Indien Teil 5

Über eine Brücke geht es in den Tempel. Er ist brechend voll, die Menschen schieben sich nur sehr langsam durch. In der Mitte des Tempels steht ein Altar, auf dem Blumen, Blumenketten und Münzen geopfert werden. Links und rechts davon sitzen weißgekleidete Musiker mit Musikinstrumenten. Ein Priester nimmt eine Art Marzipanmasse der Besucher entgegen. Sie wird geweiht, und am Ausgang erhält jeder ein bisschen auf zu einem Teller zusammengesteckten Blättern. Im Obergeschoss lesen Weise aus großen Büchern vor.
Draußen suchen wir nach einer Fahrradrikscha, die uns zur Jugendherberge zurück bringt. Wir haben zähe Verhandlungen, bis es einer für 2 Rupien macht (60 Pfennig). Er muss sich sehr anstrengen. Die Strecke ist weiter als wir dachten. So geben wir ihm am Ende 3 Rupien. Er schaut uns verständnislos an. Eine einmal ausgehandelte Summe gilt, man gibt kein Trinkgeld.

Auf guter Straße fahren wir nach Delhi. Delhi besteht aus dem alten Delhi, das mit seinen engen und verwirrenden Straßen für uns unübersichtlich ist, und Neu Delhi, in dem die Regierungsgebäude und die Botschaften liegen. Hier gibt es sogar große Einkaufszentren mit Supermärkten. Die Straßen sind breit und sauber.

Auf der großen Wiese am Roten Fort entdecken wir viele hockende und dabei klönende Menschen, bis wir entdecken, dass sie dort ihre Notdurft verrichten. Anschließend geht man zum Teich und wäscht sich die linke Hand, mit der man zuvor den Po gereinigt hat.

Es ist Diwali, das Lichterfest, Jahresende. Alle Straßen sind mit Blumen und Lichtern geschmückt.
In einem Büro sehen wir einen Chef mit seinen Mitarbeitern, der einen Finger in rotes Pulver auf einem Teller taucht und jedem einen roten Punkt auf die Stirn tupft.

Am nächsten Morgen gehen wir bei Sonnenaufgang an den Jamuna, der ein heiliger Fluss ist. Alle Flüsse, die das ganze Jahr über Wasser haben, sind heilig. Der Weg zum Flussufer ist gesäumt von Süßigkeitenverkäufern und von Ständen mit Blüten oder Blütenketten. Natürlich dazwischen immer die Bettler.

Im Fluss plantschen und waschen sich Männer und Frauen in Kleidung Ihre Sünden ab und laufen dann singend und lachend ans Ufer. Später am Abend werden Raketen und Böller abgeschossen.

Wir gehen in ein Postamt und werden dort von einem Mann unterrichtet, wie man Briefmarken kauft. Zuerst stellt man sich in einer Reihe am ersten Schalter am, um zu erfahren, wie hoch das Porto sei. Dann geht es zur nächsten Schlange. Dort kauft man die Briefmarken. Bei der 3. Schlange wird das aufgeklebte Porto geprüft und abgestempelt.

Überall in der Altstadt stinken die Hauseingänge, Hausecken und Mauern. Jeder Mann uriniert dagegen, auch wenn Schilder dies verbieten.

Wir fahren auf breiter Straße nach Agra. Sie ist in jeder Richtung 2-spurig, und in der Mitte gibt es sogar einen bepflanzten Grünstreifen. Trotzdem kommen uns auf unserer Seite immer wieder Fahrzeuge entgegen.
In Agra stellen wir uns auf einen sehr schönen Campingplatz, auf dem wieder viele Deutsche stehen. Wir gehen zu Fuß zum Taj Mahal. Immer wieder werden wir angesprochen. Man will uns führen, fahren oder etwas verkaufen. Dann gibt es noch die Selbstdarsteller, die über sich erzählen müssen, wer sie sind, und was sie einmal werden. Uns interessiert das nicht. Sie werden ohnehin nie das, was sie sich erträumen.

Der Eintritt ins Taj Mahal ist günstig, man muss allerdings noch einen "Notgroschen" für die Instandhaltung der Anlagen zahlen. Das Taj Mahal ist beeindruckend riesig, nur aus weißem Marmor als Grabmal gebaut. Dabei wirkt es trotzdem so leicht. Schah Jehan hat es für seine Lieblingsfrau Mumtaz Mahal erbauen lassen und dabei das Land in Armut gestürzt. Eigentlich wollte er das Gegentück in schwarzem Marmor für sich am gegenüberliegenden Ufer errichten lassen. Sein Sohn ließ ihn daraufhin gefangen nehmen und sperrte ihn ins Rote Fort auf der anderen Seite, von wo aus er das Taj Mahal anschauen konnte. Beide liegen im Untergeschoss des Taj Mahals begraben. Die Tür zu den Marmorschreinen war ursprünglich zugemauert. Zu ebener Erde stehen noch einmal die gleichen Särge zur Ansicht für das Volk.

Auf der Wiese des Roten Forts von Agra sehen wir wieder kackende Männer, diesmal haben sie aber nur eine Pfütze für die unreine linke Hand.

Westlich von Agra, in Bharatpur liegt ein herrliches Vogelreservat. Es soll das schönste Asiens sein. Der Eintrittspreis ist für Indische Verhältnisse sehr hoch, aber es lohnt sich. Auf einer Fläche von über 30km² leben unzählige Ibisse, Sumpfhühner und andere Wasservögel. Sumpfschildkröten und große Warane, so groß wie Krokodile, laufen über die Straße.

Ab Agra sind die Straßen katastrophal. Sie weisen massenhaft Schlaglöcher auf und sind so schmal, dass derjenige mit den schwächeren Nerven Platz macht und in den Sandstreifen fährt. Das sind meist wir.

Fortsetzung folgt

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