Luzifer
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„Du verstoßener Engel Luzifer,
dessen Name kennt das Erdenrund.
Wer warst du einst und wo kamst du her;
- wer gibt dein’ wahre Geschichte kund ?
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Man saget, der Engel Höchster warst du
und alle Anderen dich ehrten.
Du warst Stellvertreter Gottes dazu,
bevor sie sich gegen dich kehrten...
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Was war geschehen – was ist nur passiert ?
Warum waren Alle gegen dich ?
Die Antwort brennend mich interessiert.
Warum war dein Straf’ so fürchterlich ?
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Es heißet, wie Gott du werden wolltest;
dein zweiter Platz war dir nicht genug.
Darum verstoßen du werden solltest,
- und weil du voll Hinterlist und klug....
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Auch sagt man, dass du Eva verführtest,
so dass wir Menschen heute leiden.
Du ihre weibliche Schwäche spürtest
und so die Hölle konnt’st bereiten !
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Hast wirklich du mit anderen Engeln,
die abtrünnig wurden, wie du auch,
versuchet, den Herren zu bedrängeln;
- ganz gegen Gesetz und guten Brauch ?
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Habt ihr gekämpfet gar mit dem Schwerte,
zu vergießen selbst des Herren Blut?
Hattet ihr vergessen alle Werte;
- den Unterschied von Böse und Gut ?
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Wie konntest du wider den Schöpfer sein ?
Hast Unglück über uns All’ gebracht!
Ohne dich uns’re Herzen wären rein;
- nicht gäbe es die endlose Nacht ...
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Hast du bereuet nun deine Taten ?
Tut es dir leid – dein schmähliches Tun ?
Bist damals auf Abweg’ nur geraten;
- hast du geändert dein Denken nun?
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Versuchst du tatsächlich, uns zu schaden;
zur Hölle uns hinabzuziehen ?
Sollen im Höllenfeuer wir baden;
- wer hat dir dieses Recht verliehen ...?“
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„O Mensch, so höre meine Geschichte,
sofern du sie denn auch hören magst.
Die ganze Wahrheit ich hier berichte,
so dass zu zweifeln du wohl nicht wagst:
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Nicht Täter – bin Opfer stets gewesen-,
verkannt von Allen für immerdar.
Vor allen Ander’n ich war erlesen;
- ich war der Schönste, Klügste – fürwahr
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Der Neid nur verseuchte ihre Herzen,
ob meiner Schönheit und Erfolge.
Sie konnten es einfach nicht verschmerzen,
dass ich hatt’ so großes Gefolge.
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Sie trieben Hetze und intrigiereten;
verleumdeten mich gar vor dem Herrn.
Für dies alles sie sich nicht genierten;
- und Gott, - er selber sah es wohl gern !
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Sie setzten sich über mich zu Gericht
und brachten ihre falschen Zeugen!
Diese gar lachten mir frech in’s Gesicht;
- sie wussten, ich müsste mich beugen ...
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Du siehst, o Mensch, Schuld nicht auf mir lastet;
- ein Opfer ich nur gewesen bin.
Bis heute die and’re Seit nicht rastet;
- meine inn’re Ruhe ist dahin ...!“
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„Wie kann ich dir glauben, o Luzifer?
Deine Red’ ist voller Widersprüch’.
Diese Worte beeindrucken nicht sehr;
- an ihnen haften üble Gerüch’ ...!
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Man kennet dich als den Herr’n der Lügen,
der das Obere zuunterst kehrt.
Gelingen wird’s nicht, mich zu betrügen,
indem man mich dieses Falsche lehrt.
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Gut taten die Engel damals daran,
dich aus dem Himmel zu verbannen.
Wenn ich nun die Wahrheit nicht hören kann,
so besser mache dich von dannen !“
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„Nun gut, o Mensch, so lasse dir sagen,
wie alles sich zutrug dazumal.
Vielleicht verstehst du dann mein Betragen;
- ich hatte wirklich kein’ and’re Wahl ...
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Wie ich bereits früher schon bemerkte,
so war einst sehr schön ich von Gestalt.
Meine Klugheit mich darin bestärkte,
dass zustand mir auch göttlich’ Gewalt.
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Nicht stand ich allein’ mit diesem Denken;
- ein’ Gefolgschaft hatte ich zuhauf.
Sehr leicht sie ließen von mir sich lenken;
- so nahm das Geschehen seinen Lauf ...
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Warum sollte ich mich stets besinnen,
was ich IHM hatte zu verdanken ?
Sollte ich dem niemals mehr entrinnen;
- dieser Gedanke ließ mich wanken.
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Wenn ER mich wirklich hatte erschaffen,
wie konnt’ ich sein IHM ebenbürtig ?
- Ich glaubte, ich hätt’ die bess’ren Waffen,
d’rum sei ich aller Ehren würdig!
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Hätte ich gesieget in jener Schlacht,
so würde mir göttlich’ Ehr’ zuteil.
Ich wär’ nun nicht Herr der finsteren Nacht;
- in göttlicher Sphär’ ich dann verweil’...
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So ist es doch auch in heutiger Zeit:
- Der Sieger schreibt stets die Geschichte.
Ich habe verloren in jenem Streit;
- darum ich nur dir hier berichte.
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Wer ist schuldig an meines Denkens Art?
Wer schuf mich so, wie ich nun `mal bin?
Warum musste ER mich strafen so hart ?
- - Ist doch ein Teil von IHM in mir d’rin ...
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Warum hat ER mir Verstand gegeben,
wenn ich ihn doch nicht benutzen soll ?
Soll ich denn wie eine Pflanze leben,
die nur mit Blättern und Blüten voll ?
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Bin ich denn wirklich nur böse und schlecht;
- hat Eva nicht auf mich gehöret ?
Hat sie nicht gespüret, dass ich im Recht;
- dass ein And’rer den Frieden störet ...?“
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„Sehr listig bist du, Luzifer,und schlau;
kannst umgeh’n gut mit schönen Worten.
Jedoch noch immer ich dir nicht vertrau’;
- komm’ sonst zu nah’ der Hölle Pforten !
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Eine Erwiderung finde ich nicht,
doch fühle ich, dass etwas verkehrt.
Wenn man es setzet in’s richtige Licht,
ist dies nicht, was uns der Glaube lehrt.“
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„Gemeinplätze sind’s, o Kind der Erde,
die ich von dir zu hören kriege
und ernst ich doch niemals nehmen werde.
- Mein Argument dich nun besiege !
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Der Stärkste immer das Gesetz bestimmt;
- es hat sich daran geändert nichts.
Die lauteste Stimme man nur vernimmt;
- - so auch am Tag des Jüngsten Gericht’s...
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In der Hölle es brennt kein Feuer;
- das Feuer brennt nur tief in mir d’rin.
Weil ich verlor, was mir lieb und teuer;
...und niemals wieder ich nun entrinn’.…
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BMG
@BMG
Unglaublich schön und auch schwer geschrieben. Es dauert bestimmt ein Jahr das genau verstehen. Luzifer =Satan? ist ein Problem, weil Gott nie kein Sekunda macht. Viele Fragen, keine Antworten. Suometar