von Saskia777

Es war einmal

5. August 2009 in Weblogs

An diesem Morgen.

An diesem kühlen, stürmischen Morgen,
möchte ich einen Gedanken von Dir borgen;
dafür, sende ich Dir einen von den meinen;
vielleicht, sie sich auf halben Wege vereinen?

Wäre es möglich, Gedanken zu übertragen,
würde der eine, den anderen jagen,
zu fragen, was Du soeben machst,
ob Du beschäftigt bist oder gerade lachst?

So gerne würde ich von Dir wissen,
wirst Du, nur ein wenig, mich vermissen?
Die heiße Schwarze hängt an Deinen Lippen,
ich seh` Dich, ganz vorsichtig, an ihr nippen;
doch sie hängt so lustvoll an Deinem Mund;
Du leerst sie aus, bis auf den Grund.

Was beginnst Du nun, mit dem frischen Morgen?
Gehst Du aus, um Dies und Jenes zu besorgen,
oder werkelst Du emsig bei Dir Zuhause,
oder sitzt ganz still in Deiner Klause ?

Ich werde es wohl nie erfahren,
lehrt doch die Erkenntnis seit vielen Jahren,
ein jeder geht, ganz für sich, ganz allein;
so war es gestern, so wird es wieder sein.

So, wird`s nie wieder sein.......

Saskia777

von Saskia777

Mittwoch ist Hosentag.

3. August 2009 in Weblogs

Mittwoch ist Hosentag !!

Oder die kleine Geschichte eines Mannes, der Zeit totschlagen musste.

Er kam aus Silixen, einem kleinen Dorf irgendwo vom Lande.
Seine Tochter hatte sich bei der Deutschen Bank in Bielefeld beworben und war zu einem Vorstellungsgespräch geladen worden.

Nun befanden sich beide auf dem Weg dorthin. Er war ein guter Familienvater und brachte sicher und pünktlich sein Töchterchen zu dem anberaumten Termin.

Er war selten in einer großen Stadt.
Seine Tage waren ausgefüllt durch seinen Beruf in einer Elektronik – Firma und zuhause wartete, auch noch nach Dienstschluss, manche Arbeit auf ihn.
Eine kleine Landwirtschaft mit einigem Hausgetier waren zu versorgen.
Da war immer etwas zu tun.

Nun war er also in der großen Stadt und da viele Bewerber zu dem Vorstellungsgespräch geladen waren und er keine Lust verspürte, stundenlang auf dem Gang zu sitzen, sah er sich gezwungen, die Wartezeit irgendwie und irgendwo totzuschlagen.

Sein erster Weg führte ihn in das Kaufhaus Saturn.
Er schlenderte durch die Abteilungen, kaufte dieses und jenes
und unter anderem auch einiges, was er eigentlich gar nicht brauchte.

In der Besucherecke der Bäckereiabteilung verzehrte er ein Stückchen trockenen Kuchen und etwas Dünnes, was Kaffee sein sollte und ärgerte sich über den, seiner Ansicht nach, zu hohen Preis.

Dann bummelte er durch die Geschäftsstrassen der Innenstadt.

Ein Schaufenster mit einem nicht zu übersehenen Schild auf dem mit großen Lettern geschrieben stand:

„ Mittwoch ist Hosentag!“ - Sonderpreis!“
Eine Hose 7.90 Euro, jede weitere 4,90 Euro!!

zog sofort seinen Blick auf sich.

Das konnte er sich nicht entgehen lassen und das schlechte Gewissen über den Kauf der Kinkerlitzchen war vergessen.

Energisch schritt er zur Tat.

„ Bitte drei Jeans, Größe 44,“ sagte er zielsicher zu der Dame hinter dem Tresen.

Die schaute zuerst ganz verdutzt, dann brach sie in ein schallendes Gelächter aus.

" Mein Herr, " sagte sie, " Sie befinden sich in keinem Kaufhaus, sondern in einer Reinigung.“

Ja, Bielefeld war eben nicht Silixen.

Saskia777

von Saskia777

Stefan und Saskia.

10. Mai 2009 in Weblogs

Stefan.

Wie so oft, so saß ich auch an diesem Tag auf den letzten Stufen der steinernen Rheinböschung und planschte mit meinen Füßen im Wasser.
Ich schaute den Schleppkähnen nach, die, gezogen von kleinen Dampfschiffen, in beide Richtungen des Flusses fuhren,
nach Norden und Süden.

