Luzifer

*

Du verstoßener Engel Luzifer,

dessen Name kennt das Erdenrund.

Wer warst du einst und wo kamst du her;

- wer gibt dein’ wahre Geschichte kund ?

*

Man saget, der Engel Höchster warst du

und alle Anderen dich ehrten.

Du warst Stellvertreter Gottes dazu,

bevor sie sich gegen dich kehrten...

*

Was war geschehen – was ist nur passiert ?

Warum waren Alle gegen dich ?

Die Antwort brennend mich interessiert.

Warum war dein Straf’ so fürchterlich ?

*

Es heißet, wie Gott du werden wolltest;

dein zweiter Platz war dir nicht genug.

Darum verstoßen du werden solltest,

- und weil du voll Hinterlist und klug....

*

Auch sagt man, dass du Eva verführtest,

so dass wir Menschen heute leiden.

Du ihre weibliche Schwäche spürtest

und so die Hölle konnt’st bereiten !

*

Hast wirklich du mit anderen Engeln,

die abtrünnig wurden, wie du auch,

versuchet, den Herren zu bedrängeln;

- ganz gegen Gesetz und guten Brauch ?

*

Habt ihr gekämpfet gar mit dem Schwerte,

zu vergießen selbst des Herren Blut?

Hattet ihr vergessen alle Werte;

- den Unterschied von Böse und Gut ?

*

Wie konntest du wider den Schöpfer sein ?

Hast Unglück über uns All’ gebracht!

Ohne dich uns’re Herzen wären rein;

- nicht gäbe es die endlose Nacht ...

*

Hast du bereuet nun deine Taten ?

Tut es dir leid – dein schmähliches Tun ?

Bist damals auf Abweg’ nur geraten;

- hast du geändert dein Denken nun?

*

Versuchst du tatsächlich, uns zu schaden;

zur Hölle uns hinabzuziehen ?

Sollen im Höllenfeuer wir baden;

- wer hat dir dieses Recht verliehen ...?“

*

O Mensch, so höre meine Geschichte,

sofern du sie denn auch hören magst.

Die ganze Wahrheit ich hier berichte,

so dass zu zweifeln du wohl nicht wagst:

*

Nicht Täter – bin Opfer stets gewesen-,

verkannt von Allen für immerdar.

Vor allen Ander’n ich war erlesen;

- ich war der Schönste, Klügste – fürwahr

*

Der Neid nur verseuchte ihre Herzen,

ob meiner Schönheit und Erfolge.

Sie konnten es einfach nicht verschmerzen,

dass ich hatt’ so großes Gefolge.

*

Sie trieben Hetze und intrigiereten;

verleumdeten mich gar vor dem Herrn.

Für dies alles sie sich nicht genierten;

- und Gott, - er selber sah es wohl gern !

*

Sie setzten sich über mich zu Gericht

und brachten ihre falschen Zeugen!

Diese gar lachten mir frech in’s Gesicht;

- sie wussten, ich müsste mich beugen ...

*

Du siehst, o Mensch, Schuld nicht auf mir lastet;

- ein Opfer ich nur gewesen bin.

Bis heute die and’re Seit nicht rastet;

- meine inn’re Ruhe ist dahin ...!“

*

Wie kann ich dir glauben, o Luzifer?

Deine Red’ ist voller Widersprüch’.

Diese Worte beeindrucken nicht sehr;

- an ihnen haften üble Gerüch’ ...!

*

Man kennet dich als den Herr’n der Lügen,

der das Obere zuunterst kehrt.

Gelingen wird’s nicht, mich zu betrügen,

indem man mich dieses Falsche lehrt.

*

Gut taten die Engel damals daran,

dich aus dem Himmel zu verbannen.

Wenn ich nun die Wahrheit nicht hören kann,

so besser mache dich von dannen !“

*

Nun gut, o Mensch, so lasse dir sagen,

wie alles sich zutrug dazumal.

Vielleicht verstehst du dann mein Betragen;

- ich hatte wirklich kein’ and’re Wahl ...

*

Wie ich bereits früher schon bemerkte,

so war einst sehr schön ich von Gestalt.

Meine Klugheit mich darin bestärkte,

dass zustand mir auch göttlich’ Gewalt.

*

Nicht stand ich allein’ mit diesem Denken;

- ein’ Gefolgschaft hatte ich zuhauf.

Sehr leicht sie ließen von mir sich lenken;

- so nahm das Geschehen seinen Lauf ...

*

Warum sollte ich mich stets besinnen,

was ich IHM hatte zu verdanken ?

Sollte ich dem niemals mehr entrinnen;

- dieser Gedanke ließ mich wanken.

*

Wenn ER mich wirklich hatte erschaffen,

wie konnt’ ich sein IHM ebenbürtig ?

- Ich glaubte, ich hätt’ die bess’ren Waffen,

d’rum sei ich aller Ehren würdig!

*

Hätte ich gesieget in jener Schlacht,

so würde mir göttlich’ Ehr’ zuteil.

Ich wär’ nun nicht Herr der finsteren Nacht;

- in göttlicher Sphär’ ich dann verweil’...

*

So ist es doch auch in heutiger Zeit:

- Der Sieger schreibt stets die Geschichte.

Ich habe verloren in jenem Streit;

- darum ich nur dir hier berichte.

*

Wer ist schuldig an meines Denkens Art?

Wer schuf mich so, wie ich nun `mal bin?

Warum musste ER mich strafen so hart ?

- - Ist doch ein Teil von IHM in mir d’rin ...

*

Warum hat ER mir Verstand gegeben,

wenn ich ihn doch nicht benutzen soll ?

Soll ich denn wie eine Pflanze leben,

die nur mit Blättern und Blüten voll ?

*

Bin ich denn wirklich nur böse und schlecht;

- hat Eva nicht auf mich gehöret ?

Hat sie nicht gespüret, dass ich im Recht;

- dass ein And’rer den Frieden störet ...?“

*

Sehr listig bist du, Luzifer,und schlau;

kannst umgeh’n gut mit schönen Worten.

Jedoch noch immer ich dir nicht vertrau’;

- komm’ sonst zu nah’ der Hölle Pforten !

*

Eine Erwiderung finde ich nicht,

doch fühle ich, dass etwas verkehrt.

Wenn man es setzet in’s richtige Licht,

ist dies nicht, was uns der Glaube lehrt.“

*

Gemeinplätze sind’s, o Kind der Erde,

die ich von dir zu hören kriege

und ernst ich doch niemals nehmen werde.

- Mein Argument dich nun besiege !

*

Der Stärkste immer das Gesetz bestimmt;

- es hat sich daran geändert nichts.

Die lauteste Stimme man nur vernimmt;

- - so auch am Tag des Jüngsten Gericht’s...

*

In der Hölle es brennt kein Feuer;

- das Feuer brennt nur tief in mir d’rin.

Weil ich verlor, was mir lieb und teuer;

...und niemals wieder ich nun entrinn’.…

*

BMG

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Mut-WorteSei wie ein Baum im Sturm,beuge Dich den Gezeiten;damit Deine Stärken sich entfalten und damit Deine Seele nicht bricht.Du bist stark,zweifle nicht daran;nicht an Dir…

Kommentare

  1. @BMG
    Unglaublich schön und auch schwer geschrieben. Es dauert bestimmt ein Jahr das genau verstehen. Luzifer =Satan? ist ein Problem, weil Gott nie kein Sekunda macht. Viele Fragen, keine Antworten. Suometar

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