Zärtlichkeiten

DIE ZÄRTLICHKEITEN

Ich liebe jene ersten bangen Zärtlichkeiten,
die halb noch Frage sind und halb schon Anvertraun,
weil hinter ihnen schon die andern Stunden schreiten,
die sich wie Pfeiler wuchtend in das Leben baun.

Ein Duft sind sie; des Blutes flüchtigste Berührung,
ein rascher Blick, ein Lächeln, eine leise Hand -
sie knistern schon wie rote Funken der Verführung
und stürzen Feuergarben in der Nächte Brand.

Und sind doch seltsam süß, weil sie im Spiel gegeben
noch sanft und absichtslos und leise nur verwirrt,
wie Bäume, die dem Frühlingswind entgegenbeben,
der sie in seiner harten Faust zerbrechen wird.

Stefan Zweig

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Kommentare

  1. liebe Camilla,

    es ist ein sehr einfühlsamer Text, den Du da herausgesucht hast. Und dennoch von starken Gegensätzen geprägt.

    Die ersten süssen Gefühle der Jugend, zart angedeutet, wunderbar beschrieben und das Wissen um die Vergänglichkeit, das Verglühen, die Flüchtigkeit des Augenblicks....

    Mehr noch...die Härte des Lebens wird als unabwendbar dargestellt, das Zerbrechen... Und trotz des Wissens um das Ende der Träume, beginnen die Menschen dieses Spiel ewig aufs neu.

    Mögen unsere Träume nie enden...liebe Camilla

    Herzliche Grüsse Renate

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