Man konnte sehen, ob sie beladen oder frei von jeder Fracht waren.
Waren sie beladen mit Getreide, Kohlen oder anderem Gut lagen sie tief im Wasser. Waren sie leer, konnte man sie in ihrer ganzen Größe sehen.

Sie kamen aus allen europäischen Ländern.
Ich erkannte ihre Herkunft an den bunten Fähnchen, in den Farben ihrer Länder.
Franzosen, Holländer, Belgier, Ungarn, Schweizer, Österreicher. Besonders gefielen mir die französischen Schiffer mit ihren schwarzen, schief sitzenden Mützen.

Wäsche flatterte an Leinen im Wind. Mundharmonikamusik klang über das Wasser des Rheins.

Über meinen Fluß. Der ganze Hafen war mein Revier.

Auf einmal sah ich, nicht weit von mir, einen Jungen in meinem Alter.

Die Hosenbeine gingen bis zum Knie, hager, mit viel zu großen Ohren.

In der rechten Hand hielt er ein selbstgebasteltes, kleines Flugzeugmodell und mit dem ausgestreckten Arm machte er immer die gleichen Bewegungen.
Er zog den angewinkelten Arm bis zur Schulter zurück und schnellte ihn dann hoch, als wollte er das Flugobjekt in den Himmel schleudern.

Irgendwie reizte mich der Bengel. Was hatte der hier zu suchen?
In meinem Revier?

Ich sah ihm einige Zeit zu und fand alles ziemlich albern.
Ich schlenderte zu ihm hin und fragte schnippisch:“ Was würdest du tun, wenn ich dir deinen Flieger kaputt mache?“

Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern und ohne mich dabei anzusehen, sagte er:“ Dann kriegst du einen Tritt in den Arsch!“

Von da ab waren wir Freunde.

Stefan war mit seinen Eltern und seiner kleinen Schwester neu zugezogen. Sein Vater hatte die Stelle eines leitenden Ingenieurs
der Fortiner Getreidemühlen im Düsseldorfer Hafen erhalten.

Stefan wurde ebenfalls in die Konkordia – Schule und in meine Klasse eingeschult.
Wir waren unzertrennlich. In der Schule und auch sonst.

Jede Woche musste eine Schülerin die Verantwortung für die Sauberkeit der Klasse nach Unterrichtsschluß übernehmen.
Blumen gießen, Papierkorb leeren, Kreiden sortieren, und vor allen Dingen, die Tafeln sauber wischen.
Erst mit einem nassen Schwamm und dann mit einem Lappen trocken putzen.

Dazu durfte sich jede eine Freundin ihrer Wahl zur Unterstützung aussuchen.
Als die Reihe an mich kam, nun, wen wählte ich? –
Klar! - Stefan !
Die anderen Schüler und Schülerinnen grinsten verlegen.
Uns war das egal, wir waren sehr emanzipiert.

Nachmittags zogen wir mit kleinen Zigarrenkistchen ausgerüstet, in die wir etwas Gras gesteckt hatten, los, und sammelten Flimmflämmchen.
Sie saßen in den Ecken des schmiedeeisernen Aufsatzes der niedrigen, roten Backsteinmauer, die das Hafenbahngelände und die Kornhausstrasse auf der ganzen Strecke von der Stromstrasse trennte.

Wir sammelten nicht nur rote mit schwarzen Pünktchen, sondern, besonders hübsch waren die gelben, auch braune und schwarze.
Wer die meisten hatte, war Sieger.
Flimmflämmchen sind Marienkäfer.

Stefan fragte mich:“ Hast Du schon einmal ganz frische Haferflocken gegessen?“ Ich kannte nur welche aus der Tüte.
„Nein,“ sagte ich. „Na, dann komm mit.“

Wir gingen in die Weizenmühle

Hoch hinauf, wo die Säcke mit der frischen Köstlichkeit gefüllt wurden. Mit beiden Händen griffen wir in die noch warmen Haferflocken und aßen uns satt – köstlich!

Mit verschmierten Mündern setzten wir uns dann auf die Rutschbahn, die nur für die Beförderung voller Säcke bestimmt war und – hui –
ging`s hinunter, zum Schrecken der Müllersleute, die in Erwartung der vollen Säcke uns heruntersausen sahen.
Dann aber schnell weg. Wehe, wenn uns Stefans Vater erwischt hätte.

Lieber Stefan.

Auf dem Heimweg von einem unserer Abenteuer fragtest Du mich:
“ Sag` mal, wen heiratest Du einmal?“

„ Das weiß ich doch jetzt noch nicht,“ antwortete ich.

