Indien Teil 6
Teilweise sind die Straßen an einigen Stellen verbreitert. Nach welchem Prinzip das gemacht wurde, ist uns nicht klar. Es scheint, als verbreitere man die Straßen so weit, wie der Teer im Depot reicht. Dann ist nach einigen Kilometern die nächste Straßenmeisterei zuständig.
Von Agra geht es in südöstlicher Richtung weiter über Gwalior nach Khajuraho.
Über der Stadt Gwalior steht eine gewaltige Festung. Für eine Rupie Wegegebühr können wir den schmalen, steilen Weg hinauffahren. Das prachtvolle Gebäude ist der Man-Mandir-Palast. Ein Gebäude mit unzähligen Kammern, Fluren, Sälen, die durch schmale Flure miteinander verbunden sind. Über mehrere Stockwerke geht es nach unten in den Berg. Plötzlich stehen wir in einem riesigen runden Saal. Durch ein Loch im Boden sehen wir darunter einen weiteren Saal dieses Ausmaßes. Ein beeindruckendes Bauwerk, in dem wir lange herumlaufen.
Die Entfernung zwischen Agra und Khajuraho beträgt etwa 350 km. Das schafft man bei diesen Straßen nicht an einem Tag, zumal wenn man einen alten Palast zwischendurch besichtigt. 
Wir übernachten an einem Rasthaus in einem kleinen Dorf. Der Verwalter spricht nicht Englisch, gibt uns aber trotzdem zu verstehen, dass er Trinkgeld erwarte. Jochen erklärt ihm, dass wir erst schlafen und morgen zahlen, aber immer wieder legt der Verwalter die Hände zusammen und sagt: "Bakschisch, Bakschisch. Schließlich lässt er uns in Ruhe. Er lässt sich 20m von uns nieder und beobachtet, wie wir Kaffee kochen und unser Essen zubereiten. Das ist heute besonders interessant; denn Jochen macht eine Majonnaise für Kartoffelsalat. Jedem Neuankömmling erklärt der Verwalter, was wir da machen. 
Wir fahren jetzt nicht mehr auf einem National Highway. Der Zustand der Straße hat sich nicht geändert, es kommen uns nur weniger Lastwagen entgegen. Dafür sind mehr Fußgänger, Radfahrer und Ochsenkarren unterwegs. Wenn wir einen Ochsenkarren überholen, hupen wir, und der Karren fährt auf die Seite. Etwas komplizierter wird es bei den Radfahrern. Sobald wir hupen, müssen sie sich natürlich umdrehen, dabei machen sie einen Schlenker nach rechts auf die Straße. Anschließend kommt der Schlenker nach links. Man muss also genau im richtigen Moment vorbei fahren. Kinder rennen mit einem Affenzahn auf die Straße, machen aber sofort kehrt, wenn sie die Hupe hören. Erwachsene und Hühner müssen noch schnell vor uns den Weg überqueren.
Ein toter Hund liegt mitten auf der Straße. Wir fahren auf ihn zu und wollen ihn zwischen den Rädern überholen. Da springt er plötzlich auf und läuft jaulend davon.
Für Brücken neueren Datums ist auf diesen Nebenstraßen ein Brückenzoll zu entrichten. Das sind zwischen 40 und achtzig Pfennig.
Über eine Abzweigung kommen wir nach Khajuraho, dem Dorf der 100 Tempel. Es gibt sie in allen Größen, von ganz klein bis zur Größe eines Domes. Die großen Tempel sind über und über mit Reliefs verziert, hauptsächlich mit Männlein und Weiblein in Liebesstellungen. Merkwürdig in einem so prüden Land. Wir betreten so einen Tempel. Ein Priester zeigt uns die Richtung, in der wir einen Sockel mit einem Lingam umrunden sollen. Anschließend bittet er um ein Opfer. Danach erhalten wir einen roten Punkt auf die Stirn. Auf den Wiesen der Umgebung liegen viele Ruinen weiterer Tempel.
Wir übernachten vor einem Hotel für junge Leute. Drei Stunden vor dem Abendessen kommt der Koch und fragt, ob und was wir essen möchten. Wir wählen das, was die anderen Gäste auch essen wollen. Erst anschließend wird eingekauft. Es gibt Indisch-Vegetarisch. 
Mit uns am Tisch sitzt ein junges Dänisches Paar. Die beiden sind mit Fahrrädern unterwegs, um um die Welt zu radeln. Sie schreiben für eine Dänische Illustrierte und verdienen sich so ihr Geld für die Reise. Es wird jeweils an die Dänische oder Österreichische Botschaft eines Landes geschickt. 
Am nächsten Tag spricht uns ein Arzt beim Essen an. Er lädt uns zu sich in die Wohnung ein. Die Wohnung besteht aus einer Terrasse, einem Wohn/Schlafzimmer, einer Küche und einem Innenhof mit einer Toilette. Die Wohnung ist kärglich eingerichtet. Die zwei Betten, in denen er, seine Frau und seine zwei Töchter schlafen, füllen fast das ganze Zimmer aus. Sie haben ein Dienstmädchen von etwa 10-11 Jahren, das sich um die Kinder und den Haushalt kümmern muss. Die Töchter sind 4 und 6 Jahre alt. 
Wir machen am nächsten Tag mit allen einen Ausflug zu einem See.
Fortsetzung folgt
		
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