Seniorensitting

H. der Mann eines befreundeten Ehepaares, hat bei der Zuteilung von Alzheimer + Parkinson den Finger zu vorwitzig hochgereckt und leidet mit unterschiedlicher Intensität an Beidem.
3x hatte ich bereits auf ihn aufgepasst aber nur so eine Stunde oder zwei damit sie zum Beispiel in Frieden zum Arzt oder mit ihren Saunadamen wenigstens den Kaffeeklatsch mitmachen konnte und einmal war ich mit ihm im Konzert. Jetzt sollte es ein ganzer Tag sein, um mit Bruder und Schwägerin zum Weihnachtsmarkt nach Münster zu fahren.
Warum ich darüber schreibe? – weil ich es nicht vergessen möchte und vielleicht macht es ja auch aufgrund dessen jemand nach.

½ 10 Uhr war ich also dort und hatte mir vorher das eine oder andere überlegt was ich mit ihm machen wollte. Nun zuerst war es ein verlängertes Kaffeetrinken und mal in die Zeitung schauen. Dann, weil ich es selber auch machen soll, habe ich mit ihm ein wenig Gymnastik im Sitzen gemacht, zur Kreislaufaktivierung. An die frische Luft und ein Spaziergang war dann vorgesehen. Er läuft gerne und viel, aber alleine geht nicht mehr, weil es sein kann - nicht muß, das er vergißt wie er nach Hause kommt. Leider habe ich zur Zeit Probleme mit Wadenkrämpfen sodas wir ziemlich bald umkehren mußten. Es wurde aber auch schon Zeit an die Zubereitung des Mittagessens zu denken. Um mir gutes zu tun waren schlesische Klöße, Sauerkraut und Kassler vorbereitet. Er wollte helfen und hat als erstes mal die Mikrowelle eijngeschaltet, ohne Inhalt. Besteck, Teller und Gläser klappte gut. Die Sets für drunter zu legen kamen zwar erst zum Schluß aber es war ja genug Zeit. Ach so, ich habe ihn soviel wie möglich selbst machen lassen, braucht aber Geduld.
Während wir Suppe aßen, ging ich noch mal kurz in die Küche zum Umrühren. Als ich zurück kam saß er auf meinem Platz wie wenn nichts wäre und löffelte meine Suppe. Was tun? – Nun ich ekelte mich nicht, habe mir einen frischen Löffel genommen und dann seine Suppe auf seinem Platz gelöffelt. Aber erst war ich schon ein wenig perplex. Nach dem Essen legt er sich immer hin, muß aber ziemlich pünktlich um 14.00 Uhr seine Medikamente nehmen. Wie verschieden Pflege sein kann - ich brauchte nicht windeln. Habe ihm klassische CD`s nach seinem Wunsch aufgelegt. War ihm eine besonderer Genuss weil seine Frau mehr zur leichteren Musik tendiert. Aber selbst kann er den CD-Player nicht mehr bedienen, die Hüllen sind in den Scharnieren fast alle beschädigt. Dann wurde ich von ihm mit einem ehemaligen Kollegen verwechselt.
Korrektur versuchen? – oder drüber weg gehen?
Ich habe ihm dann noch ein wenig vorgelesen nach dem Kaffeetrinken. Es war für mich ein sehr eindringliches Erlebnis dieser Tag – für seine Frau geht es aber dann ja weiter, Bad, Bett, Medikamente und meist öfter wie einmal in der Nacht raus.
Wenn ich jetzt höre der hat Alzheimer + Parkinson dann hat das Umfeld nicht nur meine Hochachtung.
Werde, wenn möglich, auch weiterhin mal die eine oder die andere Stunde „aufpassen“ gehen.

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Kommentare

  1. Weihnachten findet in den Herzen statt und das nicht nur an den paar Tagen.
    Achim, Du überbringst des öfteren ein Weihnachtsgeschenk, was mit Geld nicht zu bezahlen wäre.
    Meine Hochachtung gehört, neben der tapferen Ehefrau, auch Dir.
    Deja

  2. Meine Hochtung ist Dir sicher, es ist nicht zu untersätzen was die Angehörigen dieser Kranken insbesondere die an Alzheimer leiden, leisten müssen. Meine Mutter hatte auch Alzheimer, wir hatten das Glück für die tägliche Versorgung nicht selbst sorgen zu müssen. Sie konnte auch bis zu ihrem Tod in unserem Haus bleiben und wurde dort versorgt. Wir waren dann an den Feiertagen gefraght, und dies war schon sehr anstrengend. Aber solange man die Möglichkeit hat und auch die Kraft ist es wunderbar wenn die Menschen in ihrem Umfeld bleiben können, da finden sie sich noch lange Zeit zurecht, in einer Unterbringung wie Pflegeheim ist die versorgung zum Teil auch in Ordnung, aber die Menschen bleiben sehr oft allein und dann verkümmert das bischen Leben was sie noch besitzen sehr schnell. Lieber Achim, wenn Du die Zeit und die Kraft hast zu helfen, dann ist Dir die Liebe dieser Menschen sicher LG Jutta 🙂

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