„Ja, aber wenn Du gar keinen mehr mitkriegst,“ drängeltest Du weiter,
„ wen dann ?“

Da habe ich ohne zu zögern gesagt: “ Dich.“

Weißt Du es noch ?

Lieber Stefan:

ich weiß nicht, wohin Dich der Wind oder der Sturm des Lebens geweht hat.

Längst bist Du Großvater, wie ich Großmutter bin.

Wenn Du noch lebst, sende ich Dir zwei gefüllte Hände voll frisch duftender Haferflocken,
den Duft des Rheins, und den Duft des Hafens.

Unseres Reviers.

Saskia777

von Saskia777

Die Hörner der Wikinger

22. März 2009 in Weblogs

Take it easy.

Take it easy – war nach der Heimkehr ein oft gesagter Satz meines Vaters. Und wir hatten das nach dem Krieg bitter nötig.

Ich will Euch jetzt eine kleine nette aber wahre Geschichte erzählen.

Nachdem mein Vater nach einem aussichtslosen Kampf, mit nur wenigen Überlebenden seiner Kompanie, in amerikanische Gefangenschaft geraten war, wurde er über England nach Amerika transportiert.
Es ereignete sich im ersten Camp seiner Gefangenschaft in Texas.
Amerikanische Einwohner, darunter viele Frauen, bestaunten die deutschen prisoner of war, hinter der Einzäunung.

Sie fanden Gefallen an den deutschen Landsern und wie mir mein Vater erzählte, steckten sie ihnen oft Briefchen zu mit dem roten Abdruck ihrer Lippen.

Mein Vater wurde, nach ausgiebiger Betrachtung gefragt, und das ist kein Scherz, wieso sie keine Hörner hätten. Man hätte ihnen erzählt,
die Deutschen hätten Hörner.
Wahrscheinlich in Anlehnung an den Kopfschmuck der Wikinger.

Das Gelächter der Gefangenen könnt Ihr Euch sicher vorstellen .
Daraufhin sagte ein Texaner:“ Dann sind wir ein Opfer der amerikanischen Propaganda geworden.“

Vor der deutschen Kapitulation mussten die Gefangenen nicht arbeiten und vertrieben sich die Zeit mit vielen handwerklichen Beschäftigungen.

In dem Camp wurden Western-Filme gezeigt, die sich die Gefangenen mit ihren Wächtern gemeinsam ansahen. Die Filmleinwand hatte zahlreiche Einschüsse, denn, wenn der Bösewicht es in den Filmen zu arg trieb, zogen die boys ihre Colts und schossen auf die Leinwand.

Mit der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht, änderte sich das Leben in den Camps drastisch. Aber trotz harter Arbeit in den Baumwollfeldern, war diese Gefangenschaft sicher nicht mit der russischen in Sibirien zu vergleichen.

Sie bekamen gut und reichlich zu essen. Alle paar Monate, wurden die Kriegsgefangenen in andere Camps verlegt, damit keine engere Beziehung und Verständigung zu der einheimischen Bevölkerung stattfinden konnte.

Die letzte Lagerzeitung, von deutschen Gefangenen zusammengestellt, ist noch in meinem Besitz.

Einen schönen Sonntag wünscht Saskia777

von Saskia777

Es war einmal.......

26. Februar 2009 in Weblogs

Es war einmal....

Einst lebte ein kleines Mädchen, das mit neugierigen Augen die Welt betrachtete.
Es glaubte, daß überall Licht wäre und es nur gute Menschen gäbe und dass
das Leben wunderschön wäre.

Alles war für sie interessant. Jeder Tag, brachte für sie etwas Neues.
Sie sah Schiffe auf dem großen Fluß fahren, an dem ihre Stadt lag.

Raddampfer, Dampfschiffe, Wasserflugzeuge, Schleppkähne, die andere Kähne den Fluß rauf und runter hinter sich herzogen.
Einige kippten, bevor sie unter der großen Brücke durchfuhren, ihre Schornsteine, um ohne Schaden passieren zu können.

Sie sah voller Erstaunen, wie kräftige Flößer ihre zusammengebundenen Hölzer mit großer Geschicklichkeit durch die Untiefen des Rheins lenkten.

Vom Frankenwald kommend, fuhren sie bis nach Holland.
Dort, verkauften sie ihre Holzstämme.

Hatten sie ein gutes Geschäft gemacht, konnten sie hin und wieder mit der Eisenbahn in ihre Heimatdörfer, an der Wilden Rodach, zurückfahren,
Oft genug mussten sie auf Schusters Rappen ihren Weg nach hause zurücklegen.

