Lebenslauf Kapitel 7

Kapitel 7

Hier wurde mir die Auflage schon mit in die Wiege gelegt, das Mädchen welches du mal nach Hause bringst, heiratest du auch. Punkt und basta.
Aber noch stand ich unter der Fuchtel meines Vaters. Erst wenn du 21 Jahre alt und volljährig bist kannst du abends länger wegbleiben. Jetzt hast du um 22 Uhr in der Wohnung zu sein.
Ach wie habe ich meinen Einstellungstermin bei der Bereitschaftspolizei herbeigesehnt.
Endlich weg.
Und dann war es soweit. Ich rückte ein.
Natürlich wie sollte es auch anders sein, jwd, also „ janz weit draußen“.
Mit 7 Kameraden auf eine Stube, und die Ausbildung begann.
Jeden Morgen um 06.00 Uhr hoch, erst Frühsport dann Frühstück.
Am Tage die so genannte Grundausbildung. Von Polizeiausbildung keine Spur, es war eine reine militärische Ausbildung, und das für ein halbes Jahr.
Um 18 Uhr war Feierabend und bis 19 Uhr Putz -und Flickstunde, danach Freizeit und um 22 Uhr Zapfenstreich. Na toll. Aus der Kaserne raus und mal bis in die Stadt kaum möglich da nur eine Straßenbahnverbindung bestand, und die Haltestelle war gut 30min entfernt. Lohnte sich also nicht. Na zum Freizeitvergnügen gab es ja die Kantine.
Also dort hin, aber nicht Milch oder Brause getrunken, sondern Bier, Schnaps war zu teuer.
Am Wochenende war am Sonnabend um 13 Uhr Feierabend bis zum Sonntagabend um 23 Uhr.
Mit der Einschränkung wenn man nicht Dienst als Telefonposten oder Wache hatte.
Ich hatte diese Dienste ziemlich oft. Mir fiel es schwer alle Anordnungen widerspruchslos hinzunehmen, und so wurde ich schnell als Berufsquerulant mit diesen Diensten belohnt.
Und wie es auch so schön heißt: von der Wiege bis zur Bahre, begleitet die Personalakte das ganze Berufsleben, mit dem netten Hinweis ….. neigt zum Widerspruch!
Aber wenn ich ein Wochenende frei hatte dann nach Hause, Muttern die Privatwäsche zum Waschen gebracht, und spätestens ab 19 Uhr hatte ich Hummeln im Hintern. Gestylt und ab auf die Piste. dank der 42 DM alle 14 Tage Monatsgehalt, konnte so das Vergnügen beginnen.
Da ich auch nicht die Absicht hatte um 22 Uhr, laut Anordnung meines Vaters, wieder in die elterliche Wohnung zurückzukehren, sagte ich gleich Tschüss, ich fahre später in die Kaserne und komme am Sonntag zum Mittag wieder. Ich war auch vom Gedanken beseelt nun alles nachzuholen was mir in meiner Pubertät, dank des fehlenden Zahnes, entgangen ist.
Wie ich heute weiß, nicht zu meinem Vorteil.
Wie ich schon sagte, die Fahrverbindungen zur Kaserne sehr mies, und ab einer bestimmten Uhrzeit fuhr gar nichts mehr. Was tun? Die letzte Bahn nehmen oder durchmachen und die erste Verbindung morgens nehmen? Ich entschloss mich immer für das Durchmachen. Manchmal ergab sich auch die Möglichkeit bei einem Mädchen zu übernachten. Da ich ja in Etablissements verkehrte, die nicht gerade super fein waren, waren die Mädchen, die ich kennen lernte, auch nicht die, wie ich schon sagte, die ich meinen Eltern
hätte vorstellen können. Schon damals hatte mich Jazz begeistert und so besuchte ich ausschließlich Jazzlokale. Die „Badewanne“ wird einigen noch ein Begriff sein. Dort war es mir aber zu teuer und so wurde ich Stammgast, lebendes Inventar, vom „ Studio22“ in der Nähe des Stuttgarter Platzes. Auch andere Tanzböden wurden von mir aufgesucht, je nach Lust und Laune. Aber Lokale wo Rock´n Roll getanzt wurde mussten es schon sein.
Dixie mochte ich auch, aber nicht diesen merkwürdigen Tanzstiel mit dem Armerühren -lach.
Auch damals stand ich schon auf dem Standpunkt jeder Motor braucht Sprit wenn er laufen will, und ich will tanzen, also ebenfalls Sprit. Nur strapazierten diese Aktionen meine Geldbörse, ich hatte auch nie gelernt mit Geld richtig umzugehen, so war ich ziemlich schnell und oft Pleite. Macht ja nichts, für die persönlichen Kleinigkeiten konnte man in der Kantine anschreiben lassen. Ich ließ, oder musste immer anschreiben.
Leider gab es von der Kaserne aus so genannte Streifen vom Stammpersonal, die einschlägige Lokalitäten, die uns verboten waren, kontrollierten. Ich war immer dabei die erwischt wurden, es folgte eine Belehrung mit Eintrag in der Personalakte, diese füllte sich langsam aber sicher, und auch Sonderdienst als Telefonposten oder Wache schieben an den Wochenenden
waren die Folge.

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