Lebenslauf Kapitel 3

Kapitel 3

Kurz vor meiner Einschulung zogen wir in den Bezirk Charlottenburg in eine Straße am Savignyplatz. Hier war es toll, ist es auch noch heute. Der Platz ist eine Szeneecke geworden,
viele „In-Lokale“, die TU in der Nähe und daher auch viele Stundenten.
Bevorzugter Treffpunkt von Touristen, Künstlern und Intellektuellen in den umliegenden Restaurants, Cafés, Buchhandlungen und Galerien.
Ich lernte neue Freunde kennen und der Schulalltag begann.
Zum Anfang noch Schreiben auf der Schiefertafel geübt, sogar die Sütterlinschrift.
Anstrengend war an jedem Morgen, vor Beginn der Stunde, das Aufstehen und mit dem ausgestrecktem Arm das Deutschlandlied singen. Natürlich die 1. Strophe.
Aufgrund der unruhigen Zeiten verbrachte ich von 1943-1944 ein Jahr im ehemaligen Ostpreußen bei meinen Verwandten und 1944 zwei Monate in Erfurt. In Erfurt war mein Vater stationiert und wir lebten bei ihm in der Kaserne, um vor den Bombenangriffen in Berlin geschützt zu sein.
Das Ende des Krieges erlebte ich in Berlin. Die letzten Monate wohnten wir zum Schutz im Hauskeller. Unser Haus blieb, Gott sei Dank, von Bombenschäden verschont.
Mein Bruder war im letzten Kriegsjahr noch Flakhelfer geworden aber zum Glück erlebte auch er das Ende des Krieges bei uns.
Irgendwie war ich auch sauer das die „alte“ Zeit nun vorbei war, hatte ich mich doch schon
darauf gefreut an meinem 10 Geburtstag endlich die Uniform des Jungvolks anziehen zu dürfen. Bewunderte ich doch meinen Bruder in seiner schicken Uniform. Als meine Mutter die kurze Hose und das Hemd im Ofen verbrannte habe ich geweint, ich verstand das alles nicht.
Das Kriegsende und die nachfolgende Zeit waren für mich ein großes Abenteuer.
Überall standen/lagen beschädigte Waffen, Autos usw. herum, sie waren ideale Spielplätze.
Berlin war ja noch komplett von den Russen besetzt, und Kinder hatten bei den Russen Narrenfreiheit, wir konnten machen was wir wollten, nur wenn wir an Waffen herumspielten
wurden sie ungehalten und verjagten uns, wenn es Gewehre waren schlugen sie denen den Kolben ab.
Später wurden wir englischer Sektor.
Vom Hunger will ich nicht schreiben, den hatten wir genügend, aber irgendwie hat uns unsere Mutter durchgefüttert. Wir waren mit dem Geringsten zufrieden. Pferdefleisch war, wenn, an der Tagesordnung.
Mein Vater kam nach einer kurzen Gefangenschaft 1947 nach Berlin, er hat sich von Erfurt bis Berlin zu Fuß per Bahn und wie auch immer durchgeschlagen. Die Familie war zusammen und das Überleben begann. Vater und mein Bruder fuhren hamstern und so schlugen wir uns recht und schlecht durch.

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