Mit dem Herzen sehen
Unhörbar für Ohren,
ist die Welt erfüllt von Hilfeschrein,
mit dem Herzen sind sie nur zu hören,
doch unsere Herzen sind aus Stein.
Das muss so sein,
sie wären längst zerbrochen, unsre Herzen,
könnten sie es sehen,
all das Elend, all die Schmerzen.
Unsere Augen, unsere Ohren,
sie sind immun geworden,
gegen all die bunten Bilder,
von Hunger, Elend, Gewalt und Morden.
Auch der Verstand ist stumpf geworden,
gegenüber allem Leiden,
ist es Fiktion, ists Wirklichkeit,
er kann nicht mehr unterscheiden.
Ob Tote, Action, Katastrophen,
ob Angst, Verzweiflung, Schmerz und Not,
ob Wirklichkeit, ob fremde Phantasien,
es ist unser täglich Brot.
Mit solcherart verwirrten Sinnen,
mit Gefühlen, gelähmt und taub,
haben wir uns selbst verloren,
jeder Menschlichkeit beraubt.
Höflichkeit, Respekt und Freundschaft,
hohle Worte ohne Sinn,
ohne Vorbild ist die Jugend
und muss sich praktisch selbst erziehn.
Keine Achtung vor dem Alter
in dieser Wegwerf-Welt,
Kinder sind nur noch Objekte,
dressiert auf Leistung und auf Geld.
Schwache, Kranke, Alte, Arme,
sie nutzen nichts, sie kosten nur,
dass sie überhaupt geduldet werden,
das nennt man Sozialstaat pur.
Die Reichen prahlen nicht, sie protzen,
zelebrieren schamlos ihren Überfluss,
sich daran gierig zu ergötzen,
das gehört zum Muss.
Millionen Kinder ein Leben fristen,
ohne Liebe, ohne Chancen, ohne Brot,
doch ist man ordentlich empört,
ist mal wieder eines tot.
Für Waffen und Konzerne ist Geld da ohne Ende,
die neue Elite, komfortabel hat sie sich versorgt,
mit Geld, das es nicht gibt,
drum wird bedenkenlos geborgt.
Spekulanten sind keine Grenzen gesetzt,
sie sind dabei unsere Erde zu verzocken,
einst wurden sie zutiefst verachtet,
doch heute, Ehre, Ruhm und Reichtum locken.
Die Wirtschaft bedient sich ganz ungeniert,
über Politik kann sie nur lachen,
sie macht ihre Gesetze selbst,
die Politiker dürfen das Häkchen machen.
Der neue GOTT heißt Kapital,
ihm zu opfern ist Heilige Pflicht,
die Menschen, die Umwelt, die ganze Erde,
einfach alles, was Profit verspricht.
Dieser Moloch frisst die Erde,
seine Propheten regieren die Welt,
die Kirche ist zu einem Popanz geworden,
der jedem das sagt, was ihm gefällt.
Der Tag wird kommen,
da die Menschheit aus diesem Dauerrausch erwacht,
der Kater wird gewaltig sein,
und auch die Zeche, die man hat gemacht.
Wir alle sehen, wir alle wissen das,
ohnmächtig, zornig oder resigniert schauen wir zu,
denn an diesem großen Rad können wir nicht drehen,
weder Ich noch Du.
Nur beginnend in uns können wir die Welt verändern,
öffnen wir unsere Herzen zwischen Ich und Du,
sehen und hören wir wieder den Bruder im Nächsten,
sehen wir wieder hin und schauen nicht nur zu.
(EK2008)
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