Manchmal zogen Handwerksgesellen in ihrer malerischen Tracht, durch die Straßen der Stadt.

In weiten, schwarzen Sammethosen, schwarzen, enganliegenden kurzen Jacken mit goldenen Knöpfen, einen großen, breitrandigen Hut auf dem Kopfe, ein buntes Dreiecktuch kess um den Hals geschlungen, das Ränzlein auf dem Rücken und den Wanderstab in der Hand; so marschierten sie auch durch das Hafengebiet.

Besonders gefiel dem kleinen Mädchen der große, goldene Ohrring den sie trugen und die flotten Weisen, die sie auf ihren Mundharmonikas spielten.
Heitere junge Handwerks und Wandergesellen.

Eines Tages erschien hoch über ihr ein, einer riesigen Zigarre ähnliches, seltsames Luftgefährt. Es zog ruhig und wie selbstverständlich seine Bahn über den blauen Himmel.
Überall standen Menschen und blickten nach dem wunderlichen
Schiff in der Luft.

Sie staunten und lachten und redeten aufgeregt durcheinander.

Die Welt war voller Wunder. Voll schöner Wunder.

Wie vertraut war ihr ihr Viertel. Am Tage und auch abends, wenn die Gaslaternen angezündet wurden, wenn nach und nach die Lichter in den Häusern aufleuchteten.

In der Dämmerung flackerten an den heimkehrenden Pferdefuhrwerken Petroleumlampen. Der Autoverkehr war längst nicht so erdrückend wie heute.
An vielen Stellen der Stadt gab es noch die runden, kunstvoll gestalteten steinernen Pferdetränken.

Die schönsten Kaltblüter in prächtigstem Zaumwerk hatten die großen Bierbrauereien.

Das war alles einmal, vor der großen Zerstörung.

Dann kam eine Zeit, die sie nicht verstand und die alles von Grund auf veränderte.
Eines Tages brannte es in der Stadt. Sie sah die bestürzten Mienen ihrer Eltern.
Eines Morgens sah sie zerschlagene Schaufenster, Möbel lagen zertrümmert auf dem Trotteur.

Als sie eine vorübergehende Passantin erschrocken fragte, was das zu bedeuten hätte, bekam sie die Antwort:“ Das ist die Strafe für die Schlechten. Es ist der gerechte Zorn des Volkes. “

So wurde dem kleinen Mädchen beigebracht, daß es nicht nur Schönes sondern auch Böses in ihrer heilen, wenn auch nicht üppigen Welt gab.

Je älter sie wurde, um so öfter wurde sie mit diesem Bösen konfrontiert.
Nichts war mehr wie einst.

Angst, Misstrauen, Hass, Neid und viel Leid lernte sie kennen.
Menschen, die ihr vertraut waren, verschwanden und sie sah sie niemals wieder.
Andere traten mit hartem Schritt an ihre Stelle.

Später, viel später erkannte sie, daß es nie mehr so sein würde, wie es einmal gewesen war.
Aus dem Lebenswunder war ein Lebens und Überlebenskampf geworden.

Damals, wie heute.

Saskia777

von Saskia777

Heinerles Weihnachtsbär

13. Dezember 2007 in Weblogs

Heinerles 7 RM Weihnachts - Teddybär.

Endlich war es so weit. Es weihnachtete sehr.

Als erstes kamen wir am Spätnachmittag des Heiligabend, nacheinander, in den großen Waschzuber.
Ab und zu, musste meine Mutter heißes Wasser nachschütten, denn frieren, wollte keiner. Dann, und das gab es in jedem Jahr zu Weihnachten, neue Unterwäsche, die ersten Jahre mit „ Klappe hinten. „ Später, als nicht mehr zumutbar, gab es Hemdchen und Höschen einzeln und Leibchen und ........lange Wollstrümpfe an Strippen.

So total aufgefrischt, saßen wir später unter dem sehr liebevoll geschmückten Weihnachtsbaum. Andächtig wurden alle Weihnachtslieder gesungen.
" Oh, Tannenbaum " sangen wir als erstes und endeten
mit „ Es ist ein Ros entsprungen.„
Ich erinnere mich noch an den strengen Blick meiner Mutter, als ich inbrünstig sang: „Es ist ein Ross entsprungen.“ Ich habe es nie wieder getan.
Es war auch gar nicht so abwegig, denn im angebauten Stall, nebenan, standen vier Pferde. Drei Reitpferde und das schwere Kaltblut David.
Mein Lieblingspferd hieß Edelfink und war ein Rappe.

