsetzungskräftig den Weg durch die Korridore versperrt.Ich werfe noch ein gutes Dutzend Autogrammkarten in die Menge, quasi als Trost, und wende mich dann schnell ab. Ich kann diese fiesen Schlägereien um diese Karten einfach nicht ab.
Ich setze mich, etwas ermattet, vor meine Spiegel und schminke mich ab. Immer wieder klopft es und der Hausmeister bringt jedesmal ein paar Bouquets herein und bittet mich noch um ein Autogramm, für seine Enkel, wie er sagt.
Als sich die Tür wieder hinter ihm schließt, nehme ich noch schnell ein Näschen Schnee. Ich will schließlich nachher nicht schlappmachen, auf der Party bei Ochsenknechts. Mal sehen, ob die Ferres heute wieder nackt auf dem Tisch tanzt, wenn die Bowle leer ist, höhöhö!
Die Maske hat mich heute mal wieder so richtig vollgekleistert mit Grundierung W5. Als ob ich das nötig hätte! Man kriegt das Zeug mit den Feuchttüchern kaum wieder raus aus den Poren.
Hasi, mein öliger Agent, kommt herein ohne zu klopfen und ruft mir zu, daß die Stretch-Limo da sei. Gut! Ich lege noch die letzten Goldkettchen an, noch etwas Gel ins Haar und dann los. Fast hätte ich die Sonnenbrille vergessen. Ohne geht es nicht, Du weißt ja wie das ist.
Ich schreite dynamisch durch die schwach erleuchteten Korridore, die Bühnenarbeiter und Roadies nicken mir ehrfürchtig zu, mit jedem Schritt nähere ich mich dem Bühnenausgang. Da ist er schon. Ich atme tief durch, nehme mich zusammen, der Wachmann ruft "Er kommt!" und öffnet mir schwungvoll die Tür. Dieses Geschrei!!!
Zwischen mir und der Limo liegen nur etwa zehn oder zwölf Meter und doch braucht es die geballte Kraft der Security, um mir die Menge der kreischenden Teenies und deren Mütter vom Leibe zu halten. Ekelhaft! Ich lächle ihnen zu und denke mir während ich mich in die weichen Elefantenhodenlederpolster fallen lasse:
Wäre ich doch nur Fleischer geworden, wie der Herr bei der Berufsberatung damals vorgeschlagen hat.
DAS wäre ein Leben!
Ein Text von: boustrophedon
köstlich, köstlich.....danke! 🙂