Murphys Beerdigung

Murphys Beerdigung (Bely)

An einem dieser kalten Dezembertage vor 2 Jahren war es soweit.
Ein Anruf kam von meinem kleinen Enkel André. Mit zitternder Stimme erzählte er mir, dass Murphy gestorben sei.Murphy war sein Hamster und befand sich immerhin schon im hohen Alter von 3 1/2 Jahren.
Ach jee..... ich stammelte mitleidsvolle Worte zu meinem Enkel in den Hörer und hätte ihn am liebsten auf der Stelle fest in den Arm genommen.
"Mama hat ihn auf Watte gebettet.... jetzt müssen wir nur noch einen kleinen Sarg für ihn besorgen".
"Hmmm", meinte ich, "vielleicht eine Schachtel aus Tante Katrins Parfümladen"?
"Meinste..."??---- Pause----
"Ja.... okay, dann hat er noch unter der Erde einen guten Duft!"
"Eben, mein Schatz!"
Nun musste ich doch tatsächlich ein bisschen schmunzeln.

Tage später: Ich dachte schon gar nicht mehr an das Drama, als es klingelte. Meine Tochter stand vor der Tür und hatte einen aufgebrachten Blick.
Sie öffnete ihre Tasche und zeigte auf eine Parfümschachtel.
"Mama, nun trage ich schon seit vier Tagen den toten Hamster mit mir herum und krieg ihn nicht begraben! Überall, wo es in Frage käme, ist die Erde steinhart und ich kann ihn ja schließlich nicht auf dem Friedhof vergraben!"Ich schnappte nach Luft. Das jemand vier Tage lang einen toten Hamster in der Handtasche herumträgt, ist ziemlich ungewöhnlich.

"Was sagt denn André dazu"?
"Der wartet im Auto. Wir dachten, du wüsstest einen Rat. Mama.... das Tier muss endlich BEERDIGT werden!"Der Blick meiner Tochter war nun flehentlich.
Aha, nun war das also alles von mir abhängig. ---- Meine Gedanken routierten. Einen Garten besaßen wir nicht.Mir fiel ein kleiner, ziemlich unbekannter Weg an unserem Fluss ein, wo wir mal vor Jahren ein Weihnachtsbäumchen nach dem Fest hinpflanzten.
Schnell zog ich mir meine Winterjacke an und schaltete den Herd aus.
"Na, komm, wir schauen mal nach, ob die Erde unter unserem Bäumchen auch so hart gefroren ist!"Im letzten Moment griff ich noch zu einer Schippe.
André blickte mir erwartungsvoll aus dem Auto entgegen.
Wir fuhren bis zu dem kleinen Weg und schritten dann gemessenen Ganges ... André bereits mit der Schachtel in den Händen.... bis zu unserem, inzwischen gewachsenen, Weihnachtsbäumchen.
War es nun die Nähe des Wassers, oder war da vorher ein Maulwurfhügel (was ich im Stillen annahm)..... jedenfalls direkt unter unseren Bäumchen konnten wir mühelos ein kleines Loch graben. Aufatmen allerseits! Meine Tochter rupfte noch zwei kleine Tannenzweige vom Bäumchen und legte sie auf den Boden des Loches. Das fand André schön und würdig.... man sah es ihm an. Bedächtig legte er die Schachtel hinein, auf die er zwischen der Parfümaufschrift und Firmennamen noch "Murphy" in krakeligen Buchstaben geschrieben- und ein kleines Kreuz gemalt hatte.

Schnell buddelten wir das Loch zu und versprachen André, im nächsten Frühjahr mit ihm darauf Blumen zu pflanzen.Solchermaßen getröstet warf er noch einen langen Blick auf den kleinen Erdhügel und hüpfte dann erleichtert zurück zum Auto.

(Bely)

Eine Geschichte von Bely

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