Geschenke, gab es nicht viel; ein Päckchen Buntstifte oder eine neue Federhaltermappe, ein Buch, einpaar Taschentücher mit Spitze, einen kleinen Spiegel für mich, ich war schon damals etwas eitel.

Meine Schwester bekam weißen Leinenstoff für eine Bluse und eine Brosche, ein schöngeformtes Blatt aus Perlmut. Sie war nicht zufrieden: „ Wenn ich denke, was meine Freundinnen alles bekommen,“ flüsterte sie mir zu.

Meine Mutter überhörte es. Ich schämte mich ein bißchen für meine Schwester, denn ich wusste, daß es kein Geiz meiner Eltern war.

Außerdem war ich an diesem besonderen Heiligabend nicht ganz unschuldig an ihrer Unzufriedenheit.

Meine Mutter hatte mir einige Tage vor dem Fest Geld gegeben.
Ich sollte in Düsseldorf in die Altstadt zu Tietz gehen und für meinen kleinen Bruder einen Teddybär kaufen. Der alte hatte nur noch ein Bein war schon vor lauter Liebhaben sehr verschlissen.

Sie hatte wieder ihre wirklich schlimme Migräne und konnte nicht selbst gehen.
Sie hatte das Geld nicht passend und darum schärfte sie mir ein, gib nicht mehr als 3,50 RM für den Bären aus, mehr darf er auf keinen Fall kosten.

Ich war glücklich. Einen Auftrag hatte ich bekommen, einen wirklich ernsthaften Auftrag, und ich durfte zum ersten Mal alleine in die Altstadt.

Lange, habe ich vor den festlich erleuchteten Schaufenstern gestanden.
Puppen sah ich; wie lange hatte ich mir schon eine gewünscht.

Elektrische Eisenbahnen fuhren durch liebliche Papplandschaften mit Bäumen, kleinen Gärten und beleuchteten Häusern.
Sie fuhren in kleine Tunnels hinein uund kamen auch tatsächlich hinten wieder heraus.
Winzige Figürchen konnte man an den Bahnübergängen erkennen,
und ich entdeckte sogar einen Schaffner mit roter Kelle.

Alles glänzte und leuchtete im weihnachtlichen Glanz. Es war himmlisch und für mich ein kleines Wunder.

Endlich riß ich mich von dem bezaubernden Anblick los und ging in das Geschäft hinein und fand auch die Spielzeugabteilung mit den Bären.

Sie saßen erhöht in einer Reihe, hoch auf dem Regal.
Einer neben dem anderen.
2,00 RM, 3,50 RM, 5,00 RM, 7 RM - Bären.

Der zu 7,00 RM Bär war am prächtigsten und er konnte so schön und tief brummen. Dagegen sah der zu 3,50 RM Bär total unterernährt und struppig aus.

Was würde Heinerle für Augen machen, wie würde er sich freuen, wenn er ihn in seinen kleinen Ärmchen hielt. Und ich traute kaum meinen eigenen Ohren, als ich zu der Verkäuferin mit fester Stimme sagte: “ Ich möchte den Bär zu 7,00 RM.

“ Wirklich? “ fragte zögernd die Verkäuferin: „ Hast Du denn so viel Geld bei Dir? “ Ich hatte!

Gib ja nicht alles aus, hatte meine Mutter noch gesagt. Sie hatte es nicht passend gehabt und an dem Tag, ging es ihr wirklich sehr schlecht.
Ich ging nach Hause. Glücklich und doch voller Angst.
Mutti fiel fast in Ohnmacht. “ Was hatte ich dir gesagt? Wie kann man nur so viel Geld für einen Teddybären ausgeben? „ schallt sie.

Dieser Teddybär, war das Einzigste, was gerettet wurde.
Denn, als unsere Familie durch den Krieg auseinandergerissen wurde,
jeder an einen anderen Ort, und meine Mutter mit meinem kleinen Bruder schon an der Haltestelle Stromstrasse stand und auf die
Linie 8 wartete um zum Bahnhof zu fahren, rief mein kleiner Bruder:
“ Mein Bär, meinen Bär, haben wir vergessen.“

Er weinte so bitterlich, daß meine Mutter zurück lief und den Bären holte, den er an sich presste und nicht mehr los ließ.

Der Bär war gerettet und wir auch. Die Firma Gerhardt & Co , vier Pferde, zu unserem Entsetzen auch der Pferdeknecht, weil er nicht rechtzeitig in den Luftschutzkeller gekommen war, verbrannten im Düsseldorfer Hafen durch Phosphorbomben der Alliierten.

von Saskia777

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