Zeit – Trauerzeit

Zeit – Trauerzeit (Larabella)

Zeit ist ein Geschenk. Man redet über sie, braucht sie und geht mit ihr. Und sie vergeht – als Lebenszeit. Das macht traurig; ist Trauerzeit.
Ich stehe gerade in dieser Zeit. Das zu beklagen ergibt aber keinen Sinn; es ist und bleibt gemeinsam verbrachte, vergangene Zeit.
Unwiederbringlich vorbei, weder nachholbar noch ersetzbar. Deswegen schwer zu ertragen, schwer zu akzeptieren. Es fehlt jemand! Die Leere aufzufüllen braucht Zeit; ich habe sie.
Eine turbulente Zeit. Sie meldet sich an, wie ein Gewitter sich anmeldet: bedrohend. Sie findet ihren Höhepunkt im Anblick einer Urne und in Tränen. Vorbei, seine Zeit!Zeit hilft und versucht vergessen zu machen. Es ist wieder Alltag, obschon noch Beileidskarten eintreffen. Der Winter hat sich mit Schnee angemeldet: Winterzeit. Sie drängt zur Weihnachtszeit – jetzt schon!
Letztes Mal noch dabei; alle beisammen; eine Familie. Gedanken formen Andenken; sie wollen zurückdenken und nachholen. Versäumtes, verstreut unter Gedanken, ist jetzt auch tot – und trotzdem da: Erinnerungen, machtloses streben versäumtes nachzuholen. Zu spät; der Tod hat es vorweggenommen.
Das wird es nicht mehr sein; nie mehr werden – kalt! Ob der Greifensee heuer begehbar wird? Weisst du noch? Wir gingen darüber, gemeinsam. Das war der kürzere Weg zu deinem ´Götti´, wir sparten Zeit. Jetzt ist nur noch Erinnerung, sonst nichts: weder ´Götti´, noch Weg, noch du – warum auch du nicht mehr? Nicht einmal ein wenig aufgesparte Zeit – nichts! So jung; mein lieber Bub.
Es ist noch Zeit geblieben; aufgespart für später. Du hast die Abkürzung genommen und mir Zeit gelassen – Trauerzeit. Sie kann ich nicht aufsparen; sie ist da – mit Trauer und machtlosem Elend. Vorher fanden wir oft – zu oft – keine Zeit füreinander. Wichtiges war wichtiger. Manchmal die Abkürzung – um Zeit zu sparen.
Du fehlst! Die Erfolge deiner Kinder können dir keinen Stolz mehr vermitteln, ich darf ihn wahrnehmen, nicht entgegennehmen; er gehört dir! So ungerecht: nichts kann nachgeliefert, nichts nachgeholt werden. Es ist aus! Unmöglich nachzuholen, was nicht gesagt, getan oder aufgespart worden ist.
Kein Sperling falle vom Baum, ohne Gottes Einverständnis.
Dann muss es hier vorhanden gewesen sein – das Einverständnis. Unverständlich. Nein: ungerecht! Zeit des Zweifelns: Trauerzeit! Immer glauben – wegen des Glaubens: zu einfach als Trost. Das ist doch nur abgekürzter Weg. Eure Wege sind nicht meine Wege! Ja genau: Ich musste den Weg gehen, die Schmerzen, das Leiden ansehen und die Erlösung herbeiwünschen.
Trost war schwer, ja sogar unmöglich zu spenden; wir wussten beide, dass es weder Umweg, noch Abkürzung geben wird. Zwar gab es Zeit; wir hatten sie! Jetzt ist es Leidenszeit.

Ein Text von: Larabella

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Kommentare

  1. 61 jahre war er mein schatz-----unser papi und opi ---fast 3 jahre ist es jetzt her---auf eine frage antwortete man mir------------die trauer bleibt ein leben lang---das leben ist endich---------also trauer auf ZEIT

  2. Larabella, beschreibt wunderbar den Schmerz, den ich fühle und der nicht enden will! ---
    schreckliche Zeit --- ich meine manchmal sie nicht mehr ertragen zu können----

    1. Liebe IngridWW, ich bin jetzt beinahe 2 Jahre Witwe, der Schmerz vergeht nicht, wenn man so lange zusammen war (bei mir waren es 57 Jahre verheiratet) und die Ehe gut war. Der Schmerz vergeht auch nach 2 Jahren nicht, es ist immer noch irgendwie wie ein Alptraum. Es ist wirklich eine schreckliche Zeit, das konnte ich mir gar nicht vorstellen. Ich verstehe Dich gut, die vielen vielen Tränen täglich. Ich versuche es jetzt mal mit Johanniskraut-Kapseln, damit ich nicht in eine noch tiefere Depression abrutsche. Halte durch, es hilft nix, man muß ja irgendwie weiterleben. Liebe Grüße HeiBa

  3. Diese Worte beschreiben was wohl jeder, der einen geliebten Menschen verloren hat, in irgendeiner Weise fühlt oder gefühlt hat. Und der Schmerz endet nie, er wird nur sanfter hab ich hier gelesen. Genauo ist das.
    Mein Schatz musste im September 2018 seinen Kampf gegen den Tod aufgeben, ich durfte bei ihm sein als es soweit war. Dafür bin ich dehr dankbar...

  4. Vielem von dem, was hier geschrieben wurde, kann und muss ich zustimmen.
    Mein Mann starb vor 20 Jahren, die Zeit davor war für ihn und uns alle schlimm und kaum auszuhalten. Trotzdem war es dann , als es passierte, ein weiterer Schlag für uns, obwohl wir alle wussten, dass es für ihn die Erlösung war.
    Für uns begann eine schlimme Zeit und ich stimme @anni1 auch nach den 20 Jahren noch zu, „die Trauer bleibt ein leben lang“, aber auch @Miez hat recht, wenn sie sagt „Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz.“ Und deshalb stimme ich auch @seestern47 und @Lavendel zu, man gewöhnt sich an den Schmerz, er wird mit der Zeit schwächer, weil man anders damit umgeht … nur weggehen wird er nie und das ist für mich richtig so.

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